Die gute Nachricht zuerst: In zehn Jahren hat die Branche keine Personalprobleme mehr. Die schlechte Nachricht gleich hinterher: Bis dahin wird es zäh. Die SHK-Branche surft auf einem langwelligen Konjunkturzyklus. Nachhaltigkeit und demografischer Wandel werden die Deutschen in den nächsten 30 Jahren zu Millionen neuen Heizungsanlagen und neuen Bädern treiben. Die Menschen werden dann merken, dass die SHK-Handwerker die dicksten Autos fahren und die Jobs nirgendwo so sicher sein werden wie bei ihnen. Und dann werden sie schon kommen.
Bis es so weit ist, wird die Branche an Lösungen arbeiten, mit denen die Verweildauer der Monteure auf der Baustelle drastisch reduziert werden kann. Schneller und cleverer Arbeiten wird die Zauberformel der nächsten Jahre. Wir werden sehr einfache Produkte bekommen. Die Montage wird Plug-and-play, das Anschließen wird Fit-and-forget. So wie vor 30 Jahren die Schrauber und Lötis zu Pressis wurden, wird die nächste Generation zu Steckis, Clickis und Klebis. Dann werden die Produkte tiefer vorintegriert. Die Digitalisierung wird es möglich machen. Der Handwerker bekommt vormontierte Teileinheiten, die er auf der Baustelle nur noch zusammenfügen muss. Gleichzeitig werden die Produkte dann auch noch intelligenter, regeln sich selbst, melden sich selbst an der Plattform an etc. Das Montieren wird deutlich einfacher und schneller.
Der Effizienzdruck, der weiterhin auf den Baustellenprozessen lastet, wird das Handwerk zur Spezialisierung treiben. Wer bei jedem Auftrag das Rad neu erfinden muss, wird wenig verdienen. Also werden sich die Handwerker auf wiederkehrende Auftragsarten konzentrieren und Lerngewinne realisieren. Der Tausch eines Brennwertgerätes wird dann wie ein Formel-1-Boxenstopp ablaufen. Jeder Handgriff wird sitzen. Der „Brennwertgeräte-Tausch-Monteur“ wird dabei jeden Kniff kennen, so wie er von der Montage einer Wärmepumpe nicht mehr viel Ahnung haben wird, weil zu wenig damit konfrontiert wird. Effizienzdruck in den Prozessen zwingt zur Spezialisierung der Betriebe und der Monteure.
Dieses Modell der notwendigen „Schmalspur“-Spezialisten kollidiert voll mit dem aktuellen Ausbildungsmodell der „Breitband“-Generalisten. Die Meisterordnung wird unter Druck geraten, weil der Markt andere Kompetenzzuschnitte bei seinen Meistern und Monteuren benötigt. Wir vermuten, dass die aktuelle Struktur der Meisterausbildung nicht zu halten sein wird. Das duale System (Ausbildung in Betrieb und Berufsschule) wird nur noch die Grundlagen vermitteln, die Meisterausbildung wird zur weit gefächerten Spezialausbildung – außerhalb der Berufsschule, außerhalb der ZVSHK-/FVSHK-Organisation. Aus dem einen SHK-Meister werden fünf oder sechs verschiedene Meister für fossile Heizungen, strombasierte Heizungen, Barrierefreiheit, Wasseraufbereitung etc. Die Aufzählung weist schon darauf hin, dass die Schulungssysteme der Hersteller bei entsprechender Zertifizierung Meisterschulen werden könnten. Und wenn man nicht mehr so viel und so breit lernen muss, kann auch der taxifahrende Philosophiestudent im 27. Semester noch ein guter Barrierefrei-Meister werden.
Auf dem Weg dahin wird es auch unschöne Versuche der Personalsicherung geben. Es gibt ja jetzt schon Handwerksunternehmer, die ihren Monteuren Prämien zahlen, wenn diese Monteure von anderen Handwerksbetrieben „rüberziehen“. Die Abhollager des Großhandels sind dabei die Speed-Dating-Zonen. Das hat dann immer ein wenig Geschmäckle, aber aufzuhalten ist es nicht.
Als Handwerksunternehmer kann man diese unerwünschte Fluktuation unterbinden, wenn man sich klarmacht, dass Monteure, die nur für Geld kommen, auch wegen Geld gehen. Gerade im Handwerksbetrieb sollte es möglich sein, dem Mitarbeiter neben Geld auch noch etwas anderes zu geben, was vermutlich viel wertvoller als Geld ist und im Industriekonzern überhaupt nicht vorkommt. Das sind Sinnvermittlung, Respekt und Wertschätzung, familiäre Aufgehobenheit etc. Der Handwerksunternehmer der Zukunft, dem die Leute nicht abgeworben werden können, ist ein Patron, der fordert, fördert und Vorbild ist. Das ist auch der Grund, warum Headhunter so wenig Monteure vermitteln und „Sklavenhalter-Plattformen“ im Internet scheitern werden. Geld reicht meist nicht, um einen Monteur loszueisen! Wenn er im Betrieb gut integriert ist.