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50 Wärmepumpen im Jahr: Die Pionierarbeit trägt Früchte

Markus Rausch ist ein Pionier der Wärmepumpe. Diese Aussage steht mit Fug und Recht am Beginn des Beitrags. Ein bedeutendes Merkmal von Pionieren ist Kreativität. Auch Durchsetzungsfähigkeit und Eigeninitiative zählen dazu. Weitere Eigenschaften sind Ideenreichtum, Neugier, Mut, Chuzpe – und ein langer Atem. Gerade der lange Atem war und ist enorm wichtig, wie der SHK-Unternehmer anmerkt. Seit mehr als zwei Jahrzehnten installiert „Rausch – Wasser – Wärme – Luft“ bereits kontinuierlich Wärmepumpensysteme.

Das war nicht immer leicht, gerade in den Anfangszeiten blieb die Nachfrage recht überschaubar. „Früher? Waren wir froh über jeden Kunden“, sagt der Chef. Da wurden sogar ungewöhnlich weite Anfahrtswege in Kauf genommen. 100 km Entfernung, eineinhalb Stunden einfache Strecke – eher Regel als Ausnahme. Sein Betrieb ist im beschaulichen Sulzbach an der Murr beheimatet, mitten im Schwäbisch-Fränkischen Wald. Da ist Schwäbisch Hall einfacher zu erreichen als die Metropolregion Stuttgart.

Bild: Rausch

Der SHK-Betrieb Rausch stellt die Energiewende ins Zentrum seiner ­Marketingaktivitäten. Das erhöht auch die Attraktivität für neue Azubis.

Kundenglück: Anlagenbedarf gut vorgeplant und vorbestellt

Dieses Bild hat sich komplett gedreht. Jetzt, wo die Wärmepumpe zum Dauerbrenner avanciert ist, ist sein Einzugsgebiet deutlich kleiner geworden. Die Anfragen nehmen enorm zu. Was bedeutet das aktuell für die Kundenbeziehungen? Markus Rausch: „Kunden sind froh über jeden Wärmepumpeninstallateur, der noch ans Telefon geht und Angebote abgibt.“ Um das zu können, müssen die Anlagen überhaupt verfügbar sein. An dieser Stelle kommt dem Pionier die Erfahrung zugute. Er hatte bereits im Frühjahr 2022 25 Wärmepumpen bei seinem Hersteller Ochsner für dieses Jahr geordert, ohne schon Kunden dafür in Aussicht gehabt zu haben. Sorgen musste ihn der Umstand allerdings nicht, allenfalls, was die Lagerkapazitäten betrifft.

Woher kommt diese Leidenschaft? Die Antwort darauf gibt Markus Rausch wie aus der Pistole geschossen. Die Suche nach mehr Effizienz in der Heizungstechnik treibt ihn an. Das war nicht immer die Wärmepumpe, auch wenn er sie mittlerweile für die effizienteste Heizungstechnologie hält. Ende der 80er-Jahre zum Beispiel hat er sich intensiv mit Öl-Brennwertgeräten auseinandergesetzt. Unter damaligen Gesichtspunkten ließen sich schon auch gute Erfolge in der Reduktion von Verbrauch und Emissionen erzielen. „Darum ging es mir immer.“ Aber heute eben mit anderem Schwerpunkt: „Ich will gar keinen Ölkessel mehr einbauen.“ Das hat spürbare Auswirkungen, auch auf seine Referenzliste, dort finden sich mittlerweile weit mehr als 400 Wärmepumpenanlagen – Tendenz steigend.

Das Ziel: 50 Wärmepumpen im Jahr installieren

Markus Rausch und sein Team installierten rund 50 Wärmepumpen im vergangenen Jahr. Er geht davon aus, diese Menge auch 2023 zu erreichen. Könnten es nicht noch mehr werden? „Nein, von unserer Betriebsgröße her ist da schon eine Obergrenze erreicht.“ Die Rausch GmbH beschäftigt neben dem Chef noch einen weiteren Meister, fünf Gesellen und zwei Azubis (eine Sekretärin und eine Reinigungskraft vervollständigen das Team). Zu deren Aufgaben zählen u. a. auch Kundendienst, Badmodernisierungen und andere erneuerbare Heizungssysteme. Wobei gerade das Thema Bad ins Hintertreffen geraten ist. Im vergangenen Jahr wurde exakt ein Komplettbad umgesetzt, das Übergewicht liegt deutlich im Heizungsbereich. Qualitativ wachsen, das ist angesagt. Neben dem Alltagsgeschäft steht Weiterbildung rund um die Wärmepumpentechnik auf dem Programm. Vom Azubi über den Meister bis zum Chef selber sind für jeden Mitarbeiter Seminarbesuche geplant. Rausch knüpft die Teilnahme aber an eine Bedingung. Wer frisch vom Lehrgang zurückkommt, soll sein Wissen aufarbeiten und die Infos im Betrieb an alle Kollegen weitergeben. Mittelfristig möchte Markus Rausch erreichen, dass seine Leute rund um die Wärmepumpe noch deutlich fitter werden. Der „große Kälteschein“ ist ein erklärtes Ziel, damit in naher Zukunft alle Anlagen auch selbst in Betrieb genommen und gewartet werden können.

Ein wichtiger Punkt beim Boom der Luft/Wasser-Wärmepumpen: Die Mitarbeiter müssen fürs Arbeiten im Freien besser ausgestattet sein.

Bild: Rausch

Ein wichtiger Punkt beim Boom der Luft/Wasser-Wärmepumpen:
Die Mitarbeiter müssen fürs Arbeiten im Freien besser ausgestattet sein.

Mitarbeiter auf komplexere Anforderungen gut vorbereiten

Die Anforderungen rund um die Wärmepumpe sind eben komplexer geworden, ebenso wie die Anspruchshaltung der Kunden. Kältekreislauf, Elektrik und Hydraulik – all das will beherrscht werden. Nicht zu unterschätzen sei zudem, dass seine Mitarbeiter ja auch deutlich mehr im Freien arbeiten als ehedem gewohnt, fügt Rausch noch hinzu. Auch darauf müsste man sich in einem wachsenden Wärmepumpenmarkt einstellen. Seine Stichworte sind adäquate Ausrüstung und Bekleidung zur Gesundheitsvorsorge – und zwar das ganze Jahr über, im Sommer wie im Winter.

Vor der handwerklichen Installation geht es aber erst mal um Beratung, Verkauf und Planung. Für Beratung und Verkauf werden derzeit fünf bis sechs Stunden veranschlagt, Plan und Einbau nehmen etwa eine Arbeitswoche in Anspruch. Aber damit ist ein Projekt noch lange nicht abgeschlossen. Markus Rausch und sein Team „bleiben weiter am Kunden dran“. Denn die tatsächlichen, realen Leistungsdaten seiner Anlagen hängen von zu vielen Faktoren ab, die nicht unmittelbar durchs Handwerk bei der Installation beeinflusst werden können, die sich im Gegenteil erst im laufenden Betrieb der Anlage entwickeln und bemerkbar machen. Deshalb legt er großen Wert auf die Nachsorge: „Wenn ich von einem Kunden nix mehr höre, greife ich gerne zum Telefon und kündige meinen Besuch an.“ Diese Betreuung sei wichtig, damit die Anlagen auch wirklich im optimalen Bereich laufen, findet er. In diesem Zusammenhang gibt der Pionier zwei Empfehlungen. Er rät, sich in der Angebotsphase auf keine JAZ bindend festzulegen und auch mal nein zu sagen, wenn gerade im Bestand die Voraussetzungen für eine Wärmepumpe nicht eindeutig gegeben sind.

Geplant: Nachfolger setzt die „Pionierarbeit“ fort

Wie geht es weiter? „Anfragen ohne Ende“, klar, das bleibt. Aber sonst? Markus Rausch spielt ein wenig mit dem Gedanken, seinen Betrieb ganz auf Wärmepumpen auszurichten. Es wäre nicht die erste Änderung, auch im Namen. Als er das Unternehmen vor mehr als 25 Jahren übernommen hat, hieß es zuerst noch „Rausch Sanitär, Heizung, Flaschnerei“, dann kam: Wasser/Wärme/Luft. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg, zumal auch sein designierter Nachfolger ein paar Worte mitzureden hat. Der ist seit 2022 im Betrieb aktiv, damit die Pionierarbeit weitergeht.

Pionierarbeit: Gemeinsam mit seinem Lieferanten Ochsner wurde am Firmensitz in Sulzbach an der Murr ein Erdwärme-Lehrpfad für Kunden errichtet.

Bild: SBZ / Jäger

Pionierarbeit: Gemeinsam mit seinem Lieferanten Ochsner wurde am Firmensitz in Sulzbach an der Murr ein Erdwärme-Lehrpfad für Kunden errichtet.
Wie funktioniert’s? Markus Rausch zeigt am Stammsitz einige Wärmepumpensysteme in Funktion.

Bild: SBZ / Jäger

Wie funktioniert’s? Markus Rausch zeigt am Stammsitz einige Wärmepumpensysteme in Funktion.

Der „große Kälteschein“

Was beinhaltet die Kältetechnik-Schulung „Großer Kälteschein“ Kategorie I – Sachkundenachweis ChemKlimaschutzV? In diesem Seminar lernt man als Quereinsteiger in verkürzter Weiterbildung alle relevanten Aspekte der Chemikalien-Klimaschutzverordnung (ChemKlimaschutzV) kennen: von den Dichtheitsanforderungen für ortsfeste Anlagen über die Prüfpflichten für mobile Einrichtungen sowie die Rücknahme- und Rückgewinnungsvorschriften bis hin zu den Kennzeichnungsregeln. Nach der Zertifizierung Kategorie I sind Absolventen qualifiziert für die Rückgewinnung, Installation, Instandhaltung und Wartung an Kälteanlagen sowie Wärmepumpen mit mehr als 3 kg fluorierten Treibhausgasen. Themenschwerpunkte sind:

  • Grundlagen der Thermodynamik
  • Mechanische Kälteerzeugung sowie deren Bauteile und Diagramme
  • Abtauverfahren
  • Kältemittel und deren Gefahren beim Transport und der Freisetzung
  • Auswirkungen auf die Umwelt (GWP) und den Menschen
  • Fachgerechte Inbetriebnahme und Umgang mit Monteurhilfen
  • Druckschaltereinstellung und Druckprüfung
  • Leckprüfung mit Eingriff in den Kältekreislauf
  • Dokumentation
  • Funktionsüberprüfung
  • Rohrverlegung (Einstellungen von verschiedenen Primär- und Sekundärreglern)
  • Wartung (Ölwechsel)
  • Voraussetzungen sind: erfolgreich abgeschlossene Gesellenprüfung und mehrjährige Berufserfahrung im SHK- oder Elektrohandwerk oder einem Metallberuf. Alle Teilnehmer aus artähnlichen Gewerken bis auf das SHK-Handwerk benötigen den Nachweis einer Löter-Schulung (Hartlöten unter Verwendung von Stickstoff und Silberlot). Der Unterschied zum Seminar „Kleiner Kälteschein“? Er berechtigt zum Arbeiten an Anlagen mit weniger als 3 kg fluorierten Treib­haus­gasen. Anbieter von Schulungen können Verbände, Bildungseinrichtungen und Hersteller sein.

    Autor

    Dennis Jäger
    ist Chefredakteur der SBZ.

    Bild: SBZ

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