SBZ: Herr Bahlmann, Sie haben die Wärmepumpe in den Mittelpunkt Ihrer Betriebstätigkeit gestellt. War das eine schwierige Entscheidung?
Stefan Bahlmann: Nein, überhaupt nicht. Ich habe auf der vergangenen Jahrestagung meiner Handwerkerkooperation „bad & heizung“ den Professor Volker Quaschning kennengelernt (Anm. d. Red.: ein Energiewendeexperte). Er hat mir mit seinem Vortrag letztlich noch mal einen starken Impuls gegeben, in Richtung Wärmepumpe und Photovoltaik zu denken, auch im Bestand.
SBZ: Das heißt?
Bahlmann: Im Neubaubereich setzen wir ja schon lange auf erneuerbare Energien, vor allem auf die Wärmepumpe. Ich habe da vor gut sechs Jahren begonnen, mit dem Handwerkscoach Hermann J. Kreitmeir eine klare Linie ins Unternehmen reinzubringen. Unsere Botschaft lautet: Wir sorgen dafür, dass unsere Kunden CO2-neutral heizen können, dass ein großer Teil im besten Fall sogar einen hohen Grad der Autarkie erreicht, weg von der zentralen Versorgung mit Gas. Diesen Weg beschreiten wir jetzt auch im Bestand.
SBZ: Warum Wärmepumpen?
Bahlmann: Herr Jäger, da geht es mir doch nicht anders als beispielsweise Ihnen oder den meisten anderen Menschen auch. Über allem steht doch die Frage: Was begeistert mich an meinem Beruf? Nach meinem Studium habe ich unmittelbar die Fortbildung zum Energieberater absolviert. Ich fand das damals schon immer klasse, Leuten zu helfen, möglichst unabhängig in den eigenen vier Wänden zu leben. Klar, vor einigen Jahren waren Gasknappheit und Umweltschutz noch kein so großes Thema wie heute, aber letztlich konnte man schon vor Jahren erkennen, worauf es einmal hinauslaufen würde.
SBZ: Reicht Freude am Umgang mit der Technik als Antrieb?
Bahlmann: Energieeffizient heizen, mit wenig oder am besten gar keinen Auswirkungen für die Umwelt, Herr Jäger, dass ist technisch gesehen die Sache, die mich antreibt. Ich möchte jetzt nicht allzu pathetisch klingen, aber ich denke schon auch an meine Kinder und die Kinder unserer Mitarbeiter. In welchem Zustand hinterlassen wir denen die Welt, wenn wir mal nicht mehr sind? Wir müssen die Richtung ändern und ich will an diesem Veränderungsprozess aktiv teilnehmen.
SBZ: Ich stelle fest, Sie sind ein ernst zu nehmender Verfechter der Wärmepumpe. Sehen das Ihre Kunden genauso?
Bahlmann: Wenn Kunden mit einem Neubau bei uns zum Beispiel nach Gasheizungen fragen, dann sage ich, tut mir leid, wir bauen keine Gasanlagen mehr ein.
SBZ: Das Rückgrat muss man erst mal haben.
Bahlmann: Ja. Ich habe mich intensiv mit der Herangehensweise beschäftigt. Wir als Betrieb stehen dafür, dass wir CO2-neutrale Technik propagieren, dass wir unsere Kunden mitnehmen wollen auf eine Reise zur umweltfreundlichen Heiztechnik. Das ist unsere Außendarstellung.
SBZ: Das spricht aber nur eine bestimmte Kundenklientel an?
Bahlmann: Ja, unser Wunschkunde ist der Ein- und Zweifamilienhausbesitzer, der sein Gebäude langfristig CO2-neutral aufstellen will. Den treffen wir aktuell auch häufig an, im Bestand ebenso wie im Neubau.
SBZ: Noch mal zum Verständnis, im Neubau installieren Sie strikt nur noch Wärmepumpen, alles andere gibt es nicht bei Ihnen?
Bahlmann: In unserer Firmenvision haben wir schriftlich festgehalten, dass wir für CO2-neutrale Technik zum Wohle der Natur stehen. Wir klären unsere Kunden dann ein Stück weit auf, zeigen die Vorteile der Wärmepumpentechnik, mit allem, was beim Thema Energieeffizienz zusätzlich eine Rolle spielt, hydraulischer Abgleich, Temperaturanpassung und so weiter. Wenn der Kunde dann meint, das ist nicht die richtige Herangehensweise für ihn, dann entgegnen wir, dass wir nicht der richtige Betrieb für ihn sind.
SBZ: Wie sieht es im Bestand aus, wenn ein Kunde modernisiert? Vielleicht sogar ein Wartungskunde von Ihnen, den Sie schon seit 30 Jahren in der Kartei haben?
Bahlmann: Es gibt natürlich Fälle, wo wir keine andere Wahl haben, als wieder auf Gas zu gehen. Aber wir beraten den Kunden über weitere Möglichkeiten, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. So gesehen besprechen wir die nächsten Modernisierungsschritte, auch wenn sie nicht direkt umgesetzt werden. Zum Beispiel empfehlen wir meist, die Heizkörper auszutauschen.
SBZ: Da erwacht der Energieberater in Ihnen zum Leben?
Bahlmann: In gewisser Weise schon, ja. Wir gehen an solche Modernisierungsprojekte Schritt für Schritt mit dem Hottgenroth-Programm ETU-Fachplaner ran. Wir rechnen den Wärmebedarf und schauen über Optimus, welche Heizkörper müssen raus, was ist mit zusätzlicher Dämmung und so weiter. Ich würde bei einem Bestandsbau nie sagen, wenn der Kunde keine Wärmepumpe will, dann machen wir nichts für ihn. Aber das Endziel sollte immer eine Wärmepumpe sein.
SBZ: Also, irgendwann kommt eine Wärmepumpe ins Haus, auf diese Herangehensweise müssen sich Ihre Kunden einstellen?
Bahlmann: Genau. Ich habe das Konzept so entwickelt mit Thorsten Moortz, einem weiteren Handwerkscoach (Anm. d. Red.: und SBZ-Autor). Es geht einmal darum, Kunden kurzfristig zu helfen, etwa über einen hydraulischen Abgleich, und zusätzlich Chancen für die langfristige Verbesserung des Energiebedarfs und -verbrauchs im Gebäude aufzuzeigen.
SBZ: So stellt sich die Politik die Energiewende in der Gebäudetechnik vor. Ist Robert Habeck schon auf einen Kaffee vorbeigekommen?
Bahlmann: Nein. Und fürs Protokoll: Ich favorisiere eine andere Partei.
SBZ: Aber er freut sich sicher über das Engagement. Wie viele Wärmepumpen haben Sie denn verbaut letztes Jahr?
Bahlmann: Das dürften annähernd 100 Anlagen gewesen sein. Und bevor Sie fragen: Es waren bis auf eine Ausnahme ausschließlich Luft-/Wasser-Wärmepumpen.
SBZ: Zwei pro Woche?
Bahlmann: Ja, warum denn nicht? Da war natürlich auch Neubau dabei, wir arbeiten mit mehreren großen Bauunternehmen zusammen, die ebenfalls unsere Sichtweise teilen, die also kein einziges Haus mehr ohne Wärmepumpe errichten wollen.
SBZ: Wie lange dauert der Einbau?
Bahlmann: Mittlerweile liegen wir im Schnitt bei drei bis vier Arbeitstagen.
SBZ: Ist da noch Luft nach oben, dass es schneller geht irgendwann?
Bahlmann: Die ersten Anlagen hatten wir mit einer Arbeitswoche kalkuliert, tatsächlich brauchten wir fast anderthalb Wochen. Einige unserer Monteure bekommen das aber schon in zwei Tagen hin. Für die ist das nicht mehr zeitlicher Aufwand als bei einem Brennwertgerät.
SBZ: Dann werden es 2023 mehr Anlagen?
Bahlmann: Ich gehe dieses Jahr momentan von 150 Anlagen aus, die wir einbauen. Das ist unsere Planung, meine Lieferanten Tecalor und Solvis wissen Bescheid.
SBZ: Das klingt nach mehr Personal und einem neuen Kompetenzbereich im Betrieb, Elektro und Photovoltaik?
Bahlmann: Das ist absolut richtig. Wir wachsen, wir konnten Anfang des Jahres schon vier neue Mitarbeiter einstellen, einen für den Kundendienst, zwei Anlagenmechaniker SHK und einen Bauhelfer. Damit sind wir bei über 40 Personen im Betrieb Bahlmann. Das hat mit unserem Engagement rund um CO2-Neutralität und umweltbewusstes Heizen zu tun. Das stärkt auch meine Position als Arbeitgebermarke. Wir wirken aktuell anziehend auf Menschen, die in Betrieben arbeiten, die stur an Öl und Gas festhalten. Bei dem Thema Elektro arbeiten wir mit Partnern, seit März beschäftigen wir zudem einen Elektromeister im Betrieb. Was uns darüber hinaus umtreibt, ist die Kältetechnik. Weil wir zunehmend mehr Wärmepumpen einbauen, haben wir Mitarbeiter zum Kältescheinlehrgang geschickt. Wir wollen Wärmepumpen nicht nur einbauen, wir wollen auch mittelfristig auch in der Lage sein, diese Wärmepumpen selber in allen Bereichen warten und reparieren zu können.
SBZ: Herr Bahlmann, besten Dank fürs Gespräch.
Bahlmann bad & heizung
Der SHK-Betrieb „Bahlmann bad & heizung“ ist in Barßel (bei Oldenburg) ansässig. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Betrieb ist unter anderem Mitglied der Handwerkerkooperation „bad & heizung AG“ mit Sitz in Geislingen.