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Entscheidend für Trinkwasserhygiene

Die Neuinstallation von Trinkwasseranlagen oder deren Reparatur gehört zu den alltäglichen Aufgaben des SHK-Fachhandwerks. Trotz aller dabei gesammelten Erfahrungen sollten sich die Fachhandwerker aber regelmäßig mit den wesentlichen Kriterien für die Wahl geeigneter Rohrleitungswerkstoffe auseinandersetzen. Denn nur dann kann man von einer dauerhaft sicheren Funktion der Trinkwasserinstallation ohne Beeinflussung der Trinkwassergüte ausgehen. Hinzu kommt, dass über den Werkstoff hinaus durch ein druckverlustoptimiertes Rohrleitungssystem und dessen fachgerechte Verlegung als durchgeschliffene Ring- oder Reiheninstallation der Erhalt der Trinkwasserhygiene zusätzlich unterstützt wird. Die wesentlichen Normen dafür sind die DIN EN 806 und die DIN 1988. Hinzu kommen ergänzend noch die Arbeitsblätter des DVGW. Der Branchenzertifizierer bestätigt mit seinem Prüfzeichen, dass die am Markt angebotenen Installationskomponenten den definierten Prüfanforderungen entsprechen.

Abfrage der Wasserbeschaffenheit

Zusätzlich schreibt die DIN 1988-200 vor, nur Rohre und Bauteile zu verwenden, die für die jeweilige Trinkwasserbeschaffenheit geeignet sind. Ob es für bestimmte Rohrwerkstoffe Einschränkungen gibt, ist beim jeweiligen Wasserversorger zu erfragen. Dazu ein Praxistipp bei Ausschreibungen im Rahmen der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB): Auch wenn in Ausschreibungen ein bestimmtes Rohrleitungsmaterial vorgegeben ist, sollte der Fachhandwerker das nicht bedenkenlos anbieten. Die VOB/B sieht nämlich den Installateur im Rahmen seiner Fachkenntnisse in der Pflicht, die vorgesehene Ausführungsart zu prüfen! Ein kurzer Anruf beim Wasserversorger, ob der ausgeschriebene Rohrwerkstoff in dem betreffenden Versorgungsgebiet passt, ist also auch in diesem Fall sinnvoll. In der Renovation ist neben dem Werkstoff allerdings noch ein weiterer Aspekt entscheidend, und zwar die sogenannte Fließregel. Es darf in Fließrichtung ein edleres Metall nicht vor einem unedleren installiert werden.

Druckverlustoptimierte Rohrleitungssysteme

Außer dem Werkstoff sollten bei der Festlegung auf ein Rohrleitungssystem auch die herstellerbezogenen Druckverluste der verschiedenen Rohrleitungssysteme berücksichtigt werden. Gerade in weitverzweigten Trinkwassernetzen können sich die Widerstände von Armaturen und Verbinder zu einer beachtlichen Größe addieren. Am Ende jeder Rohrleitung muss aber jederzeit der Mindestdruck anliegen, der für die Gebrauchsfähigkeit einer Armatur erforderlich ist. Wie unterschiedlich stark die Widerstandsbeiwerte (auch: Zeta-Werte) der einzelnen Installationskomponenten den Fließdruck beeinflussen, steht in den entsprechenden Tabellen der Hersteller zu den einzelnen Rohrleitungssystemen.

Ein Praxistipp dazu: Rohrleitungssysteme mit geringeren Druckverlusten ermöglichen zugleich eine kleinere Auslegung der Nennweiten. Das entspricht ebenfalls einer Vorgabe aus der DIN 1988-200: Die Planung und Ausführung einer Trinkwasserinstallation muss auch eine sparsame Wasserverwendung zum Ziel haben. Außerdem begünstigt ein reduziertes Rohrleitungsvolumen den regelmäßigen Wasseraustausch – und das ist wiederum eine wichtige Grundvoraussetzung für den Erhalt der Trinkwassergüte.

Unter diesem Aspekt ist nach der Wahl des richtigen Rohrwerkstoffs und der Bestimmung des geeigneten Rohrleitungssystems schließlich noch die hygiene-optimierte Installation zu beachten: Um Risiken für die Trinkwassergüte zu vermeiden, die von stagnierendem Wasser ausgehen, hat sich auf der Etage eine durchgeschliffene Leitungsführung durchgesetzt, und zwar als Ring- oder Reihen-Installation. Werden die Wasserverbraucher in Reihe installiert, unterstützt die Platzierung eines häufig genutzten Wasserverbrauchers am Ende eines Leitungsabschnitts, beispielsweise ein WC, außerdem den regelmäßigen Wasseraustausch.

Orientierung am DVGW-Zertifikat

Ob durch Ausschreibung vorgegeben oder selbst ausgewählt – der Fachhandwerker ist bei der Installation oder Reparatur von Trinkwasseranlagen angesichts der Fülle unterschiedlicher Anforderungen an die Installationskomponenten gut beraten, nur DVGW-zertifizierte Rohrleitungssysteme und Bauteile einzusetzen. Führende Hersteller weisen in ihren DVGW-Zertifikaten zusätzlich die Übereinstimmung mit der sogenannten UBA-Positivliste (Bewertungsgrundlage für metallene Werkstoffe im Kontakt mit Trinkwasser) aus. Damit vereinfacht die Orientierung an DVGW-Zertifikaten die Auswahl geeigneter Materialien zusätzlich.

Fazit

Viele SHK-Handwerker setzen bei der Wahl des passenden Rohrleitungssystems für eine Trinkwasserinstallation auf Erfahrungswerte. Mit der steigenden Sensibilität der Bauherren und Nutzer in Sachen „Erhalt der Trinkwassergüte“ und im Hinblick auf die Langzeitbeständigkeit der Installation sollte aber auch dieser Arbeitsschritt ganz bewusst erfolgen: Die für Werkstofffragen alles entscheidende Wasserqualität ist dabei genauso wichtig wie das Ziel, über ein entsprechendes Rohrleitungssystem die Druckverluste in der Installation möglichst gering zu halten. In Verbindung mit einer hygienisch optimalen Leitungsführung trägt das entscheidend zum Erhalt der Trinkwassergüte bei.

Info

Wasserhydraulik und Trinkwasserhygiene

Rohrleitungen als Verpackung für Trinkwasser nehmen auch Einfluss auf die Wasserhydraulik im gesamten System – ein wesentlicher Aspekt für den Erhalt der Trinkwasserhygiene. Deutlich wird dieser Zusammenhang am Wirkdreieck, bestehend aus Wasseraustausch, Temperaturen und Durchströmung. Die Wahl und Dimensionierung des Rohrleitungssystems hat direkten Einfluss auf den Wasseraustausch und die Durchströmung. Denn wenn Verbinder und Armaturen eines Rohrleitungssystems nur geringe Druckverluste haben, können die Nennweite und damit das Rohrleitungsvolumen optimiert werden. Das begünstigt den regelmäßigen Wasseraustausch bei bestimmungsgemäßem Betrieb und erhöht die Durchströmungsgeschwindigkeit.

Info

Metall-Bewertungsgrundlage des UBA rechtskräftig

Am 10. April 2015 ist die Bewertungsgrundlage für metallene Werkstoffe in Kontakt mit Trinkwasser des Umweltbundesamtes (UBA) in Kraft getreten. Damit hat die zweijährige Übergangsfrist begonnen. Ab dem 10. April 2017 dürfen in Trinkwasserinstallationen nur noch Produkte aus Metallen (oder mit metallenen Überzügen) installiert werden, die auf der „Liste der trinkwasserhygienisch geeigneten metallenen Werkstoffe“ des UBA aufgeführt sind.

Bei der Werkstoffauswahl ändert sich für den Planer oder Installateur fast nichts, da alle gängigen metallenen Werkstoffe, wie Kupfer, Edelstahl und Rotguss, gelistet sind. Nicht mehr zulässig sind lediglich Produkte aus entzinkungsbeständigem Messing (CW602N).

Schon während der Übergangszeit empfiehlt es sich, nur die gelisteten Werkstoffe einzusetzen. Das gilt sowohl für Neubauten als auch für Sanierungen. Viele Hersteller weisen die Konformität mit der UBA-Liste bereits auf dem entsprechenden DVGW-Zertifikat aus und geben Planern und Verarbeitern damit Orientierung.

Autor

Dipl.-Ing. (FH) Frank Kasperkowiak ist Produktmanager bei Viega in 57439 Attendorn, Telefon (0 27 22) 61-0, Telefax (0 27 22) 61-14 15, www.viega.de