SBZ: Herr Schwarzbäcker, Bauprojekte und das Wassermanagement werden immer komplexer, projektspezifische Entwässerungslösungen sind gefragter denn je. Wie reagieren Sie auf diese Entwicklung?
Thomas Schwarzbäcker: Die Abteilung „Individuelle Lösungen“ gibt es bei Kessel schon seit über zwei Jahrzehnten und wir verzeichnen seitdem ein stabiles Wachstum in diesem Bereich. Inzwischen generieren wir rund 15 bis 20 % des Gesamtumsatzes mit individualisierten Lösungen. Dafür haben wir unsere Abteilung deutlich breiter aufgestellt und die Strukturen an diese Entwicklung angepasst.
Anfangs starteten wir mit zwölf Mitarbeitenden, die praktisch alle Projekte vollumfänglich abgearbeitet haben. Heute zählen wir insgesamt 21 Mitarbeitende. Allein 13 davon sind in unserem Beraterteam eingesetzt, das in die drei Bereiche „Hebeanlagen“, „Schächte, Abscheider und Abläufe“ und „Edelstahl“ aufgeteilt ist. Sie stehen Kundinnen und Kunden bei der Suche nach der optimalen Lösung zur Seite und tauschen sich mit ihnen und dem Fachhandwerk vor Ort ständig aus, um in allen Bauphasen auf Probleme oder Änderungen reagieren zu können.
Das fünfköpfige Konstruktionsteam ist für die Detailplanung verantwortlich und arbeitet für die spätere Fertigung Hand in Hand mit dem Anlagenbau. Weitere drei Kolleginnen sind für administrative Aufgaben zuständig. Mit dieser Struktur und unserem eingespielten Team sind wir heute in der Lage, auch komplexe Anfragen zuverlässig umzusetzen.
SBZ: Wie erklären Sie sich diese Nachfrageentwicklung? Warum wenden sich Kundinnen und Kunden mit außergewöhnlichen Herausforderungen in der Entwässerungstechnik ausgerechnet an Sie?
Schwarzbäcker: Hier spielt unsere Erfahrung eine große Rolle. Wir haben als Spezialisten für kundenindividuelle Lösungen in den letzten 20 Jahren rund 20.000 Projekte realisiert, von kleineren Modifikationen bis hin zum größten Fettabscheider der Welt. Neben dem umfangreichen Standard-Produktportfolio verfügen wir deshalb über einen Fundus an projektspezifischen Varianten, sodass wir durch entsprechende Anpassungen genau die Lösungen entwickeln können, die den jeweiligen Anforderungen entsprechen.
Dabei bekommt der Kunde die komplette Entwässerungstechnik aus einer Hand. Gerade bei anspruchsvollen Projekten und Einbausituationen müssen sich nicht zuletzt die Installateurinnen und Installateure jederzeit darauf verlassen können, dass unsere Produkte wie geplant in der Praxis vor Ort passen – und dann auch über einen langen Zeitraum funktionieren. Deshalb verwenden wir nur bewährte, anwendungsorientierte Materialien, Produkte und Techniken aus eigenem Haus sowie von strategischen Partnern. So können wir sicher sein, dass das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten reibungslos funktioniert. Diesen Fokus auf Qualität und Service schätzen sowohl die Kundinnen und Kunden als auch die Verarbeitenden.
SBZ: Sie sprechen die Themen Qualität und Verlässlichkeit an. Gerade maßgeschneiderte Lösungen sollen ja – einmal verbaut – im besten Fall auch 30, 40 Jahre oder länger funktionieren. Wie stellen Sie dies sicher?
Schwarzbäcker: Wie erwähnt spielen die jahrzehntelange Expertise in der Entwässerungstechnik sowie die Produktqualität und -verarbeitung eine entscheidende Rolle. Aber auch unsere Mitarbeitenden sind eine wichtige Komponente. Sie sind mit den Produkten und dem neuesten Stand der Technik bestens vertraut, denn sie müssen stets auf Augenhöhe mit Planern und den Installierenden vor Ort kommunizieren und sich bei Änderungen und Problemen immer neu in die Thematik hineinversetzen können.
Gerade dieser ständige Austausch in allen Projektphasen ist ein elementarer Faktor. Von der Bestandsaufnahme der örtlichen Begebenheiten, der Berücksichtigung aller Kosten, den geltenden Normen und Vorschriften und den detaillierten Konstruktionszeichnungen über die Fertigung und Qualitätskontrolle bis hin zum Transport, der Vor-Ort-Montage und Inbetriebnahme sind die interne Kommunikation und der Kontakt mit Kundinnen und Kunden sowie dem Fachhandwerk entscheidend für den nachhaltigen Erfolg eines Projekts.
SBZ: Übernehmen Installateurinnen und Installateure bei der Umsetzung von individuellen Lösungen eine spezielle Rolle? Und falls ja, wie unterstützen Sie sie dabei?
Schwarzbäcker: Gerade in der finalen Phase sind Fachhandwerker für uns die entscheidenden Ansprechpartner, da sie die Situation vor Ort am besten einschätzen können und mit Problemen, veränderten Maßen oder Gegebenheiten auf der Baustelle unmittelbar konfrontiert sind. Es sind meistens auch die Fachhandwerkerinnen und Fachhandwerker, die unsere Lösungen final freigeben – und nicht die Planer oder Architekten.
Daher ist es umso wichtiger, dass Installateurinnen und Installateure sich nicht nur in allen Bauphasen direkt an uns wenden können, sondern dass wir auch vor Ort – zum Beispiel bei der Montage – im engen Austausch zusammenarbeiten. Bei der Aufstellung einer Sonderlösung müssen die Maße passen – oder kurzfristig angepasst werden, wenn die Anschlüsse sich doch noch einmal geändert haben. Da stehen wir bis zum Schluss und auch vor Ort mit Rat und Tat zur Seite.
SBZ: Warum ist die Planung und Umsetzung individueller Lösungen aus Ihrer Sicht so eine reizvolle Aufgabe?
Schwarzbäcker: Ich leite diese Abteilung schon seit knapp zehn Jahren und kann sagen: Der Reiz liegt an den ständig neuen Herausforderungen, die Kreativität und Teamwork erfordern. Wenn zum Beispiel ein Fettabscheider für eine alpine Bergstation in Einzelteilen mit dem Hubschrauber auf über 2500 m Höhe transportiert und dort per Vor-Ort-Verschweißung auf beengtem Raum montiert werden muss, das erfordert schon ein perfektes Zusammenspiel von detaillierter Planung, passgenauer Fertigung und einer optimalen Logistik. Da müssen alle Rädchen ineinandergreifen. Man wird bei jedem Projekt vor neue Aufgaben gestellt und muss auf gewisse Unwägbarkeiten und Änderungen reagieren können. Es wird also sicher nie langweilig.
SBZ: Stichwort neue Aufgaben: Wo sehen Sie zukünftige Herausforderungen und Einsatzmöglichkeiten für individuelle Entwässerungslösungen?
Schwarzbäcker: Für uns gilt das Motto: Fast alles ist möglich. Wir decken durch unser breites Produktportfolio das gesamte Spektrum der Entwässerungstechnik ab, können mittlerweile auf ein eigenes Kompetenzzentrum Edelstahl zurückgreifen und wollen im Küchenbereich in der Nassmüllentsorgung unser Programm weiter abrunden.
Nassmüllanlagen sind eine echte Alternative für eine hygienische und wirtschaftliche Entsorgung von Lebensmittelresten in Großküchen. Gerade in Kombination mit unseren Lösungen in den Bereichen Fettabscheider, Pumpentechnik und Sammeltanks sehen wir hier vielversprechende Möglichkeiten, um mit Lebensmittelresten und Fett hochwertige Biomasse aus Küchenabwasser und -abfällen zu generieren und so eine nachhaltige Entsorgung weiter voranzutreiben. Wie gesagt, es gibt immer neue Herausforderungen, die es mit Teamwork und Innovationsgeist zu meistern gilt.
SBZ: Herr Schwarzbäcker, vielen Dank für das interessante Gespräch.
Neues Bürogebäude fördert Zusammenarbeit und Innovation
Zum 60-jährigen Firmenjubiläum hat die Kessel AG nach zweijähriger Bauzeit ihr neues multifunktionales Bürogebäude eingeweiht. Mit rund 25 Mio. Euro handelt es sich dabei um die größte Investition der Unternehmensgeschichte. Auf dem Werksgelände in Lenting mit einer Grundstücksfläche von über 15.000 m² bietet der Entwässerungsspezialist seinen Mitarbeitenden nun eine moderne Arbeitswelt und ein attraktives Umfeld.
Die Planung der Räume und Arbeitsumgebungen wurde nach den Anforderungen der jeweiligen Abteilungen und deren Schnittstellen abgestimmt, wobei die Mitarbeitenden eng eingebunden wurden. Im Mittelpunkt des Raumkonzeptes für die rund 6500 m² Nutz- und Verkehrsfläche mit fast 200 flexiblen Arbeitsplätzen standen offene Sichtbezüge und maximale Transparenz. Großzügige Flächen und weite Sichtachsen ermöglichen kurze und schnelle Kommunikationswege sowie flexible Kontaktmöglichkeiten. Sie sollen Begegnungen und Wissensaustausch im Unternehmen erleichtern und dadurch Kreativität, Innovation und Identifikation fördern.
((0722_Infokasten))