Der Artikel kompakt zusammengefasst
■ Frühzeitige Gewerkeabstimmung: bereits in der Planungsphase durchdenken, für welche Sanitärausstattung eine Stromversorgung bereitgestellt werden sollte.
■ Mehr Komfort am WC: durch einen Elektroanschluss die Grundvoraussetzungen für berührungslose Spülauslösung, Geruchsabsaugung, Orientierungslicht, Dusch-WC und Hygienespülung schaffen.
■ Sichere Plug-and-play-Lösung: Eine Elektrobox am WC-Modul ermöglicht den werkzeuglosen Anschluss eines Netzteils mit 12-V-Betriebsspannung für zusätzliche Komfortfunktionen
■ Elektronisch gesteuerte Armatur: mit intelligenter Technik hohen Komfort, sparsamen Wasserverbrauch und barrierefreie Nutzung am Waschtisch sicherstellen..
■ Unterschiedliche Beleuchtungsmöglichkeiten: Eine fünfadrige Zuleitung sorgt für die nötigen Anschlussvoraussetzungen am Spiegelschrank.
Das Komplettbad nimmt eine Schlüsselrolle ein, um beispielsweise auch generationengerechtes Wohnen zu ermöglichen. Die Voraussetzungen dafür müssen für die Nutzer nicht auf den ersten Blick zu erkennen sein – im Gegenteil. Nach wie vor steht ein ansprechendes Design im Vordergrund, etwa durch hochwertige und pflegeleichte Oberflächen oder formschöne Armaturen.
Dagegen entfalten im Verborgenen – also: hinter der Wand – eine sorgfältige Planung und Installation für das Komplettbad umso mehr ihre Wirkung. Dabei geht das anspruchsvolle SHK-Gewerk mit einer zukunftsweisenden und sicheren Elektroinstallation eine gut aufeinander abgestimmte Verbindung ein. Allerdings folgen längst nicht alle Handwerksbetriebe dieser Entwicklung.
Sanitärbereiche durch Elektroinstallation ergänzen
Ob bei der Modernisierung oder im Neubau: Zeitgemäße Technik für Bad und WC befindet sich verborgen in der Vorwand. Dort ist neben den SHK-Komponenten und deren Leitungswegen genug Platz, um auch eine Elektroinstallation unterzubringen. Entsteht bereits in der Planungsphase eine gut durchdachte Gewerkeabstimmung zwischen SHK und Elektro, führt dies während der Umsetzung zu einem geringen zusätzlichen Aufwand, um mit Elektroleitungen und Unterputz-Anschlussdosen eine Stromversorgung in der Vorwandinstallation zu realisieren.
Weil eine Badsanierung etwa als wesentliche Änderung im Gebäude anzusehen ist, muss der Elektrofachmann hier zunächst sicherheitshalber prüfen, ob die zum Bad führende Elektroinstallation über einen FI-Schalter (Schutz vor Fehlerstrom) abgesichert ist. Mittlerweile gibt es bei allen Sanitärausstattungen Varianten, deren Funktion durch eine Stromversorgung unterstützt wird. Dies gilt etwa beim Duschplatz, beim Urinal, beim Waschplatz und auch bei der WC-Spülung. Der Waschplatz und der Bereich des WCs stehen bei den nachfolgenden Ausführungen im Mittelpunkt.
WC: Nicht nur Zweimengenspülung
Mit Strom am WC lassen sich etliche Lösungen für Komfort und Hygiene auf einer soliden technischen Basis aufbauen. Statt einer manuell auslösbaren Zweimengenspülung kann hier dank Elektronik die WC-Spülung durch eine Nutzererkennung berührungslos ausgelöst werden. Auch bleibt hinter den Betätigungsplatten Platz für den Einbau einer Geruchsabsaugung. Sogar Beleuchtungen in unterschiedlichen Farben sind möglich. Die neuesten Technologien der elektronischen Spülauslösungen beinhalten Bluetooth-Schnittstellen, um die werkseitige Voreinstellung per App individuell ändern zu können.
Darüber hinaus lässt sich eine barrierefreie bzw. generationengerechte Nutzung vorbereiten. Sollte eines Tages beispielsweise eine Fernauslösung für die WC-Spülung via Stützklappgriff nötig sein, kann bereits bei der Installation ein entsprechendes Vorwandelement ausgewählt und der für die Fernauslösung erforderliche elektrische Anschluss bereitgestellt werden.
Dusch-WC: Höherer Komfort
Für ein Plus an Sauberkeit und Komfort steht das Dusch-WC. Auch hier ist Strom eine Grundvoraussetzung. Wird bereits in der Planungsphase ein Anschluss von 230 V am Montageelement berücksichtigt, dann kann jederzeit der WC-Platz durch ein Dusch-WC aufgewertet werden. Das ist ebenfalls ein wichtiger Punkt in der Kundenberatung: Für den SHK-Fachbetrieb ergibt sich hier die Möglichkeit, zu einem späteren Zeitpunkt den Komfort für den Nutzer zu steigern und zusätzlichen Umsatz zu generieren.
Hygienespülung gegen Stagnation
Sanitär- und Elektrotechnik können noch in einem weiteren Zusammenhang sehr wirkungsvoll kooperieren. Passend für die zeitgemäße Trinkwasser-Installation bieten mehrere Hersteller Unterputzspülkästen, die sich zusätzlich mit einer Hygienespülung kombinieren lassen. Es ist eine komfortable Art, um der Stagnation entgegenzuwirken.
Die dafür zuständige Steuerelektronik kann ebenfalls von der 230-V-Netzspannung profitieren. Eine Vielzahl an Spülprogrammen und deren Kombinationen sorgen für eine dauerhafte Absicherung des Trinkwassersystems. Eine Bluetooth-Schnittstelle bietet Programmierbarkeit und eine Protokollfunktion über eine App.
Elektrobox am WC-Modul
Um die Gewerke von SHK und Elektro auf übersichtliche Weise zusammenzuführen, hat beispielsweise Geberit für WC-Installationsmodule eine Lösung geschaffen: die „Power & Connect Box“, die im Montageelement und unsichtbar hinter der WC-Keramik platziert ist. In der Rohbauphase ist diese Box für den Elektroanschluss bei jedem Montageelement des Herstellers für WCs im Trockenbau nachrüstbar. Auch gibt es Montageelemente, bei denen die Rohbaubox bereits im Lieferumfang enthalten ist.
Als Erstes erfolgt die Montage der Rohbaubox, die aus der „Power & Connect Box“ und einem Zwischenboden als Anschlussplatte sowie einem Leerrohrelement (Anschluss Dusch-WC) besteht. Eine entsprechend qualifizierte Elektrofachkraft schließt zunächst den Zwischenboden in der Rohbaubox ans 230-V-Netz an. Gleichzeitig ergibt sich durch diesen Anschluss am Zwischenboden eine klare und regelkonforme Trennung der Gewerke Elektro und Sanitär. Während der Rohbauphase sichert ein Bauschutz den Zugang zur Box ab.
Erst wenn tatsächlich Strom am WC benötigt wird, erhält die „Power & Connect Box“ weiteren Inhalt. Als Plug-and-play-Lösung konzipiert, kann auch ein Sanitärprofi das Netzteil (12 V Betriebsspannung) werkzeuglos anschließen. Via Stecker und Kabel finden weitere Elektroprodukte des Herstellers Anschluss. Dazu gehören z. B. die berührungslose Spülauslösung, die Geruchsabsaugung, das Orientierungslicht bei Dunkelheit und nicht zuletzt auch die über das Smartphone programmierbare Hygienespülung.
Multifunktionale Waschtischarmatur
Was für den WC-Platz gilt, gilt auch für den Waschplatz: Auch hier benötigen neue Technologien und neue Funktionen an Armaturen, Ausstattungsgegenständen, Spiegelschränken und Lichtsystemen Strom. Und auch hier werden die vielfältigen Anwendungen, Funktionen und Lösungen via 230-V-Zuleitung realisiert.
Eine intelligente, lernfähige Sensorik ist heutzutage in der Lage, den Nahbereich am Waschplatz aus verschiedenen Winkeln zu erfassen und den Wasserzufluss darauf abzustimmen. Damit gehört ein lästiges, kaum beeinflussbares Stop-and-go der Wasserzufuhr, wie es bei älteren Armaturen häufig der Fall ist, der Vergangenheit an. Diese Weiterentwicklung wird dem Ziel gerecht, mit kostbarem Trinkwasser möglichst sparsam umzugehen. Für den Nutzer verborgen, kann die nötige Technik auch im Waschtischbereich komplett in die Vorwand eingebaut werden. Als Alternative zur Standarmatur bieten sich formschöne Wandarmaturen an.
Hygiene im Fokus
Bei einer elektronisch gesteuerten Armatur kommt ein wichtiger Hygieneaspekt hinzu: Durch die Sensorik erfolgt die Nutzung berührungsfrei – ein Verkaufsargument mit großem Potenzial insbesondere im halböffentlichen und öffentlichen Bereich oder für den Industriebau, da diese Lösung den Ansprüchen an Komfort und Hygiene vieler Nutzer entspricht.
Ein weiterer zusätzlicher Nutzen ergibt sich durch Armaturen mit integrierter Hygienespülung (Intervallspülung). Diese ermöglicht einen sicheren und regelmäßigen Austausch des Trinkwassers – als Alternative, falls eine Hygienespülung am WC aus Platzgründen nicht möglich ist. Auch für diesen Fall ist ein Elektroanschluss Voraussetzung.
Barrierefreiheit am Waschtisch
Im privat genutzten Bad hat die berührungsfreie Betätigung einer Waschtischarmatur ebenfalls eine große Bedeutung, weil die Wunschtemperatur oder gar ein Verbrühungsschutz sich hier manuell bzw. elektronisch voreinstellen lassen. Der passende Zulauf von Kalt- und Warmwasser muss daher nicht während der Nutzung reguliert werden, was Personen mit eingeschränktem Sehvermögen oder mangelnder Beweglichkeit entgegenkommt.
Selbst wenn eine Armatur samt intelligenter Technik erst zu einem späteren Zeitpunkt nachgerüstet werden soll, wäre mit einer Zuleitung von 230 V inklusive einer oder gleich mehrerer Steckdosen bedeutende Vorarbeit geleistet. Dann ließen sich um den Waschplatz auch weitere steckerfertige Geräte anschließen, die für eine barrierefreie Nutzung im Bad von Bedeutung sein können.
Lichtszenarien am Spiegelschrank
Licht im Bad ist ein weiterer Bereich, dem in der gewerkeübergreifenden Planung hohe Bedeutung zukommt. So sollte sich beispielsweise die Spannungsversorgung für einen Spiegelschrank nicht auf eine dreiadrige Zuleitung beschränken, um einen Anschluss von 230 V für eine Lichtquelle und eine Steckdose sicherzustellen. Vielmehr sind Spiegelschränke bereits in der Lage, eine komfortable und variable Lichtgestaltung im Badezimmer zu übernehmen.
Das können in den Schrank integrierte Lichtquellen ermöglichen, die – per App programmiert – diverse Szenarien abbilden: sanftes Orientierungslicht für die Nacht, warme und gedimmte Beleuchtung für den entspannenden Aufenthalt oder hellere Lichtstufen für den Alltag. Auswählbar ist das jeweilige Lichtszenario per Sensor am Spiegelschrank, über den Wandschalter/-taster am Eingang oder über eine Beleuchtungs-App auf dem Tablet bzw. Smartphone. Zur weiteren Spiegelschrankausstattung gehören meist auch Steckdose(n) plus USB-Schnittstellen zum Anschluss von Föhn, Rasierer, Elektrozahnbürste und vielem mehr.
Selbst wenn ein derartiger Spiegelschrank erst zu einem späteren Zeitpunkt realisiert werden soll, ist es für die Elektrofachkraft in der Rohbauphase ein Leichtes, mit einer z. B. fünfadrigen Zuleitung die nötigen Anschlussvoraussetzungen zu schaffen. Dabei können sowohl Wandschalter/-taster am Eingang einbezogen als auch je nach Bedarf zusätzliche Steckdosen mit separater Absicherung vorgesehen werden.
Auf gute Nachbarschaft
Zum Schluss sei erwähnt, dass Sanitärräume in größeren Liegenschaften mit in die Gebäudeleittechnik eingebunden werden. Kann der Sanitärfachbetrieb auf diesem Gebiet ebenfalls Kenntnisse in der Elektrotechnik vorweisen, ist dies ein zusätzlicher Wettbewerbsvorteil. Schließlich geht es um geeignete Produkte und Lösungen, um beispielsweise die Hygienespülung für den Waschtisch, das WC oder das Urinal von zentraler Stelle aus steuern zu können.
Aber unabhängig von der Gebäudenutzung und ob es sich um einen Neubau oder eine Modernisierung handelt: Von entscheidender Bedeutung ist die Kenntnis des Badplaners über Möglichkeiten und Weiterentwicklungen in den jeweiligen Gewerken. Dann können die Baubeteiligten in Abstimmung mit dem Kunden rund um Bad und WC ein zukunftsorientiertes Konzept erarbeiten und umsetzen, das sich durch ansprechendes Design und eine komfortable, generationengerechte Nutzung auszeichnet.
Nachrüstung mit Batteriebetrieb
Insbesondere bei älteren Sanitäranlagen wurde ein Stromanschluss kaum berücksichtigt und ist meist auch nicht einfach nachzurüsten. Durch einen Batterie- oder Generatorbetrieb bieten sich hier gute Lösungen für Armaturen und Spülsysteme an.
Eine Niederspannung von beispielsweise 12 V reicht aus, um etwa die Spültechnik am WC zu automatisieren oder um die Funktion einer Armatur am Waschtisch oder Urinal durch Annäherungssensorik komfortabler zu gestalten.
Eine Batterie bietet nötige Hilfsenergie und lässt sich entweder am UP-Spülkasten in der Vorwand deponieren oder möglicherweise verdeckt an der Keramik von Waschtisch oder Urinal anbringen. Die Technik ist auf einen geringen Energieverbrauch ausgelegt und ein Batterietausch fällt nur gelegentlich an. Im Fokus steht hier vor allem der Gewinn an Komfort.
Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten im SHK-Handwerk
Ein Anlagenmechaniker SHK ist mit bestandener Gesellenprüfung nicht automatisch Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten. Die Gesellen haben zwar die Qualifikation dazu, müssen aber vom Unternehmer offiziell zu einer solchen Elektrofachkraft ernannt werden. Dafür muss sich der Unternehmer davon überzeugen, dass der Anlagenmechaniker die dafür benötigte Qualifikation auch besitzt.
Das für eine Elektrofachkraft notwendige Wissen kann ebenfalls nachträglich durch einen Lehrgang erworben und ein entsprechendes Zertifikat nachgewiesen werden. Der Inhaber eines solchen Zertifikats ist allerdings dazu verpflichtet, sein Wissen alle drei Jahre aufzufrischen. Bei fehlender Nachschulung verliert das Zertifikat seine Gültigkeit. Eintägige Nachschulungen werden von den jeweiligen Bildungsstätten turnusmäßig angeboten und mit einem entsprechenden Zertifikat bestätigt.
Eine Liste der autorisierten Bildungsstätten ist zum Beispiel auf der Website des ZVSHK zu finden.
Weitere Infos auf www.sbz-online.de
Neugierig geworden? Mehr rund um das Thema Vorwandinstallation erfahren Sie in unserem Online-Dossier unter www.bit.ly/sbz_vorwand.
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