Mit dem Orkan Kyrill fing alles an. 2007 hatte er 10000 m2 Dachfläche der Air Berlin Flughafenwerft schwer beschädigt, so dass nach der ersten Notabdichtung 2007 nun eine komplette Dachsanierung durchgeführt wurde. Sensibilisiert durch die Zunahme von Extremwetterereignissen gab die Leitung des Flughafens in Düsseldorf grünes Licht für den Einbau einer DSS-Notentwässerung.
Dringender Handlungsbedarf
Die Entwässerung des Hangars entsprach nicht mehr den aktuellen Anforderungen. Bei der Überprüfung der Flachdachentwässerung wurde festgestellt, dass die Hauptentwässerung überlastet ist. Eine Notentwässerung war gar nicht vorhanden, sieht man mal von zwei Schlitzen in der Attika ab, die eher symbolisch zu werten waren. Um die Entwässerung des 11000 m2 großen Daches entsprechend den neuesten Normen und Flachdachrichtlinien auszurichten, bestand dringender Handlungsbedarf. Als wirtschaftlich interessante Lösung bot sich an, die neu zu installierende Notentwässerung mit der Differenz der zu klein dimensionierten Hauptentwässerung zusätzlich zu beaufschlagen. Angesichts der Größe des Daches und den dementsprechend hohen Wassermengen, die sich dort sammeln, konnte eine Notentwässerung durch die Attika technisch nicht umgesetzt werden. Hinzu kamen die DIN-Bestimmungen, die vorschreiben, dass der Abstand zwischen den Entwässerungspunkten bei einem linearen Tiefpunkt nicht mehr als 20 m betragen darf. Mit seiner Länge von über 100 m und seiner weitläufigen Dachfläche empfahl sich der Hangar als ideales Objekt für eine verrohrte Notentwässerung.
Druck gemacht
In Abstimmung mit dem zuständigen Gebäudemanager der Flughafenverwaltung und den ausführenden Gewerken wurde ein Entwässerungskonzept erstellt, das auf dem Prinzip der Entwässerung mit Unterdruck basiert.
Mittels DSS-Druckströmungssysteme lässt sich das Regenwasser bereits unter der Dachkonstruktion sammeln und über wenige Fallleitungen in die Grundleitungen abführen. Dies und die gefällelose Verlegung der Sammelleitungen direkt unter der Hallendecke ermöglicht eine bestmögliche Raum- und Hallennutzung mit einem Minimum an Fallleitungen – ideal für Hangar 8, in dem sogar mehrere Großraumflugzeuge vom Typ Airbus 320 gleichzeitig gewartet werden.
Weil die Halle U-förmig von einem tiefer liegenden Verwaltungsgebäude umschlossen ist, gab es nur zwei Punkte, an denen die Fallleitungen herunter geführt werden konnten – auch das legte die Entscheidung für ein DSS-Entwässerungssystem nahe.
Teamwork in 25 m Höhe
DSS-Systeme erfordern Teamarbeit von Installations- und Dachdeckerunternehmen. Als erstes wurde das Rohrsystem im Innenbereich der Halle verlegt. Dank des SitaDSS-Rail-Systems konnte den statischen Anforderungen des Bauwerkes entsprochen werden, die Trapezblechdachkonstruktion nicht zu belasten. So wurde das gesamte Entwässerungssystem an der Stahlträgerkonstruktion abgehängt. Das SitaDSS-Rail-System basiert auf einer starren Montageschienen-Konstruktion, die auf die Schnellmontage von PE-Rohren ausgerichtet ist. Es fängt die auftretenden Schub- und Zugkräfte auf und leitet sie in die Tragkonstruktion ein. Ein weiteres Merkmal ist, dass das Schienensystem einen variablen Abstand bei den Befestigungspunkten erlaubt.
Da die Anlage im laufenden Instandhaltungsbetrieb der Flughafenwerft installiert werden musste, erwies sich die Befestigungseinheit mit den vormontierten Rohrschellen, die eine „Ein-Hand-Montage“ ermöglichen, als echte Arbeitserleichterung. Angesichts der Arbeiten in lichter Höhe der 25 m hohen Halle schätzten die Verarbeiter auch das geringe Gewicht der PE-Rohre. Eingesetzt wurden PE-HD-Rohre (Polyethylenrohre in High Density-Qualität) gemäß DIN EN 1519 mit Rohr-Ø bis zu 315 mm. Durch das Montageschienensystem werden die horizontal verlaufenden Rohre der DSS-Unterdruckentwässerung in einem definierten Abstand gehalten. Eine thermisch bedingte Durchbiegung der Rohre wird somit vermieden. Aufgrund der baulichen Gegebenheiten mit Schiebetoren über eine Gesamtlänge von 100m, musste das Rohrsystem im Außenbereich über eine gesondert zu erstellende Rohrtrasse zum Entwässerungspunkt geführt werden.
Unter freiem Himmel
Sobald die Installateure vom Innenbereich der Halle aus die Entwässerungsleitung gezogen und die jeweilige Durchdringung für die Montage der Notentwässerungsgullys erstellt hatten, nahmen die Dachdecker an diesem Punkt die Arbeit auf. In einem Bereich von ca. 1 x 1 m rund um die Durchdringung wurde der Dachaufbau bis auf die Dampfsperre aufgenommen, ein Verstärkungsblech montiert und die Dampfsperre erneuert. Hiermit ergab sich eine stabile Basis für den Festflansch des SitaDSS-Profi-Dachgullys mit einer Anschlussmanschette aus Bitumen der anschließend kraftschlüssig eingedichtet wurde. Sobald die Wärmedämmung im Montagebereich wieder angearbeitet war, konnte das Aufstockelement mit Anschlussmanschette, passend zur Sarnafil TS 77-18 (FPO) Dachabdichtung eingesetzt werden. Mit der Ergänzung und Verklebung der fehlenden Dachbahn im Montagebereich war die Regensicherheit wieder hergestellt. Zum Abschluss wurde nur noch das Anstauelement eingesetzt und auf die in den Berechnungen definierte Anstauhöhe eingedreht.
Fazit
Beim Flachdach des Düsseldorfer Hangars wachen jetzt zwei jeweils 155 m lange Entwässerungslinien über die Sicherheit bei Regen. Die Haupt- und Notentwässerung liegt in einer Kehllinie. Mit Hilfe der Gummipufferfüße für die individuelle Höheneinstellung konnten die Anstauelemente vor Ort präzise auf die empfohlene Anstauhöhe von 35 mm justiert werden. Steigt der Wasserspiegel bei Starkregen über diese Höhe, springt die Notentwässerung an und sorgt so für eine Entlastung der Statik des Hallendachs. Entsprechend DIN 1986-100, die den freien Auslauf auf „schadlos überflutbare Flächen“ fordert, wird die Regenspende der Notentwässerung auf das Grundstück Richtung Flugfeld geleitet.
Bautafel
Sanierung Air Berlin Flughafenwerft, Düsseldorf
Bauherr:
Flughafen Düsseldorf
Architektur:
Dipl.-Ing. Edmund Ankenbrand, HM Bauconsulting, Mettmann
Materialien:
SitaDSS-System mit SitaDSS Profi und dem SitaRail-Befestigungssystem
Hersteller:
Sita Bauelemente, Rheda-Wiedenbrück
Ausführender Installationsbetrieb:
Kuno Eick GmbH, Sanitär und Heizungstechnik, Castrop-Rauxel
INFO
Prinzip der Druckströmung
Bereits bei geringen Regenmengen schlägt der Fallleitungsquerschnitt zu, der auch bei abschnittsweiser Vollfüllung der Rohre den gewünschten Unterdruck auslöst. Dabei verhindern speziell auf das System abgestimmte Gullys mit Airstop die durch die „Coriolis-Kraft“ verursachte Lufteinführung in das Rohrsystem. Durch das in die Fallleitung strömende Regenwasser wird in der Sammelleitung ein Unterdruck erzeugt, der die Dachfläche bzw. das Rohrleitungssystem per Saughebe-Effekt entwässert. Die Vollfüllung der Rohre und der durch den Höhenunterschied entstehende Druck führen zu einer hohen Fließgeschwindigkeit.
Autor
Cengiz Karadeniz ist Key Account Manager DSS bei der Sita Bauelemente GmbH, 33378 Rheda-Wiedenbrück, Telefon (0 25 22) 83 40-0 Telefax (0 25 22) 83 40-1 00 http://www.sita-bauelemente.de