Die ehemalige Kohlestadt Gladbeck liegt im nördlichen Ruhrgebiet. Nach Schließung der letzten Zeche in den 1970er-Jahren erinnern noch heute grüne Zechensiedlungen, die ehemalige preußische Berginspektion, Zechenmauern und begrünte Halden an die Bergbautradition. Im Nordosten der Stadt ist im Jahr 2022 auf einer Gesamtfläche von 16.000 m² ein Baumarkt samt Gartencenter entstanden. Mit der Eröffnung eines neuen Baustoffhandels Ende 2024 wurde der Standort auf mehr als 50.000 m² erweitert. Um das Gelände vor Überschwemmungen zu schützen und das Kanalnetz zu entlasten, kommen drei unterirdische, aus Rigolenfüllkörpern bestehende Regenwasserrückhalteanlagen mit einer Fläche von ca. 51.000 m² zum Einsatz.
Versickerung nicht möglich
Der Bauherr vom Hagebaumarkt mit Floraland Gartencenter und Hagebau Baustoffhandel ist die Stewes Holding. Das am Niederrhein und im westlichen Ruhrgebiet ansässige Familienunternehmen ist in der Region tief verwurzelt. Die Holding beschäftigt über 500 Mitarbeiter an 14 Standorten.
Die gedichteten Regenwasserrückhalteanlagen RigoCollect von Fränkische wurden zwischen 2020 und 2022 vom Partnerunternehmen Folien Lücke auf dem ehemaligen Sportplatz in Gladbeck installiert. Eine Versickerungslösung war aufgrund des hohen Lehmanteils im Boden nicht möglich. Auf dem Areal fand auch eine standardmäßig vorgeschriebene Bodenuntersuchung durch den Kampfmittelräumdienst statt, bei der eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft wurde.
Großes Speichervolumen
Die größte Regenwasserrückhalteanlage mit ca. 35.000 m² Fläche befindet sich unter dem Kundenparkplatz des Baumarkts, weitere Rigolen unter der Freifläche der Warenannahme und im Bereich des Baustoffhandels unter der Freilagerfläche. Dem Bauherrn war es wichtig, dass die Rigolenfüllkörper direkt unter den Verkehrsflächen verbaut werden und dem Schwerlastverkehr standhalten können. Die eingesetzten Rigolenfüllkörper Rigofill inspect sind besonders stabil, bis SLW 60 (Schwerlastwagen Gesamtlast 60 t) belastbar und auch bei geringer Überdeckung voll befahrbar.
Gleichzeitig zeichnen sich die kompakten Rigolen durch eine große Kapazität aus, da sie 95 % ihres Volumens für die Wasserspeicherung nutzen können – der Vollblock nimmt beispielsweise 401 l Wasser bei einem Raster von 800 x 800 x 660 mm (B x T x H) auf. Die Rigolenfüllkörper können vielseitig und flexibel als Versickerungslösung, als Zisterne zur Regenwassernutzung oder zur Regenwasserrückhaltung und kontrollierten Ableitung eingesetzt werden.
Flexibilität durch modulare Bauweise
Der neue Baustoffhandel entstand direkt neben dem Baumarkt und die Regenwasserrückhaltung musste nah am bestehenden Gebäude installiert werden. Durch unterschiedliche Geländeoberflächen entstanden Höhenunterschiede, sodass sich die Baugrube nicht so groß ausheben ließ wie geplant. „Es war ein wirklich großer Vorteil, dass wir die Speicherblöcke entsprechend den örtlichen Gegebenheiten zusammensetzen konnten“, erklärt Björn Benninghoff, Prokurist bei Baucentrum Stewes. „Wir haben die eine Seite der Anlage etwas länger und die andere etwas kürzer gemacht, sodass es am Ende passte.“
Die grünen Speicherblöcke lassen sich in drei Raumrichtungen anbauen und zu beliebig großen, ein- und mehrlagigen Anlagen kombinieren. Die größte Rigole auf dem Baumarktgelände ist 23-reihig, zweilagig aufgebaut und verfügt über ein Bruttospeichervolumen von mehr als 1630 m³.
Leichte Blöcke mit DIBt-Zulassung
Die handlichen Maße und das geringe Gewicht der Blöcke erleichterten das Handling auf der Baustelle und ermöglichten einen schnellen Baufortschritt. Dies erwies sich auf dem Areal als großer Vorteil, denn durch die Lehmschichten im Boden war das komplette Baufeld bei Regen aufgeweicht, sodass die Fachkräfte in diesen Zeiten nicht weiterarbeiten konnten.
Die Rigolenfüllkörper besitzen die bauaufsichtliche Zulassung des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt), und die Anwendungsbereiche der Regenwasserrückhalteanlagen – etwa gemäß Arbeitsblatt DWA-A 117 „Bemessung von Regenrückhalteräumen“ – tragen die allgemeine Bauartgenehmigung (aBG).
Einfache Inspektion und Wartung
Für einen absolut dichten Speicher ummantelte der ausführende Fachbetrieb die Rigole in Spezialtechnik mit einer Kunststoffdichtungsbahn und prüfte alle Nähte und Schweißverbindungen auf Dichtigkeit. Dennoch bleibt der Speicherraum über den durchgängigen Inspektionstunnel für Kameratechnik komplett einsehbar. Auf diese Weise lassen sich die statisch relevanten Tragelemente, der Zustand der Vliesumhüllung, die seitlichen Anschlusspunkte und der Boden kontrollieren.
Den einfachen Zugang für Inspektions- und Spültechnik schafft ein Kontrollschacht, der sich an jeder beliebigen Stelle ins Blockraster integrieren lässt. Objektspezifisch bemessene und gefertigte Systemdrosselschächte QuadroLimit mit integriertem Wirbelventil aus Edelstahl verzögern den Abfluss aus dem Wasserspeicher. Dies entlastet Kanalnetze, Gewässer und Kläranlagen etwa bei Starkregenereignissen.
Patentiertes Sedimentationsverfahren
Den drei Regenwasserrückhalteanlagen sind jeweils Reinigungsanlagen vorgeschaltet, um die Rigolen vor Grob- und Feinstoffen zu bewahren. Gleichzeitig halten sie Leichtflüssigkeiten von den Verkehrsflächen zurück und schützen damit Grundwasser und Gewässer. Die rohrförmigen Anlagen SediPipe basieren auf dem patentierten Flow-Separation-Prinzip: Ein im unteren Rohrquerschnitt angebrachter Strömungstrenner und die leichte Steigung des Rohrs bewirken, dass sich Partikel im strömungsberuhigten Raum unterhalb des Strömungstrenners absetzen und bei Regen nicht remobilisiert werden.