Das kombinierte Hallen- und Freibad Nautiland ging aus der Erweiterung des 1973 eröffneten Zellerauer Bades hervor. 1990 wurde es ausgebaut und zur Würzburger Landesgartenschau als Erlebnisbad Nautiland eröffnet. Da es mit der Zeit jedoch technisch veraltet und stark sanierungsbedürftig war, entschied sich der Stadtrat 2016 für einen kompletten Neubau.
Ecoguss-Abläufe für besonders hohe Anforderungen
Große Bauprojekte haben bezüglich der Gebäudeentwässerung ohnehin schon besondere Anforderungen. Für Erlebnisbäder mit planmäßig dauerhaft wasserbelasteten und nass gereinigten Flächen, hoher Luftfeuchtigkeit und gechlortem Badewasser gilt dies umso mehr. Bodenabläufe müssen zudem strenge Brand- und Schallschutzvorgaben erfüllen, besonders bei aggressivem Abwasser eine hohe Beständigkeit aufweisen und anfallendes Wasser zuverlässig ableiten und schon aufgrund der hohen Anzahl besonders einfach zu reinigen sein.
Im Nautiland stellen dies Abläufe von Kessel aus dem universell einsetzbaren Verbundwerkstoff Ecoguss sicher. Während der rund zweijährigen Bauphase des Nautiland erfolgte schon im Dezember 2017 der erste Einbau von insgesamt über 160 Ecoguss-Bodenabläufen mit Variofix-Dünnbettaufsatz (Schlitzrost V4A), Brandschutzeinsatz Fire-Kit und Durchgangsdichtung Quick-Fit.
Was war für die Bodenentwässerung im Nautiland zu beachten?
Seit der Eröffnung im Herbst 2019 bietet das von der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) betriebene Nautiland mit Rutsche, mehreren Erlebnis- und Sportbecken, Dampfbad, Saunalandschaft und integrierter Vital-Gastronomie ein großartiges Freizeiterlebnis für Klein und Groß.
Im täglichen Betrieb fallen dabei große Mengen Wasser auf den Gängen sowie im Dusch- und Sanitärbereich an. Außerdem ist aus Hygienegründen eine regelmäßige Reinigung der Bodenflächen erforderlich. Die teils gechlorten und oft mit Reinigungsmitteln versetzten Wassermengen müssen deshalb zuverlässig abgeleitet werden – unter Beachtung der Anforderungen an Ablaufstellen in öffentlichen Gebäuden wie Freizeit- und Sportanlagen. Dies über gesamten Lebenszyklus.
Bodenabläufe aus den Werkstoffen Grauguss, Edelstahl oder Kunststoff erfüllen diese Anforderungen nicht oder nur mit aufwendigen und nicht dauerhaften Zusatzmaßnahmen. Gussabläufe beispielsweise sind sehr korrosionsanfällig und bieten trotz extremer Hitzebeständigkeit keine Vorteile im Brandschutz.
Edelstahlabläufe sind besonders hygienisch, halten aber nicht allen Chemikalien stand. Und Kunststoffabläufe sind zwar beständig, korrosionsfrei und leicht einzubauen, können jedoch nicht stark mechanisch belastet werden. Abläufe aus dem Verbundwerkstoff Ecoguss dagegen decken ein viel breiteres Einsatzspektrum als altbewährte Materialien und damit alle typischen Anwendungsbereiche von Ablauftechnik ab.
Ecoguss-Abläufe: Darum sind sie bei extremen Anforderungen einsetzbar
Als Hybridmaterial mit Metall- und Kunststoffanteilen vereint Ecoguss die vorteilhaften Eigenschaften aller herkömmlichen Werkstoffe in sich, während Schwachpunkte wegfallen: Er ist extrem hitzebeständig, leitet jedoch keinen Strom, ist ein schlechter Wärmeleiter und schafft so die Grundlage für höchste Brandsicherheit.
Der Verbundwerkstoff hält großen mechanischen Belastungen stand, ist aber gleichzeitig leicht, korrosionsfrei und hochbeständig gegen so gut wie alle Chemikalien. Aufgrund seiner glatten, schmutzabweisenden Oberfläche ist er zudem äußerst hygienisch. Anders als Metalle hält Ecoguss von Natur aus auch sehr aggressiven Abwässern, wie sie im Nautiland durch die Chlorung des Badewassers und Reinigungsmitteln anfallen, ohne spezielle Schutzbeschichtung stand. Rainer Kübler, Produktmanager Ablauftechnik bei Kessel: „Ecoguss-Abläufe eignen sich für solche Einsatzorte sehr gut, denn sie kommen am besten mit dem Chlor und den Temperaturschwankungen in Schwimmbädern klar.“
Welche Sicherheitsanforderungen gelten für die Bodenentwässerung im Schwimmbad?
Die Einhaltung strenger Brand- und Schallschutzvorgaben waren Sicherheitsanforderungen an die Bodenentwässerung im Nautiland. Durch ihre Hitzebeständigkeit und die geringe Wärmeleitfähigkeit stellen Ecoguss-Abläufe im Brandfall weder zusätzliche Brennstoffe noch Zündquellen dar. Dennoch bieten sie nur dann einen ausreichenden Brandschutz, wenn sie entsprechend abgesichert werden. Andernfalls kann sich bei einem Brand nicht nur das Feuer, sondern vor allem Rauch und toxische Gase durch die Abläufe hindurch im Erlebnisbad ausbreiten.
Deshalb entschied die zuständige Fritz Planung GmbH, die Abläufe mit geeigneten Brandschutzelementen auszustatten. Der Brandschutzeinsatz Fire-Kit in Kombination mit der Durchgangsdichtung Quick-Fit erfüllt die höchste Feuerwiderstandsklasse R120 und verschließt die Abläufe vorschriftsgemäß, sodass eine Ausbreitung von Flammen, Rauch und toxischen Gasen verhindert wird. Am unteren Ende der Durchgangsdichtung Quick-Fit befindet sich eine Brandschutzmasse, die dort mit einem Metallbügel angebracht ist. Im Brandfall quillt die Masse auf, verschließt die Lücke, die durch die schmelzende Dichtung entsteht, und sorgt so für einen rauchgasdichten Abschluss.
Daneben spielt in vielen Objekten auch der Schallschutz eine wichtige Rolle und ist durch den Einsatz der Kessel-Abläufe aus Verbundwerkstoff sichergestellt: Messungen des Fraunhofer-Instituts in Stuttgart bestätigen die schallhemmende Wirkung entsprechend der Norm DIN 4109 sowie der Richtlinie VDI 4100, die noch strengere Richtwerte definiert.
Darum lassen sich die Ecoguss-Abläufe einfach einbauen
Mit der Entscheidung für Ecoguss konnten alle Anforderungen an die Gebäudeentwässerung im Erlebnisbad Nautiland richtlinienkonform einfach erfüllt werden. Da der Verbundwerkstoff aufgrund seiner Eigenschaften universell einsetzbar ist, kam er auch bei fünf Hofabläufen im Außenbereich zum Einsatz.
Die Installationsarbeiten übernahm Herold Haustechnik aus Schweinfurt. Die Vielseitigkeit der Ecoguss-Abläufe brachte auch hierbei Vorteile: Bei gleicher Stabilität wiegen sie 70 % weniger als Abläufe aus Grauguss. Somit können sie leichter auf der Baustelle bewegt werden. Darüber hinaus müssen sie nicht geerdet werden, wodurch das aufwendige Verlegen von Erdungskabeln entfällt.
Mit der Durchgangsdichtung Quick-Fit wurde der Einbau sogar noch einfacher: Sie ersetzte das bauseitige Vermörteln der notwendigen Bodendurchführungen durch wenige werkzeuglose Handgriffe.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Heftausgabe 07-2021 der SBZ unter dem Titel „Robuste Abläufe halten stand“.
Lesen Sie auch:
Leitungsbau: Wasser- und Abwasser-Installation für den Pool
Schwimmbadwassererwärmung mit Solarabsorbern – so funktioniert es