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systeme wissen wolltenSysteme für die Gebäudetechnik

Was Sie schon immer über Stecksysteme wissen wollten

Inhalt

Gut ein Dutzend Hersteller teilen sich den Markt der werkzeuglosen Verbindungstechnik, deren Haupteinsatzgebiete Sanitär, Heizungsanbindung und Fußbodenheizung sind. Andere Einsatzgebiete, wie Industrie- und Prozesswässer, sind, je nach Fittingmaterial und Dichtungsmaterialien, auch möglich.

Steckfittings gelten als werkzeuglose Verbindungstechnik, da kein Werkzeug beim Zusammenfügen von Fitting und Rohr notwendig ist. Tatsächlich werden nur die Hände für den Verbindungsvorgang benötigt. Gerade in der Etagenanbindung von sanitären Einrichtungsgegenständen und Heizkörpern in mehrgeschossigen Wohngebäuden sowie in der Sanierung/Modernisierung (speziell im bewohnten Zustand) und im Reparaturfall kann in der Installation von Rohrleitungen mit Steckverbindungstechnologie erheblich Arbeitszeit durch das werkzeugfreie Verbinden von Rohr und Fitting gespart werden. Diese Vereinfachung macht sich besonders in beengten, schwer zugänglichen Bausituationen (Vorwand/Schacht) bemerkbar. Die einfache Faustformel lautet dabei: Enge Montageräume x hohe Fittingzahl = schnelle Verlegung mit Kostenvorteil.

Je nach Rohrsystem muss das Rohr mit einem systemspezifischen Werkzeug vorbereitet werden. Bei einigen ist dieser Verarbeitungsschritt nicht notwendig. In aller Regel handelt es sich bei den Steckfittings um eine nicht mehr lösbare Verbindung. Nur bei wenigen Herstellern kann die Verbindung wieder gelöst und der Fitting anschließend wieder verwendet werden.

Den Normen entsprechend

Grundsätzlich gelten für die Steckfitting-Technologie, wie für alle anderen Verbindungstechniken und Rohrleitungssysteme, alle in relevanten Normen definierten Anforderungen. Zu beachten ist, dass nach AVBWasserV in einer Trinkwasseranlage nur Bauteile und Komponenten installiert werden dürfen, die das Zeichen einer anerkannten Prüfstelle tragen. Der Nachweis der Haltbarkeit wird dabei durch mechanische Prüfungen erbracht. Darüber hinaus sind für den Einsatz in Trinkwasseranlagen die Anforderungen der aktuellen TVO zu erfüllen. Demnach sind bei Planung, Bau und Betrieb von Anlagen mindestens die anerkannten Regeln der Technik einzuhalten.

Eine Zertifizierung, beispielsweise durch den DVGW, ist obligatorisch. DIN-DVGW- oder DVGW-zertifiziert bedeutet: Die Übereinstimmung eines Produkts mit den Anforderungen des DVGW-Regelwerks und die Übereinstimmung mit den einschlägigen DIN-Normen. Damit besteht für den Anwender die notwendige Sicherheit für den Einsatz in Trinkwasseranlagen, gerade im Hinblick auf die hygienischen Anforderungen. Für Dimensionierung, Verlegung, Dämmung, Druckprüfung, Spülung, Schallschutz und den vorbeugenden baulichen Brandschutz gelten die bekannten Normen und Regelwerke.

Stecken auch bei der Heizung?

Das DVGW-Zeichen bedeutet nicht gleichzeitig die Eignung für Heizungsanlagen. Ein DVGW-Zertifikat kann z. B. den Einsatz eines Rohrsystems auf die Kaltwasseranwendung beschränken. Der Hersteller entscheidet, ob sein Rohrsystem für den Einsatz in Heizungsanlagen geeignet ist und welche Rahmenbedingungen eingehalten werden müssen.

Bei Systemen eindeutige ­Gewährleistung

Es ist zu unterscheiden zwischen Rohrleitungssystemen mit Steckverbindungen, Systemen mit mehreren Fittingarten und Steckfittingsystemen mit mehreren Rohrarten. Zusätzlich sind Steckfittings erhältlich, die für bestimmte Rohrarten zugelassen sind. Die Systeme bestehen aus aufeinander abgestimmten Komponenten. Hier dürfen nur die zum Lieferumfang gehörenden Kombinationen Rohrleitungen/Werkstoffe (mit exakten Rohrdurchmessern/Maßtoleranzen) des Herstellers eingesetzt werden. Das ist ein wichtiger Faktor für den Gewährleistungsfall. Die Verwendung nicht zugehöriger Systemkomponenten führt zum Verfall der Gewährleistung und mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Undichtigkeiten.

In den meisten Fällen handelt es sich um Komplettsysteme für Trinkwasser, Heizungsanbindung und Fußbodenheizung, die mit einem Fitting- und Formteilangebot unterschiedlicher Ausprägung angeboten werden. Auch Kombinationen mit vorhandenen Fittings einer anderen Verbindungstechnik, wie z. B. die Pressverbindung, kommen zur Anwendung. So gibt es Hersteller, dessen Rohrleitungen, bis zu einer gewissen Dimension, sowohl verpresst als auch gesteckt werden können.

Im Metallbereich auch systemübergreifend

Steckfittings, die für mehrere Rohrhersteller als reiner Rohrleitungsverbinder eingesetzt werden, findet man hauptsächlich bei metallischen Rohrsystemen. So können beispielsweise Kupferleitungen in verschiedenen Dimensionen von unterschiedlichen Herstellern eingesetzt werden. Im Gewährleistungsfall wird oft die schwerfällige Zuordnung als negativ dargestellt. Jedoch sind auch hier klare Verarbeitungsgrenzen zwischen den Komponenten gegeben, die im Gewährleistungsfall herangezogen werden können. Die Dimen­sionen sind meist auf kleinere Durchmesser beschränkt.

Kunststoffrohre

Nicht alle Kombinationen können bei Kunststoffrohren (wasserberührende Schicht) für Steckverbindungen genutzt werden. Einschränkungen ergeben sich durch die Schichtdicken im Aufbau bei Verbundwerkstoffen. Daher sind nur die für ein Fitting zulässigen Rohre zu verwenden. Zurzeit sind folgende Rohrwerkstoffe erhältlich:

PE-RT/AL/PE-RT

PE-RT/AL/PE-HD

PEX/AL/PE

PE-Xb/AL/PE-RT

PE-Xc/AL/PE-RT

PB (Polybuten)

Metallische Rohre

Bei den metallischen Kupferrohren unterscheidet man zwischen weich, halbhart, hart, auch innen verzinnt und außen verchromt und mit Kunststoff ummantelt. Zudem gibt es Edelstahlrohre.

Die Fittings sind aus Kunststoff oder Metall. Die Anwendungsgrenzen werden, je nach Fittingkonstruktion, durch den Fittingwerkstoff, den Dichtungswerkstoff und gegebenenfalls durch das Halteelement gesetzt. Für Wässer (oder Druckluft) außerhalb des Anwendungsbereiches ist der jeweilige ­Hersteller einzubeziehen. Zurzeit sind PPSU und PVDF als Kunststoff-Fittingwerkstoffe im Einsatz. Metallfittingwerkstoffe sind Messing verzinnt, entzinkungsbeständiges Messing, Rotguss, Kupfer, DZR-Messing, Edelstahl und die Kombinationen von Fittingwerkstoffen

Ein Rohrleitungssystem besteht aus Formstücken, die Rohrleitungen verbinden, und ausFormstücken, die für Anschlüsse notwendig sind. Gewindeanschlüsse bestehen in der Regel aus Metall. So sind in einem System Fittings aus Kunststoff und Fittings aus Metall integriert.

Ablängen, anfasen, stecken und dicht

Wesentlich ist bei fast allen Systemen die Vorbereitung der Komponenten, das Zusammenfügen von Rohr und Fitting und die ­Kontrolle des Steckvorganges. Das Rohr wird mit Rohrschere oder einem Rollenrohrabschneider rechtwinklig abgelängt. Anschließend wird das Rohr mit einem Kombiwerkzeug in einem Arbeitsgang kalibriert, entgratet und angefast. So vorbereitet wird das Rohr in den Fitting gesteckt und die druckdichte Verbindung hergestellt. Die Überprüfung des Steckvorgangs erfolgt entweder optisch durch mehrere Sichtfenster (zwei bis sechs) im Steckfitting und zusätzlich durch farbige Signalringe und / oder akustisch durch ein lautes Klick. Bei manchen Systemen muss die Einstecktiefe markiert werden. Zusätzliche Sicherheitsmerkmale sind nicht erforderlich. Abweichungen hinsichtlich der Arbeitsschritte sind je nach Systemen gegeben.

Geringer Werkzeugbedarf – geringe Investitionen

Werkzeuge werden nur vorbereitend benötigt. Je nach Rohrsystem / Rohrart ist der Grad der vorbereitenden Schritte unterschiedlich ausgeprägt. Ein spezielles Werkzeug ist meist nur notwendig zum Kalibrieren des Rohres und um das Rohr zu entgraten bzw. anzufasen. Beide Vorrichtungen können in einem Werkzeug vereint in einem Arbeitsgang durchgeführt werden. Die für die Verbindung notwendige hohe Genauigkeit macht das exakte Arbeiten notwendig.

In der Praxis wird das Anfasen mit der Bohrmaschine hin und wieder bei zu hohen Drehzahlen ausgeführt und führt zu Problemen. Insbesondere hier gilt es, die Vorgaben der Hersteller genau zu beachten. Die Werkzeugkosten (Investitionskosten) sind erfahrungsgemäß geringer als bei Pressfittings. Das ist ein ­Vorteil für Installateure, die hauptsächlich Dimen­sionen bis 25 bzw. 32 mm Durchmesser verarbeiten.

Nicht vergessen werden dürfen die geringeren Werkzeug-Wartungskosten. Für größere Dimensionen sind in aller Regel andere Verbindungsarten und deren spezifische Werkzeuge notwendig. Steckfittings (Mate­rialpreis) sind im Vergleich zu Pressfittings in der Regel teurer. Das kann durch die Verarbeitungsgeschwindigkeit laut Aussagen der Hersteller mehr als ausgeglichen werden. Zu beachten ist, dass bei einigen Systemen ein höherer Anteil an Befestigungsaufwand entstehen kann. Meist macht sich das bei der Verlegung außerhalb der Vorwand bemerkbar.

Dimensionen von 16 bis 32 mm

Vorzugsweise werden kleine Dimensionen von 16 bis 25 oder 32 mm angeboten, bei Metallleitungen geht es auch kleiner. Somit lässt sich „sortenrein“ die komplette Installation von Ein- bis zu kleinen Mehrfamilienhäusern realisieren. Die Einsatzgebiete in der Trinkwasser-Etagenanbindung oder der Heizungsanbindung sind nicht zuletzt durch den Fittinganteil besonders hervorzuheben. Größere Dimensionen sind bis dato eher die Ausnahme. Bei einem Hersteller sind Steckfittings (für Kupfer- und Edelstahlrohre) bis 54 mm Durchmesser erhältlich, ein Komplettsystem mit MSR-Rohren ist bis 50 mm Durchmesser verfügbar. Das macht die komplette Installation von größeren Projekten, inklusive Steigstrang, systemkonform aus einem Werkstoff und mit einer Verbindungstechnik möglich.

Verbindungstechnik entscheidend für die Haltbarkeit

Im Steckfitting müssen ein Dichtelement und ein Halteelement integriert sein. Je nach Fitting/Rohrart können Teile der Haltevorrichtung im wasserberührenden Teil liegen oder so angeordnet sein, dass diese nicht mit Wasser aus dem Rohr in Berührung kommen. Die kraftschlüssige Verbindung wird durch unterschiedliche Konstruktionen von Halteelementen bewerkstelligt. Einige krallen sich in den Rohrwerkstoff, andere Konstruktionen klemmen durch eine Keil­wirkung das Rohr in dem Fitting fest. Her­stelleraussagen sprechen in diesem Zusammenhang vom Gripring, der Klemmhülse, den Haltekrallen, dem Zahnring, dem Klemmring, dem Fixierring oder dem Haltekeil. Bei Kunststoffrohren kann eine innere Stützhülse erforderlich sein. Für die Anwendung ist letztlich wichtig, dass die „Haltbarkeit“ sowohl bei Kaltwasser als auch bei Warmwassertemperaturen in den Druckbereichen gewährleistet ist. Sind hohe Temperaturen kritisch, beispielsweise für den Einsatz bei Solarsystemen, müssen die Herstellerangaben in die Entscheidung einbezogen werden.

Die Dichtung zwischen Rohr und Fitting erfolgt mit einem Dichtelement, je nach Fittingkonstruktion im Rohrinnen- oder Rohr­außendurchmesser. Als Dichtmaterial überwiegt EPDM. Zur Anwendung kommen ­O-Ringe (als einzelner oder doppelter) oder spezielle Dichtelemente. Ein Steckfitting lässt sich (derzeit) auf dem Rohr drehen. Durch das „Drehen“ in der Verbindung kann jedoch ein höherer Befestigungsaufwand entstehen. So müssen Absperrventile (Durchgangsventile) gesondert befestigt werden, damit diese in der gewollten Stellung verharren.

Status quo und Ausblick

Die Auswahl an Steckfittingsystemen und Steckfittings ist groß, die Vorteile liegen gerade in der Etagenanbindung. Doch so recht Fuß fassen beim Handwerk konnte die werkzeugfreie Verbindungstechnik bis jetzt noch nicht. In seiner Trendstudie 2012 sieht Querschiesser Hans-Arno Kloep aber immerhin ­eine mehrheitlich positive Prognose der Handwerker für Steckfittings. Besonders größere Betriebe (mit mehr als 20 Monteuren), die in der Wohnungswirtschaft, hier mit Schwerpunkt Heizung, tätig sind, gaben die beste Prognose ab.

Ein Manko, dass einer größeren Verbreitung von Steckfittings entgegenstehen könnte, ist die fehlende Möglichkeit, größere Objekte komplett mit einem System zu verrohren. Gerade Verarbeiter von Verbundrohr- und Kunststoffrohren bevorzugen eine sortenreine Installation. Zwei Drittel gaben laut Trendstudie 2011 an, dass sie in der Kellerverteilung und im Steigstrang den Werkstoff bzw. die Verbindungstechnik nicht wechseln möchten.

Extras

Auf SBZ-Online finden Sie unter der Überschrift „Anfasen, stecken, dicht“ ­eine Marktübericht, die wir im Sommer letzten Jahres veröffentlicht haben. Den Direktlink auf die Seiten finden Sie unter https://www.sbz-online.de/tags/extras-zum-heft

Autor

Dietmar Stump ist Redakteur. Sein Pressebüro DTS ­bearbeitet die Themenschwer­punkte Sanitär, Heizung und erneuerbare Energien.

67259 Kleinniedesheim,

Telefon (0 62 39) 92 00 03,

Telefax (0 62 39) 92 04 76,

dietmar.stump@t-online.de

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