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WRC-Technik überwacht Trinkwassergüte

Legionellen den Kampf angesagt

Vorrangig im Kaltwasserleitungsnetz des Sporthallenanbaus kam es immer wieder zu erhöhten Konzentrationen bakterieller Verkeimungen. Die Warmwasserleitungen der mit über 60°C betriebenen Anlage waren dagegen legionellenfrei. Die Wasserversorgung des Turnhallenanbaus mit seinen sanitären Anlagen erfolgte über das Hauptgebäude der angeschlossenen Schule. In der Schule selbst gab es keinerlei Legionellenprobleme. Es bestand der Verdacht, dass es im Leitungssystem bzw. innerhalb der Zapfstellen zu Kontaminationsrisiken kam. Zunächst konnten Defekte innerhalb der Funktion einzelner Zapfstellen, aber auch Stagnationsprobleme nicht ausgeschlossen werden. Weitergehende Prüfungen ergaben, dass nach kräftigen Spülungen des Rohrleitungssystems einschließlich der Armaturen und Duschelemente das bakterielle Problem zunächst verschwunden war. Erst nach rund einer Woche ohne Spülungen wurde wieder ein Anwachsen der Legionellenbesiedelung festgestellt. Die Funktion der einzelnen Entnahmestellen wurde überprüft. Die Armaturen und Duschelemente funktionierten einwandfrei. Der Verdacht einer Stagnation innerhalb des Leitungssystems rückte in den Vordergrund.

Ergriffene Lösungsmaßnahmen

Die Entnahmestellen der Wasch- und Duschanlagen wurden zunächst mit dem elektronischen Bauteil Q-Chip aufgerüstet und die Steuerung der Entnahmestellen ausgetauscht. Der Q-Chip gehört seit Anfang April 2011 bei allen Armaturen und Duschelementen der Perfekt-Familie von Kuhfuss Sanitär zur Basisausstattung. Damit war erstmalig ein Einlesen, eine sichere Kontrolle und ein Dokumentieren der Daten über erfolgte Frequentierungen möglich. Der Grundstein für die weiteren Schritte einer Ursachen- und Lösungsfindung war gelegt. Mit der zusätzlichen Aufrüstung mit dem WRC-Funktionsmodul und der Dialog-Box konnten neben der Vorprogrammierung der Spülintervalle, der Kontrolle und Frequentierungsüberwachung sowie der Daten-Dokumentation alle Maßnahmen zudem von zentraler Stelle (über WLAN) per PC vorgenommen werden. Eine weitere Besonderheit: Erstmals war es möglich, die Spülungsintervalle flexibel auf die Frequentierungen abzustimmen und auch die Laufzeiten individuell zu regeln.

Technische Vorgehensweise

Der Assistent Q-Chip kontrolliert als Steuerung die Funktion der Armatur. Gleichzeitig speichert er als eine Art Logbuch alle durchgeführten Aktivitäten in einem überschreibenden Protokoll, das mit der optionalen ­Dialogbox und dem WRC-Funktionsmodul ausgelesen werden kann. Außerdem sorgt er dafür, dass in einem ersten Schritt die Hygienespülungen auf die individuellen Anforderungen der Hausinstallation und Nutzerfrequenz in den Wasch- und Duschräumen abgestimmt werden können. Mithilfe des Chips können nicht nur die Intervallzeiten der Spülungen frei gewählt werden, auch die Laufzeiteneinstellungen der Spülmaßnahmen profitieren von mehr Flexibilität. Der Vorteil: Die Risiken von Stagnationswasser in den Leitungssystemen oder Armaturenkörpern können weitestgehend vermieden werden.

Allerdings hält der Q-Chip noch ein weiteres Plus parat: Er ist bereits optional für die Kombination mit der WRC-Dialogbox ausgestattet. Der Dialog erfolgt über die Dialogbox als Schnittstelle zwischen dem Q-Chip und dem WRC-Funktionsmodul. Diese wird zwischen der Stromversorgung und dem Q-Chip positioniert. Die Montage erfolgt über Stecker. Zusätzliche Leitungen müssen nicht verlegt werden. Die Dialogbox erkennt automatisch den Typ des Q-Chip und stellt die Kommunikation als Sende- und Empfangsmodul her. Das WRC-Modul wird über den USB-Anschluss mit einem PC verbunden. Über den codierten Datenaustausch auf speziellen Frequenzen wird ein WLAN aufgebaut und mit der mitgelieferten Software die Kommunikation mit der Dialogbox und dem Q-Chip hergestellt. Mit einer kennwortgeschützten, intuitiv bedienbaren Software werden die Armaturen dabei automatisch erkannt und grafisch dargestellt. Die Betriebszustände sowie das Logbuch können unmittelbar ausgelesen, analysiert sowie Parameter via Mausklick individuell angepasst werden. Die Parameter können extern via PC gespeichert, gesichert und an weitere Armaturen übertragen werden. Die drahtlose WRC-Technologie ermöglicht auch aus Entfernung, die Maßnahmen der Hygienespülungen für alle im Raum befindlichen Armaturen via Laptop zu konfigurieren, zu verändern und zu überwachen.

Zwischenbilanz auf dem Weg zur Ursachenfindung

Im Januar 2012 wurden die vorhandenen ­Armaturen der Perfekt-Familie an den 44 Waschplätzen sowie die 16 Duschelemente der diversen Waschräume und die zwölf Handwaschbecken der WC-Bereiche zusätzlich mit der elektronischen Dialog-Box aufgerüstet. Somit war erstmalig eine Analyse der tatsächlichen Frequentierung jeder einzelnen Entnahmestelle möglich. Die ausgelesenen Werte ergaben bereits nach einer Woche folgendes Bild: Die Nutzung der unterschiedlichen Wasch- und Duschanlagen unterlag extremen Frequentierungsschwankungen. In den Waschräumen wurden bereits nach ­einem einwöchigen Kontroll-Zeitraum nur zwölf Armaturen mehr als zehnmal täglich benutzt. Acht Armaturen wurden ein- bis dreimal pro Tag bedient, acht Stand-Armaturen waren selbst nach zwei Kontroll-Wochen überhaupt nicht genutzt worden. Auch bei den Duschelementen zeigte die Auslesung des Q-Chips ein ähnliches Bild. Zwölf Duschplätze waren innerhalb einer Woche gar nicht, nach vier Wochen nur 45 mal in Funktion. Vier Duschen waren nach einer einwöchigen Prüfung 30 mal im Einsatz, zwei Duschen davon allerdings nur sechsmal. Von den insgesamt 16 Duschplätzen waren acht Duschen noch nach vier Wochen allerdings völlig ungenutzt. Damit rückte zunächst eine zentrale Ursache der Stagnation – der fehlende Wasserdurchlauf an einzelnen Entnahmestellen – in den Fokus weiterer Maßnahmen.

Wichtiger Lösungserfolg: ­abgestimmte Hygienespülungen

Sofort wurden Maßnahmen der kontrollierten, regelmäßigen Hygienespülungen eingeleitet, die, ausgerichtet auf die jeweilige Bedienung der einzelnen Entnahmestellen, vorprogrammiert und mit entsprechend flexibel konfigurierten Intervallzeiten auf die jeweilige Frequentierung der Entnahmestellen in den Duschen und bei den Waschanlagen abgestimmt wurden. So konnte auch während der Zeit keiner oder seltener Nutzung der Armaturen und Duschelemente für eine regelmäßige Durchspülung der Kalt- und Warmwasserleitungen einschließlich der Entnahmestellen gesorgt werden. Längere Stagnationszeiten als ermittelte Ursache der Verkeimung wurden dadurch effizient vermieden. Bei den Entnahmestellen der Waschanlagen oder Duschen, die gar nicht genutzt wurden, entschied man sich für vorprogrammierte Intervallzeiten im Abstand von sechs Stunden. Die engen Spülungsintervalle berücksichtigten dabei die bauliche Situation der längeren Leitungswege der Kaltwasserleitungen vom Hauptgebäude aus. Vorliegende Installationspläne hatten zwischenzeitlich zudem ergeben, dass eine komplexe Leitungsführung des Installationssystems nicht ausgeschlossen werden konnte. Fragen, ob gegebenenfalls zudem Installationsfehler vorlagen bzw. die Kaltwasserleitungen sich an einigen Stellen zu nah unter der Erdoberfläche (Führung unter geteerten Schulhof) befanden, konnten zunächst ohne weitere bauliche Maßnahmen nicht geklärt werden. Die Armaturen, die regelmäßig, aber seltener benutzt wurden, wurden alle zwölf Stunden gespült. Ein 24-stündiges Intervall wurde als angemessen für die regelmäßig und gut frequentierten Entnahmestellen vorprogrammiert.

Weiterhin entspannte Situation

Nach Durchführung regelmäßiger Spülungen in den entsprechenden Zeitrastern haben weitere turnusmäßige Trinkwasserbeprobungen des Kalt- und Warmwasserleitungsnetzes bis heute keinen bakteriellen Befund mehr ergeben. Auch die Entnahmestellen sind nach wie vor legionellenfrei. Mittlerweile wurden die gesamten Entnahmestellen der Wasch- und Duschbereiche mit der zentralen WRC-Überwachung aufgerüstet und können damit auch aus der Ferne konfiguriert, vorprogrammiert und kontrolliert werden. Regelmäßige Kontrollen, auch der Trinkwasserqualität, werden weiter durchgeführt. Da Stagnationen innerhalb des Leitungssystems jedoch nicht ausgeschlossen werden können, gilt die grundsätzliche Ursache des Problems als nicht völlig gelöst. Da die regelmäßigen Spülungen für eine optimale Wasserqualität sorgen, bleibt allerdings nun die Zeit, weitere, in diesem Fall bauliche Kontrollen mit Sorgfalt anzugehen. Die Vermutungen konzentrieren sich derzeit auf das Problem einer Stagnation innerhalb der Leitungsführung. Die bauliche Situation des Leitungssystems lässt eventuelle Auswirkungen auf die Stagnationsrelevanz innerhalb Kaltwasserleitungen nicht ausschließen. Künftige bauliche Sanierungen des Leitungssystems werden derzeit geprüft.

Allerdings steht auch künftig per WRC-Technik die Anlage unter konsequenter Beobachtung, um langfristig die Funktionssicherheit, Frequentierung und die regelmäßige Durchführung der Hygienespülungen im ermittelten notwendigen Maß zentral zu überwachen und zu regeln. Denn auch nach einer eventuellen baulichen Systemsanierung oder zusätzlichen Erneuerung/Verbesserung der Leitungsisolierung wird eine regelmäßige Spülung der Leitungssysteme nötig sein. Nur dadurch werden die ermittelten starken Frequentierungsschwankungen der Entnahmestellen nicht selbst zu Stagnationsrisiken mit Folgen bakterieller Verkeimung führen. Gleichzeitig werden die Maßnahmen ähnlich einem Betriebsbuch zentral dokumentiert. Sollte sich nach eventuellen baulichen Maßnahmen oder dank steigender Nutzung der Armaturen und Waschplätze die Situation zu einer besseren Durchspülung der Kalt- und Warmwasserleitungen verändern, können flexibel und schnell, aber ebenso zentral, die Intervallzeiten der Spülungen kurzfristig dem Bedarf angepasst werden.

Das Objekt

Ein Anbau an einer Schule in NRW. Nutzung Sporthalle. Sanitärbereich: je ein Waschraum für Schüler und Schülerinnen mit je 20 Waschplätzen und je 6 Duschen, sowie 2 Lehrersanitärbereiche mit je 2 Waschplätzen und je 2 Duschen. WC-Bereiche mit jeweils 4 bzw. für Lehrpersonal 2 Waschplätzen abgetrennt. Alter des Schulkomplexes einschließlich des Anbaus: ca. 3 Jahre.

INFO

Technischer Hintergrund

Die Erstausstattung der Armaturen und Duschelemente erfolgte im Jahre 2008 mit elektronischen Armaturen und Dusch­elementen der Perfekt-Familie von Kuhfuss Sanitär. Diese waren bereits mit Piezotaster und Thermostat sowie mit einer elektronischen Steuerung ausgestattet. Die Hygienespülungen wurden elektronisch vorgenommen. Mit der bestehenden technischen Ausstattung bestand jedoch in der Vergangenheit nur die Möglichkeit, diese nach festen Intervallzeiten (alle 24 oder 48 Stunden) sowie mit festen Laufzeiten durchzuführen. Die Nutzungsgewohnheiten an den einzelnen Zapfstellen waren bislang nicht bekannt, da ohne immensen personellen und zeitlichen Aufwand keine Kontrollaufzeichnungen hätten durchgeführt werden können. Eine Relation zwischen Nutzungsausfällen und Stagnationsrisiken war somit nicht offensichtlich.