Gut 25 Jahre nach dem Auftreten der Legionella-Pneumophila in Amerika und 20 Jahre nach dem Erscheinen des DVGW-Arbeitsblattes W 551 in Deutschland ist festzustellen, dass die Umsetzung der Anforderungen noch umgangen wird. In der Praxis ergeben sich Probleme mit Legionellen sowohl im Wohnungsbau als auch in Hotels und Krankenhäusern. Eine mögliche Ursache für hygienische Probleme in zentralen Anlagen (Bild 1) ist die Überdimensionierung von Rohrsystemen und Trinkwassererwärmern. Die Auslegung von Vorwärmern in Solaranlagen nach der VDI- Richtlinie 6002 Teil 1 ist im Bezug auf die Legionellen-Aufheizung sinnvoll und rentabel.
Neue Erkenntnisse und alte Berechnungsgrundlagen
Die Auslegung zentraler Trinkwassererwärmungsanlagen ist in Deutschland von vielen Vorschriften, Richtlinien und Normen betroffen, die zurzeit einer europäischen Ausrichtung und Angleichung bedürfen. In Bild 2 sind die relevanten Anforderungen den Anlageteilen zugeordnet. Über die aufgeführten Anforderungen hinaus ist aus hygienischen Gründen das DVGW-Arbeitsblatt W 551 zu beachten.
Die Anforderungen im Einzelnen:
– VDI 6024, VDI 6003; VDI 6002
– DIN 1988-3; DIN EN 806-3
– DIN 4708 (1)
– DVGW Regelwerk, Anforderungen und Prüfungen Für Trinkwassererwärmer Prüfgrundlage: VP 670
– VDI Richtlinie 6023, hygienebewusste Planung und Ausführung von Trinkwasseranlagen.
Wo die Hygiene beginnt
Die Trinkwasserhygiene beginnt in dem Gebäude mit dem Trinkwassererwärmer. In mehreren Vorschriften wird auf die Anforderungen an Trinkwassererwärmer zur Reduzierung des Legionellen-Wachstums hingewiesen, die über die allgemeinen Anforderungen und Prüfungen der DIN 4753 hinausgehen. So findet man Hinweise in den DVGWArbeitsblättern W 551 und W 551-3 (1).
Für die Trinkwassererwärmer selbst wurde vom DVGW zusammen mit den Fachgremien die Prüfgrundlage VP 670 erarbeitet (2). Ein Zitat aus dem Vorwort der VP 670 besagt: „Das DVGW-Arbeitsblatt W 551 Trinkwassererwärmungs- und Leitungsanlagen; technische Maßnahmen zur Vermeidung des Legionnellenwachstums stellt hygienische Anforderungen an Trinkwassererwärmer dar. Die vorliegende Prüfgrundlage für Trinkwassererwärmer beschreibt Anforderungen und Prüfungen, die den Vorgaben hinsichtlich hygienischer Trinkwassererwärmung und wartungsfreundlicher Geräte gerecht werden“. Die VP 670 nennt also Anforderungen und explizite Prüfvorschriften für Speicher mit Inhalten zwischen 50 und 400 Litern im Bezug auf eine hygienische Trinkwassererwärmung. Die Forderungen an Speicher- Trinkwassererwärmer und Durchflusserwärmer nach DVGW VP 670 sind:
• Alle Anforderungen hinsichtlich der DIN 4753 sind zu erfüllen. Die Leistungskennzahl nach DIN 4708 ist anzugeben.
• Elektroheizkörper dürfen keine toxikologisch relevanten Inhaltsstoffe enthalten.
• Nach DIN 1988-8 werden entsprechende Wartungen für Trinkwassererwärmer gefordert, die umgesetzt werden müssen.
• Jeder Speicher-Trinkwassererwärmer mit einem Nenninhalt größer 150 Liter muss mit einer Reinigungs- und Wartungsöffnung von mindestens 100 mm Durchmesser ausgerüstet sein. Die Lage der Öffnung muss eine innere Reinigung der Behälterwand mit technischen Mitteln ermöglichen.
• Integrierte Heizflächen sollen ausbaubar sein oder über Wartungsöffnungen zum Zweck der Reinigung komplett zugänglich sein.
• Am Warmwasseraustritt muss stets eine Temperatur von konstant 60°C eingehalten werden. Innerhalb des Regelkreises ist betriebsbedingt mit Abweichungen zu rechnen. Kurzzeitige Absenkungen im Minutenbereich der Temperatur am Speicheraustritt sind tolerierbar (siehe DIN 4708). Systematische Unterschreitungen unter 60°C sind nicht akzeptabel.
• Der Kaltwassereinlauf muss so konstruiert sein, dass während des Entnahmevorgangs eine große Mischzone vermieden wird. Als Nachweis wird die Einhaltung des Entnahmegütegrades von mindestens 85% gefordert.
• Trinkwassererwärmer mit integrierter Vorwärmstufe müssen so konzipiert sein, dass der gesamte Wasserinhalt einmal am Tag auf 60°C aufgeheizt wird.
• Zum Schutz der Rohrwerkstoffe und Verbindungen sind bei Trinkwassererwärmern Temperaturregler einzusetzen, bei denen nachgewiesen ist, dass nicht durch Nachheizen eine Wassertemperatur von 95°C überschritten wird.
Um den vorgenannten Kriterien zu entsprechen, sind die Multicell-Trinkwassererwärmer von BTD Behältertechnik (Bild 3) nach der DVGW Prüfvorschrift VP 670 geprüft und unter der Nr. AZ 06 – 0433 – WNE registriert worden. Die Baureihe reicht von 200 bis 750 Liter, alle Behälter sind für 10 bar Betriebsdruck ausgelegt. Heizwasserseitig ist der zulässige Druck 25 bar und damit für alle Fernheizsysteme geeignet. Speicher und Heizflächen sind aus Chrom-/Nickel-/Molybdänstahl.
Eindringen von Stoffen aus dem Heizwasser
Leistungsfähigkeit, Betriebs- und Hygienesicherheit sind im Bereich der Trinkwassererwärmer von entscheidender Bedeutung. Aus diesem Grund werden für BTD-Trinkwassererwärmer Edelstahl-Glattrohrheizflächen mit ovalem Querschnitt eingesetzt. Diese Rohre sind heizwasserseitig und trinkwasserseitig korrosionsbeständig im Sinne der DIN 1988-4 (8) und können nach Tabelle 3 der Norm als Heizfläche ohne Einschränkung eingesetzt werden (korrosionsbeständig gesicherte Ausführung für Heizwasser und Fernheizwasser mit Druck über 3 bar). Die novellierte Trinkwasserverordnung fordert bessere Systeme zur Trinkwassererwärmung. Die Erfahrung mit ausgeführten Anlagen zeigen, dass Legionellen ihren eigenen Weg gehen. Hygieniker und das Bundesgesundheitsamt haben die Risiken durch Legionellen aufgezeigt. Der DVGW hat 1993 das Arbeitsblatt W 551 für Neuanlagen und 1996 das Blatt W 552 für die Sanierung von Anlagen erstellt, in denen die Anforderungen an Trinkwassersysteme formuliert sind. Im Januar 2003 führte die Einführung der Trinkwasserverordnung in Deutschland dazu, dass öffentliche Gebäude in Bezug auf die Umsetzung der Hygiene- Anforderungen überwachungspflichtig werden. Damit liegt ein Gesetz vor, dass die Einhaltung der Hygieneanforderungen bis zur Zapfstelle fest vorschreibt. Gleichzeitig liegt die Zusammenfassung der inhaltlich nur geringfügig veränderten DVGW Arbeitsblätter W 551 und W 552 in Form des DVGWArbeitsblattes W 551 vor.
Legionellen treten auch im Wohnungsbau auf
So ist es in dem zuletzt bekannt gewordenen Legionellenfall in einer Altanlage mit 551 Wohnungen in Wiesbaden trotz intensivster Bemühungen nicht gelungen das Aufkeimen von Legionellen im Rohrnetz der einzelnen Häuser zu verhindern (3). Es sind 13 Mehrfamilienhäuser mit je 26–70 Wohnungen bisher über eine zentrale Trinkwassererwärmungsanlage nach Bild 4 versorgt. Obwohl die zentral angeordneten Trinkwassererwärmer und die Ringleitung zur Verteilung des Warmwassers bis an die einzelnen Häuser durch eine UV- und Ultraschallanlage legionellenfrei gehalten werden konnte ist im Leitungssystem der angeschlossenen Häuser das Legionellenproblem nicht zu beseitigen. Vom Gesundheitsamt wurde ein partielles Duschverbot angeordnet. Die Wohnanlage wurde sanitärseitig komplett saniert und je Haus mit den Trinkwassererwärmungssystemen Thermobase und Thermo-S ausgerüstet (Bild 5). Die neuen Edelstahlspeicher und das neue Rohrnetz werden nach der Sanierung genau wie eine Neuanlage nach DVGW-Arbeitsblatt W551 betrieben. Die Beheizung der Trinkwassererwärmer erfolgt ohne Vergrößerung des Anschlusswertes über die vorhandenen Heizwasserleitungen mit einer Vorlauftemperatur von 75°C im Sommer und gleitend zwischen 95°C und 75°C im Winter. Die verzinkte Warmwasserringleitung TWZ u. TWW (grün gekennzeichnet) wird genau so stillgelegt wie die alten Trinkwassererwärmer mit 6 x 3000 Liter Inhalt in der bisherigen Zentrale. Die Sanierungskosten für die Modernisierung des Trinkwassererwärmungssystems werden durch die Senkung der Betriebskosten und der Wärmeverluste zum Teil kompensiert.
Vorher:
TWW Netz ganzjährig 60°C, Heizwasser- Vorlauf im Winter 95°C/30°C (gleitend)
(23100 Gradtage)
Nachher:
Heizwasservorlauf im Winter gleitend 95°C/ 75°C im Sommer konstant 75°C bei einer geplanten Rücklaufauskühlung auf ca. 50°C.
(20012 Gradtage)
Wichtiger als diese Energieeinsparung sind die Einsparungen durch Wegfall der Betriebskosten für das kilometerlange verzinkte Rohrnetz für Warmwasser und Zirkulation, den Pumpenstrom für die Zirkulation, den Betrieb der UV- und Ultraschall-Anlage und der zentralen Trinkwassererwärmer in der Übergabestation. Das stärkste Argument für die Stilllegung des WW-Verteilnetzes und der zentralen Trinkwassererwärmer war allerdings der Hinweis auf das steigende Korrosionsrisiko im verzinkten Leitungssystem beim Betrieb mit über 60°C. 25 Jahre nach dem Auftreten der Legionella-Pneumophila in Amerika und 20 Jahre nach dem Erscheinen des DVGW-Arbeitsblattes W 551 in Deutschland ist immer noch festzustellen, dass die Umsetzung der Anforderungen umgangen wird (5). Das Schema nach Bild 6 ist mit Genehmigung der Verfasser dem Kommentar zum alten DVGW-Arbeitsblatt W 552 entnommen. Der dazugehörige Text im Kommentar lautete:
„Bei dieser Anlagenkonzeption kann der Trinkwassererwärmer „legionellenfrei“ gehalten werden, das Warmwasser- und Zirkulationssystem in der Peripherie bei ungünstigen Verhältnissen (Querverbindungen von Kalt- und Warmwasser) aber kontaminiert werden, so dass zusätzliche Sanierungsmaßnahmen erforderlich werden. Problemzonen solcher Anlagen sind grün gekennzeichnet. Auch bei Anlagen dieser Bauart ist es notwendig, das gesamte System mit Temperaturen über 55°C zu betreiben. Darüber hinaus sollte die gezielte thermische Desinfektion bei 70°C nach DVGW Arbeitsblatt W 552 möglich sein“. Trotz aller Hinweise auf das Risiko solcher Anlagen, sind immer wieder Systeme zum Einsatz gekommen, in denen die geforderten Betriebstemperaturen für Warm- und Kaltwasserleitungen nicht eingehalten werden. Der Arbeitskreis Trinkwasserhygiene und die darin mitarbeitenden Fachleute des DVGW haben gegenüber allen Systemanbietern mehrfach darauf hingewiesen, dass unabhängig von der Herstellerlösung „die Einhaltung der Vorgaben des Arbeitsblattes dringend empfohlen wird“. Betreiber von Systemen, in denen von den Anforderungen aus den DVGW-Arbeitsblättern W 551 und W 553 abgewichen wird, haben selbst die Verantwortung dafür zu tragen und sind gezwungen eine ständige Überwachung der Maßnahmen zur Vermeidung des Legionellen-Wachstums durchzuführen.
Konzept zur Einhaltung der W 551/W 553
Basis dieses Konzeptes nach Bild 7 sind ein oder mehrere Trinkwassererwärmer mit unterschiedlichen Temperaturzonen, die über einen Trinkwassermischer mit der Zirkulation und dem Trinkwarmwasseraustritt verbunden sind. Ein Teilbereich wird auf 60°C, ein anderer Bereich über eine gegen Verkalkung unempfindliche Glattrohrheizfläche auf 70°C aufgeheizt. Damit werden die in den DVGW- Arbeitsblättern zur Vermeidung des Legionellenwachstums geforderten Temperaturen an allen Stellen am Speicher, am Mischer und im System eingehalten. Am Trinkwassermischer wird die geforderte Netz-Temperatur von 60°C exakt eingestellt. Dabei wird das Zirkulationswasser so geführt, dass die Schichtung in den Trinkwassererwärmern nicht negativ beeinträchtigt wird. Der Zirkulationswärmebedarf wird aus der hoch temperierten Zone über den oberen Bereich der Heizfläche gedeckt. Dies reduziert die Häufigkeit der Primärenergieanforderung zur Abdeckung der Zirkulationsverluste und führt so zu Energieeinsparung und zur Verringerungen der Emissionen. Außerdem besteht beim Thermo-S System ohne Umbaumaßnahmen die Möglichkeit, gemäß dem DVGW-Arbeitsblatt W552, zur thermischen Desinfektion sanierungsbedürftiger Leitungssysteme Wasser mit 70°C dem Netz zur Verfügung zu stellen. Die erste Stufe des Trinkwassererwärmers wird in diesem Falle für die Dauer der Maßnahme auf 70–75°C aufgeheizt. Der nachgeschaltete Mischer wird in diesem Betriebsfall „überfahren“. Durch die Einhaltung aller bekannten Anforderungen aus der novellierten Trinkwasserverordnung für den Betrieb von Trinkwassererwärmungs- und Verteilsystemen wird eine Vermehrung der Legionellen-Konzentration nicht nur am Speicheraustritt, sondern auch für das nachfolgende Leitungsnetz verhindert. Thermo-S Trinkwassererwärmer wurden in Wiesbaden als Problemlöser bei der Sanierung der Mehrfamilienhäuser eingesetzt (3).
VDI-Richtlinie 6023
In der VDI-Richtlinie 6023, hygienebewusste Planung, Ausführung, Betrieb und Instandhaltung von Trinkwasseranlagen (4) kommt der Trinkwassererwärmer selbst praktisch nicht vor. Es fehlt auch ein Hinweis auf die Prüfgrundlage für Speicher-Trinkwassererwärmer von 40 bis 400 Liter Inhalt nach DVGW-Regelwerk VP 670. Nur im Anhang der Richtlinie ist der Trinkwassererwärmer an zwei Stellen erwähnt.
Anforderungen für Krankenhäuser und Pflegeheime
Nach dem neuen DVGW-Arbeitsblatt W 551 (Ersatz für die alten Arbeitsblätter W 551 und W 552) gelten besonders für Großanlagen verschärfte Vorschriften für die Planung, Einhaltung besonderer technischer Regelwerke und neuerdings die Überwachung durch die Gesundheitsämter (5). Besonders erhöhte Risiken bestehen naturgemäß bei Menschen mit gesundheitlichen Vorschäden, geschwächter körperlicher Abwehr, chronischer Bronchitis, Emphysem, Rauchern, Kleinkinder, ältere Menschen und auch bei Menschen, die körperlich anstrengenden Tätigkeiten nachgehen. Insoweit sind Krankenhäuser, Kliniken, Alten- und Pflegeheime häufig die Infektionsorte für Legionellen-Erkrankungen. Darum müssen besonders in den Wassererwärmungsanlagen von Hotels, Krankenhäusern und Pflegeheimen Temperaturbereiche eingehalten werden, bei denen Legionellenwachstum vermieden wird. Als ausreichend sichere Temperaturen gelten:
• für Trinkwasser 60°C, für Zirkulationsrücklaufwasser 55°C, für Kaltwasser kleiner 20°C.
• Am Warmwasseraustritt des Trinkwassererwärmers muss eine Temperatur von 60°C eingehalten werden. Systematische Unterschreitungen von 60°C sind nicht akzeptabel. Nur kurzfristige Absenkungen gemäß DIN 4708 sind bei Spitzenzapfungen zulässig.
• Die Vorlauftemperatur des Wärmeerzeugers ist so zu wählen, dass eine Temperatur von 60°C am Austritt des Trinkwassererwärmers sichergestellt werden kann.
• Bei Fernwärmebetrieb ist die Begrenzung der Vor- und Rücklauftemperatur so zu wählen, dass die Austrittstemperatur des Trinkwassererwärmers 60°C erreicht.
• Der gesamte Wasserinhalt einer Vorwärmstufe (z.B. bei Trinkwasser-Vorerwärmung durch Wärmerückgewinnung oder Solarwärmenutzung) muss einmal am Tag auf 60°C erwärmt werden.
Darüber hinaus müssen auch höhere Temperaturen möglich sein, damit kontaminierte Anlagen später thermisch desinfiziert werden können. Eine Großanlage gilt als thermisch desinfiziert, wenn an der Oberfläche der Auslaufarmatur (z.B. Dusche) drei Minuten mindestens 70°C gemessen werden. Dafür können Trinkwassertemperaturen von über 75°C notwendig sein. Diese Temperaturen müssen bei der Auslegung des Wärmetauschers, des Trinkwassererwärmers und der benötigten Vorlauftemperatur berücksichtigt werden.
Anforderungen an Warmwasser- und Zirkulationssysteme
• Auslegung der Warmwasserleitungen nach DIN 1988 Blatt 3
• Auslegung nach DVGW Arbeitsblatt W 553 „Bemessung von Zirkulationssystemen in zentralen Trinkwassererwärmungsanlagen“.
• Stagnation des Trinkwassers in den Leitungen oder unnötige Speicherung des Trinkwassers sind zu vermeiden.
• In Großanlagen sind Zirkulationssysteme einzubauen und so zu bemessen, dass die Warmwassertemperatur um nicht mehr als 5 K gegenüber der Speicheraustrittstemperatur unterschritten wird.
• Alle Zirkulationsleitungen müssen gleichmäßig durchströmt werden, da stagnierendes Wasser in Leitungsabschnitten das Legionellenwachstum begünstigt.
• Die Zirkulationspumpen können zur Energieeinsparung auch weiterhin bei Systemen mit einer Hygienetemperatur von 60°C innerhalb von 24 Stunden max. 8 Stunden abgeschaltet werden.
Trinkwassererwärmer mit Hygienesystem
Die Trinkwasser-Hygienesysteme Thermo-S und ThermoBase von BTD basieren auf der Bauweise von Multicell-Trinkwassererwärmern. Sie sind bis 400 Liter Volumen geprüft und unter der Nr. AZ 06 – 0433 – WNE registriert. Im Sinne der VP 670 gelten sie als wartungsfreundliche Geräte und haben eine ausbaubare Heizfläche aus Ovalrohr. Die Baureihe reicht von 200 bis 750 Liter, alle Behälter sind für 10 bar Betriebsdruck ausgelegt. Heizwasserseitig ist der zulässige Druck 25 bar und damit für alle Fernheizsysteme geeignet. Speicher und Heizflächen sind aus Chrom-/Nickel-/Molybdänstahl. Durch die Anordnung der Heizflächen bei den patentierten Systemen entstehen bei der Aufheizung im Speicher zwei unterschiedliche Temperaturzonen, im oberen Speicherbereich die Hochtemperaturzone mit 70°C, im unteren Speicherbereich die Hygienetemperaturzone 60°C. Bild 8 zeigt das System ThermoBase mit dem angeschlossenen Trinkwassermischer und der internen Ovalrohr-Heizfläche. Bild 9 hingegen zeigt das System Thermo-S mit der oben angeordneten Ovalrohr-Heizfläche und dem externen Plattenwärmeüberträger für die Beheizung des unteren Speichers auf 60°C. Das Zirkulationswasser (TWZ) wird in beiden Fällen als Teilstrom über die zweite Stufe des Behälters mit 70°C geführt und so permanent einer thermischen Desinfektion unterzogen.
Thermische Desinfektion in sanierten Anlagen
Im Falle der Sanierung von Systemen mit aufgekeimten Legionellen sichern die Systeme ThermoBase und Thermo-S nicht nur einen Betrieb mit der Hygienetemperatur 60°C, sondern ermöglichen auch die „Thermische Desinfektion“. Nach Beendigung der thermischen Desinfektion steht bei dem Systempaket Thermo-S aufgrund der unterschiedlichen Schichtung im Speicher und mithilfe des 3-Wege-Mischers sofort wieder 60-grädiges Wasser zur Zapfung zur Verfügung. Bei konventionellen Speichern müsste das heiße Wasser komplett abgelassen werden. Bei den Edelstahl-Trinkwassererwärmern ThermoBase und Thermo-S wurde Wert auf eine gute Reinigungsmöglichkeit und auf die Ausbaubarkeit der Heizflächen gelegt. Eine periodische Reinigung der Trinkwassererwärmer ist nicht nur bei kalkhaltigem Wasser sehr wichtig. Aus diesem Grunde werden die höchsten Vorlauftemperaturen zuerst über die Spezialglattrohrwärmetauscherfläche geschickt, um den nachgeschalteten Plattenwärmetauscher möglichst mit einem geringen Verkalkungsrisiko zu betreiben. Außerdem läuft die Trinkwasserpumpe nach, um nach Abschaltung im Plattenwärmetauscher zu hohe Temperaturen zu verhindern.
Dimensionierung hygienischer Trinkwassererwärmer
Trinkwassererwärmer sind unter Berücksichtigung des tatsächlichen Bedarfs und der zur Verfügung stehenden Anschlussleistung (Kesselleistung bzw. Fernwärmeleistung etc.) nach der einfachen Faustformel „so klein wie möglich und so groß wie nötig“ auszulegen. Dies ist die Grundvoraussetzung für eine hygienische Trinkwassererwärmung. Da es nur für den Wohnungsbau feste Dimensionierungsregeln gibt, ist für die hygienische Auslegung der Trinkwassererwärmer in Hotels, Krankenhäusern und Pflegeheimen sehr viel Know-how und Erfahrung notwendig. Die Anforderungen sind im Einzelnen:
• Deckung des Spitzenbedarfs
• Deckung des Zirkulationswärmebedarfs
• Deckung des Bedarfs während einer thermischen Desinfektion
Bei der Dimensionierung der Speicher steht die Erfüllung der hygienischen Anforderungen an erster Stelle. Zur Ermittlung des Bedarfs gibt es zusätzliche Hinweise aus der DIN 1988 Blatt 3 (6) als Vorschrift zur Dimensionierung von Rohrleitungen für den Spitzenbedarf. Die Firma BTD kombiniert die DIN 4708 und die DIN 1988 mit der Erfahrung in der Planung und Dimensionierung von Großanlagen. Die Bedarfsermittlung ist in einer Diplomarbeit im Rahmen des Trafo-Projektes (9) (Trafo = Transferorientierte Forschung) der FH Köln und der FH Münster wissenschaftlich untersucht worden. Verschiedene Verfahren zur Bedarfsberechnung wurden verglichen und die Methode des „Idealen Trinkwassererwärmers“ optimiert. Es steht eine Software TWE 2007 zur Verfügung, die unter Berücksichtigung der vorhandenen Anschlussleistung, des Bedarfs und der Hygiene den idealen Trinkwassererwärmer dimensioniert.
Im ersten Teil seines Beitrages schilderte der Autor mögliche Ursachen für Legionellenprobleme in zentralen Trinkwassererwärmungsanlagen. Dabei ging er auf die Anforderungen und Normen für zentrale Trinkwassererwärmer in Deutschland ein. Außerdem zeigte er ein Konzept zur sinnvollen Realisierung der Hygieneanforderungen auf. In der nächsten SBZ-Ausgabe wird dieser Fachbeitrag mit den Themen Planungshinweise zur Auslegung von Trinkwassererwärmungsanlagen und den Ursachen für die Überdimensionierung von Trinkwassererwärmer fortgesetzt.
Weitere Informationen
Unser Autor Dipl.-Ing. Robert Kremer ist Mitarbeiter im DVGW-Fachausschuss Trinkwasserhygiene in Gebäuden. Zudem wirkt er in den Ausschüssen Trinkwassererwärmer, Normenausschuss DIN 4753, Richtlinienausschuss VDI 6003 und beim Forschungsprojekt Trinkwasserwärmebedarf für Hotel und Krankenhäuser mit. 51381 Leverkusen, Telefax (0 21 71) 55 80 49, E-Mail: robert kremer@unitybox.de