Regenerative Energien statt Strom für die Stallheizung: In Gunzenhausen (bei Nürnberg) wurde die Energieerzeugung auf dem Hof Kleemann umgestellt. Eine Kombination aus solarer Prozesswärme, Hackgutkessel und Pufferspeicher sorgt jetzt für Wärme im 400 m2 großen Stall für die Schweinezucht. Zuvor beheizte man das Gebäude über Heizmatten mit Strom. Da die Schweinezucht kontinuierlich hohe Temperaturen benötigt, war der finanzielle Aufwand für die Stallheizung zuletzt enorm. „Im Jahr 2013 hat sie über 110 000 kWh/m²a benötigt, um die Ferkel bei angenehmen Temperaturen aufwachsen zu lassen“, sagt Landwirt Wilhelm Kleemann. Das summierte sich zu einem beachtlichen Posten in der Gesamtkalkulation. Insgesamt fielen für die Heizung jährlich Kosten in Höhe von rund 24 000 Euro für Strom an. Zu viel, eine Alternative musste herbei.
„Deswegen haben wir uns schon 2013 nach Möglichkeiten umgeschaut, wie wir nicht nur die Kosten für die Stallheizung senken, sondern auch die ganzen Abläufe umweltfreundlicher gestalten könnten“, sagt der Landwirt. Erster Ansprechpartner war sein Heizungsinstallateur, Christian Schuster aus Regenstauf. Er betreut seit vielen Jahren die Öl-Heizung im Wohnhaus der Familie Kleemann. Da das Dach des Stalls eine Südausrichtung hat und mit einer Dachneigung von 45 Grad „geradezu ideal“ ist für die Installation einer Solarthermieanlage, wurde diese Lösung zum Favorit von Auftraggeber und SHK-Fachunternehmer. Gründe für diese Lösung waren eine höhere Unabhängigkeit von steigenden Strompreisen, die Möglichkeit der Anlagenerweiterung sowie eine staatliche Förderung der Nettoinvestitionskosten um bis zu 50 Prozent.
Prozesswärme wird gefördert
In diesem speziellen Fall produziert die Solarthermie nämlich sogenannte Prozesswärme. Von Prozesswärme spricht man, wenn Wärme zur Erbringung einer Dienstleistung oder zur Weiterverarbeitung oder Veredelung von Produkten benötigt wird. Letzteres trifft auf Stallheizung und Schweinezucht zu. Wie es die Förderungsrichtlinie des Innovationsförderungsprogramms für Prozesswärme vorsieht, beantragte man die Förderung, bevor der erste Auftrag vergeben wurde. Die Abwicklung übernahm der Solarthermie-Hersteller Citrin-Solar. Insgesamt wurden Fördergelder in einer Höhe von etwa 11 000 Euro gewährt.
Im Zuge der Umsetzung wurden die Stromheizmatten durch die neue Heizung ersetzt. Die bivalente Anlage nutzt die zwei Energieträger Solarenergie und Holz. Die Solarwärme erzeugt eine 61,7 m² große Solaranlage. Es handelt sich um 24 CS-500-Flachkollektoren.
Pufferspeicher mit Sondermaßen
In der kalten Jahreszeit ergänzt ein Hackgutkessel das System, er kann alternativ auch Maisspindel als Brennstoff nutzen. Stahlheizplatten ersetzen die Stromheizmatten am Boden der einzelnen Boxen im Schweinstall. Die Solathermieanlage deckt laut Simulation etwa 27 Prozent des Heizbedarfs bei einem Gesamtsolarertrag von 32 390 kWh/Jahr.
Die Heizungsanlage ist im Stall untergebracht. Eine Herausforderung für den Einbau der Pufferspeicher stellte allerdings die niedrige Decke dar. Citrin-Solar lieferte für die niedrigen Stallräume zwei verkürzte PS-S Pufferspeicher mit 3500 und 1000 l Inhalt als Einzelanfertigungen in der passenden Höhe, um das erforderliche Fassungsvermögen zu erreichen. Umbaumaßnahmen am Gebäude waren nicht erforderlich.
Zudem hatte die Modernisierung noch einen weiteren Nebeneffekt: Die neue Anlage beheizt jetzt nicht nur den Stall, angeschlossen ist auch das Wohnhaus der Familie Kleemann mit einer Wohnfläche von 150 m².
Info
Energiekosten senken
Solare Prozesswärme kann einen deutlichen Beitrag zur Senkung der Energiekosten in Industrie- und Handwerksbetrieben leisten. Deswegen werden solche Systeme auch mit bis zu 50 % der Nettoinvestitionskosten staatlich gefördert. Die Planung und Installation von Systemen, die mit Solarthermie Prozesswärme erzeugen und diese effizient in den Produktionsprozess einbringen, ist allerdings nicht ganz einfach. Die Einsatzmöglichkeiten des Prozesswärme-Systems von Citrin-Solar reichen von der landwirtschaftlichen Stallheizung über die Wassererwärmung für Waschanlagen bis hin zu solarer Wärme für die Wurstproduktion beim Metzger. Es kommt überall da zum Einsatz, wo Wärme zur Weiterverarbeitung oder Veredelung von Produkten oder zur Erbringung einer Dienstleistung benötigt wird. Es kann einfach in bestehende Anlagen integriert werden. Da solare Wärme ganzjährig genutzt wird, lassen sich Energiekosten spürbar senken.
Tipp
Speicher vor Ort zusammenbauen
Citrin-Solar (Moosburg) fertigt Speicher für Kälte- oder Wärmeanwendungen nach Maß, um auch bei eingeschränktem Platzangebot größere Speichersysteme realisieren zu können. Um den Transport größerer Speicher zu erleichtern, werden sie zudem in mehreren Teilen angeliefert und erst vor Ort vom Hersteller zusammengeschweißt und gedämmt. Die geteilten Speicher gibt es ab einem Volumen von 200 l. Theoretisch können Varianten mit bis zu 40 000 l vor Ort gebaut werden. Dies hängt aber von den räumlichen Gegebenheiten ab.