Werden in der Sanitär- und Heizungsbranche Rohrleitungen durch Fittings verbunden, ist das Pressverfahren bei Weitem die am häufigsten eingesetzte Verbindungstechnik. Geschätzt 80 bis 90 % aller SHK-Handwerksbetriebe setzen sie regelmäßig ein.
Diese Zahlen zeigen, dass der „Youngtimer“ unter den Verbindungstechniken in den meisten Betrieben gesetzt ist. Doch wie bei vielen Produkten muss sich auch die Presstechnik immer wieder neu erfinden, um nicht nur dem „Stand der Technik“ zu entsprechen, sondern einen Schritt weiter zu sein. Eine einfache und sichere Verarbeitung ist dabei in Zeiten von Fachkräftemangel genauso wichtig wie gestiegene Anforderungen in Hinblick auf die hygienische Trinkwasserinstallation. Merkmale, die bei der Entwicklung neuer Fitting-Varianten hohe Priorität haben (wie z. B. der Generation S-Press Plus von Uponor).
Seit Mitte der 1980er-Jahre wird gepresst. Damals war es eine revolutionäre Technik, da die Verbindung mit einem speziellen Werkzeug ausgeführt werden musste. Anfangs erforderten die manuellen Presszangen enorme Kraftanstrengungen. Später wurden elektromechanische und elektrohydraulische Pressmaschinen entwickelt – zuerst für größere Dimensionen, da die Kraftentfaltung der manuellen Presszangen nicht mehr ausreichte, später auch für die kleineren Dimensionen.
Mit den Pressmaschinen konnte die Kraftentfaltung exakter dosiert und die Rohrverbindung wesentlich schneller, einfacher, komfortabler und kostengünstiger hergestellt werden. Alle gängigen Rohrwerkstoffe, darunter auch Mehrschichtverbundrohre, können mit Metall- und Kunststoff-Fittings verbunden werden.
Rohr-Verbindungstechnik Pressen: Was ist das?
Beim Verpressvorgang wird durch genaue Kraftentfaltung mittels einer Pressbacke der äußere Teil der Presshülse auf den inneren Teil aufgepresst und so eine dauerhaft dichte Verbindung mit dem Rohr hergestellt.
Obwohl dieses Pressverfahren nur eine mechanische Wirkungsweise beschreibt, ist der Vorgang komplex und bei den unterschiedlichen Rohrleitungssystemen höchst unterschiedlich. Was passiert im Detail?
Eine Pressverbindung besteht aus Fitting und Rohr. Dabei wird das Rohr in ein Fitting oder das Fitting in ein Rohr gesteckt. Als Dichtung fungiert meistens ein Dichtring oder ein Dichtelement aus EPDM zwischen den zu verbindenden Teilen.
Eine kraft- und formschlüssige Pressverbindung hat vielfältige Varianten. So wird beispielsweise bei Verbindungen, bei denen ein Mehrschichtverbundrohr mit Aluminiumkern auf das Fitting gesteckt wird, dieses mit dem Fitting verpresst. Dabei gilt: Je geringer der Spalt zwischen den beiden Komponenten ist, desto weniger Material muss verformt werden.
Dieser sollte daher auf das geringstmögliche Maß reduziert werden. Konstruktiv wird durch eine Verzahnung zwischen dem unteren und oberen Teil der Pressverbindung eine Abdichtung durch das weichere Material (in der Regel das Rohrmaterial) hergestellt. Die Krafteinwirkung muss an dieser Stelle exakt abgestimmt sein, um eine dauerhafte Abdichtung zu gewährleisten.
Ein Pressfitting übernimmt mehrere Funktionen
Schnelle und sichere Verarbeitung, Langlebigkeit im Betrieb und beste hygienische Eigenschaften: Das sind die wichtigsten technischen Anforderungen, die ein Pressfitting als wesentliche Komponente einer Trinkwasseranlage erfüllen muss.
Aufgrund höherer Komfortansprüche werden heute oftmals größere und komplexere Rohrleitungssysteme installiert. Gestiegene Anforderungen an die Trinkwasserhygiene in diesen Systemen sind nur mit zugelassenen Werkstoffen (erfasst in der sogenannten UBA-Positvliste) und mit technischen Maßnahmen, wie der Wahl der richtigen Systemkomponenten und Installationsart, umsetzbar. Bei Letzterer empfehlen Hersteller wie Uponor bevorzugt die Durchschleif-Ringinstallation, da diese unter anderem für einen regelmäßigen Wasseraustausch im gesamten Leitungsnetz sorgt.
Daneben spielt in Zeiten von Fachkräftemangel im Handwerk die schnelle, einfache und sichere Montage eine ganz entscheidende Rolle. Dies gilt umso mehr, da die realisierbare Wertschöpfung maßgeblich von der Geschwindigkeit abhängt, in der Baustellen auf hohem Qualitätsniveau abgewickelt werden können.
Diese und viele Faktoren mehr sind z. B. in die Entwicklung des Fittingsystems S-Press Plus eingeflossen. Auch die Frage „Wie kann stagnierendes Wasser als Quelle der Verkeimung von Trinkwasseranlagen durch Legionellen verhindert werden?“ wurde beantwortet.
Der Blick in der Trinkwasserhygiene geht schon lange über Totstränge oder entsprechend fehlkonstruierte Ventiloberteile hinaus – selbst Details wie der Spalt zwischen Rohr und Stützkörper bzw. Wandung eines Pressfittings werden mittlerweile auf das Risiko stagnierenden Wassers untersucht. Das strömungsoptimierte Design der Fittings mit sehr guten Zeta-Werten (Angabe zur Durchströmung) ermöglicht eine druckverlustoptimierte Dimensionierung.
Ein gutes Strömungsverhalten macht sich in vielen Merkmalen eines Rohrleitungssystems positiv bemerkbar. Zirkulationspumpen benötigen aufgrund des geringeren Widerstands weniger Energie, gleichzeitig erhöht sich ihr Wirkungsgrad.
Bei exakter Berechnung kann bisweilen eine kleinere Rohrdimension, als in der VDI 6023 gefordert, eingesetzt werden, was sich auch in niedrigeren Materialkosten bemerkbar macht. Gleichzeitig verbessern sich aufgrund des geringeren Füllvolumens der Leitungen die Hygieneeigenschaften.
Technische Eigenschaften eines Pressfittings
Die fest mit dem Fittingkörper verbundene Edelstahl-Presshülse schützt die Dichtungsringe vor Beschädigung und sichert einen hohe Auszugs- und Biegefestigkeit der fertigen Verbindung. Die Fittingkörper aus entzinkungsbeständigem Messing (gemäß UBA-Positivliste) sowie alternativ aus dem Hochleistungskunststoff PPSU ermöglichen den uneingeschränkten Einsatz in Trinkwasser- und Heizungsinstallationen.
Gegenüber Baustellenchemikalien und korrosiven Substanzen im Beton ist die neue Fittinggeneration äußerst resistent. Das System S-Press Plus verfügt über praxisgerechte Dimensionen von 16 bis 32 mm und ein umfangreiches Formteilprogramm wie U-Wandscheiben oder Übergangsmuffen.
Installationsvorgang des Presssystems vereinfacht
Die Verarbeitung wird durch die optimierte Form der Presshülse und den neu konstruierten Anschlagring für eine präzise Pressbackenführung noch weiter erleichtert. Sichtfenster in den Edelstahl-Presshülsen ermöglichen eine einfache Kontrolle der Einstecktiefe des Rohres vor dem Verpressen.
Die Edelstahl-Presshülse ist zudem mit einer speziellen Folie mit Dimensionsangabe ummantelt, die sich nach dem Verpressen einfach ablösen lässt und so zusätzlich zur „Unverpresst-undicht“-Funktion eine weitere Verpresst-Kontrolle bietet. Die Farbcodierung und eine deutlich lesbare Dimensionsangabe sind selbst bei schlechten Lichtverhältnissen gut zu erkennen.
Ein weiterer Vorteil für die Praxis: Die Fittings lassen sich ohne Entgraten und Kalibrieren des Uni-Pipe-Plus-Rohres verarbeiten. Für die Montage sind nur drei Schritte notwendig: ablängen, stecken, pressen. Die spezielle Form der Presshülse und der speziell konstruierte Anschlagring sorgen für eine präzise Platzierung der Pressbacken.
Selbst nach dem Pressvorgang können die Rohrleitungen bis zur Druckprüfung noch ausgerichtet werden. Zu guter Letzt ermöglicht der aufgedruckte QR-Code online rund um die Uhr Zugriff auf Installationssupport, Projektdatenbanken und Artikellisten.
Die DVGW-zertifizierten Fittings sind auf das fünfschichtige Mehrschichtverbundrohr abgestimmt. Es verfügt u. a. über eine nahtlos gezogene Aluminiumsperrschicht, die nicht nur für die notwendige Diffusionsdichte sorgt, sondern gleichzeitig bemerkenswert geringe Rückstellkräfte hat. Ein von Hand oder mit der Biegezange auf 90° voreingestelltes Rohr behält dauerhaft diese Form. Das erleichtert eine saubere und passgenaue Installation.
Fazit
Auch nach 30 Jahren am Markt sind in der Presstechnik noch Innovationen möglich. Das beweist nicht zuletzt die Fittinggeneration S-Press Plus von Uponor mit vielen optimierten Eigenschaften, die die Verarbeitung auf der Baustelle noch weiter vereinfachen.
Mit solchen technischen Lösungen für eine schnelle und doch in jeglicher Hinsicht sichere Installation lassen sich nicht nur die hohen Anforderungen an die hygienisch einwandfreie Installation von Trinkwasseranlagen praxisgerecht meistern, sondern auch wirtschaftliche Zielkonflikte vergleichsweise einfach lösen.
INFO
Merkmale und Anwendungen
Einsatzbereich für Trinkwasser: max. zulässige Dauerbetriebstemperatur von 0 °C bis 70 °C bei max. Dauerbetriebsdruck von 10 bar, kurzzeitige Störfalltemperatur von 95 °C für max. 100 Std. Betriebsdauer.
Einsatzbereich für Heizung: max. zulässige Dauerbetriebstemperatur von 80 °C bei max. Dauerbetriebsdruck von 10 bar, kurzzeitige Störfalltemperatur von 100 °C für max. 100 Stunden Betriebsdauer. Außen- und Innengewinde nach DIN EN 10 226-1
Thema Ringspalt (totraumfrei): Zur Markteinführung des Systems hat der Hersteller das Hygiene-Institut des Ruhrgebietes (Gelsenkirchen) beauftragt, dieses Risiko zu bewerten.
Das Ergebnis: Der bei S-Press Plus verbleibende Ringspalt zwischen Stützkörper und Rohr ist so gering, dass durch die geringfügig turbulente Strömung des Trinkwassers selbst in diesen Bereichen ein kontinuierlicher Wasseraustausch stattfindet, damit kein Stagnationsrisiko besteht.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Heftausgabe 06-2021 der SBZ unter dem Titel „Ein Bund fürs Leben“ von Steffen Müller.
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