Nach dem gelungenen Neustart nach Corona im vergangenen Jahr forderte der in diesem Jahr gewählte FVSHKBW-Vorsitzende Stefan Menrath in seiner ersten Rede als Gastgeber der SHKontakt im Neuen Schloss die baden-württembergische Landesregierung auf, das Erneuerbare-Wärme-Gesetz so schnell wie möglich zurückzuziehen. Es stehe teilweise den Regeln des neuen GEG auf Bundesebene entgegen.
„Wir brauchen keine zwei unterschiedlichen Regelungen für den Einsatz erneuerbarer Energien beim Heizungseinbau, eine auf Bundesebene und eine für das Land“, sagte Menrath in Richtung der Landtagsabgeordneten und parlamentarischen Berater verschiedener Parteien. Sie waren ebenso zu der Kontaktveranstaltung des Fachverbands gekommen wie Vertreter der Landesministerien, von Berufsorganisationen, Schwester- und Dachverbänden, von Herstellern und Großhandel, der Energiewirtschaft, vom Tarifpartner sowie aus dem Bildungsbereich. Diese Gelegenheit nutzte Menrath für einen Appell an die Politik im Südwesten, die fünf Jahre früher als der Bund klimaneutral werden will: „Zudem muss sich das Land zeitnah dazu äußern, wie es sein Ziel 2040 erreichen will.“ Nur so könnten die SHK-Betriebe wieder verlässlich beraten und entscheiden.
Gutes tun und Schädliches unterlassen
Um Vertrauen im Markt zu schaffen und die abwartende Haltung der Verbraucher zu überwinden, gebe es „Dinge, die wir tun müssen, und Dinge, die wir lassen sollten“, so Menrath. Dazu skizzierte er zehn Punkte: Zuerst müssten die noch ausstehenden Gesetze zeitnah verabschiedet werden, allen voran das Wärmeplanungsgesetz. Zweitens müsse Vertrauen in die verabschiedeten Gesetze geschaffen werden. „Ja, das GEG war ein Kompromiss und sicherlich nicht der große Wurf. Aber jede weitere Debatte und Ankündigung über Änderungen würden dazu führen, dass Kunden zögern, die ihre Heizung austauschen sollen“, sagte Menrath. Als dritten Punkt zählte er zu diesem Bereich, dass die Förderung (BEG) ebenfalls so schnell wie möglich verabschiedet werden müsse. „Die Unsicherheit durch halbjährliche Änderungen der Förderung verunsichert nicht nur Verbraucher, sondern auch das Handwerk. Es ist unglaublich zeitaufwendig, sich immer wieder neu einzuarbeiten, um Kunden richtig beraten zu können. Wir brauchen eine stabile Förderstruktur, die Verlässlichkeit bietet.“
Das Land forderte Menrath im vierten Schritt auf, jede weitere Debatte über weitere Regeln und Förderungen zu unterlassen. Niemand solle empfehlen, die Wärmeplanung abzuwarten, forderte Menrath fünftens. „Die Wärmeplanung kann keine rechtsverbindliche Aussage darüber treffen, ob oder wann in einem Gebiet ein Wärmenetz oder eine Wasserstoffleitung oder sonst etwas umgesetzt wird.“
Deshalb dürfe man sechstens die Wärmenetze nicht überschätzen. „Die überwältigende Mehrheit der Hausbesitzer im Land wird auch in Zukunft keine Möglichkeit haben, an ein Wärmenetz angeschlossen zu werden.“
Folglich dürften siebtens keine Anschluss- und Benutzerzwänge erlassen werden. „Wenn man den Bürgern droht, dass sie ihre teure Heizung wieder ausbauen müssen, schreckt das davor ab zu investieren, auch in klimafreundliche Wärmepumpen.“ Das Heizungsgesetz habe gezeigt, dass die Bürger diesen Zwang nicht akzeptieren.
Als Schlussfolgerung forderte Menrath daher achtens eine Kampagne für Wärmepumpen. „Oder besser gesagt eine Kampagne, die zeigt, wie wir individuell klimaneutral heizen können. Neben der Wärmepumpe gehört auch Biomasse dazu, zum Beispiel Holz.“
Seine letzten zwei Wünsche kurz vor dem ersten Advent bezog Menrath auf die Ausbildung und Nachwuchsgewinnung: Gemeinsam mit Handwerk BW wünsche man sich einen besseren Zugang zu Schülern aller Schularten. Weil der Beruf komplexer geworden sei, müsse man auch um Abiturienten werben. Zudem müsse die Ausstattung der Berufsschulen verbessert werden, nicht nur mit Wärmepumpen, sondern auch allgemein. „Das Land ist gefordert, die handwerklichen Bildungszentren angemessen auszustatten. Es darf nicht an Wärmepumpen scheitern, dass junge Menschen nicht fit für die Zukunft gemacht werden“, schloss Menrath.
Hilpert ruft zu gemeinsamer Kraftanstrengung auf
Zuvor hatte der Präsident des Zentralverbands SHK, Michael Hilpert, seine Impulse präsentiert. „Wir wünschen uns als Handwerk, dass es nach Jahren des Stillstands, des Aufschiebens und des Verteilens wieder Zeit wird für Pragmatismus, Realpolitik und Reformen“, forderte er.
Er zog ein Resümee zum verunglückten Prozess um das Heizungsgesetz. „Die Verunsicherung und die Ängste bei unseren Kunden wirken sich immer mehr lähmend auf das Modernisierungsgeschäft bei Heizungen aus. Da ist viel Vertrauen verloren gegangen und die angerichtete Verwirrung um Optionen, Fristen, Pflichten usw. ist geblieben.“
Seinen Wirtschaftszweig rief der Präsident dazu auf, sich nicht immer nur auf die Politik und deren Fehler zu konzentrieren, sondern das eigene Wohl zu verfolgen. „Schauen wir also, was wir als Branche gemeinsam unternehmen können, um unsere wirtschaftliche Lage zu verbessern. Oder auch, wo wir uns dabei als Branche vielleicht sogar selbst im Wege stehen.“ In diesem Zusammenhang kritisierte er „Auswüchse“ in der Heizungsindustrie wie die „Blitzausbildung zum Wärmepumpen-Monteur“ innerhalb von drei Monaten. Einer Teilqualifizierung stehe man offen gegenüber, „wenn diese verstanden wird, als eine abschlussorientierte modularisierte Qualifizierung, die auf den Erwerb eines Berufsabschlusses im Erwachsenenalter abzielt. Die Ausbildungsinhalte geregelter Ausbildungsberufe werden in einzelne Teile gegliedert, die sich wiederum zum ursprünglichen Berufsbild zusammensetzen.“
Handwerk und Industrie müssten gemeinsam den Sanitärmarkt beleben. Die Hersteller dürften Marketing-Budgets gerade jetzt nicht kürzen und müssten auf Messen wie der IFH/Intherm Präsenz zeigen. Gemeinsam stehe man vor Herausforderungen. „Wenn wir uns dabei auch noch gegenseitig das Leben schwer machen, wird es schwer für die gesamte Branche.“
Deshalb, so Hilpert, wolle er einen Appell aus Stuttgart senden: „Was uns als Branche angeht, so haben wir es in der Hand, das Beste für uns alle aus den vorherrschenden Bedingungen zu machen.“ Wünschen dürfe man sich was zu Weihnachten. „Was den Rest anbelangt, gilt: Ärmel hoch und anpacken!“