Seit gut einem Jahr ist die Ampelkoalition in der Regierungsverantwortung und seit einem Jahr ist auch Michael Hilpert in seinem Amt als Präsident der SHK-Berufsorganisation wiedergewählt. In seiner Eröffnungsrede auf der Herbsttagung des ZVSHK erinnerte er im Schnelldurchgang an manche turbulenten Entwicklungen des vergangenen Jahres, die vom Angriffskrieg Russlands, von der Energiekrise, vom Fachkräftemangel, Klimawandel und vielen weiteren Herausforderungen geprägt wurden – und werden.
Auch die teilweise schwer nachvollziehbaren und oftmals kurzfristig angesetzten Entscheidungsprozesse in der Energie- und Umweltpolitik der Regierung hätten die Fachleute in der SHK-Verbandsorganisation als problematisch empfunden, erklärte Hilpert. Doch für Pessimismus sah er keinen Anlass. Vielmehr unterstrich Hilpert die Bedeutung, wie gefragt und wichtig die Expertise des SHK-Fachhandwerks für die Umsetzung der Energieeinsparziele im politischen Berlin geworden sei.
Entsprechend richtete er seine Botschaft an die SHK-Betriebe: „Uns wird die Arbeit so schnell nicht ausgehen. Wir werden gebraucht, unser Land braucht uns! Wann durften wir dies in den letzten Jahrzehnten von uns schon mal wirklich behaupten?“
Heizung und Sanitär im Modernisierungsstau
Eine deutliche Absage erteilte Hilpert dem von der Politik angestrebten Ziel, in der Wärmepumpe quasi ein Allheilmittel für mehr Effizienz im Wärmemarkt zu sehen und für dieses Ziel andere Aufgaben nachrangig zu betrachten. Der SHK-Betrieb müsse für jedes Gebäude hinsichtlich einer höheren Effizienz die am besten geeignete und für den Kunden bezahlbare Maßnahme erarbeiten. Der Modernisierungsbedarf insgesamt gehe für den SHK-Betrieb allerdings über veraltete Heizsysteme hinaus.
Wir werden gebraucht, unser Land braucht uns! Wann durften wir dies in den letzten Jahrzehnten von uns schon mal wirklich behaupten?
Bild: SBZ / Dietrich
Hinzu komme, dass der demografische Wandel den Badumbau millionenfach immer dringlicher werden lasse. Nicht nur für die barrierefreie Nutzung müsse die dafür nötige Sanitärtechnik installiert werden. Hilpert erinnerte an die vom ZVSHK beauftragte Studie zu pflegegerechten Bädern, die aufzeigt, wie auf begrenztem Grundriss nötige Umbauten realisiert werden können (www.badkomfort-fuer-generationen.de), um ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen.
Gute Kontakte ins Bauministerium
„Wir entwickeln Lösungsansätze und tragen sie an die politischen Entscheider in Berlin heran“, erläuterte Hauptgeschäftsführer Helmut Bramann. Etliche SHK-Themen ergänzte er mit Details, unter anderem auch zur Projektentwicklung für das generationengerechte Pflegebad. Gute Kontakte bestünden nach wie vor ins Bundesbauministerium und dort verfolge man die Pläne des ZVSHK mit Interesse. In naher Zukunft sollen etwa 20 Bestandsbäder umgebaut und mit pflegeerleichternden Lösungen ausgestattet werden. Für dieses Modellvorhaben hat Bundesbauministerin Klara Geywitz eine Förderung zugesagt und diese Bäder sollen durch Betroffene, Angehörige und Pflegekräfte auf ihren Nutzen hin geprüft und gegebenenfalls optimiert werden.
Auch beim Gebäudeenergiegesetz (GEG) habe sich Bundesbauministerin Klara Geywitz ihm gegenüber für Technologieoffenheit ausgesprochen, sagte Helmut Bramann. Dies stelle nicht auf radikale Weise die Technologien von Wärmepumpe, Nah- und Fernwärme in den Mittelpunkt und sei somit eine andere Position, als sie im Bundeswirtschaftsministerium vorherrsche. Er äußerte die Hoffnung, dass der bislang im Bundestag nicht abstimmungsfähige GEG-Entwurf noch zugunsten einer Technologieoffenheit im Wärmebereich modifiziert wird.
Nicht mal schnell eine Wärmepumpe
Auch als Helmut Bramann das Thema Fachkräftesicherung erörterte, spielte die Wärmepumpe eine wichtige Rolle. Damit die vom Bundeswirtschaftsminister angestrebten enormen Steigerungsraten für die Wärmepumpe verwirklicht werden könnten, müssten bedeutend mehr Fachkräfte tätig werden. Sie sind jedoch in absehbarer Zeit auf dem Arbeitsmarkt nicht verfügbar – oder doch? Mehrere Initiativen haben bereits versucht, nicht qualifizierte Monteure im Schnellverfahren für die Installation von Wärmepumpen anzulernen. Für den deutschen Markt ließ sich dies bislang abwenden, berichtete Bramann.
Es ist wichtig, die Fachkräftesicherung über bewährte und neue Wege voranzubringen.
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Umso wichtiger sei es, die Fachkräftesicherung über bewährte und neue Wege voranzubringen, stellte Bramann klar. Ein neuer Weg könnte dabei sein, ein Kompetenzzentrum für klimarelevante Handwerke zu etablieren. Das könnte über die SHK-Handwerke hinaus auch dem Dachdecker- sowie dem Elektrohandwerk zugutekommen, stellte er in Aussicht. Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass vonseiten der Politik der dringende Handlungsbedarf zur Fachkräftesicherung im Handwerk wirksam unterstützt werde, ließ der Hauptgeschäftsführer offen.
Viele weitere Punkte, die auf der Mitgliederversammlung thematisiert wurden, sind in ausführlicher Form zusammengefasst als „Verbandserfolge 2022, 2. Halbjahr“, die im PDF-Format unter www.zvshk.de zum Download bereitstehen (im Suchfeld den Quicklink QL75117455 eingeben). Handwerksunternehmer haben so die Möglichkeit, sich auf insgesamt 26 Seiten einen vollständigen Überblick zur Leistungsstärke der SHK-Verbandsorganisation zu verschaffen.
Möglichst effiziente Gasheizungen
Auf einen wichtigen Punkt weist die Leistungsübersicht der Verbandserfolge bereits hin, doch abschließend konnte dies erst in der Mitgliederversammlung erörtert werden und ist inzwischen Realität: Der ZVSHK hat ein digitales Servicepaket zur Durchführung der verpflichtenden Heizungsprüfung an Gaszentralheizungen entwickelt. Wie durch zahlreiche Meldungen inzwischen bekannt, verpflichtet die Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über mittelfristig wirksame Maßnahmen (EnSimiMaV) in den nächsten beiden Jahren Gebäudeeigentümer, Maßnahmen zur Verbesserung erdgasbetriebener Heizungsanlagen in ihren Gebäuden zu treffen.
Eine entsprechende Heizungsprüfung ist von einer fachkundigen Person durchzuführen. Dazu zählen Installateure und Heizungsbauer, Ofen- und Luftheizungsbauer, Schornsteinfeger oder Energieberater, die in die Energieeffizienz-Expertenliste für Förderprogramme des Bundes aufgenommen worden sind. Das Ergebnis der Heizungsprüfung ist in Textform festzuhalten.
ZVPlan-App wichtiges Hilfsmittel
Der ZVSHK hat hierzu eine Vorlage für den erforderlichen Ergebnisbericht über die Heizungsprüfung erstellt. Auch ist die Planungs-Applikation ZVPlan zum Thema Heizungsprüfung ergänzt worden, inklusive Formblatt für den Nachweis. Das Maßnahmenpaket enthält zudem die geeignete Software zur Berechnung und Planung des hydraulischen Abgleichs, die Fachregel zum hydraulischen Abgleich und ein Programm zur vereinfachten und umfänglichen Heizlastberechnung. Innungsbetriebe erhalten das ZVPlan-Softwarepaket über den zuständigen Fachverband bzw. die ZVPlan-App in den bekannten Stores online zum Download.
SHK-Betriebe und Schornsteinfeger können sich in Sachen Heizungsprüfung vor Ort kooperativ ergänzen.
Bild: SBZ / Dietrich
„Die Innungsbetriebe des SHK-Handwerks sind damit bestens gerüstet, um die vor ihnen liegenden Aufgaben möglichst effizient durchführen zu können“, sagte Andreas Müller, Geschäftsführer Technik im ZVSHK. „Schließlich müssen bis Herbst 2024 rund 10 Millionen Gaszentralheizungen überprüft und viele davon hydraulisch optimiert werden.“
Schornsteinfeger können die ZVPlan-App zur Heizungsprüfung als „Black Edition“ ebenfalls kostenlos herunterladen. Die integrierte Schnittstelle ermöglicht eine Weitergabe und Verarbeitung der Daten durch den Heizungsbauer. „Somit können sich SHK-Betriebe und Schornsteinfeger in Sachen Heizungsprüfung vor Ort kooperativ ergänzen“, kommentierte Andreas Müller die digitalen Entwicklungen. Dies seien wichtige Werkzeuge, um den Energieeinsparzielen zum Erfolg zu verhelfen.