Ein erklärtes Ziel der Bundesregierung war und ist, die Wärmepumpe als gute Wahl für eine neue Heizung in Szene zu setzen. Darauf hat die Heizungsindustrie reagiert und ihre Fertigungskapazitäten für Wärmepumpen in den letzten Jahren deutlich ausgebaut. Mittlerweile gehören lange Lieferzeiten der Vergangenheit an, was für Handel und Handwerk in puncto Termintreue bekanntlich schwer zu managen war.
Als durchaus erfreulich wertet man in der Heizungsbranche, dass das System Wärmepumpe 2023 sehr hohe Absatzzahlen (356.000 Geräte) erreichen und dadurch mittlerweile einen Anteil von 27 % am Gesamtmarkt erzielen konnte.
Weitere Nachfrage viel zu niedrig
Ganz anders verhielt sich jedoch die Entwicklung bei den Neuanträgen, die im Jahresverlauf nur auf niedrigem Niveau bei der KfW eingingen. Einen erheblichen Peak gab es lediglich im Dezember 2023 – gleichsam eine „Jahresendrallye“, wie es auf einem Chart in der Bufa-Sitzung vermerkt war (siehe Grafik). Insgesamt kamen lediglich 112.633 registrierte Neubestellungen zusammen.
Was aber, wenn sich die Kaufzurückhaltung aus den Monaten vor diesem Peak auch noch über Folgemonate fortsetzt und nicht zu einem beständigen Boom weiterentwickelt? Schon im vergangenen Herbst, als dieser Trend offensichtlich wurde, hatten die Experten aus den SHK-Landesverbänden und des ZVSHK skeptisch darüber diskutiert.
Der Tenor der Diskussion in diesem Frühjahr: Dringend müsste es in den kommenden Monaten weitere Antragsschübe für die Wärmepumpe geben, wie sie bereits 2022 mit insgesamt ca. 350.000 Bewilligungen zu verzeichnen waren. Eine wünschenswerte Zielmarke von ebenso vielen Anträgen bis zum Jahresende 2024 wäre sonst nicht erreichbar. Die aktuellen Prognosen des ZVSHK belaufen sich auf max. 200.000 Wärmepumpen für 2024.
Auf der Strecke bliebe ein spürbarer Erfolg durch Emissionsminderung und Effizienzsteigerung für die Wärmewende – auf die die Heizungsindustrie schließlich durch den Ausbau ihrer Produktionskapazitäten hingearbeitet hat. Die politische Zielsetzung für die Wärmepumpe lautet: Ab 2024 sollen 500.000 Geräte jährlich in Betrieb gehen. Von diesem erklärten Ziel ist man jedoch mittlerweile weit entfernt.
Mit guter Beratung überzeugen
Sind es voll gefüllte Zentrallager, die inzwischen den Absatzdruck für die Wärmepumpe erhöht haben? Auch diese kritische Frage stellte man sich in der Bufa. Anlass dazu geben Entwicklungen in Regionen, in denen Energieversorger oder Baumärkte mit der Vermarktung der Wärmepumpe beginnen (möchten), ohne den Schulterschluss mit dem Innungshandwerk zu suchen.
Die Wortmeldungen beschränkten sich keineswegs auf das Für und Wider zum Vertriebsweg einer Wärmepumpe. Als ebenso wichtig erschienen Argumente aus ganz anderem Blickwinkel, nämlich aus der Perspektive erfolgreicher SHK-Unternehmen: Statt lediglich Verwerfungen im Markt kritisch zu bewerten oder auf eine Vereinfachung bei der komplexen Antragstellung für eine Wärmepumpenförderung zu hoffen, sei es vielmehr produktiver, sich jetzt in der Beratungsintensität und -qualität gut aufzustellen. Ob es um den kompetenten Überblick zu allen zur Verfügung stehenden Fördermöglichkeiten gehe oder um die Antragstellung zu Bewilligungen bei KfW bzw. Bafa – hier liege der Schlüssel, um bei der Auftragsvergabe für die Wärmepumpe punkten zu können. Das SHK-Handwerk sei in einer guten Position, den verunsicherten Investoren eine bestmögliche Orientierung für die Modernisierung der alten Heizung zu geben.
In dicht bebauten Ortskernen kann man kaum Wärmepumpen aufstellen noch Wärmenetze verlegen oder Biomasse verbrennen. Insofern bleibt nur ein gasförmiger ,grüner‘ Brennstoff übrig.
Bild: SBZ/Dietrich
Förderung geschickt nutzen
Wie attraktiv derzeit eine Förderung im Einfamilienhaus sein kann, machte Dr.-Ing. Matthias Wagnitz (ZVSHK-Referent Heizung) an einem Beispiel deutlich: Statt 35.000 Euro für den Tausch der alten Heizung gegen eine Luft-Wasser-Wärmepumpe veranschlagen zu müssen, bliebe einem Rentnerehepaar im Einfamilienhaus lediglich ein Eigenanteil von 14.000 Euro für eine Heizungsmodernisierung. Er hatte dazu die zur Verfügung stehenden Fördermöglichkeiten geschickt zusammengestellt (siehe Grafik). Dies kann Heizungsfachbetriebe inspirieren, in ähnlicher Weise einem Kunden ein attraktives Angebot zu erstellen. Nur ein wichtiger Bestandteil der Förderzusagen durch die Politik ist beispielsweise dabei: Auch in den kommenden Jahren soll der Klimageschwindigkeits-Bonus von 20 % zur Verfügung stehen.
Quellen für die Beratungskompetenz
Der Zentralverband bietet online eine Reihe von Unterstützungen an, damit sich SHK-Mitgliedsbetriebe in ihrer Beratungskompetenz auf einen aktuellen Stand bringen können. Eine Übersicht:
Stromversorgung braucht Netzausbau
Mit dem langfristig angelegten Wechsel von fossilen Energieträgern zu strombasierten Wärmeerzeugern wird die Aufgabe für Netzbetreiber umso dringlicher, die zusätzlichen Verbrauchsleistungen im Niederspannungsnetz bis zur letzten Meile bereitzustellen und stabil zu halten. Schließlich erwarten Bürger, die in ihre Immobilien investieren möchten, dass die nötige Infrastruktur gegeben ist, damit von der Wärmepumpe über die Wallbox bis zu weiteren Verbrauchsstellen alles Nötige verfügbar ist.
Die Versorgungslage ist jedoch bundesweit sehr unterschiedlich und wird das nicht unbegrenzt leisten können. Daher ist geplant, dass neu errichtete Wärmepumpensysteme und Wallboxen ab 2025 vom jeweiligen Energieversorger gedrosselt werden können. Wie dies technisch gelöst werden soll, ist im Detail jedoch noch nicht definiert.
„Seit mehr als 20 Jahren weiß man, dass die Netze nicht ausreichend dimensioniert sind“, merkte Jakob Köllisch an. Der Handwerksunternehmer aus Neustadt/Weinstraße hat sowohl im SHK- als auch im Elektrobereich einen tiefen Einblick in beide Gewerke (siehe auch Kasten unten: „Wechsel im Vorsitz der Bufa SHK“). Weil die Stromnetze trotz Mehrbelastung, Umbau und Neustrukturierung zwingend stabil gehalten werden müssen, prangerte er die Entwicklung an: „Die Diskussion um eine steuerbare Leistungsminderung für Wärmepumpe oder Wallbox ist letztlich eine Mangelverwaltung, die Geld verschlingt. Viel besser wäre, den Netzausbau zu forcieren!“
Wenn der Staat die Wärmewende so stark fördert, dann ist naheliegend, dass er auch in etlichen Punkten Nachweise fordert. Offen bleibt allerdings, wie lange der Fördertopf reichen wird.
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Leistungsbegrenzung kommt
Es sind viele Details, die in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen – unmöglich, alle zu nennen. In aller Kürze lässt sich aber in Bezug auf Wärmepumpe und Wallbox voraussagen, dass es eine Leistungsbegrenzung geben wird. Jedem Hausanschluss sollen minimal 4,2 kW zur Verfügung bleiben, so die Planung.
Im Einfamilienhaus wird sich diese Reduzierung in den meisten Fällen lediglich auf das Abschalten des Heizstabes in der Wärmepumpe beschränken. Gibt es sowohl Wärmepumpe als auch Wallbox, soll pro Gerät noch etwas weiter reduziert werden. Die Ansteuerung erfolgt über das Smart-Meter-Gateway bzw. über ein entsprechendes Energiemanagement im Gebäude. Bei älteren Systemen ohne diese Technik soll anders verfahren werden.
Einzelheiten werden in den kommenden Monaten festgelegt, damit die Steuerung voraussichtlich 2025 durch die Bundesnetzagentur umgesetzt werden kann.
Zusammenarbeit mit Elektrohandwerk
Bereits das Thema Netzstabilisierung zeigt, dass die Auswirkungen beide Handwerke, SHK und Elektro, stark tangieren. Und die Kombination aus Wärmepumpe und PV-Strom vom eigenen Dach steht als weiteres Beispiel für Tätigkeiten, die im Interesse beider Handwerke liegen und bedient werden können.
Vorausschauend haben beide Handwerksorganisationen vor geraumer Zeit auf regionaler Ebene Wege geebnet, um die partnerschaftliche Kompetenz ihrer Mitgliedsbetriebe zu unterstützen. Auf der letzten Herbsttagung berichtete Thorsten Jakob über die beschlossene enge Zusammenarbeit in Hessen und Rheinland-Pfalz/Rheinhessen (www.liv-fehr.de).
Im Norden der Republik pflegen die beiden Gebäudetechnikverbände schon länger konstruktive Partnerschaften. In Niedersachsen sind es z. B. vier Innungen, die die Gewerke SHK + Elektro gemeinsam voranbringen – für die Wärmewende.
Die SHK-Organisation wird mit dem ,PV-Manager im Klempnerhandwerk‘ starten, um Kunden für den Eigenstrom von Dach und Fassade kompetent zu beraten. Das könnte Schule machen – auch für die Gewerke, die Wärmepumpen anbieten.
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Photovoltaikstrategie in kommenden Jahren
Schon in diesem und im nächsten Jahr soll der Zubau von PV-Anlagen sowohl auf Freiflächen als auch auf Gebäuden deutlich gesteigert werden und ab 2026 bis 2030 jeweils 11 GW pro Jahr ausmachen. Das ist die ambitionierte Zielsetzung im Bundeswirtschaftsministerium, um weitere solare Energiegewinne für die Wärmewende zu erschließen. Andreas Müller, Geschäftsführer Technik im ZVSHK, erläuterte die dazu passende Strategie im Handwerk, denn dafür bedarf es deutlich mehr Fachleute, die über das entsprechende Know-how verfügen.
Bereits fertiggestellt ist ein Weiterbildungsangebot zum „PV-Manager im Handwerk“, das in einer Pilotphase sowohl für das Klempner- als auch das Dachdecker- und Elektrohandwerk zur Anwendung kommen soll. Für die Zukunft ist angedacht, das modulare Schulungskonzept auch auf das SHK-Handwerk zu erweitern. Das würde beispielsweise diejenigen SHK-Fachbetriebe unterstützen können, die Wärmepumpentechnik anbieten und zusätzlich ihre Kunden über die Kombination mit selbst erzeugtem PV-Strom beraten möchten.
Kommunale Wärmeplanung kommt hinzu
Während die Wärmepumpe in Kombination mit selbst erzeugtem PV-Strom als Premiumlösung für den Kunden gewertet wird, lässt sich dieses Konzept am besten bei freistehenden Häusern, aber nicht in Städten mit sehr dichter Bebauung realisieren. Das Gebäudeenergie-Gesetz (GEG) will dem gerecht werden, indem etliche weitere Alternativen für die Wärmewende zulässig sind – der mindestens 65-prozentige Anteil regenerativer Heizenergie ist dabei vorausgesetzt.
Städte und Gemeinden haben die Aufgabe bekommen, durch einen kommunalen Wärmeplan festzulegen, ob zukünftig in definierten Gebieten zentral geheizt werden soll oder ob es bei dezentralen Lösungen bleiben kann. In der Bufa SHK wurde deutlich, dass sich bundesweit ganz unterschiedliche Entwicklungen für solche Wärmepläne abzeichnen, um mittel- bis langfristig von den vertrauten Energieträgern Öl und Gas wegzukommen. Dabei erhält das Thema Wasserstoff oder Biomethan als Beimischung im herkömmlichen Gasnetz mehr und mehr Bedeutung.
Vor allem dort, wo eine Leitung oder gar ein Netz mit 100 % Wasserstoff betrieben werden soll, könnte nicht nur die Industrie, sondern auch der Wärmemarkt profitieren – falls das H2-Angebot dafür reicht. Mit der Konsequenz, dass die Heizungsbetriebe auch die 100%-H2-ready-Option eines Wärmeerzeugers in ihre Beratungsleistung aufzunehmen haben. Darauf will die Bufa SHK auf ihrer Herbsttagung näher eingehen.
Wenn die Wärmepumpe durch pauschale Angebotserstellung und mangelhafte Fachkompetenz installiert wird, fällt dies auf unsere gesamte Branche zurück und beschädigt den guten Ruf der Wärmepumpe.
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Weitere Themen in Kürze
Ziel ist eine signifikante Verkürzung der Installationszeit für ein Wärmepumpensystem. Alle Informationen darüber werden auf der Webseite zvshk.de/shk-wespe/ gebündelt.
Welche Maßnahmen gegensteuern können und wie sie fachgerecht gebaut werden müssen, dazu mangelt es in manchem Bauamt an nötiger Expertise. Für Planer und/oder SHK-Unternehmer, die diesen Bereich der Be- und Entwässerungstechnik anbieten, werden sich zukünftig viele Möglichkeiten ergeben, um für Dach und Fassade tätig zu werden.
Als Ziel für die Luftqualität hat die EU die „Null-Schadstoff-Strategie“ bis zum Jahr 2050 definiert. Dementsprechend sollen Feinstaub- und Schadstoffemissionen aus Kleinfeuerungsanlagen und aus Einzelraumfeuerungen weiter reduziert werden (1. BImSchV). (TD)
Passend bepflanzte Dachareale leisten als Retentionsflächen einen wichtigen Beitrag zur Regenrückhaltung. Eng bebaute Viertel profitieren davon, dass ein kühlender Effekt durch Verdunstung entstehen kann.
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Wechsel im Vorsitz der Bufa SHK
Turnusmäßig nach drei Jahren stand auf der Tagung die Wahl für den Vorsitz der Bundesfachgruppe SHK an. Der langjährige Vorsitzende Jakob Köllisch hatte sich dafür ausgesprochen, die komplexen Aufgaben in diesem Ehrenamt an einen jüngeren SHK-Unternehmer zu übertragen, und dafür seinen bisherigen Stellvertreter Thorsten Jakob vorgeschlagen. Einstimmig votierten die stimmberechtigten Mitglieder für diesen Antrag und wählten Köllisch anschließend in das Vize-Amt für die kommenden Jahre.