Die rund 5000 Fachbetriebe der Überwachungsgemeinschaft Technische Anlagen der SHK-Handwerke – kurz: ÜWG – stehen zuverlässig für sichere und umweltgerechte Heizöl-Verbraucheranlagen. Sie haben aber ebenso die Zuverlässigkeit von Erdwärme-, Klima- und solarthermischen Anlagen sowie Wärmepumpen im Blick. Getreu dem Grundsatz: „Das Neue tun, das Alte nicht lassen“ hat die ÜWG einen konsequenten Weg in die Zukunft eingeschlagen und stellt sich damit aktiv den Veränderungen im Gebäudeenergiebereich.
Markt heute: Flüssige Brennstoffe weiter interessant
Sicher hätte sich das Fachhandwerk „etwas weniger politisches Hin und Her gewünscht“, wie der ÜWG-Vorsitzende Andreas Kröckel zum Auftakt der diesjährigen Mitgliederversammlung der Überwachungsgemeinschaft in Fulda betonte. Denn die Verunsicherung der Kunden war – und ist teilweise immer noch – groß. Das hätten alle an der schwankenden Nachfrage in ihren Firmen gemerkt. Dennoch: Nach langer und kontroverser Diskussion bietet das Gebäudeenergiegesetz (GEG) nun eine große Bandbreite an technologischen Erfüllungsoptionen, zu denen langfristig erneuerbare flüssige Brennstoffe ebenso gehören wie strombetriebene Lösungen – also Wärmepumpen.
Einerseits kann der Markthochlauf von HVO100 im Tankstellenbereich auch Chancen für mehr paraffinische Brennstoffe im Wärmesektor eröffnen. HVO steht für Hydrotreated Vegetable Oil – also für flüssige Kraft- und Brennstoffe, die zu 100 % aus erneuerbaren Rohstoffen wie Abfällen und Reststoffen hergestellt werden. Auf dem Markt sind bereits erste Angebote für Heizöl mit HVO-Anteilen zu finden. Eine Vielzahl an Heizgeräte-, Tank- und Armaturenherstellern zeichnen ihre Produkte inzwischen mit dem „Green Fuels Ready“-Label aus und verdeutlichen so die Eignung für diese umweltschonenden Flüssigbrennstoffe.
Auch die positive Nachfrageentwicklung nach Ölkesseln 2023 und im ersten Halbjahr des laufenden Jahres zeigt das weiterhin vorhandene Interesse an dieser Technik. Allerdings sind die in den vergangenen 18 Monaten verkauften rund 163.000 Öl-Brennwertkessel nur ein kleiner Anfang, um den Anlagenbestand von knapp fünf Millionen Ölheizungen auf den neusten technischen Stand zu bringen. Und hier drängt die Zeit: Denn nach der aktuellen Erhebung des Schornsteinfegerhandwerks waren im Jahr 2023 mehr als 81 % der Ölfeuerungsanlagen (etwa 3,2 Millionen) älter als 20 Jahre. Darunter haben 1,67 Millionen Ölkessel sogar 30 Jahre und mehr auf dem Buckel.
Markt morgen: ÜWG mit Zukunftskonzept
Mit Blick auf die weitere Entwicklung hofft der ÜWG-Vorsitzende, dass sich der Markt nun langsam wieder in geregelteren Bahnen entwickelt. Denn seit Inkrafttreten des GEG zum 1. Januar 2024 ist klar, wie die Modernisierung im Heizungskeller weitergehen soll, und auch die Förderkonditionen sind geklärt – wenn auch mit einiger Verzögerung.
Uwe Loth, Landesinnungsmeister des Fachverbandes SHK Hessen, beschrieb auf der ÜWG-Tagung in Fulda die Zeiten als „hektisch, dramatisch und anstrengend“ für die SHK-Branche. Schwierig sei momentan, dass viele Modernisierungsentscheidungen für den Heizungskeller aufgeschoben oder wieder komplett fallengelassen werden. Er hoffe daher ebenso wie sein Kollege Andreas Kröckel, „dass wir über kurz oder lang in Deutschland wieder Stabilität hinbekommen“.
Wenn es um das Thema Öl geht, sind für Loth die Fachbetriebe der ÜWG unverändert die ersten Ansprechpartner. Aber er sieht auch die Veränderungsprozesse, denen die Branche unterliegt: „Es gibt einen schönen Spruch: Die Geschwindigkeit des Wandels wird nie wieder so langsam sein wie heute. Da könnte man für die ÜWG und das SHK-Handwerk ableiten: Die Geschwindigkeit des Wandels im SHK-Handwerk, die Dynamik in der Energiewende und die Veränderungen am Markt werden nie wieder so langsam sein wie heute“, sagt er. Um in diesem Umfeld erfolgreich bestehen zu können, hält Uwe Loth das Bündeln von Kräften für unabdingbar – so wie es seit vielen Jahren zwischen der SHK-Organisation und der ÜWG gelebt wird.
Vor dem Hintergrund der Energiewende im Heizungskeller ist es daher nur logisch, dass sich auch die ÜWG als Sachverständigen- und Überwachungsorganisation neben ihren klassischen Geschäftsfeldern rund um Heizölverbraucheranlagen neuen Themen widmet. Dabei liegt der Fokus klar auf solchen Bereichen, die von den ÜWG-Mitgliedern gefordert werden.
Entsprechend den Perspektiven im Markt hat die ÜWG daher das Geschäftsfeld „Erdwärme, Klima, solarthermische Anlagen und Wärmepumpen“ aufgebaut. Dazu werden Schulungen angeboten und die Möglichkeit der Fachbetriebszertifizierung für Arbeiten an solchen Anlagen. Denn diese enthalten in der Regel Wasser-Glykol-Gemische und können damit unter die Fachbetriebspflicht nach Wasserhaushaltsgesetz (WHG) und Anlagenverordnung (AwSV) fallen.
Es gibt bereits konkrete behördliche Anforderungen an einzelne ÜWG-Mitglieder, die verdeutlichen, wie wichtig dieser Bereich schon ist. Die Teilnehmerzahl bei den ersten durchgeführten Schulungen war entsprechend groß. Wie ÜWG-Geschäftsführer Timo Kuss berichtete, gehen die Einschätzungen noch sehr auseinander. In Branchenkreisen wird damit gerechnet, dass zwischen 10 und 80 % der Mitglieder Interesse an dem neuen Geschäftsfeld haben. Künftig wird sich der Trend wohl eher verstärken. Die neue Zertifizierung können auch solche Fachbetriebe bei der ÜWG ablegen, die bisher keine Mitglieder waren und/oder nicht im Bereich Heizölanlagen tätig sind.
Trend zeigt: ÜWG-Kurs langfristig richtig
Während die Nachfrage nach Wärmepumpen im ersten Halbjahr 2024 stark eingebrochen ist, zeigen die deutlich steigenden Antragszahlen auf Heizungsförderung nach BEG (Bundesförderung für effiziente Gebäude), dass sich der Markt bereits wieder dreht. Allein im Juli des laufenden Jahres wurden für Wärmepumpen fast 14.000 Förderzusagen erteilt. Da ab Mitte August die Beantragung der KfW-Heizungsförderung für alle Antragstellergruppen offensteht, dürfte sich diese Zahl bis Jahresende kontinuierlich erhöhen.
Für die ÜWG-Mitglieder und weitere SHK-Betriebe, die die neue ÜWG-Zertifizierung im Bereich „Erdwärme, Klima, solarthermische Anlagen und Wärmepumpen“ ablegen, wird dieses Geschäftsfeld von Tag zu Tag interessanter.
Wichtige Basis: umfassende Digitalisierung
Ein weiteres Themenfeld, das für die ÜWG einen zentralen Stellenwert einnimmt, ist die Digitalisierung. Die kompletten internen Prozesse, aber auch die Zertifizierung der Fachbetriebe und die Arbeit der Sachverständigen vor Ort werden künftig papierfrei abgewickelt.
Das dürfte auch den Endkunden zugutekommen, wenn der Sachverständige zur Anlagenprüfung kommt und alle notwendigen Daten digital zur Verfügung hat. Ebenfalls positiv für die Endverbraucher dürfte das Upgrade der ÜWG-Internetpräsenz sein. Denn dadurch wird die Suche nach einem geeigneten Fachbetrieb in der Region deutlich erleichtert.
ÜWG-Organisation: Vorstand bestätigt
Es ist auf jeden Fall ein deutliches Zeichen für die erfolgreiche Arbeit und den engen Zusammenhalt in der ÜWG auch in bewegten Zeiten der Veränderung, dass der bisherige Vorstand komplett und einstimmig in seinem Amt bestätigt wurde. An die Mitglieder richtete der alte und neue Vorsitzende Andreas Kröckel eine klare Botschaft: „Bringt euch ein, lasst uns gemeinsam Lösungen finden.“