Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
18 Heizlast-Rechner im Vergleich

Heizlast-Software nach DIN EN 12 831

Inhalt

Die Heizlastberechnung zählt zu den Kernaufgaben von SHK-Fachbetrieben und TGA-Planern. In Alt- und Neubauten ermöglicht sie eine raumbezogene Ermittlung der Heizlasten und eine Auslegung von Heizflächen, des Rohrnetzes und der Wärmeerzeugung sowie einen zuverlässigen und wirtschaftlichen Betrieb. Die neue Heizlast-Norm DIN EN 12 831-1 [1] und die nationale Ergänzung DIN/TS 12 831-1 [2] schaffen die Voraussetzungen für präzisere Ergebnisse. Allerdings müssen Fachleute – ebenso wie die Software, die sie nutzen – einige Neuerungen beachten.

Postleitzahl-genaue meteorologische Daten berücksichtigen die ­Einflussfaktoren des Standorts auf die Außentemperatur präziser.

Bild: Dendrit Haustechnik-Software

Postleitzahl-genaue meteorologische Daten berücksichtigen die ­Einflussfaktoren des Standorts auf die Außentemperatur präziser.
Neben den Standort- und Gebäudedaten müssen auch alle Räume detailliert erfasst werden.

Bild: Solar-Computer

Neben den Standort- und Gebäudedaten müssen auch alle Räume detailliert erfasst werden.

Neuerungen im Detail

Meteorologische Standortdaten beeinflussen auch die normativ ermittelte Leistung von Heizflächen und Wärmeerzeugern. Deshalb berücksichtigen neue, Postleitzahl-genaue meteorologische Standortdaten zur Heizlast-Berechnung neben den klimawandelbedingt höheren Außentemperaturen auch den Einfluss der Bebauungsdichte auf die Außentemperatur sowie die Höhenlage des Standorts im jeweiligen Postleitzahl-Gebiet.

Eine wesentliche Neuerung sind geänderte und erweiterte Algorithmen zur Berechnung von Lüftungswärmeverlusten. In diesem Zusammenhang wurde der Begriff der Lüftungszonen eingeführt. Das sind Raumgruppen, die entsprechend ihrer Auslegung eine direkte oder indirekte Luftverbindung aufweisen.

Ein allgemeines Berechnungsmodell unterscheidet Lüftungswärmeverluste für das gesamte Gebäude, Zonen und beheizte Räume. Unterschieden wird nach Außenluftvolumenströmen in den Raum durch die Gebäudehülle, technischen Luftvolumenströmen in den Raum, Außenluftvolumenströmen in die Lüftungszone durch die Gebäudehülle und Luftvolumenströmen durch zusätzliche Infiltration in die Lüftungszone. Neu ist auch der Begriff der Nutzungseinheit (oder Gebäudeeinheit), der Nutzungsverhältnisse im Gebäude beschreibt.

Bei den Auslegungsinnentemperaturen wurden bisherige Standardwerte weitgehend übernommen. Lediglich für Flure und Treppenräume wurde ein neuer Standardwert (20 °C) definiert und für gewerblich oder industriell genutzte Räume werden Standard-Auslegungsinnentemperaturen entsprechend der Intensität der körperlichen Arbeit angegeben. Ergänzend zu den bisherigen Auswahlmöglichkeiten geeigneter Raumtemperaturen (Tabellenwerte oder Bauherren-/Nutzer-Vereinbarung) sieht die neue Norm zudem die Möglichkeit vor, pauschal auf die Tabellenwerte um bis zu 3 K aufzuschlagen (Komfortzuschlag).

Angrenzende Gebäudeeinheiten werden als unbeheizt angesehen, sofern die Nutzung nicht bekannt ist. Damit sollen Wechselwirkungen zwischen den Nutzungseinheiten im Hinblick auf die Temperaturregelung ausgeschlossen werden. Da in hohen Räumen (> 4 m) Wärmetransportmechanismen des Wärmeabgabesystems die Heizlast beeinflussen können, beschreibt die Norm erstmals ein algorithmisches Berechnungsmodell, das vertikale Temperaturgradienten, Unterschiede zwischen Luft- und Strahlungstemperatur sowie Wärmeverluste wegen beheizter Gebäude-Bauteile berücksichtigt.

Weitere Neuerungen des um 27 Seiten erweiterten Regelwesens betreffen unter anderem große Öffnungen, Außenluftdurchlässe oder den Aufbau der Dokumentation und die Gliederung der Ausgabe-Formblätter.

Mit der Berücksichtigung von Lüftungswärmeverlusten wird die Heizlastberechnung präziser, aber auch komplexer.

Bild: Solar-Computer

Mit der Berücksichtigung von Lüftungswärmeverlusten wird die Heizlastberechnung präziser, aber auch komplexer.
In CAD-Programme integrierte Heizlast-Rechner ermöglichen eine interaktive Optimierung von Projekten.

Bild: Hottgenroth & Tacos

In CAD-Programme integrierte Heizlast-Rechner ermöglichen eine interaktive Optimierung von Projekten.

Auf Aktualität achten

Die vielen Neuerungen haben bei den Software-Herstellern einen erheblichen Programmieraufwand und bei den Anwender viel Schulungsbedarf ausgelöst. Praktisch alle Programme sind, über ein Jahr nach Erscheinen des nationalen Anhangs, inzwischen auf aktuellem Stand der DIN EN 12 831-1.

Berechnet wird die Heizlast von einigen Programmen auch nach anderen länderspezifischen Normen – etwa für Österreich nach ÖNORM EN 12 831, bzw. ÖNORM H 7500-1 oder für die Schweiz nach SN SIA 384.201.

Dass nach der Normaktualisierung einige Programme noch nicht so „rund“ laufen, wie es Anwender vor der Umstellung gewohnt waren, ist eine Folge der zahlreichen Programmänderungen, neuer Arbeitsschritte und Dialogfenster. Mit den nächsten Updates sollten eventuelle Ungereimtheiten aber sukzessive behoben sein.

Änderungen, Korrekturen und Erweiterungen in der Norm und der nationalen Anhänge wird es auch weiterhin geben. Anwender sollten deshalb darauf achten, dass die Software regelmäßig durch Updates / Upgrades aktualisiert wird und Änderungen von Regelwerken zügig in die Software eingebaut werden.

Im Hinblick auf die Softwarekosten, die sich zwischen 100 bis 600 Euro (nur Heizlastrechner) und 1600 Euro und mehr bewegen (TGA-CAD mit integrierter Heizlastberechnung), sollten Anwender in diesem Zusammenhang deshalb auch die jährlichen Folgekosten für Wartungsverträge berücksichtigen, weil sie sich teilweise deutlich unterscheiden.

Unterschiede gibt es auch bei den integrierten oder optionalen Auslegungsfunktionen: Damit können mit den berechneten Heizlastdaten Heizkörper und Heizkörperventile ermittelt, Wand-/Fußbodenheizungen ausgelegt werden und anderes mehr. Werden die Heizkörper inklusive Beschriftung in CAD-Grundrisspläne übernommen, lassen sich daraus Strangschemen, Stücklisten oder detaillierte Verlegepläne für ausführende Firmen erstellen.

Bei der Berechnung von Lüftungswärmeverlusten müssen die einzelnen Lüftungszonen berücksichtig werden.

Bild: Data Design System

Bei der Berechnung von Lüftungswärmeverlusten müssen die einzelnen Lüftungszonen berücksichtig werden.
Alphanumerische und grafische Ergebnisübersichten der Wärmeverluste oder Heizlasten vereinfachen Besprechungen mit dem Kunden.

Bild: Dendrit Haustechnik-Software

Alphanumerische und grafische Ergebnisübersichten der Wärmeverluste oder Heizlasten vereinfachen Besprechungen mit dem Kunden.

Vorteile bei Berechnungen …

Berechnet wird die Norm-Heizlast eines Raumes aus der Summe aller Transmissions- und Lüftungswärmeverluste sowie einer eventuellen Zusatz-Aufheizleistung, jeweils bezogen auf eine Rauminnentemperatur und eine Norm-Außentemperatur.

Ob eine zusätzliche Aufheizleistung berücksichtigt werden soll, um Räume mit unterbrochenem Heizbetrieb über Nacht oder das Wochenende innerhalb einer bestimmten Zeit auf die Norm-Innentemperatur zu bringen, kann zusätzlich individuell mit dem Nutzer vereinbart werden. Diese Wiederaufheizleistung wird getrennt von der Normheizlast ausgewiesen. In vielen Fällen kann auf die zusätzliche Aufheizleistung verzichtet werden, wenn das Regelsystem eine Temperaturabsenkung an den kältesten Tagen verhindert oder die Wärmeverluste während der Absenkung vernachlässigbar sind.

… und Änderungen

Die rechnergestützte Heizlastberechnung ist nicht nur bei der Auslegung von Heizflächen hilfreich, sondern auch bei Änderungen. Ändern sich Gebäude- oder Raumdaten, wird auch die Heizlast in Sekundenschnelle aktualisiert. Das vereinfacht nicht nur den Änderungsaufwand, sondern ermöglicht auch Variantenrechnungen. Besser gedämmte Wände oder Fenster spiegeln sich beispielsweise sofort in der Heizlast wider, sodass Objekte im Hinblick auf die Heizlast auch optimiert werden können.

Auswertungen und Reportfunktionen zu Flächenanteilen, Transmissions- und Lüftungswärmeverlusten, Gebäude-Heizlastanteilen etc. geben einen schnellen Überblick über das Projekt und vereinfachen die Kundenberatung. Berechnungsdaten können als PDF-Datei oder auf dem Drucker ausgegeben werden – wahlweise für alle, markierte, gruppierte, gefilterte oder einzelne Räume.

Heizlastrechner gibt es teilweise auch als kostenlose App von Bauproduktherstellern. Allerdings handelt es sich dabei nur um eine näherungsweise Abschätzung der Raum- oder Gebäudeheizlast in Anlehnung an DIN EN 12 831. Die Berechnungen ersetzen also keine normierte Heizlastberechnung.

Auch Strangschemen oder Verlegepläne für die Ausführung und Montage werden von einigen Programmen generiert.

Bild: Uponor

Auch Strangschemen oder Verlegepläne für die Ausführung und Montage werden von einigen Programmen generiert.
Bei großen Projekten sind grafische Übersichten nach Art, Größe und Leistung von Raumheizungen hilfreich.

Bild: ConSoft

Bei großen Projekten sind grafische Übersichten nach Art, Größe und Leistung von Raumheizungen hilfreich.

Datendurchgängigkeit und BIM

Wer Heizlasten nach aktueller Norm berechnen will, muss nicht nur ein komplettes physikalisches Raum- und Gebäudemodell, inklusive der geometrischen Aufteilung, aller Baustoffe, Raumbauteile, Temperaturen etc. in strukturierter Form erfassen. Mit den Lüftungszonen kommt eine komplette neue Struktur hinzu, die viele weitere Dateneingaben voraussetzt.

Ein sinnvoller Arbeitsablauf im Hinblick auf einen rationellen Workflow und einen durchgängigen Datenfluss wäre deshalb, zunächst aus der energetischen Bewertung nach Gebäudeenergiegesetz (GEG) / DIN V 18 599 die definierte Gebäudestruktur und Raumflächen in ein Programm zur Wohnungslüftungsberechnung nach DIN 1946-6 zu übertragen, dort ein Lüftungskonzept zu erstellen, für die Nutzungseinheiten das Lüftungssystem zu wählen, die Volumenströme zu berechnen und die Ergebnisse der Räume und Lüftungszonen in die Heizlastberechnung zu übernehmen.

Viele Heizlast-Berechnungsprogramme sind deshalb Teil umfangreicher Lösungen zur energetischen oder haustechnischen Berechnung, damit Objektdaten mehrfach genutzt und nicht jedes Mal neu eingegeben werden müssen. Diese durchgängigen Lösungen verfügen über ein zentrales physikalisches Gebäudemodell und einen einheitlichen Rechenkern, auf das alle Applikationen, wie Heizlast nach DIN EN 12 831, Energieanalysen nach GEG / DIN V 18 599, Kühllast nach VDI 2078, sommerlicher Wärmeschutz nach DIN 4108-1 sowie TGA-Planungsprogramme für Heizungs-, Sanitär- und Lüftungsanlagen zugreifen.

Die Verknüpfung der Heizlastberechnung mit TGA-CAD-Systemen reicht von einem 3D-Modellierwerkzeug für Gebäude bzw. Räume mit Gebäudedaten-Import und -Export, bis zu Verbundlösungen mit ausgewählten Programmen. Einige Hersteller bieten auch die Möglichkeit, die Heizlastberechnung direkt in die Oberfläche des CAD- oder TGA-CAD-Programms zu integrieren (z.  B. Solar-Computer / GBIS). Auf diese Weise lassen sich Berechnungsergebnisse zu Heizlasten oder Projektvarianten quasi parallel zur CAD-Planung kontrollieren, was ein interaktives Arbeiten und die Optimierung von Projekten vereinfacht.

Inzwischen verfügen die meisten Heizlastprogramme über eine IFC- oder gbXML-­Schnittstelle (Green Building-XML), was der zunehmenden Bedeutung der BIM-Planungsmethode im TGA-Bereich geschuldet sein dürfte. BIM-affine Auftraggeber erwarten immer häufiger, dass haustechnische und energetische Berechnungen in einen vorgegebenen BIM-Arbeitsprozess integriert werden – zur Steigerung der Arbeitseffizienz und Verbesserung der Planungstransparenz. Dabei geht es nicht nur darum, dass
Architekturmodelle für Berechnungen genutzt, sondern auch dass Berechnungsergebnisse in das BIM-Modell rückgeschrieben werden.

Präziser, aber komplexer

Mit der neuen Norm wird die Heizlastberechnung durch die Berücksichtigung exakterer Standortdaten, Lüftungswärmeverlusten und weiterer Parameter präziser, aber auch komplexer. Zwar führen Programme den Anwender schrittweise durch die neue Norm, Vorgabewerte beschleunigen die Eingabe, Plausibilitätsprüfungen erkennen teilweise fehlerhafte Dateneingaben und machen darauf aufmerksam.

Dennoch ist auch mit Softwarehilfe die Berechnung nicht trivial und der Eingabeaufwand hoch, denn für eine normgerechte, technisch und rechtlich sichere Ermittlung der Heizlast müssen viele Daten eingegeben werden. Wer den Eingabeaufwand und den Umgang mit Software scheut, kann auch auf Online-Dienstleister zurückgreifen, beispielsweise www.heizlast.de.

Ob mit Software oder Dienstleister – ohne Fachwissen und Erfahrung sind Berechnungsfehler vorprogrammiert. Das fängt schon mit der raumbezogenen Auslegungsinnentemperatur an. Wird sie zu hoch angesetzt, steht eine Heizleistung zur Verfügung, die nicht benötigt wird.

Aus einer zu niedrigen Auslegungsinnentemperatur kann wiederum unter Umständen aufgrund einer ineffizienteren Wärmeerzeugung ein höherer Realverbrauch resultieren [8]. Deshalb sollten Angaben zum Nutzungsprofil oder individuelle Vereinbarungen stets hinterfragt und dokumentiert werden.

Info

Weitere Programme (Auswahl)

  • DanBasic www.danfoss.de
  • Ecotech Heat www.ecotech.cc
  • Heizlast-Rechner (App)
    www.stiebel-eltron.de
  • Heizlast DIN EN 12831
    www.sss2000.de
  • IWA Heizlastrechner Lite (App)
    www.iwa.de
  • Online-Heizlastrechner (überschlägig) www.waermepumpe.de
  • Resideo Heizlastberechnung (App) www.resideo.com
  • Vaillant winSOFT www.vaillant.de
  • Literatur

    [1] DIN EN 12 831-1 Energetische Bewertung von Gebäuden –
    Verfahren zur Berechnung der Norm-Heizlast, Teil 1: Raumheizlast, Modul M3-3. Berlin: Beuth Verlag September 2017

    [2] DIN/TS 12 831-1 (Vornorm) ­Verfahren zur Berechnung der Raumheizlast – Teil 1 Nationale Ergänzungen zur DIN EN 12 831-1. Berlin: Beuth Verlag, April 2020

    [3] DIN EN 12 831-3 Energetische Bewertung von Gebäuden – ­Verfahren zur Berechnung der Norm-Heizlast – Teil 3: Trinkwassererwärmungsanlagen, Heizlast und Bedarfsbestimmung, Module M8-2, M8-3. Berlin: Beuth Verlag, September 2017

    [4] DIN EN ISO 6946 Bauteile – Wärmedurchlasswiderstand und Wärmedurchgangskoeffizient – Berechnungsverfahren, Berlin: Beuth Verlag, März 2018

    [5] DIN EN ISO 13 370 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Wärmeübertragung über das Erdreich – Berechnungsverfahren. Berlin: Beuth Verlag März 2018

    [6] DIN 1946-6 Raumlufttechnik – Teil 6: Lüftung von Wohnungen – Allgemeine Anforderungen, Anforderungen an die Auslegung, Ausführung, Inbetriebnahme und Übergabe sowie Instandhaltung. Berlin: Beuth Verlag, Dezember 2019

    [7] Winiewska, B.; Oschatz, B.: Überarbeitung der Heizlastnorm. Stuttgart: Gentner Verlag, Gebäude-Energieberater 06-2019

    [8] ZVSHK (Hrsg.): Erhöhung des Standardwertes der Auslegungsinnentemperatur um einen Komfortzuschlag in DIN SPEC 12 831. St. Augustin: Zentral­verband ­Sanitär Heizung Klima, 2017

    Autor

    Dipl.-Ing. Marian Behaneck 
    ist ­Fachautor zahlreicher Publikationen zu Hardware, ­Software und IT im Baubereich.

    Bild: Behaneck

    Jetzt weiterlesen und profitieren.

    + SBZ E-Paper-Ausgabe – jeden Monat neu
    + Kostenfreien Zugang zu unserem Online-Archiv
    + Fokus SBZ: Sonderhefte (PDF)
    + Webinare und Veranstaltungen mit Rabatten
    uvm.

    Premium Mitgliedschaft

    2 Monate kostenlos testen