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Fußbodenheizungen in der Praxis

Welches System passt?

Flächenheizungen erfreuen sich seit geraumer Zeit zunehmender Beliebtheit: Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) verzeichnet ein stetiges Wachstum. Allein im Jahr 2020 ist die Menge an verbauten Rohrmetern im Vergleich zum Vorjahr um 12 % auf 252 Millionen Meter gestiegen. Für Neubauten sind Flächenheizungen heute Standard. Aber auch bei Bestandssanierungen sind sie immer beliebter.

Denn zum einen bieten sie dem Hausbesitzer einen hohen Wohn- und Wärmekomfort sowie architektonischen Gestaltungsspielraum. Zum anderen punkten Flächenheizsysteme aufgrund ihrer niedrigeren ­Vorlauftemperaturen mit einer hohen Energieeffizienz und leisten so einen Beitrag zum nachhaltigen Bauen und damit zum ­Klimaschutz.

Außerdem kommen bei einer Heizungssanierung die attraktiven Kondi­tionen der „Bundesförderung für ­effiziente ­Gebäude –- Einzelmaßnahmen (BEG EM)“ zum Tragen: Flächenheizsysteme, inklusive der Regel­technik, zählen zu den sogenannten Umfeldmaßnahmen, welche mit demselben Prozentsatz bezuschusst werden wie der neue, förderfähige Wärmeerzeuger.

Welche Systeme für Neu- und Altbau gibt es?

Bei Warmwasser-Flächenheizungen unterscheidet man zwischen Nass- und Trockensystemen. Heizungsfachbetriebe verarbeiten am häufigsten Nasssysteme – vor allem bei Neubauten. Durch die Verbindung mit einem Heizestrich ist die Wärmeübertragung bei diesen Systemen besonders gleichmäßig. Der Aufbau ist bei allen Nasssystemen prinzipiell derselbe: Auf die Rohbetondecke oder eine zusätzliche Dämmlage wird ein Trägersystem gelegt, auf dem die Rohre für die Fußbodenheizung befestigt werden. Darauf wird der Estrich gegossen. Bei den Trägersystemen gibt es unterschiedliche Varianten:

  • Beim klassischen System wird auf eine separate Dämmung ein Stahldraht-Gitter gelegt, auf dem die Rohre mittels spezieller Rohrhalter aus Kunststoff fixiert werden.
  • Eine Alternative ist das Tackersystem, das aus gedämmten Platten mit einer reißfesten Oberfläche und einem aufgeprägten Verlegeraster besteht. Die Heizrohre befestigt der Fachhandwerker hier mit speziellen Tackernadeln.
  • Im Wohnungsbau werden gerne Noppenplatten mit integrierter Wärme- und Trittschalldämmung genutzt. Hierbei klemmt der Monteur die Heizrohre in die Platte.
  • Das Klettsystem vereint die Vorteile von ­Noppen- und Tackersystemen und erlaubt damit eine hohe Flexibilität bei einfacher Montage. Hierbei verzahnen sich die mit ­einem Klettband spiralförmig umwickelten Heizrohre mit der System-Dämmplatte.
  • Bei einer Renovierung kommt es oft auf jeden Millimeter Aufbauhöhe an. Ein speziell für diesen Einsatz entwickeltes Niedrigaufbau-Nass­system – etwa Uponor Minitec – mit einer Aufbauhöhe von minimal 15 mm bietet sich hier am meisten an. Dieses System lässt sich auch auf einem ­bereits vorhandenen Estrich oder Fliesenboden verlegen.

    Trockenestrichplatten kommen bei Trockensystemen zum Einsatz, wo die Rohre direkt unter der Lastverteilschicht liegen. Auf diese Weise ist die Konstruktionshöhe niedriger und sie haben ein geringeres Gewicht als Standard-Nasssysteme – beides kann bei Renovierungen von Vorteil sein. Zudem entfallen lange Trocknungszeiten. Der Einbau ist meist zwar mit höheren direkten Systemkosten verbunden. Allerdings kann sich in der Gesamtbetrachtung trotzdem eine Ersparnis ergeben, falls beispielsweise der schnellere Baufortschritt berücksichtigt wird.

    Das Klettsystem lässt sich ohne weiteres Zubehör auch von nur einer Person verlegen. Das Rohr wird einfach per Fußdruck auf der Dämmplatte fixiert.

    Bild: Uponor

    Das Klettsystem lässt sich ohne weiteres Zubehör auch von nur einer Person verlegen. Das Rohr wird einfach per Fußdruck auf der Dämmplatte fixiert.

    Was ist bei der Auslegung zu beachten?

    Die Berechnung der Flächenheizung erfolgt auf Grundlage der Basiskennlinie der DIN EN 1264 Teil 2 und der Norm-Heizlastbedarfsberechnung nach DIN EN 12831. Die unter medizinischen und physiologischen Aspekten festgelegten maximalen Oberflächentemperaturen gemäß DIN EN 1264 liegen in der Aufenthaltszone bei 29 °C, in der Randzone bei 35 °C und in Bädern bei 33 °C.

    Der Raum mit der höchsten Wärmestromdichte legt die Auslegungsvorlauftemperatur fest, wobei Bäder dabei nicht berücksichtigt werden. Für die Ermittlung der Vorlauftemperatur müssen Heizlast, Estrichüberdeckung und Bodenbelag bekannt sein, und es wird eine Vor- und Rücklauf-Spreizung von 5 K zugrunde gelegt. In den anderen Räumen mit einer geringeren Heizlast ist die Spreizung dann entsprechend größer, da die Auslegungsvorlauftemperatur auch für diese Heizflächen vorgegeben ist.

    Bei der Auslegung sollte der Heizungsfachmann auf die unterschiedliche Wärmeleitfähigkeit von Oberbodenbelägen achten und die Rohrverlegung eventuell entsprechend anpassen. Darüber hinaus kann die Raumnutzung einen Einfluss haben. So empfiehlt sich beispielsweise für Bäder und WCs ein möglichst geringer Abstand. Wichtig ist zudem zu beachten, ob das System im Sommer zur Kühlung genutzt werden soll. Entsprechend sollten von vornherein Optimierungsmaßnahmen, wie reduzierte Verlegeabstände, geplant werden. Generell begrenzt Uponor den maximalen Rohrabstand für Wohn- und Büroräume auf max. 30 cm. Damit bei allen Oberbodenbelägen eine gleichmäßige Oberbodentemperatur erreicht wird und um später mehr Möglichkeiten z. B. zum Kühlen zu haben, wird aber ein maximaler Verlegeabstand von 20 cm empfohlen.

    In allen Räumen sind Aussparungen der Flächenheizung unter Einbauten zu vermeiden (außer unter Kaminen), um eine ­gleichbleibende Wärmeverteilung zu gewährleisten. Zudem muss
    der geplante Verlegeabstand laut DIN EN 1264 mit einer Genauigkeit von +/– 1 cm eingehalten werden. Dabei schreibt die DIN EN 1264 ­bestimmte Abstände vor: Rohre müssen mehr als 50 mm von senkrechten Bauwerksteilen und 200 mm von Schornsteinen, offenen Kaminen und Schächten entfernt sein.

    Der maximale Druckverlust, der im ungünstigsten Heizkreis erlaubt wird, bestimmt dann dessen Länge. Er ist von der Rohrdimension und dem benötigten Volumenstrom im Heizkreis abhängig. Als Grenzwert für die Auslegung wird häufig ein Druckverlust von 350 mbar angesetzt. Geringere Werte erleichtern den hydraulischen Abgleich der Heizkreise, können aber dazu führen, dass ein weiterer Heizkreis benötigt wird. Es hat sich jedoch bewährt, eine Länge von 120 m nicht zu überschreiten. Denn bei dieser Länge wird selbst bei hohen benötigten Massenströmen der maximale Druckverlust noch nicht überschritten – wie es bei längeren Heizkreisen der Fall wäre. Bei einem geringen Wärmebedarf, und damit niedrigen Massenströmen und Fließgeschwindigkeiten, wird der Heizkreis gleichmäßig und zügig erwärmt.

    Mit Vario Heat Protect lässt sich das Überhitzen von Räumen durch Anbindeleitungen wirksam vermeiden. Sie werden unterhalb der Dämmplatte in einer ausprofilierten XPS-Platte verlegt.

    Bild: Uponor

    Mit Vario Heat Protect lässt sich das Überhitzen von Räumen durch Anbindeleitungen wirksam vermeiden. Sie werden unterhalb der Dämmplatte in einer ausprofilierten XPS-Platte verlegt.

    Welche Vorteile bietet ein Klettsystem?

    Die Verlegung von Uponor Klett Rohren ist so einfach, dass sich das Fußbodenheiz- und Kühlsystem ohne weiteres Zubehör und sogar alleine montieren lässt. Die mit einem Klettband umwickelten Rohre kann der Installateur schnell und zuverlässig mittels leichtem Fußdruck auf der Dämmplatte fixieren. Als Orientierungshilfe für gleichmäßige Rohrabstände dient ein aufgedrucktes Verlegeraster von 10 x 10 cm auf der aufkaschierten Gewebehaftfolie.

    Korrekturen sind jederzeit möglich, weil sich die Rohre nach oben abheben und nach dem Versetzen wieder befestigen lassen. Zur Seite sind die Rohre jedoch nicht verschiebbar, sodass auch beim Einbringen des Estrichs die korrekte Rohrlage eingehalten wird. Auch Schmutz auf der Klettfolie beeinträchtigt die Haltekraft des Systems nicht.

    Der Installateur kann zwischen 10-m²-Rollplatten in verschiedenen Stärken mit unterschiedlichen Trittschallverbesserungswerten wählen oder sich für eine gleich große Verlegeplatte mit einer WLS 032 entscheiden. Diese liefert bei einer geringeren Aufbauhöhe von 1 cm eine Trittschallverbesserung von 26 dB beim Standardaufbau.

    Beim System Klett Silent setzt Uponor Mineralfasern als Dämmung ein. Dieses nachhaltige und nicht brennbare Material sorgt für eine besonders gute Trittschalldämmung – vor allem im kritischen niederfrequenten Bereich, etwa bei Gehgeräuschen.

    Ist eine Dämmung bereits bauseits vorhanden, kommt Klett Twinboard zum Einsatz. Die handliche, faltbare Doppelstegplatte, die 3 mm dick ist und ein geringes Gewicht hat, wird hierbei als reine Verlegeplatte verwendet.

    Was tun bei Räumen mit vielen Anbindeleitungen?

    Abhilfe für zwei bekannte Herausforderungen mit Blick auf die Anbindeleitungen bei Fußbodenheizungen schafft Uponor Vario Heat ­Protect. Zum einen fordert das Gebäudeenergiegesetz (GEG), dass Räume größer 6 m2 mit einer Einzelraumreglung ausgestattet werden müssen. In der Praxis entsteht ein Problem, falls der Raum schon durch die Anbindeleitungen belegt ist, ­sodass kein eigener Heizkreis mehr verlegt werden kann. Eine Regelung ist somit nicht möglich. Abhilfe schafft das Vario Heat Protect: Hierbei werden die Anbindeleitungen unter der Verlegeplatte Klett Twinboard in einer ausprofilierten XPS-Platte verlegt. Der Heizkreis für den Raum lässt sich dann auf dem Klett Twinboard ge­setzeskonform realisieren.

    Die zweite durch die Anbindeleitungen entstehende Herausforderung ist die Überhitzung von kleinen, innen liegenden Räumen sowie Oberflächentemperaturen von mehr als 26 °C, was für viele Parkettsorten von den Herstellern als Obergrenze angegeben wird. Weil bei ­Vario Heat Protect die Anbindeleitungen in der XPS-Platte liegen, kann die Oberflächentemperatur in diesen Räumen auf deutlich unter 26 °C gesenkt werden. Zudem ist eine Überhitzung seltener.

    Welche Sonderlösungen sind bei Bedarf möglich?

    Außer diesen Standardanwendungen haben sich aus der zehnjährigen Kooperation von Uponor und Knauf einige geprüfte Sonderlösungen ergeben, die Vorteile bei Aufbauhöhe, Brandschutz oder Renovierung bieten:

  • Mit Knauf FE Eco ist bei einer Klett-30-2-Dämmung eine Überdeckung über Rohr von nur 25 mm realisierbar. Dies verringert die Gesamtaufbauhöhe und spart gegenüber einem herkömmlichen Zementestrich 2 cm.
  • Eine 45-mm-Rohrüberdeckung mit Knauf FE Fire auf Klett Silent bietet einen baulichen Brandschutz der Qualität F60 gegen Brandbeanspruchung von oben auf Decken in Alt- und Neubau (Holzbalken-, Stahlbeton-, Stahlträger- und Stahltrapezprofildecken). Mit einer zusätzlichen Knauf-Bauplatte mit 9,5 mm unter der Klett-Silent-Platte wird sogar Brandschutzklasse F90 erreicht.
  • Für Renovierungen ist ein Aufbau bestehend aus der Knauf-Mineraldämmplatte TP-GP-12, Uponor Twinboard und 20 mm Rohrüberdeckung mit der Nivelliermasse Knauf N440 besonders vorteilhaft. Im Zusammenspiel ergeben diese Komponenten ein System mit nur 42 mm Aufbauhöhe (bei einem 14er-Rohr) und einem Prüfwert für das Trittschallverbesserungsmaß von 28 dB. Dies ist optimal für Renovierungen im Mehrfamilienhaus, wo häufig nur 6 bis 7 cm Gesamtaufbauhöhe (also inklusive Oberbodenbelag) zur Verfügung stehen und wo der Schallschutz durch die Installation der Fußbodenheizung nicht beeinträchtigt werden darf.
  • Zusammen mit Knauf bietet Uponor einige geprüfte Sonderlösungen für den Bodenaufbau an. Mit der Kombination aus Klett Silent und dem Fließestrich Knauf FE Fire sind z. B. Feuerwiderstandsklassen von F30 bis F90 möglich.

    Bild: Uponor

    Zusammen mit Knauf bietet Uponor einige geprüfte Sonderlösungen für den Bodenaufbau an. Mit der Kombination aus Klett Silent und dem Fließestrich Knauf FE Fire sind z. B. Feuerwiderstandsklassen von F30 bis F90 möglich.

    Info

    Wozu dienen Randdämmstreifen?

    Randdämmstreifen haben drei wichtige Funktionen: Sie verhindern Schallbrücken, nehmen die Wärmedehnung der Lastverteilschicht bzw. des Estrichs auf, und sie sorgen für eine lückenlose Wärmedämmung zwischen der Lastverteilschicht und den kälteren, aufsteigenden Bauteilen, wie Außen- und Innenwänden. Randdämmstreifen müssen auf der letzten Zusatzdämmschicht aufgestellt und mit den Dämmplatten verbunden werden. Denn selbst kleine Fugen könnten später ein Durchfließen des Estrichs ermöglichen und so zu Schallbrücken führen. Überstehende Reste des Randdämmstreifens dürfen erst nach Verlegung der Bodenbeläge entfernt werden.

    Autor

    Sven Petersen 
    ist Referent Uponor Academy D-A-CH bei der Uponor GmbH, 97437 Haßfurt,

    Bild: Fotostudio Franziska Hild

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