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Wie Planer und Hersteller Neues schaffen: Heiztechnik im Mehrfamilienhaus

SBZ: Herr Pohl, geben Sie uns bitte einen Überblick über das von Ihnen betreute Bauprojekt, das 2020 fertiggestellt wurde. Das Mehrfamilienhaus wird mit Erdwärme versorgt, die zu den einzelnen Wärmepumpen der 14 Wohnungen geleitet wird. Das erscheint erst einmal ungewöhnlich.

Patrick Pohl: Diese Lösung wurde von ­Dipl.-​Ing. Andreas Evers von Evers Planen + ­Bauen gemeinsam mit dem Geschäftsführer des Erdwärme-Planungsbüro Lumitronic GmbH, ­Ulrich Konen, entwickelt. Im neuen Mehrfamilienhaus wurde bereits vor Baubeginn mit der Wärmeerschließung begonnen, und zwar wurden in 14 Erdbohrungen unter der Tiefgarage Erdsonden eingebracht, die mit Wärmepumpen von Alpha Innotec verbunden wurden.

Eine Wärmepumpe versorgt jeweils eine Wohnung mit Primärenergie, was zu einer hohen Betriebsstabilität führt, denn bei Ausfall oder Störung einer der Wärmepumpen laufen die übrigen wie gewohnt weiter. Die benötigte Wärmeenergie für Heizung und Trinkwarmwasser wird für jede der 14 Wohnungen direkt vor Ort erzeugt und nicht erst verlustträchtig durch ein Leitungsnetz geschickt.

In Kombination mit Photovoltaik kann ein Autarkiegrad von bis zu 75 % erreicht werden.

Um die Energieeffizienz zu steigern, kann die Fußbodenheizung als Wärmespeicher genutzt und auf einen Pufferspeicher verzichtet werden. Die Kosten für Heizen und Warmwasser liegen je Wohnung im Schnitt unter 300 Euro pro Jahr. Da die Heizungsanlage kein Gemeinschaftseigentum ist und jede Wohnung ihre eigene Heizung hat, ist für deren Betrieb der jeweilige Bewohner selbst verantwortlich.

SBZ: Eine Energieabrechnung entfällt somit fast vollständig in dem Mehrfamilienhaus. Jeder Bewohner erhält seine eigene Stromrechnung, in der der Wärmepumpenstrom bereits enthalten ist. Sind die eingesparten Abrechnungskosten ein Vermarktungsargument?

Pohl: Ja, auf jeden Fall. Wenn jeder Bewohner eine eigene Stromrechnung erhält, in der der Strom für die Wärmepumpe bereits eingerechnet wurde, entfällt der zusätzliche Abrechnungsaufwand für eine gemeinsame Heizungsanlage. Das vereinfacht die Verwaltung enorm. Außerdem steigern das Einsparpotenzial und die individuelle Kontrolle des Energieverbrauchs die Attraktivität des Projekts sowohl für die Bewohner als auch für die Investoren.

SBZ: Jeder Bewohner beeinflusst also seinen Energieverbrauch zum Heizen und Erwärmen des Trinkwassers selbst. Dieses Anlagenkonzept könnte zu einem bewussteren Umgang mit Energie anregen.

Pohl: Durch die individuelle Beheizung jeder Wohnung können die Bewohner ihren Energieverbrauch direkt kontrollieren und beeinflussen. Dies führt in jedem Fall zu einem sparsamen Umgang. Zudem ermöglicht die lokale Wärmeerzeugung niedrigere Vorlauftemperaturen, was zu einem effizienteren Betrieb und damit zu einem geringeren Energieverbrauch beiträgt.

SBZ: Ist es möglich, dieses Anlagenkonzept etwa preisgleich wie eine konventionelle Wärmepumpenanlage zu installieren?

Pohl: Die Kosten hängen im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: Standort und Beschaffenheit des Untergrunds. Sind beispielsweise tiefere oder zusätzliche Bohrungen erforderlich, können die Kosten steigen. Dies gilt aber auch für zentrale Sole-Wärmepumpenanlagen. Je nach den spezifischen Gegebenheiten vor Ort kann das Konzept daher sogar günstiger sein. Das ist allerdings nicht zwingend der Fall, sondern hängt entscheidend von den genannten Faktoren ab, die bei der Kostenplanung unbedingt berücksichtigt werden sollten.

SBZ: Haben Sie ein Monitoring für dieses Bauvorhaben durchgeführt bzw. gibt es eine Auswertung aus Ihrem Hause zu der Effizienz dieser Anlagen?

Pohl: Alle Anlagen verfügen über ein Energiemonitoring ab Werk und sind zum Teil online aufgeschaltet, sodass ihre Werte permanent beobachtet werden können. Die Wärmepumpen in Meerbusch erreichen eine durchschnittliche Jahresarbeitszahl (JAZ) von 4,5 für Heizung und Warmwasser. Das spricht für eine hohe Effizienz der Anlage.

SBZ: Unabhängig von einem Monitoring – wie ­sehen Sie die Zukunftsaussichten für diese Art der Anlageninstallation?

Pohl: Ich denke, das Konzept hat ein großes, bisher ungenutztes Potenzial. Es ermöglicht Mietern oder Eigentümern, selbst zu entscheiden, wie sie heizen oder Warmwasser erzeugen wollen. Das schafft mehr Kontrolle und Flexibilität. Hohe Betriebssicherheit und geringe Wärmeverluste sind weitere Vorteile. Mein Eindruck ist, dass in Zukunft immer mehr Bauträger und Architekten auf dieses Konzept zurückgreifen werden.

SBZ: Herr Konen berichtete während eines Gesprächs, dass die einzelnen Wärmepumpen in den Wohnungen dieses Bauvorhabens speziell von ­Alpha Innotec gefertigt wurden. Wird dieses An­lagenkonzept nachgefragt und sind seither weitere Pumpen dieses Typs installiert worden?

Pohl: Wir freuen uns, dass Herr Konen, aber auch viele andere Firmen dieses Konzept mit Alpha-Innotec-Wärmepumpen bei verschiedenen Bauträgern und Architekten erfolgreich umsetzen. Aufgrund der guten Erfahrungen bin ich zuversichtlich, dass solche Anlagen in Zukunft vor allem im Neubaubereich vermehrt zum Einsatz kommen werden.

Die Verbräuche ­liegen deutlich unter den Vorgaben des Wärme­schutz­nachweises.

SBZ: Wie bewerben Sie seitens Alpha Innotec das Konzept der Aufstellung und des Anschlusses für jede Wohnung separat?

Pohl: Hauptargumente sind die erhöhte Betriebssicherheit, da jede Wohnung über eine eigene Wärmepumpe und Wärmequelle verfügt, sowie die hohe Effizienz der Anlage. Dies bedeutet geringere Kosten, denn ohne zentrale Versorgung fallen auch keine Zirkulationsverluste an und das Warmwasser muss nur auf 50 °C erwärmt werden. Zudem spart die Abrechnung über den eigenen Stromzähler Geld, da keine Wärmemengenzähler benötigt werden. Und durch die niedrigen Vorlauftemperaturen werden bessere Jahresarbeitszahlen erreicht, was ebenfalls langfristig die Kosten senkt. Es gibt also einige Aspekte, die dafür sprechen, jede Wärmepumpe separat anzu­schließen.

SBZ: Gibt es Planungsunterlagen oder eine spezielle Unterstützung für das Handwerk für diese Art der Wärmepumpeninstallation?

Pohl: Wir freuen uns über jeden Installateur, der ein solches Projekt plant und mit uns umsetzt. Bei Bedarf bieten wir auch konkrete Beratung vor Ort durch unseren technischen Außendienst oder ­einen Projektingenieur an. Um die Handwerker bestmöglich zu unterstützen, stellen wir ihnen auch auf unserem Portal My Ait Planungsunterlagen zur Verfügung oder ich mache ein kurzes Video, das ich dem Installateur zusende.

SBZ: Welche Vorteile erwachsen aus dieser Art der Anlagenkonstellation für den Bauherren, für den Handwerker und für den Nutzer?

Pohl: Zum einen profitieren die Bauherren von Abrechnungsvorteilen, da die Kosten über den Stromzähler des Mieters laufen. Zum anderen profitieren die Mieter von geringeren Kosten und einer höheren Betriebssicherheit. Die Nutzer profitieren davon, dass sie Warmwasser und Heizung individuell auf ihre Bedürfnisse abstimmen können. Eine klassische Win-win-Situation.

Für die Handwerksbetriebe ergibt sich natürlich auch ein gewisser Wettbewerbsvorteil. Man hebt sich von der Konkurrenz ab, und da nur wenige dieses Konzept beherrschen, sichert man sich Aufträge von Bauträgern und Architekten, die ein solches Projekt realisieren wollen.

SBZ: Welche Nachteile sehen Sie?

Pohl: Natürlich stellen die etwas aufwendigere Umsetzung und die damit verbundenen Kosten für spezielle Planungen eine gewisse Hürde dar. Im Großen und Ganzen ist das aber kein großes Problem. Die positiven Aspekte überwiegen deutlich.

SBZ: Gestatten Sie uns einen Blick in die Zukunft: Welche Trends im Bereich Wärmepumpen sehen Sie für die nächsten Jahre?

Pohl: Der Trend der nächsten Jahre geht eindeutig zu Sole-Wärmepumpen auf Basis von R290. Der Einsatz natürlicher Kältemittel spielt durch die europaweit greifende F-Gase-Verordnung eine entscheidende Rolle, denn das Ende fluorierter Kältemittel ist eingeläutet. An ihre Stelle werden mehr und mehr natürliche Kältemittel treten. Hier zählt Alpha Innotec mit über 25 Jahren Erfahrung im Bereich klimaneutraler Kältemittel zu den Vorreitern. Je nach Wasserschutzgebiet oder Bohrkosten werden jedoch Luftwärmepumpen den größten Anteil einnehmen.

SBZ: Herr Pohl, ich danke Ihnen für das Gespräch.

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