Aufgrund der geringen Nachfrage reduziert die Wilo Gruppe befristet die Arbeitszeit für einen Teil der Belegschaft am Standort Dortmund.
Die Wilo Gruppe passt die Produktionskapazitäten am Standort Dortmund vorübergehend den aktuellen Marktentwicklungen an. Der europäische und insbesondere der deutsche, durch das Gebäudeenergiegesetz (GEG) verunsicherte Heizungsmarkt hat sich zuletzt negativ entwickelt, worauf der Technologiekonzern mit einer befristeten Arbeitszeitreduzierung für einen Teil der Dortmunder Mitarbeitenden reagiert. Dank einer umfassenden Diversifizierungsstrategie ist der Gesamtkonzern mit seinen rund 90 Produktions- und Vertriebsgesellschaften auf der ganzen Welt im Geschäftsjahr 2024 dennoch im Plan.
Geringere Nachfrage im OEM-Geschäft
Nachfrageveränderungen verzeichnet das Unternehmen im sogenannten OEM-Geschäft: Wilo stattet Erstausrüster und Hersteller von Heizungskesseln, Wärmepumpen und Klimaanlagen mit Produkten, Systemen und Lösungen aus. Im Jahr 2023 verzeichnete Wilo in diesem Marktsegment eine außergewöhnlich hohe Nachfrage. In Erwartung verschiedenster Energieeffizienz- und CO2-Einsparmaßnahmen sowie regulatorischer Vorschriften in Europa hatten etwa Wärmepumpenhersteller ihre Ausbringungsmengen deutlich erhöht.
Nachdem einige der geplanten Vorhaben nicht oder nur teilweise umgesetzt wurden, sind die Läger entlang der Lieferkette gut gefüllt. Gleichzeitig verhalten sich die Verbraucher infolge der unter anderem politisch verursachten Unsicherheit hinsichtlich der Energieeffizienzprogramme und der entsprechenden Fördermaßnahmen abwartend.
Das betrifft insbesondere den starken deutschen Heizungsmarkt. „Wir sehen, dass die langwierige politische Diskussion um das GEG nachwirkt. Sie hat zu nachhaltigen Vertrauensverlusten bei den Verbrauchern geführt“, erklärt Oliver Hermes, Vorstandsvorsitzender und CEO der Wilo Gruppe. „Der deutsche Markt ist erheblich verunsichert, weshalb Investitionen in Heizungsmodernisierungen weiter eher aufgeschoben werden. Die angestrebte Wärmewende rückt damit in weite Ferne.“
Arbeitszeit für sechs Monate reduziert
Die negativen Marktentwicklungen haben zu geringeren Auftragseingängen im Dortmunder Wilo-Werk geführt, in dem unter anderem Produkte, Systeme und Lösungen für den OEM-Markt gefertigt werden. Daher reduziert das Unternehmen die Arbeitszeit für einen Teil der in Dortmund beschäftigten Mitarbeitenden in Produktion und produktionsnahen Tätigkeiten von 35 auf 32 oder 30 Wochenarbeitsstunden.
Die Arbeitszeitabsenkung ist auf einen Zeitraum von sechs Monaten befristet. Urlaubsansprüche oder tarifliche Sonderzahlungen sind von der anteiligen Reduzierung nicht betroffen. Die Maßnahme steht in Einklang mit dem Manteltarifvertrag für die Metall- und Elektroindustrie Nordrhein-Westfalens und ist mit dem Betriebsrat der WILO SE vereinbart. Es handelt sich dabei nicht um Kurzarbeit.
„Die befristete Anpassung der Produktionskapazitäten ist eine direkte Reaktion auf die europäische und insbesondere deutsche Branchenkonjunktur“, so Oliver Hermes weiter. „Bereits in den vergangenen Monaten haben wir gemeinsam mit dem Betriebsrat alle erdenklichen Maßnahmen ergriffen, um die Belegschaft vor den Folgen der Unterauslastung des Werkes zu schützen.“
So konnten die Mitarbeitenden unter anderem negative Stundenkonten aufbauen und an Schulungen und Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen. Dennoch zahlte Wilo in vollem Umfang tarifliche Sonderzahlungen sowie Urlaubs- und Weihnachtsgeld aus, kürzte keine Urlaubsansprüche und verlängerte sogar selektiv Zeitverträge.
Diversifizierung gleicht Verluste aus
In den übrigen Marktsegmenten und Regionen verzeichnet die Wilo Gruppe eine planmäßige Geschäftsentwicklung. „Wilo setzt seit Jahren eine konsequente Diversifizierungsstrategie um, die nun greift“, erklärt Oliver Hermes. Dank der Diversifizierung nach Marktsegmenten könne die derzeitige Schwäche des OEM-Geschäfts ausgeglichen werden.
Hinzu komme eine starke regionale Diversifizierung. Schon lange setzt der Konzern einen „region-for-region“-Ansatz um. Mit ihm verfolgt Wilo das Ziel, regionale bzw. lokale Kundenbedürfnisse mit regional bzw. lokal hergestellten Produkten, Systemen und Lösungen zu bedienen. So reagiert Wilo auf das voranschreitende Decoupling.
„Geoökonomisch betrachtet sind 30 Jahre Hyperglobalisierung vorbei. Doch Europa und Deutschland sind nicht mehr wettbewerbsfähig, weshalb sie als Verlierer aus der Neujustierung der globalen Wertschöpfungsketten hervorgehen werden“, so Hermes. „Wir sehen, dass sich das Wachstum zunehmend in den Globalen Süden verlagert, während in Europa und insbesondere in Deutschland die De-Industrialisierung grassiert. Dem müssen wir Rechnung tragen.“
„Wilo ist nicht nur im Marktsegment OEM tätig, vertreibt nicht nur in Deutschland und fertigt nicht nur in Dortmund“, fasst Wilo-CEO Oliver Hermes zusammen. „Mit unserer breiten, internationalen Marktpräsenz sind wir in der Lage, Schwächephasen in einzelnen Märkten und Ländern auszugleichen.“ ■
Quelle: Wilo Gruppe / tg