Der Fachverband Sanitär-Heizung-Klima Baden-Württemberg (FVSHKBW) ruft dazu auf, alles zu tun, um die Verunsicherung rund um die Wärmewende abzubauen. Den jährlichen Gebäude- und Energietechnik-Treff SHKontakt am 16. Oktober in Stuttgart nutzte der Verband, um seinen Appell auch an die Politik, die Industrie und die Kommunen zu richten.
Stefan Menrath, Vorsitzender des FVSHKBW, wies in seiner Rede darauf hin, dass verunsicherte Bürger nicht investierten. Zudem habe das Zutrauen in die Politik zuletzt gelitten. Die Schlagzeilen der letzten Monate hätten das Vertrauen in die Wärmewende erschüttert, obwohl die reinen Verkaufszahlen die Realität nicht vollständig abbildeten. Menrath schätzt, dass bis zu 80 000 Wärmepumpen zwar bereits vergangenes Jahr verkauft, aber erst 2024 eingebaut werden. Er hob dabei auch die positive Entwicklung der Anträge für Fördermaßnahmen hervor. Seit Februar gehen bei der KfW-Bank Monat für Monat mehr Anträge ein.
Das SHK-Handwerk jedenfalls sei gut aufgestellt, um die Wärmewende erfolgreich zu unterstützen. „Das Material ist vorhanden, das Personal steht bereit und ist fit für den Einbau von Wärmepumpen. Nun gilt es, die verunsicherten Kunden davon zu überzeugen, dass es sich lohnt in eine neue Heizungsanlage zu investieren“, so Menrath.
Forderung nach Planungssicherheit und stabilen Rahmenbedingungen
Von der Politik forderte der Verbandsvorsitzende unter dem Beifall der rund 100 Anwesenden aus Politik, Wirtschaft und von Verbänden eine verlässliche und langfristige Gesetzgebung, um Unsicherheiten zu vermeiden. Die Gesetze und Förderungen bräuchten nun Zeit, zu wirken. Jede weitere Änderung schaffe neue Unsicherheit und halte Kunden davon ab, in neue Heizsysteme zu investieren. Trotz aller Herausforderungen betonte Menrath: „Ich bleibe optimistisch, dass wir die Wärmewende hinbekommen.“
Wolfgang Becker, Hauptgeschäftsführer des FVSHKBW, stellte klar, dass niemand mit dem Einbau einer klimafreundlichen Heizung abwarten müsse, bis ein Wärmeplan vorliege – zumal die Masse der Ein- und Zweifamilienhäuser auch in Zukunft eine individuelle Heizung benötige. Wärmepläne sei weder verbindlich noch verlässlich, da sie „Eignungsgebiete“ definieren, in denen vielleicht in einigen Jahren Fernwärme ausgebaut werde. Von den Kommunen verlangte Becker ein Umdenken bei der kommunalen Wärmeplanung. Das Handwerk müsse als maßgeblicher Umsetzer der Wärmewende frühzeitig einbezogen werden. Zudem müssen die Pläne auf Basis ingenieurtechnischer Ergebnisse und nicht nach politischen Vorgaben erstellt werden. Nur dies sichere Akzeptanz und Umsetzbarkeit.
🎙️ Podcast ➡️ SHK-Handwerk fordert mehr Planungssicherheit für die Wärmewende
Dr. Hawal Shamon, Senior Researcher am Forschungszentrum Jülich, stellte seine sozialwissenschaftlichen Studien zur Wärmewende vor. Darin wies er nach, dass der Preis für Verbraucher das entscheidende Kriterium ist, wenn es darum geht, bewusst Energie einzusparen oder eine Heizung auszuwählen. Versorgungssicherheit und der Beitrag zum Klimaschutz seien eher hintergründig. Besonders zu denken gab ein weiteres Studienergebnis, wonach so gut wie niemand die verschiedenen Förderinstrumente kennt, die Hausbesitzer erhalten, wenn sie eine klimafreundliche Heizung einbauen lassen. Der FVSHKBW wird daher auch weiterhin offensiv aufklären, dass derzeit die besten Förderbedingungen herrschen, zum Beispiel mit den Veranstaltungen seiner Mitgliedsinnungen bei der bundesweiten Woche der Wärmepumpe von 4. bis 10. November.
Appell an die Politik zur Beendung der Baukrise
Die anwesenden Landtagsabgeordneten von Grünen, CDU, SPD und FDP rief Menrath dazu auf, die Grunderwerbsteuer zu senken, um den darbenden Bausektor zu beleben. Dahinter stehe nicht in erster Linie eigenes Gewinnstreben, sondern die Angst vor dem sozialen Sprengstoff. „Große Sorgen machen wir uns um die soziale Balance, insbesondere in den Ballungsräumen“, sagte Menrath. „Weder die Löhne noch das Bürgergeld werden so stark steigen können wie die Wohnkosten.“ ■
Quelle: FVSHKBW / fl