Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Wärmewende

Das „Heizungs­gesetz“ wird abge­schafft – Was kommt danach?

Die Koalition will die letzte GEG-Novelle zurücknehmen und dann ein neues Gebäudeenergiegesetz schaffen. Die Heizungsförderung soll fortgesetzt werden.

studio v-zwoelf – stock.adobe.com

Die Koalition will die letzte GEG-Novelle zurücknehmen und dann ein neues Gebäudeenergiegesetz schaffen. Die Heizungsförderung soll fortgesetzt werden.

Die Zurück­nahme der letzten GEG-Novelle wird wohl im Koali­tionsvertrag stehen. Der Wort­laut der Ver­ein­barung wirft aber mehr Fragen als Ant­worten auf.

Im Rahmen der ersten Runde der Koalitionsgespräche haben sich CDU, CSU und SPD bereits auf die „Abschaffung des Heizungsgesetzes“ geeinigt. Das berichtet das Berliner Nachrichtenportal Table Media. Gemeint ist damit wohl die Rücknahme der letzten Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG-Novelle) aus dem Frühjahr 2023, die durch die Ampel-Regierung initiiert und nach aufreibenden Diskussionen am 8. September 2023 vom Deutschen Bundestag beschlossen wurde.

Der genaue Wortlaut aus dem Abschlusspapier der Arbeitsgruppe Verkehr und Infrastruktur, Bauen und Wohnen wird folgendermaßen zitiert:

„Wir werden das Heizungsgesetz abschaffen. Wir werden ein neues Recht schaffen, das einen Paradigmenwechsel weg von einer kurzfristigen Energieeffizienzbetrachtung beim Einzelgebäude hin zu einer langfristigen Betrachtung der Emissionseffizienz vollzieht. Die Heizungsförderung werden wir fortsetzen.“

Die Einigung gehört damit zu den unstrittigen Punkten der Koalitionsverhandlungen und wird voraussichtlich in den Koalitionsvertrag übernommen. Sie wird also nicht mehr auf höherer Ebene in der sogenannten Steuerungsgruppe verhandelt. Dort sind die 19 Chefverhandler vertreten, zu denen auch der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz und SPD-Chef Lars Klingbeil gehören.

Geleitet wird die Arbeitsgruppe Verkehr und Infrastruktur, Bauen und Wohnen von der aktuellen Bundesbauministerin Klara Geywitz, die auch schon maßgeblich an der GEG-Novelle beteiligt war. Laut Table Media wurde die Passage zudem mit der Arbeitsgruppe Energie und Klima abgesprochen, die für die SPD von Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies und der Umweltpolitikerin Nina Scheer sowie bei der Union von CDU-Vize Andreas Jung geführt wird.

Später am 25. März 2025 wurde dementiert, dass eine entsprechende Einigung bereits stattgefunden hat. Vermutlich werden am Ende die Beteiligten sich darauf berufen, das „Absprache“, „Einigung“ und „Einvernehmen“ unterschiedliche Zustände sind. Was jedoch Fakt ist: das Zitat findet sich auch in der finalen Version der AG 15 Klima und Energie, dort jedoch als „blau“ eingeklammerte Position.

Für die KlimaUnion ist die CO2-Einsparung maßgeblich

Die Koalition will also die letzte GEG-Novelle zurücknehmen und dann ein neues Gebäudeenergiegesetz schaffen. Die große Frage wird dabei sein, was „der Paradigmenwechsel weg von einer kurzfristigen Energieeffizienzbetrachtung beim Einzelgebäude hin zu einer langfristigen Betrachtung der Emissionseffizienz“ eigentlich konkret bedeuten soll.

Einen Hinweis könnte das am 11. März 2025 veröffentlichte Aktionsprogramm der KlimaUnion geben. Die Position der KlimaUnion ist innerhalb der CDU/CSU eher progressiv pro Klimaschutz.

Im Aktionsprogramm wird das GEG als ein wichtiges Instrument auf dem Weg zu einem klimaneutralen Gebäudesektor beschrieben. Dementsprechend solle Grundgedanke dahinter beibehalten, das Gesetz aber unbürokratischer sowie praktikabler gestaltet werden und an die Vorgaben der EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) angepasst werden.

Die KlimaUnion sieht dabei drei Leitlinien als wesentlich an:
● Die CO2-Einsparung sollte als maßgeblicher Parameter für die Dekarbonisierung im Gebäudesektor herangezogen werden.
● Wie die CO2-Einsparung erreicht wird, soll den Gebäudeeigentümern überlassen bleiben (Technologieoffenheit).
● Im Neubau und bei Totalsanierungen sollten keine neuen Öl- und Gas-Heizungen eingebaut werden, um Bürger vor hohen zukünftigen Kosten zu schützen. Bei einem normalen Heizungstausch gelte dies nicht. Anmerkung: Was letztendlich unlogisch ist, weil Neubauten im Regelfall einen viel geringeren Energieverbrauch als bestehende Gebäude aufweisen.

Neue Förderung pro vermiedener Tonne CO2?

Was die Zukunft der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) angeht, lässt die Formulierung „Die Heizungsförderung werden wir fortsetzen“ ebenfalls viel Spielraum für Interpretationen. Laut dem Aktionsprogramm möchte die Klimaunion hier künftig alle Maßnahmen zur Reduktion von CO2-Emissionen im Gebäude gleichberechtigt behandeln.

Die Förderung soll sich an der auf Grundlage von gemessenen Daten errechneten CO2-Einsparung orientieren und pro vermiedener Tonne CO2 ausgezahlt werden. Die Zuschüsse sollen außerdem einen frühzeitigen Umstieg anreizen und daher degressiv ausgestaltet sein. Erfahrungsgemäß dauert es viele Monate, solche Konzepte in ein Gesetz zu überführen.

Fazit: Mehr Fragen als Antworten

In jedem Fall wird es nun für die TGA-Branche und die Heizungsindustrie darauf ankommen, wie und wann die Pläne konkreter kommuniziert werden. Die heutige Veröffentlichung darf man diesbezüglich bereits als Panne bewerten: Einerseits durch die Verwendung der Bezeichnung „Heizungsgesetz“, was es ja amtlich gar nicht gibt und deshalb auch nicht für eindeutig ist, was tatsächlich geändert, verändert, optimiert oder eben zurückgenommen wird. Momentan formuliert die Passage kaum mehr als einen Triumpf über die scheidende Regierung.

Und: „Eine kurzfristige Energieeffizienzbetrachtung beim Einzelgebäude“ ist mit der letzten Novelle des Gebäudeenergiegesetzes („Heizungsgesetz“) gar nicht vorgenommen worden. Es geht also in der Ankündigung um zwei unterschiedliche Punkte! Der sich hinter „der Abschaffung des Heizungsgesetzes“ duckende „Paradigmenwechsel hin zu einer langfristigen Betrachtung der Emissionseffizienz“ könnte letztendlich die Diskussionen der nächsten GEG-Novelle dominieren. Denn ohne Einbeziehung des Gebäudebestands erschließt ein Wechsel wenig neues Potenzial. Neue Regeln für den Bestand dürften kaum Begeisterung, aber vermutlich neue Bürokratie auslösen.

Zum anderen zeigt bereits die Berichterstattung, dass genau das ausgelöst worden ist, was vor ziemlich genau zwei Jahren begann und den Wärmepumpenherstellern, und damit der gesamten Heizungsbranche, bis heute schwer zu schaffen macht: Eine Verunsicherung der Bürger. Zumeist führen solche Ankündigung dazu, dass Modernisierungen in die Warteschleife geschickt werden – oder zu unwirtschaftlichen Investitionen.

Was man allerdings vermuten kann: Bessere Konditionen als bei der aktuellen Heizungsförderung sind nach allen Ankündigungen nicht zu erwarten – und noch kann man sich diese Konditionen sichern. ■
Quellen: Table Media / KlimaUnion / jv / tg