Wenn ich mir ansehe, wie das Thema Nachhaltigkeit in der Branche genutzt und kommuniziert wird, kommt bei mir leichter Groll auf. Eine sehr aktuelle Umfrage im SHK-Handwerk zeigt, dass von den 17 Feldern der Agenda Nachhaltigkeit 2030 sieben Felder aktive Produkt- und Servicewelten der SHK-Handwerker sein könnten und weitere sieben Felder interne Konzepte der Betriebsführung im Handwerk sein könnten. SHK-Handwerker sind die wahren Gralshüter eines nachhaltigen Deutschlands und keiner kommuniziert es! Eine Schande!
Den Klimawandel wird das Handwerk nicht allein aufhalten können. Fachleute spekulieren, dass wir die doppelte bis vierfache Sanierungsquote bei Heizungsanlagen bräuchten, wenn wir das Erreichen der Klimaschutzziele angemessen unterstützen wollen. Wer soll diese Mengen montieren? Das wird nur funktionieren – und die Aussage tut jetzt weh –, wenn neue, zusätzliche Vertriebswege eingerichtet werden.
Die Wärmepumpe wird durchmarschieren. Die Hersteller haben aus der Vergangenheit gelernt. Die alte Verkaufsmasche „funktioniert wie ein Kühlschrank, kannst du montieren wie einen Kühlschrank“ ist gescheitert. Die Hersteller wissen das und bieten dem Handwerk genau in jenen Arbeitsschritten Werkshilfe an, wo eine schlampige Montage die Jahresarbeitszahl vergeigen könnte. Fast zwei Drittel der Wärmepumpen werden heute bereits von den Herstellern in Betrieb genommen.
Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind verwandte Themen, aber nicht identisch. Diese Unschärfe wird von einigen Spielern genutzt und kleine ökologische Tupfer werden als Michelangelos Deckengemälde vermarktet. Der grüne Fußabdruck wird als ernsthafter Markenkern der SHK-Industrie erst auftauchen, wenn das Konzept der Nachhaltigkeit von den Firmen einen ganzheitlichen Unternehmensauftritt verlangt. Ökologisch produzieren und dabei die Leute drangsalieren, das passt nicht. Wir leben in einer transparenten Welt, Authentizität ist die Erfolgswährung gegenüber den Kunden. Greenwashing ist durch die sozialen Medien schon fast unmöglich geworden. Ich persönlich glaube, dass in vielen Managementetagen Ökologie noch als Dämpfer für Ökonomie gesehen wird. Wenn sich in den nächsten Jahren die Wahrnehmung festigt, dass wir viele gute Jahre vor uns haben werden und man nicht gleich wirtschaftlich auf die Nase platscht, wenn man eine ökologische Variante verfolgt, dürfte die Bereitschaft zu umfassenden Nachhaltigkeitskonzepten deutlich steigen.
Der Großhandel wird die Nachhaltigkeit besonders als Herausforderung spüren. Nicht, dass man im Großhandel nicht will, es wird bloß teuer und nur wenig zur Begeisterung der Kunden beitragen. Nachhaltigkeit ist „margenschwach“, auch im Großhandel.