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Fachkräftemangel oder ein Mangel an Selbstermächtigung?

Im Brennpunkt: Woran mangelt es tatsächlich?

Inhalt

Eine essenzielle Fähigkeit, die uns leider meist nicht die Schule, sondern das Leben selbst lehrt, ist, die Dinge kritisch zu hinterfragen. Stimmt das wirklich, was „die da draußen” sagen? Will ich das so als Wahrheit hinnehmen?

Hinterfragen wir also einmal kritisch: Stimmt es wirklich, dass der Fachkräftemangel mein größtes Problem als Unternehmer ist? Ist er das größte Übel, das es zu bekämpfen gilt, und vor allem wie? Auf jeden Fall ergibt sich für viele Arbeitgeber heutzutage aus dem scheinbaren Mangel an guten Mitarbeitern eine Problematik: das Gefühl der Erpressbarkeit.

Denn wenn ein Mitarbeiter unentbehrlich ist und er das auch noch weiß, sitzt er am längeren Hebel und du als Unternehmer am kürzeren – fatal. Wir sprechen hier natürlich nicht von allen Mitarbeitern, sondern ganz konkret von den „faulen Äpfeln in der Obstschale”. Wichtig zu unterscheiden: Es gibt die einen, die unter Umständen nicht viel Leistung abliefern, da ihre Fähigkeiten oder Kapazitäten überstrapaziert werden. Das lässt sich durch eine gute Prozessorganisation einfach lösen.

Dann gibt es aber die anderen, die durch fachliches Know-how oder langjährige Mitarbeit sehr wertvoll sind – aber einfach keinen Bock haben. Sie sind unmotiviert und oft unfreundlich gegenüber dem Team, dem Chef und sogar den Kunden. Ihr negativer Einfluss breitet sich, wie Fäulnis, langsam, aber sicher auf die gesamte Obstschale, auf das gesamte Team aus. Auf die komplette Stimmung und Arbeitsmoral.

Doch wie werde ich als Unternehmer überhaupt derart angreifbar, derartig erpressbar? Oft liegt es an Problemen bei der Durchsetzung gegenüber diesen Mitarbeitern. Und wenn dieser Punkt nicht gegeben ist, wird die notwendige Konfrontation auch oft gemieden. Das Schlimmste daran ist, dass diese toxischen Mitarbeiter, obwohl sie sich beispielsweise nicht an Arbeitsanweisungen halten – mit ihrem Verhalten auch noch durchkommen. Das demotiviert den Rest des Teams auf Dauer natürlich ungemein.

Das geht oft so weit, dass motivierte Mitarbeiter, die auch Lust hätten, beispielsweise den digitalen Fortschritt im Unternehmen voranzubringen, sich schon fast in Rechtfertigungsnot gegenüber den Meckerern und Digitalverweigerern sehen. Schlimmstenfalls gehen die Guten, und die „faulen Äpfel” bleiben. Hier liegt also unsere unternehmerische Herausforderung, diese toxische Wechselwirkung in den Griff zu bekommen. Kommen wir also zu den wertvollen Tipps in dieser Situation.

Ganz wichtig: Nicht jammern! Denn es bringt nichts, im Gegenteil – je mehr du deine Verzweiflung nach außen zeigst, desto angreifbarer machst du dich. Stattdessen: Ändere deine Einstellung zu dem Thema! Natürlich suchst du als skalierender Unternehmer mit Weitsicht laufend nach neuen Arbeitskräften. Nur so kann sich dein Unternehmen weiterentwickeln! Kommuniziere das auch so. Nimm den Fokus weg vom Fachkräftemangel, du kannst ihn nämlich nicht ändern. Was du aber ändern kannst, sind deine Handlungen als Unternehmer.

Kommen wir also zu einem weiteren wichtigen Aspekt der Unternehmensführung, die drei Kreise der Beeinflussbarkeit. Diese sehen aus wie folgt.

  • Der innere Kreis: Hier liegt dein uneingeschränkter Wirkbereich. Du hast volle Kontrolle über das Geschehen. Du nimmst direkten Einfluss auf das Geschehen. Hier sollte dein Hauptaugenmerk liegen.
  • Der mittlere Kreis: Das ist dein eingeschränkter Wirkbereich. Du kannst zwar noch begrenzt Einfluss nehmen, doch das Ergebnis nicht zu 100 % steuern.
  • Der äußere Kreis: Du hast keinen Einfluss auf das Geschehen, keine Wirkmöglichkeiten. Du kannst das Gegebene nur akzeptieren und wenn nötig, deine innere Einstellung zu dem Sachverhalt ändern.
  • Also: Wende dich von den Bereichen ab, in denen du nichts ändern kannst. Fokussiere dich stattdessen auf das, was du aktiv tun kannst. Geh in deinen Wirkbereich, denke lösungsorientiert. Wo du beispielsweise uneingeschränkt Einfluss nehmen kannst, ist beim Prozess der Einführung neuer Mitarbeiter. Gestalte ihn so, dass von Anfang an sichergestellt ist, ob der neue Mitarbeiter zum Unternehmen passt und umgekehrt. So sparst du dir langfristig viel Ärger und Zeit.

    Ändere deine Fragestellungen von: „Wie finde ich Fachkräfte?” zu etwas, worauf du Einfluss hast, wie beispielsweise:

  • Wie mache ich mich unangreifbar und nutze das aktuelle Potenzial meiner Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter optimal?
  • Wie werde ich so attraktiv und sichtbar als Arbeitgeber, dass die Leute von selbst zu mir kommen?
  • Dazu folgen jetzt ein paar Impulse und Lösungsvorschläge:

  • Erst mal an die eigene Nase fassen! Stelle sicher, dass du selbst alles umsetzt, was du von deinen Mitarbeiterinnen/Mitarbeitern verlangst. Wenn du etwas aussprichst, dann lass auch die entsprechenden Taten folgen! Nichts ist schlimmer als ein Chef, den niemand mehr ernst nehmen kann. Als Beispiel: Du erwartest von deinen Mitarbeitern mehr Ordnung und Struktur im Arbeitsalltag, zum Beispiel durch die Pflege einer digitalen Projektmappe. Doch dein Schreibtisch sieht aus wie nach einem Bombeneinschlag. Wie motiviert wärst du als Mitarbeiter, für mehr Ordnung und Struktur zu sorgen?
  • Stichwort digitale Prozesse: Stelle sicher, dass Daten und Informationen nie nur bei einer Person liegen. Sorge für eine Dokumentation aller Prozesse. So erlebst du keine böse Überraschung, wenn ein Mitarbeiter mal plötzlich das Unternehmen verlässt.
  • Stelle Verbindlichkeiten her! Definiere Grenzen, Regeln und Prozesse klar, mach sie kontrollierbar und fordere sie auch ein. Sie sollten natürlich jederzeit für jeden zugänglich und verständlich sein. Ein gutes Beispiel für einen sich selbst kontrollierenden Prozess: eine Checkliste für die digitale Bauakte.
  • Ergreife Maßnahmen und Konsequenzen, wenn sie notwendig sind, beispielsweise wenn einer deiner Mitarbeiter toxische Auswirkungen auf dein Team hat. Das kann bedeuten, als letzte Instanz externe Hilfe, wie etwa einen Coach, anzufordern – oder schlussendlich die Entlassung der betreffenden Person. Auch wenn das unangenehm sein mag, ist es oft förderlich für alle Beteiligten.
  • Das richtige Zeit- und Ressourcenmanagement ist für den Erfolg deines Unternehmens ausschlaggebend. Die Umsetzung vieler langfristig förderlicher Maßnahmen braucht Zeit. Frage dich: Muss ich wirklich jeden Auftrag annehmen? Die meisten Handwerksbetriebe genießen erfahrungsgemäß einen Nachfrageüberhang und können sich die Aufträge aussuchen, die wirklich zu ihren Stärken und Kapazitäten passen. Bist du dir über die Kernkompetenz deines Betriebs bewusst, hilft das auch bei der gezielten Auftrags- und Mitarbeiterwahl.
  • Richtiges Mitarbeitermanagement und Sicherung eines guten Arbeitsklimas. Versetze dich in deine Mitarbeiter hinein: Ist eine Gehaltserhöhung alles, was du ihnen als motivierenden Anreiz bieten kannst? Studien zufolge legen die meisten Arbeitnehmer sogar mehr Wert auf Weiterbildungs- bzw. Karrieremöglichkeiten und ein gutes Betriebsklima. Ausschlaggebend sind hier der Zusammenhalt, gegenseitiges Verständnis und Support. Mach deinen Mitarbeitern klar, was es beispielsweise für die im Büro bedeutet, wenn bei der Baudokumentation gepfuscht wird, und was es für die auf der Baustelle bedeutet, wenn Bestellungen schlampig gemacht werden. Ein starker Teamgeist motiviert ungemein.
  • Und zu guter Letzt: Hör nie auf, nach Mitarbeitern zu suchen! Das ist eine der Kernaufgaben eines jeden Unternehmers. Hast du regelmäßig Leute im Haus zum Bewerbungsgespräch, signalisiert das Progression und dass jeder im Unternehmen ersetzbar ist.
  • Fazit

    Werde als Unternehmer da aktiv, wo du Einfluss und Kontrolle hast, statt zu jammern, Stichwort: aktives Unternehmertum! Mach dich unangreifbar, schaffe klare Prozesse und fordere konsequent die Einhaltung. Denke proaktiv in die Zukunft und schaffe dir dafür notwendige Kapazitäten, das ist eine deiner wichtigsten Aufgaben als Unternehmer.

    Info

    Thorsten Moortz schreibt regelmäßig in der SBZ. Seine Themen sind aus dem Unternehmer­alltag gegriffen, für den Unternehmer­alltag. Er ist Marketingexperte für Kommunikation und Betriebsführung in der SHK-Branche. Er ist als ­Vortragsredner, Strategieberater und Coach ­aktiv. Mehr dazu auf:

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