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SBZ: Herr Becker, wann hat Ihnen zuletzt ein Innungsmitglied gesagt, wie wichtig der Fachverband für ihn ist?

Wolfgang Becker: Oh, der Schwabe sagt: „Ned gschimpft isch globt gnug!“ Aber Spaß beiseite, immer dann, wenn wir mit Innungen und Betrieben ins Gespräch kommen und darstellen, was der Fachverband alles tut, erhalten wir sehr großen Zuspruch. Teils sind die Gesprächspartner sogar verwundert, weil ihnen die Breite der Aufgaben und Leistungen des Verbandes bisher gar nicht bewusst war. Um dies für alle sichtbarer und Verbandsarbeit transparenter zu machen, haben wir mit unserem Jahresbericht 2020 wieder auf ein digitales Format gesetzt. Unter jahresbericht.fvshkbw.de kann im Internet jeder und jede Einblick nehmen, was wir tun und wofür das Haupt- und Ehrenamt steht.

SBZ: Gerade in der Hochphase der Coronapandemie hat die Berufsorganisation bewiesen, wie wertvoll sie fürs Handwerk ist. Was waren für Sie bzw. für Ihre Innungsbetriebe die wichtigsten Schritte auf dem Weg durch diese Zeit?

Becker: Wir haben uns gleich zu Beginn sehr schnell gemeinsam mit dem Zentralverband SHK und allen anderen relevanten Organisationen koordiniert. In der Akutphase wurde nahezu täglich ein Mitglieder-Newsletter mit den neusten Informationen zu Verordnungen und Regelungen versendet. Wir haben eine Corona-Sonderseite auf unserer Website www.fvshkbw.de eingerichtet und einen Leitfaden erstellt, der sogar Vorbildfunktion hatte für einige andere Handwerksorganisationen. An einem Samstag hatten unsere Rechtsexperten als Extra-Service eine Telefonhotline geschaltet, um spezifische Fragen der Mitgliedsbetriebe persönlich zu beantworten. Unser vorrangiges Ziel war es, schnell und so weit wie möglich Klarheit für die Betriebe zu schaffen, damit die sich auf das Fortführen ihres Tagesgeschäftes konzentrieren konnten.

Intern haben wir im Nullkommanix auf digitale Sitzungen und Webinare umgestellt – da waren wir Vorreiter gegenüber vielen anderen Organisationen und Verbänden in unserem Bereich. Mit dem Internet-Live-Format „SHK Impuls“ und später „SHK Update“ haben wir den Know-how-­Transfer von unseren Experten direkt an die SHK-Unternehmer geschafft, sodass diese online innerhalb von 60 Minuten kompakt über die aktuellen Entwicklungen im SHK-Bereich informiert waren. Natürlich haben wir auch unsere Innungen bei diesen Anpassungsprozessen unterstützt. Last but not least haben wir als einer der ersten Verbände das Thema „Richtig lüften unter Pandemiebedingungen“ in den Fokus gerückt und die Betriebe mit Fachwissen und Webinar-Angeboten unterstützt.

SBZ: Ist erst durch die Krise branchenweit sichtbar geworden, wie wichtig gemeinsames Handeln und konzertiertes Vorgehen ist und wie bedeutend es ist, als Vertreter des SHK-Handwerks mit einer Stimme zu sprechen?

Becker: Ich denke, jedem ist das in der Theorie bewusst und Verbandstätigen erst recht – das ist ja die Grundidee einer Verbandsorganisation, quasi unsere DNA. Leider ist es oft schwierig, dies in der Realität immer umzusetzen, nach außen sichtbar zu machen und zu kommunizieren. Insofern sind vielleicht manchmal Krisen notwendig, damit Stärken und Schwächen von Organisationen sichtbar werden. Im konkreten Fall bin ich aber davon überzeugt, dass man die Handwerks- und Arbeitgeberorganisationen davon ausnehmen kann, denn wir hatten viele Konferenzen, haben uns intensiv ausgetauscht und konnten somit mögliche Probleme zeitnah eruieren. Es ist dann auch gelungen, diese an die Politik zu adressieren. Diese Kanalisierung war auch für die Politik und Verwaltung wichtig, weil diese bei derart schnellen und kurzfristigen Entscheidungsfindungen nicht – wie sonst üblich – Verbändeanhörungen abwarten konnten. Sie waren also dankbar für die von den Verbänden geleistete Zuarbeit.

Aber lassen Sie uns den Blick von Corona lenken auf die aktuellen Herausforderungen durch den Klimaschutz. Die Klimaschutzpolitik und die Geschwindigkeit, wie in diesem Bereich derzeit Gesetze gemacht werden, zeigen, wie wichtig gemeinsame Anstrengungen des SHK-Handwerks sind und welche politische Bedeutung hier eine starke und funktionierende SHK-Berufsorganisation hat. Da schließt sich der Kreis wieder zur Pandemie: Die hat deutlich gemacht, wie wichtig Anhörungen und Stellungnahmen sind, damit Gesetze gut gemacht sind und nicht ständig nachgebessert werden muss.

SBZ: Führt diese Entwicklung dazu, dass jetzt mehr Handwerksunternehmer eine Innungsmitgliedschaft in Erwägung ziehen?

Becker: Wir spüren bislang keinen zusätzlichen Trend. Vermutlich liegt das aber auch daran, dass das Gros unserer Betriebe keine wirkliche Krise hatte! Sie konnten bis auf wenige Einzelfälle durchgehend arbeiten und haben auch aktuell alle Hände voll zu tun. Insofern wurde es als Selbstverständlichkeit gesehen, dass unsere SHK-Berufsorganisation bei jeder neuen Coronaverordnung, die Sonntagabend veröffentlicht wurde, am Montagmorgen bereits „kommunikationsfest“ war.

Aber ich bin überzeugt davon, dass Nicht-Mitgliedsbetrieben nicht nur in Coronazeiten bewusst ist, welche Vorteile es bringt, wenn man sich nicht alle Informationen selbst besorgen und den Handlungsbedarf prüfen muss, sondern alles per Newsletter, Rundschreiben oder Online-Download sozusagen frei Haus bekommt. Nicht zu vergessen der unbezahlbare Service, bei Anfrage im Verband Hilfe von Technikern, Juristen und Betriebswirtschaflern zu erhalten. Ich denke, das gibt es in dieser Form am Markt wahrscheinlich nicht noch mal. Insofern müssen wir diese Mehrwerte wieder verstärkt in den Fokus rücken.

SBZ: Stichwort Attraktivität: Was sind die „klassischen“ Gründe, sich für eine Mitgliedschaft zu entscheiden? Und: Tragen diese Gründe die Berufsorganisation auch in Zukunft?

Becker: Wir konnten eines über die letzten Jahre eindeutig verifizieren: Niemand tritt aktiv aus der Innung aus, weil er unzufrieden ist. Wer Mitglied ist, bleibt Mitglied! Ausnahmen sind in 99,9 % der Fälle Betriebsübergänge oder die Aufgabe des Betriebes. Die meisten, die nicht Mitglied in der SHK-Organisation sind, wissen leider auch zu wenig über die Leistungen und Vorteile, obwohl wir das stets nach außen kommunizieren. Viele treten vor Ort in die regionale Innung und merken erst dann, was für ein umfassendes Leistungsportfolio ihnen die gesamte SHK-Berufsorganisation bietet.

Wenn Sie von „klassischen“ Gründen sprechen, denken Sie vielleicht auch an Traditionen in unseren Gewerken. Doch dies alles ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr, sondern Verbände, Innungen und deren Vertreter müssen aktiv für die Mitgliedschaft werben und transparent machen, wofür sie stehen und was die Mitglieder davon haben.

Aus Sicht des Fachverbandes muss man ehrlicherweise sagen, dass die intensive und aufwendige landesweite Lobbyarbeit kein Grund für den einzelnen Betrieb ist, in die Berufsorganisation einzutreten. Sondern die Unternehmer entscheiden sich für eine Mitgliedschaft vor Ort, in ihrer Region. Insofern ist es von enormer Bedeutung, dass wir aktive Innungen in den Regionen haben, die attraktive Angebote haben. Unsere Aufgabe ist es, unsere Innungen dabei zu unterstützen und sie zu stärken. Letztendlich sind dann nämlich die wertvollen Informationen, der Input und der Austausch untereinander die Gründe für jahrzehntelange Treue.

SBZ: Welche Ansätze verfolgen Sie darüber hinaus, um künftig die Schlagkraft des Fachverbands und Ihrer Innungen hochzuhalten?

Becker: An erster Stelle steht bei uns die Digitalisierung. Es geht nicht nur darum, die Betriebe dahingehend voranzubringen, sondern auch den Verband. Wir arbeiten intensiv an Präsenzmanagement, an der Etablierung eines modernen CRM-Systems und an digitalen Angeboten wie Webinaren oder dem „Digitalen Herbst“. Natürlich muss man nicht alles neu erfinden, nur das, was man macht, sollte schneller, besser und effizienter geschehen und somit spürbare Vorteile für jedes Mitglied bringen. Wir wollen natürlich auch das vorleben, was wir den Betrieben empfehlen. Erfreulicherweise bekommen wir genau dies widergespiegelt: Innungen und Betriebe nehmen uns in jedem Fall als wichtige Geber von Hilfestellungen wahr, als einen Verband, der nicht stehen bleiben will und neue Ideen verfolgt. Dass der Wert unserer Arbeit anerkannt wird, gibt uns täglich neue Motivation, auch die anderen „dicken Bretter“ zu bohren.

SBZ: Stichwort Tätigkeitsprofil: Die Themen Elektroinstallation und Kälte-/Klimatechnik gewinnen im SHK-Handwerk zunehmend an Bedeutung. Manche Betriebe tragen der Entwicklung mit eigenen Abteilungen Rechnung. Wie gehen Sie vonseiten des Fachverbands künftig mit dem erweiterten Tätigkeitsprofil Ihrer Mitglieder um?

Becker: Zunächst tragen wir dem Umstand Rechnung, dass die veränderten Rahmenbedingungen durch die Klimaschutzpolitik nicht nur die Gesellschaft und Verbraucher, sondern auch unsere Betriebe vor große Herausforderungen stellen. Wir sehen darin absolute Chancen! Unsere Betriebe sollen in ihrer Position als „Macher der Energiewende“ gestärkt werden. Deshalb ist es unsere Aufgabe, den Betrieben diese Chancen aufzuzeigen und sie zu motivieren, diese zu nutzen, ihre Profile auszuweiten und neue Marktfelder anzugehen.

Die SHK-Branche ist grundsätzlich in der Lage, die von Ihnen genannten Themen abzubilden. Manche Unternehmen stellen eigene Elektrofachkräfte ein, andere, insbesondere kleinere Betriebe gehen Kooperationen ein, sei es mit anderen SHK-Betrieben, sei es mit Elektrofachbetrieben.

Ähnlich läuft es auf Verbandsseite: Auf Landesebene haben wir eine enge Kooperation mit dem Elektroverband und sprechen offen über Veränderungen. Wir sind überzeugt, dass der Markt so groß ist und die Verbraucherbedarfe so weitreichend, dass alle, die das clever angehen, Chancen haben, einen Teil des Kuchens abzubekommen. Ich sage immer, die Energiewende wird nicht an der Handwerksordnung scheitern. Wir Verbände müssen für unsere Mitglieder da sein und sie bestmöglich bei ihren Tätigkeiten unterstützen.

SBZ: Herr Becker, vielen Dank für die Einblicke und Ausblicke.

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