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Euronorm zur Vor‑Ort‑Nutzung von Regenwasser aktualisiert

Inhalt
  • Regenwassernutzung r­eduziert den Trinkwasserbedarf sowie die Ableitung von ungenutztem ­Regenwasser in die Kanalisation. Einsatzmöglichkeiten sind z. B. Pflanzen­bewässerung, WC-Spülung oder Wäschewaschen.
  • Neben der Euronorm DIN EN 16941-1 sind für Regen­wassernutzungsanlagen in Deutschland noch weitere ­Regelwerke zu beachten – etwa die DIN 1989-100, die TrinkwV sowie die AVBWasserV. Der Einbau der Anlagen ist meldepflichtig.
  • Regenwassernutzungs­anlagen müssen so geplant, eingebaut, gekennzeichnet, ­betrieben und gewartet werden, dass die Betriebssicherheit jederzeit sichergestellt ist und die erforder­lichen Instandhaltungsarbeiten leicht durchgeführt werden können.
  • Vor Inbetriebnahme muss die vollständig installierte Anlage entsprechend den Vorgaben überprüft sowie das Verteilungssystem gespült und auf Wasserdichtheit und Querverbindungen zwischen Trink- und Nicht-Trinkwasserleitungen untersucht werden.
  • Die ökologische und nachhaltige Wasserwirtschaft ist ein Ziel der Regenwasserbewirtschaftung. Gemäß Abschnitt 5.3.1 der DIN 1986-100 „Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke – Teil 100: Bestimmungen in Verbindung mit DIN EN 752 und DIN EN 12056“ ist die Regenwassernutzung ein wichtiger Teilbereich der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung.

    Eine Reduzierung des Trinkwasserbedarfs und die Vermeidung der Ableitung von ungenutztem Regenwasser in die Kanalisation sind einschlägige Argumente für eine Regenwassernutzungsanlage. Die Anwendungsmöglichkeiten der Sammlung und Verwendung von Regenwasser als Ersatz für Trinkwasser sind vielfältig. Dazu gehören etwa Pflanzenbewässerung, WC-Spülung oder Wäschewaschen.

    Regenwassernutzungsanlagen werden mittlerweile bei allen gängigen Gebäudetypen sowie beispielsweise in Freizeitparks und auf Golfplätzen eingesetzt. Außerdem kann Regenwasser auch für die Löschwasserversorgung genutzt werden. Hierbei wird das Regenwasser in Löschwasserteichen oder Löschwasserzisternen gesammelt und im Brandfall zum Löschen verwendet.

    In Deutschland gelten für Regenwasser­nut­zungsanlagen neben der Euronorm DIN EN 16941-1 noch weitere Regelwerke, wie z. B. die im Juli 2022 erschienene DIN 1989-100 „Regenwassernutzungsanlagen – Teil 100: Bestimmungen in Verbindung mit DIN EN 16941-1“ (vorgestellt im Artikel „DIN 1989-100 als Weißdruck erschienen“ in der SBZ 10.2022), die Trinkwasserverordnung (TrinkwV) und die „Verordnung über Allgemeine Bedingungen für die Versorgung mit Wasser (AVBWasserV)“.

    DIN EN 16941-1

    Zwischenzeitlich erfolgte im Mai 2024 die Veröffentlichung der aktualisierten DIN EN 16941-1. Das Dokument ersetzt damit die bis dahin gültige Fassung vom Juni 2018 und wurde vom Technischen Komitee CEN/TC 165 „Abwassertechnik“ erarbeitet, dessen Sekretariat von DIN (Deutschland) gehalten wird. Das zuständige nationale Normungsgremium ist der Arbeitsausschuss NA 119-05-08 AA „Wasserrecycling – Erarbeitung von Normen für die Regenwasser- und Grauwassernutzung“ im DIN-Normenausschuss Wasserwesen (NAW).

    Gegenüber der Vorgängerversion vom ­Juni 2018 wurden folgende Änderungen vorgenommen:

    a) technische Änderungen

    b) die Norm wurde redaktionell überarbeitet.

    Die im Mai 2024 in ­einer ­Neu­fassung ­erschienene DIN EN 16941-1 umfasst 39 Seiten. Für Regen­wassernutzungsanlagen muss in Deutschland ­zudem die DIN 1989-100 beachtet ­werden.

    Bild: DIN e. V. / Beuth Verlag (DIN Media)

    Die im Mai 2024 in ­einer ­Neu­fassung ­erschienene DIN EN 16941-1 umfasst 39 Seiten. Für Regen­wassernutzungsanlagen muss in Deutschland ­zudem die DIN 1989-100 beachtet ­werden.

    Anwendungsbereich

    Die DIN EN 16941-1 legt Mindestanforderungen für die Planung und Bemessung, den Einbau sowie für die Kennzeichnung, Inbetriebnahme und Wartung von Regenwassernutzungsanlagen zur Verwendung von Regenwasser vor Ort fest. Nicht zuständig ist die DIN EN 16941-1 für die folgenden Anwendungsbereiche:

  • die Verwendung als Trinkwasser und zur ­Herstellung von Speisen
  • die Verwendung für die Körperhygiene
  • Rückhaltung
  • Versickerung.
  • In einer Anmerkung zum Anwendungsbereich heißt es: „Konformität mit dieser Norm entbindet nicht von der Einhaltung der Auflagen, die sich aus örtlichen oder nationalen Vorschriften ergeben können.“

    Funktionale Elemente von Regenwassernutzungsanlagen

    Nach Abschnitt 4 der DIN EN 16941-1 gelten folgende grundsätzliche Anforderungen: „Regenwassernutzungsanlagen müssen so geplant, eingebaut, gekennzeichnet, betrieben und gewartet werden, dass die notwendige Betriebssicherheit jederzeit sichergestellt ist und die erforderlichen Arbeiten zur Instandhaltung leicht durchgeführt werden können.“

    Regenwassernutzungsanlagen bestehen in der Regel aus den funktionalen Elementen:

  • Sammlung
  • Behandlung
  • Speicherung
  • Verteilung.
  • Planung, Bemessung, Einbau und Kennzeichnung

    In den Abschnitten 5 bis 8 zur Planung und Bemessung sowie zum Einbau und zur Kennzeichnung von Regenwassernutzungsanlagen wurden keine Änderungen gegenüber der DIN EN ­16941-1, Ausgabe Juni 2018, vorgenommen. Nähere Informationen zu den Inhalten dieser Abschnitte finden sich im Artikel „Regenwasser richtig nutzen“ in der SBZ 07.2021.

    Qualität des Nicht-Trinkwassers

    Im Abschnitt 10 der aktualisierten DIN 16941-1 heißt es zur Qualität des Nicht-Trinkwassers: „Es ist wesentlich, dass Regenwassernutzungsanlagen in einer Art geplant werden, die sicherstellt, dass das erzeugte Nicht-Trinkwasser gebrauchstauglich ist und keine unangemessene Gefährdung der Gesundheit darstellt.“

    Der Einbau von Regenwassernutzungsanlagen ist in Deutschland meldepflichtig. Nach § 12 der TrinkwV müssen die Errichtung und der Betrieb dem zuständigen Gesundheitsamt schriftlich angezeigt werden. Laut § 3 und § 15 der ­AVBWasserV besteht eine Mitteilungspflicht gegenüber dem örtlichen Wasserversorgungsunternehmen. Die kommunalen Abwassersatzungen sind zu berücksichtigen.

    Inbetriebnahme

    Die Vorgaben zur Inbetriebnahme von Regenwassernutzungsanlagen werden im Abschnitt 9 der Euronorm wie folgt beschrieben: „Vor Inbetriebnahme muss die vollständig installierte Regenwassernutzungsanlage nach den Vorgaben der Planung, Standards und Herstelleranleitungen überprüft werden. Das Verteilungssystem muss gespült und auf Wasserdichtheit und Querverbindungen zwischen Trink- und Nicht-Trinkwasserleitungen untersucht werden …“

    Die zugehörige elektrische Installation und Regel­anlage müssen ebenfalls nach den geltenden Normen und nationalen Vorschriften überprüft werden. Die Inbetriebnahme ist schriftlich zu dokumentieren. Ein Vorschlag für ein „Inbetriebnahmeblatt“ befindet sich im Anhang C der DIN EN 16941-1. Die vollständige Dokumentation ist dem Eigentümer der Regenwassernutzungsanlage auszuhändigen.

    Inspektion und Wartung

    Bezüglich der Inspektion und Wartung von Regenwassernutzungsanlagen verweist die DIN 1986-3 „Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke – Teil 3: Regeln für Betrieb und ­Wartung“, Ausgabe Mai 2024, auf die Vorgaben der DIN EN 16941-1. Diese sind im Abschnitt 11 der Euronorm erläutert. Im Anhang E befindet sich ein informatives Beispiel für ein Inspektions- und Wartungsanleitungsblatt (Tabelle E.1).

    Im Abschnitt 10 der DIN 1986‑3 wird den Anlagenbesitzern empfohlen, für die regelmäßig durchzuführenden Wartungsarbeiten einen Vertrag mit einem SHK-Fachbetrieb abzuschließen. Vorlagen für Wartungsverträge können zum Beispiel unter www.zvshk.de/onlineshop im Onlineshop des ZVSHK bezogen werden. Eventuelle zusätzliche Herstellervorgaben sind entsprechend zu berücksichtigen.

    Auszug aus Tabelle E.1 der DIN EN 16941-1 – ­informatives Beispiel für ein Inspektions- und Wartungsanleitungsblatt.

    Bild: Bernd Ishorst

    Auszug aus Tabelle E.1 der DIN EN 16941-1 – ­informatives Beispiel für ein Inspektions- und Wartungsanleitungsblatt.

    Quellen

    DIN EN 16941-1: Vor-Ort Anlagen für Nicht-Trinkwasser – Teil 1: Anlagen für die ­Verwendung von Regenwasser. Beuth Verlag (DIN Media), Mai 2024

    DIN EN 16941-1: Vor-Ort Anlagen für Nicht-Trinkwasser – Teil 1: Anlagen für die ­Verwendung von Regenwasser, Beuth Verlag (DIN Media), Juni 2018

    DIN 1989-100: Regenwassernutzungsanlagen – Teil 100: Bestimmungen in Verbindung mit DIN EN 16941-1. Beuth Verlag (DIN Media), Juli 2022

    DIN 1986-100: Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke – Teil 100: ­Bestimmungen in Verbindung mit DIN EN 752 und DIN EN 12056. Beuth Verlag (DIN ­Media), ­Dezember 2016

    DIN 1986-3: Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke – Teil 3: Regeln für ­Betrieb und Wartung. Beuth Verlag (DIN Media), Mai 2024

    Normenreihe DIN EN 806: Technische Regeln für Trinkwasser-Installationen. Beuth Verlag (DIN Media)

    DIN EN 1717: Schutz des Trinkwassers vor Verunreinigungen in Trinkwasser-­Installationen und allgemeine Anforderungen an Sicherungseinrichtungen zur Verhütung von Trinkwasser­verunreinigungen durch Rückfließen. Beuth Verlag (DIN Media), August 2011

    DIN EN 1717 – Entwurf: Schutz des Trinkwassers vor Verunreinigungen in Trinkwasser-­Installationen und allgemeine Anforderungen an Sicherungs­einrichtungen zur Verhütung von Trinkwasserverunreinigungen durch ­Rückfließen. Beuth Verlag (DIN Media), Juli 2023

    Normenreihe DIN 1988: Technische Regeln für Trinkwasser-Installationen. Beuth Verlag (DIN Media)

    Verordnung über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch ­(Trinkwasser­verordnung – TrinkwV) vom 20. Juni 2023 (BGBl. 2023 I Nr. 159),
    www.gesetze-im-internet.de/trinkwv_2023

    Verordnung über Allgemeine Bedingungen für die Versorgung mit Wasser (AVBWasserV) vom 20. Juni 1980 (BGBl. I S. 750, 1067), zuletzt geändert am 11. ­Dezember 2014, www.gesetze-im-internet.de/­avbwasserv

    Weitere Infos auf
    www.sbz-online.de

    Neugierig geworden?

    Mehr rund um das Thema ­Regenwassernutzung erfahren Sie in ­unserem Online-Dossier unter:
    www.bit.ly/sbz_regen

    Autor

    Bernd Ishorst
    ist Berater, Fachautor und Referent für ­Entwässerungstechnik.

    Bild: Bernd Ishorst