Nicht nur die Nachhaltigkeit von Holz an sich ist ein Grund, warum dieser Baustoff als Alternative zu Beton immer wichtiger wird. Hinzu kommen vor allem Umweltaspekte, wie die CO2-Bilanz. Das Treibhausgaspotenzial bei der Herstellung von Stahl beträgt 60,6 kg und von Stahlbeton 17,2 kg CO2-Äquivalent. Im Gegensatz dazu bindet Holz CO2 und erreicht so ein negatives Treibhausgaspotenzial von –52,4 kg CO2-Äquivalent. Damit geht eine spürbare Umweltentlastung einher, denn bei der CO2-Emission durch Baustoffe entfällt laut einer Analyse des VDI Zentrums Ressourceneffizienz (VDI ZRE) weltweit gesehen der größte Anteil auf die Zementherstellung.
Neben den ökologischen Aspekten öffnet der Holzbau zudem neue Horizonte beim Vorfertigungsgrad mehrgeschossiger Gebäude. Das beweist ein Pionier auf dem Gebiet des Modulbaus aus Massivholz. Das Unternehmen Kaufmann Bausysteme aus dem österreichischen Reuthe (Vorarlberg) ist unter anderem für den Neubau des Studentenwohnheims in Göttingen mit 200 Wohneinheiten und einer Gebäudehöhe bis 12,70 m verantwortlich.
Für Geschäftsführer Christian Kaufmann ein optimales Beispiel für das Potenzial und die Vorteile des Holzmodulbaus: „Mit vorgefertigten Raummodulen können viele Arbeiten von der Baustelle ins Werk verlagert werden. An unserem Standort in Kalwang haben wir beispielsweise für das Studentenwohnheim in Göttingen pro Tag etwa zehn komplett ausgestattete Raummodule gefertigt. Das erforderte natürlich eine akribische, integrale Planung aller Gewerke. Das Ergebnis ist jedoch eine viel höhere Ausführungsqualität, als sie auf einer Baustelle möglich ist.“ Der Ausbau von Räumen in einem Fertigungsbetrieb verändert dabei jedoch auch die Umsetzung der Sanitär- und Heizungsinstallation.
Rohrleitungsinstallation im Holzbau
Eine wesentliche Anforderung der Rohrleitungsinstallation im Holzbau beschreibt Gerhard Fink, TGA-Projektleiter bei Kaufmann Bausysteme: „Um Bauraum zu sparen, werden die Versorgungsleitungen in der Regel im Boden verlegt. Dabei gilt im Holzbau zwingend das Prinzip: keine Rohrverbindungen im Boden!“ Denn Wasserschäden durch undichte Rohrleitungen sind bei dieser Bauweise mit deutlich höherem Sanierungsaufwand verbunden als im Massivbau. Dies ist für das ausführende SHK-Fachhandwerksunternehmen mit der Konsequenz verbunden, dass in den Holzmodulen Kunststoffrohre von der Rolle installiert werden. So gibt es unabhängig von der Größe der Raummodule keine Rohrverbindungen im Boden.
Für die Heizungsverteilung ist beispielsweise das Rohrleitungssystem Raxofix von Systemanbieter Viega gut geeignet. Es bietet gerade im Holzbau viele Vorteile. Das Mehrschichtverbundrohr besteht aus einem Kunststoff-Außenmantel, einer Aluminiumschicht und einem Kunststoff-Innenrohr. Damit ist es sehr gut zu biegen, aber dennoch resistent gegen Knicke. Zudem bleibt das Rohr nach dem Biegen stabil in der Form.
Eine weitere Herausforderung im Holzbau ist die Trinkwasser-Installation, wenn sie aus Edelstahlrohr auszuführen ist. „Wir setzen für Trinkwasser ausschließlich Edelstahlrohre ein. Dabei Verbindungsstellen im Holzboden zu vermeiden war bislang nicht immer einfach“, schildert Fink. Hier bot sich das Rohrleitungssystem Raxinox als optimale Holzbaulösung an. Das Rohr hat einen Edelstahlkern für den Kontakt mit Trinkwasser und einen Kunststoffmantel für die flexible Verlegung. Es lässt sich einfach von Hand biegen und von der Rolle mit 50 m Leitungslänge ohne weitere Verbinder gewissermaßen nahtlos verlegen.
Mischinstallation und Brandschutz
Das dritte wichtige Thema bei Installationen im Holzbau ist der Brandschutz. Um bei größeren Objekten Brandschutz und Holzbau rechtskonform miteinander zu vereinbaren, wird häufig eine Hybridbauweise aus Holz und Beton gewählt. Bei dem Studentenwohnheim in Göttingen erfolgte der Bau des Erdgeschosses, der Treppenräume und der Flure in Beton. Die Wohnräume hingegen wurden als fertige Holzmodule Etage für Etage zwischen Betonstützen „gestapelt“.
An der Schnittstelle der Kunststoffrohrleitungen für Heizung und Trinkwasser zur Hauptverteilung aus Metallrohrleitungen entsteht eine Mischinstallation von brennbaren und nichtbrennbaren Rohrleitungswerkstoffen, für die eine allgemeine Bauartgenehmigung (aBG) erforderlich ist. „Viega stellt diese Bauartgenehmigungen zur Verfügung. Das vereinfacht die Realisierung mehrgeschossiger Holzbauwerke in Deutschland beträchtlich“, betont Fink.
Trockene Dichtheitsprüfung
Die Dichtheitsprüfungen der Rohrleitungen erfolgten bei diesem Bauprojekt zweistufig: Die erste Dichtheitsprüfung noch im Werk, bevor der Holzboden verschlossen wurde – natürlich trocken, um Hygienerisiken zu vermeiden. Die zweite Dichtheitsprüfung fand statt, nachdem die Installation im Bauwerk komplett fertiggestellt war.
Die zertifizierte SC-Contur aller Pressverbinder ist hierbei ein großer Sicherheitsvorteil. Sie sorgt für die Undichtheit der Verbinder im unverpressten Zustand, damit versehentlich vergessene Verpressungen sofort auffallen. Die Zuverlässigkeit dieser Zwangsundichtheit über den gesamten Prüfdruckbereich ist gerade bei der trockenen Dichtheitsprüfung wichtig, die im Holzbau obligatorisch ist. Wird beispielsweise die Trinkwasser-Installation mittels Inertgas oder ölfreier Druckluft „abgedrückt“, weist die SC-Contur der Pressverbinder die Zwangsundichtheit im Bereich von 22 hPa (22 mbar) bis 0,3 MPa (3,0 bar) gemäß ZVSHK-Merkblatt nach und nicht nur an einem bestimmten Druckpunkt.
Fazit
„Die Qualität der Ausführung, die Verkürzung von Bauzeiten und eine bessere Baustellenlogistik sind neben den ökologischen Aspekten die entscheidenden wirtschaftlichen Argumente, die zu einem überproportionalen Wachstum des Holzbaus aus vorgefertigten Modulen führen werden“, prognostiziert Kaufmann. Die Sanitär- und Heizungsinstallation solcher Module in einem Werk anstatt auf der Baustelle vorzufertigen, bringt auch Vorteile für die Fachhandwerker, verändert jedoch die Arbeitsweise.
Erforderlich sind eine detaillierte Planung sowie Installationssysteme, die den besonderen Anforderungen im Holzbau gerecht werden.