In manchen Modefirmen gibt es, im Gegensatz zur Badbranche, zehn bis zwölf Trendkollektionen pro Jahr. Aufgrund der Langlebigkeit der Objekte dreht sich das Trendrad in der Badplanung allerdings langsamer als in vielen anderen Branchen. Das wissen Sie. Sind Farbtrends trotzdem wesentlich für uns? Definitiv, finden wir! Der zielgerichtete Einsatz von Trendfarben ist eine gute Chance, Aktualität in einer hochwertigen Badausstellung zu zeigen. Und sei sie auch noch so klein. Durch aktuelle Farben und Marketingthemen kann man neue Kunden ins Haus locken, vielleicht zusätzliche Bedürfnisse bei Bestandskunden wecken und unterm Strich mehr Abschlüsse tätigen.
Die Umsatzrückgänge im Bereich der Wärmeerzeuger sind alarmierend. Wärmepumpen bringen längst nicht den Gewinn, den wir uns nach dem Boom im vergangenen Jahr für 2024 erhofft hatten. Mehr als Grund genug, bis Jahresende energisch zu versuchen, mit dem Thema „Farbtrends im Bad“ den Verkauf stärker als bisher zu nutzen. Hand aufs Herz: Wissen Sie, ohne zu googeln, wie die „Trendfarbe des Jahres“ in der Einrichtung heißt, die dieses Jahr am häufigsten in der Presse Beachtung fand? Interessiert Sie das überhaupt? Es ist nicht Barbie-Rosa, sondern „Peach Fuzz“, eine recht feminine Nuance, näher bei Pfirsichflaum als bei Orange. Peach Fuzz ist heller und zurückhaltender getönt als die banale Mischfarbe auf der Hälfte zwischen Rot und Gelb.
Als Farbgestalterin habe ich eine sehr zwiegespaltene persönliche Beziehung zur „CotY“, wie die „Colour of the Year“ abgekürzt manchmal auch genannt wird. Ich finde das Thema ungemein spannend und fiebere jedes Jahr förmlich der Veröffentlichung entgegen. Einerseits wäre es zwar wenig professionell, sein Konto aufzulösen und höhere Summen darauf zu wetten, dass sich die Farbe des Jahres Ende Dezember von einem auf den anderen Tag auf allen Ebenen durchsetzt. Andererseits ist es immer wieder überaus interessant, welches Thema durch ein anerkanntes Gremium von Farbexperten global als so relevant betrachtet wird, dass es durch die Wahl einer einzigen CotY ausgedrückt werden soll. Wie sich diese Farbe im Laufe eines Jahres oder in den Folgejahren entwickelt, ist nicht jeweils Anfang Januar ersichtlich. Obwohl im Hintergrund vorab allerhand Allianzen geschmiedet werden, damit verschiedenste Produkte in der betreffenden Farbe hergestellt werden, zahlreiche Erwähnungen in der Presse stattfinden und im Netz möglichst hohe Klickzahlen entstehen. So werden „bunte“ Marketingstrategien in unterschiedlichsten Branchen genutzt, damit die Farbwahl erfolgreich ist.
In der Vergangenheit haben wir mehrfach über Farbtrends im Bad geschrieben, meist zu Jahresbeginn, nachdem Pantone im Dezember die „Colour of the Year“ veröffentlicht hat und die großen Messen zum Thema Innenraum gerade gelaufen waren. Für den deutschen Interieur-Markt sind zwei internationale Veranstaltungen besonders wichtig: die Möbelmesse in Köln und die Heimtextil in Frankfurt. Beide finden, mit Ausnahmen während der Coronajahre, seit Jahrzehnten jeweils im Januar statt.
Die Experten der Heimtextil propagierten für 2024/25, mit neuer Sensibilität an die Zukunft der Textilien und insbesondere deren Farbigkeit heranzugehen. Weniger im Sinne jährlich wechselnder Trends, sondern vielmehr im Hinblick auf eine neuartige Verknüpfung von Technologie und Natur als Basis für die Farbwahl. Diese Idee war wirklich eine starke Entwicklung weg von kurzlebigen Modetrends hin zu Nachhaltigkeit.
Für die aktuelle Farbpalette wurden sowohl natürliche Färbemethoden als auch neue Prozesse mittels innovativer Biotechnik berücksichtigt. An der Palette mit 16 Farben fällt eine paarweise Zuordnung auf, die die Kombination erleichtert. Nur am Rande bemerkt sei, dass übrigens auch eine Farbe nahe bei Pantones Peach Fuzz enthalten ist. Allerdings kein Pink, kein Magenta und erst recht kein RAL 3000 in der Liste, stattdessen ein helles Korallenrot und eine warme Dunkelstufe dazu, die man beide ähnlich sowohl bei RAL als auch bei NCS findet. Weiter sind nach wie vor das dunkle Aubergine und zwei scharfe, fast schwefelige Gelbnuancen im Heimtextil-Trendbericht besonders interessant.
Für die Badbranche ist der nächste herausragende Messetermin die ISH 2025 in Frankfurt. Vorab sollten wir jedoch unbedingt noch alles nutzen, was uns an Information derzeit zur Verfügung steht. Einige namhafte Farbenhersteller, besonders die amerikanischen, stellen ihre Auswahl für die Farbe des Jahres 2025 bereits vor, die den gegenwärtigen Zeitgeist ihrer Meinung nach gut wiedergibt und daher besonders erfolgversprechend scheint. Die US-Mutterfirmen beeinflussen mit ihren Töchtern das internationale und somit natürlich auch das deutsche Trendgeschehen.
Hier und heute wollen wir aber nicht tiefer in die Welt der Anstrichfarben eintauchen, sondern gezielt die branchenübergreifenden Größen beleuchten. Neben US-Marktgröße Pantone setzen sich zwei weitere weltweit agierende Unternehmen intensiv und erfolgreich mit Farbstandards und aktuellen Trends auseinander. Das ist zum einen RAL mit Hauptsitz in Deutschland und zum anderen die schwedische Firma NCS, die international weniger bei Endverbrauchern, sondern stärker bei Designern, Architekten und im B2B bekannt ist. In unserem Artikel wollen wir auf dieser Basis nicht nur klären, wie z. B. Peach Fuzz ins Bad passt(e), sondern vor allen Dingen schon einen Ausblick wagen, wie es im Jahr 2025 weitergehen könnte.
NCS hat für 2025 griffige und eingängige Themenwelten von globaler Relevanz vorgestellt und drückt diese komplexen Inhalte durch vier entsprechende, waagerecht angeordnete Farbklänge aus. Hier eine kurze inhaltliche Übersicht.
On & Off: Wir leben in einer Welt voll scharfer Kontraste, farblich repräsentiert durch Aubergine, Flieder und Neon mit zwei neutralen Flächenfarben, um Gegensätze von sehr hell bis sehr dunkel harmonisch zu überbrücken. Marmor, Schwarz, Glas und Chrom wären gute Materialergänzungen.
Gaia: Eine griechische Göttin hat zu einer Kombination aus Natur- und frischen Wasserfarben inspiriert. So nimmt man unseren blauen Planeten im All wahr. Was passt besser ins Bad? Gute Kombi zu Chrom.
Inner: Ein raues, gespaltenes Umfeld ruft den Wunsch nach einer starken inneren Einheit hervor, ausgedrückt durch behagliche, erdige Töne. Eine emotionale Palette passend für alle, denen es im Bad schnell zu kalt wird. Besonders harmonisch mit schwarzen Armaturen oder gebürstetem Messing.
Etheral: ätherisch fließende, luftig-leichte Farben, die gleichzeitig rasante technische Entwicklungen und soziale Ansprüche symbolisieren können. Roségold und Chrom passen als Material für Armaturen gut zu diesem Farbklang.
NCS hat hier Töne in vier Gruppen zusammengestellt, die unsere tägliche Umgebung nicht nur begleiten, sondern deutlich aufwerten können: beruhigend oder belebend, fließend wie ein Wasserfall, luftig oder erdig, je nachdem, wie es für den jeweiligen Kontext gewünscht ist. In der NCS-Trendpalette 2025 gibt es eine umfangreiche Anzahl von Akzentfarben fürs Bad, die in den meisten Fällen großflächig durch neutrale Farben begleitet werden sollten.
RAL fasste seinen Trendbericht „Colour Feeling 2025+“ unter den Begriffen „Care + Collaborate“ zusammen, die vielseitig zu interpretieren sind. Auf den ersten Blick fällt auf, dass es hier mehr Pastell- und neutrale Nuancen gibt als bei den Schweden. Inhaltlich geht es um Werte wie Achtsamkeit, vorausschauendes Erkennen und Handeln sowie um langfristige Haltbarkeit. Beständigkeit und Nachhaltigkeit werden weiter als relevant benannt, ergänzt durch vertrauensvolle Zusammenarbeit auf vielen Ebenen, um möglichst viele Kunden, Nutzer und Anwender mit unterschiedlichsten Hintergründen einzuschließen.
In deutlichem Kontrast zu gesellschaftlicher Spaltung und verbreiteter Wegwerfmentalität werden Rücksichtnahme und positives Denken durch fünf Schlüsselwörter auf den Punkt gebracht. Sie lauten: „resonant, anregend, robust, fördernd, inklusiv“. Zu jedem der Begriffe gibt es Kombinationsvorschläge mit einigen Nuancen aus der 15 Farben umfassenden Gesamtmatrix, die darüber hinaus mit Materialien und Oberflächenstrukturen verbunden ist. Werte, Wirkung, Themenkreise und Farbwelten überschneiden sich in den einzelnen Teilbereichen, sodass Verzahnungen sichtbar werden und eine enorme Vielschichtigkeit entsteht. Die Anwendungsmöglichkeiten reichen von künstlerisch-intuitiv bis exakt bemessen, je nachdem welche Intention gerade verfolgt und welche gestalterische Aufgabe gelöst werden soll.
Es geht RAL weniger darum, Druck auszuüben, mit vorab festgelegten Trendfarben zu arbeiten, als vielmehr darum, ein Tor zu den zahlreichen Möglichkeiten der Farbgestaltung zu öffnen. Die Wirkung der Kombinationen aus der Gesamtmatrix reicht von futuristisch bis geerdet. Um Sie schon jetzt neugierig auf weitere spannende Trends zu machen: Wir werden in einem der nächsten Hefte über „Dopamin-Farben“ berichten – ein Phänomen, über das bei RAL schon im Trendreport 2023 geschrieben wurde. Dopamin-Farben stammen ursprünglich aus der Welt der Mode, sind in der Badgestaltung allerdings erst mit zeitlichem Verzug angekommen. Sie sind eine weitere Idee für die Zukunft, damit in Ihrer Ausstellung aus zeitlos nicht langweilig wird.
Die nächste Pantone-Farbe des Jahres wird um Nikolaus auf den Markt geworfen. Das ist zwar einerseits relativ spät für 2025, aber andererseits geistern Presseartikel darüber bestimmt wieder jahrelang durchs Netz. Wenn unsere Badkunden Farbe mögen, kennen sie einen Teil dieser Veröffentlichungen. Damit müssen wir heutzutage rechnen und uns darauf vorbereiten. Wollen wir Alternativen und Kombinationsvorschläge über eine einzelne Farbe des Jahres hinaus, sind spannende Möglichkeiten von Heimtextil, RAL und NCS für 2025 schon jetzt auf deren Homepage oder in Broschüren zu betrachten. Sie wurden entwickelt, nicht um Mehraufwand durch ein weiteres zu bearbeitendes Themenfeld zu generieren, sondern um gestalterische Sicherheit zu vermitteln. Und eine große Inspirationsquelle sind diese Trendberichte allemal.
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