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Flüssiggas wird regenerativ

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Bis 2050 sollen Bestandsgebäude nahezu klimaneutral werden – das ist das erklärte Ziel der Bundesregierung. Ein wichtiger Baustein dieses Plans ist der Ausbau von erneuerbaren Energien. Mit der Markteinführung von BioLPG (biogenes Liquified Petroleum Gas) setzt Primagas ein Zeichen: Als erster deutscher Energieversorger bietet das Krefelder Unternehmen den netzunabhängigen Brennstoff an, der aus organischen Rest- und Abfallstoffen sowie nachwachsenden Rohstoffen gewonnen wird.

Obwohl regenerative Energien beispielsweise in Form von Pellets oder Erdwärme immer häufiger zum Einsatz kommen, sind gasförmige biogene Energieträger beim Heizen bisher noch die Ausnahme. Mit der Einführung von BioLPG leistet Primagas nun Pionierarbeit. „Die Wärmewende kann nur gelingen, wenn wir sie aktiv mitgestalten“, sagt Jobst-Dietrich Diercks, Geschäftsführer von Primagas. „Deshalb ist es uns wichtig, dass wir unseren Kunden netzunabhängig grüne Energie anbieten können.“

Umfassende Einsatzmöglichkeiten

BioLPG bietet dieselben Einsatzmöglichkeiten wie konventionelles Flüssiggas, das vor allem im ländlichen Raum ohne Zugang zum Erdgasnetz als effiziente und kostengünstige Lösung genutzt wird. So schneiden Gas-Brennwertsysteme auf Flüssiggasbasis im Vollkostenvergleich meist besser ab als vergleichbare Heizöl- oder Pelletsysteme, heißt es vonseiten des Unternehmens Primagas. Mit BioLPG könne die wirtschaftlichste netzunabhängige Lösung künftig auch die klimafreundlichste sein: „Durch den Einsatz des neuen Energieträgers können wir die CO2-Emissionen von Flüssiggasheizungen von heute auf morgen deutlich reduzieren“, sagt Jobst-Dietrich Diercks.

Was BioLPG auszeichnet: Der netzunabhängige Energieträger ist so effizient und zuverlässig wie konventionelles Flüssiggas. Zusätzlich besitzt er die positiven Umwelteigenschaften von erneuerbaren Energien und ist besonders emissionsarm. 40 bis 60 % an CO2 lassen sich einsparen, wenn er vorwiegend aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen wird. Mit BioLPG, das auf Basis von organischen Rest- und Abfallstoffen entsteht, ist sogar eine CO2-Ersparnis von bis zu 90 % möglich. Diese Kombination macht es vor allem für die umweltschonende Wärmeversorgung jenseits der Ballungsgebiete attraktiv: Aktuell sind rund 3,4 Millionen Wohnungen und 100 000 Nichtwohngebäude, vorwiegend im ländlichen Raum, nicht an das Erdgasnetz angebunden. Biogenes Flüssiggas kann hier einen wichtigen Beitrag zur zukunftssicheren Wärmeversorgung leisten.

Klimaneutrale Gebäude mit BioLPG

Wie groß dieses Potenzial mit Blick auf die Energiewende ist, hat die Deutsche Energie-Agentur (dena) im Auftrag von Primagas untersucht: Um den Gebäudebestand bis 2050 nahezu klimaneutral zu machen, kann hocheffiziente Heiztechnologie, wie Gas-Wärmepumpen in Kombination mit BioLPG, einen maßgeblichen Beitrag leisten.

Konventionelles Flüssiggas und BioLPG sind chemisch identisch. Das bedeutet, dass sich der erneuerbare Energieträger in denselben Anlagen nutzen und im selben Behälter lagern lässt, eine Umrüstung ist nicht erforderlich. Kombiniert mit zeitgemäßer Heiztechnik bietet der Energieträger den Komfort einer modernen Gasversorgung.

Primagas bezieht sein BioLPG aus Rotterdam. Hier entsteht aktuell die weltweit erste Produktionsanlage für diesen Energieträger. Primagas-Kunden haben mit biogenem Flüssiggas schon bald die Möglichkeit, die politisch gewünschte Energiewende im Kleinen umzusetzen – und ihr Heizsystem ohne Investitionskosten fit für eine emissionsarme Zukunft zu machen.

KURZINTERVIEW

„Da sehen wir ein großes Potenzial“

SBZ: Welchen Beitrag kann BioLPG zum Gelingen der Energiewende leisten?

Jobst-Dietrich Diercks: Die Energiewende ist bisher in erster Linie eine Stromwende – der Wärmemarkt hat erheblichen Nachholbedarf. Die energetische Sanierung von Wohnhäusern geht zu langsam voran. Auch bei der Modernisierung der Heizanlagen muss eigentlich mehr passieren, wenn der Gebäudebestand im Jahr 2050 kaum noch Treibhausgase verursachen soll. Als ein weiterer wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Wärmewende gilt der verstärkte Einsatz von erneuerbaren Energien – und da sehen wir ein großes Potenzial für BioLPG.

SBZ: Biogenes Flüssiggas wird erstmals durch Primagas in Deutschland vermarktet. Was bedeutet das für Ihre Branche?

Diercks: BioLPG stellt für den Flüssiggasmarkt die erste echte produktbezogene Innovation seit Jahrzehnten dar. Es ist ein komplett neues Produkt, das zu 100 Prozent aus organischen Rest- und Abfallstoffen sowie nachwachsenden Rohstoffen gewonnen wird. Damit ist BioLPG durch und durch ein sauberer und nachhaltiger Brennstoff.

SBZ: Welches Potenzial sehen Sie?

Diercks: BioLPG wird für viele umweltbewusste private Endverbraucher und Unternehmer interessant sein. Da es biogenes Flüssiggas in Deutschland nur bei uns gibt, erwarten wir natürlich, neue Kunden gewinnen zu können. Für unsere umweltbewussten Bestandskunden ist BioLPG ebenso attraktiv, da sie ihre Heizungsanlage ohne zusätzliche Umbauten weiterhin nutzen können. Bei Gewerbekunden und der öffentlichen Hand sehen wir, dass sie umweltschonendes Wirtschaften zunehmend als Wettbewerbsfaktor entdecken bzw. in den Mittelpunkt rücken. Auch hier ergeben sich Absatzchancen für BioLPG.

SBZ: Die Kapazitäten für die Herstellung werden voraussichtlich wachsen. Wie schätzen Sie die Entwicklung des Marktanteils in den kommenden Jahren ein?

Diercks: Das hängt wesentlich davon ab, wann der deutsche Gesetzgeber BioLPG mit anderen aus Biomasse hergestellten Brennstoffen gleichsetzt. Wir werben daher für eine angemessene Berücksichtigung von biogenem Flüssiggas in der Energieeinsparverordnung und im Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz. Dadurch dürfte die Nachfrage stark ansteigen. Die dena hat für uns errechnet, dass innerhalb kurzer Zeit 200 000 t BioLPG jährlich hergestellt werden können. Die Menge entspricht rund 17 % des heute zum Heizen verwendeten Flüssiggases. Das wäre ein wichtiger Beitrag zu einer klimaschonenden Wärmeversorgung und zum Gelingen der Energiewende insgesamt.