SBZ: Herr Schmidtchen, was ist für Sie in einem 90 Jahre alten Unternehmen wichtiger – auf traditionelle Werte zu setzen oder immer etwas Neues auszuprobieren?
Peter Schmidtchen: Dabei könnte ich keine Prioritäten setzen. Beides ist mir persönlich gleich wichtig. Wir haben einen sehr guten Kundenstamm, der uns über die Jahre fast durchweg die Treue gehalten hat. Da ist es wichtig, dass die Kunden solide Qualitätsarbeit und perfekten Service erhalten, den sie gewohnt sind. Gleichzeitig ist es aber auch notwendig, immer aufgeschlossen für Neues zu sein. Denn Haus- und Wohnungseigentümer sind im Allgemeinen sehr gut informiert und fragen oftmals gezielt nach Technologien, die sie nutzen wollen. Auch dann müssen wir selbstverständlich kompetente Ansprechpartner sein.
SBZ: Frau Ubl, wie hoch ist der Bekanntheitsgrad Ihres Unternehmens in der Region?
Sonja Ubl: Unser Bekanntheitsgrad ist hier sehr hoch. Der Betrieb existiert seit 1934 und wurde durch den Urgroßvater unseres Vaters gegründet – allein unsere Familiengeschichte schafft einen sehr hohen Bekanntheitsgrad. Mein Bruder und ich haben die Firma kürzlich übernommen. Dazu ist unsere Klientel vorwiegend im Ein- und Zweifamilienhausbereich im Bestand angesiedelt, was in der Regel enge und persönlich geprägte Kontakte mit sich bringt. Oftmals handelt es sich bei den Häusern um sehr alte und teilweise herrschaftliche Gebäude.
SBZ: Gerade in der wechselvollen Geschichte in und rund um Berlin könnten wir uns vorstellen, dass die Geschichte Ihres Unternehmens ebenso spannend ist, wenn es um die Ausstattung und Sanierung derartiger Gebäude geht.
Schmidtchen: Auf jeden Fall! Bewusst kann ich mich noch daran erinnern, wie kreativ mein Vater gerade zur Zeit der Wende unterwegs war, um Material zu beschaffen. Da ist er auch schon mal mit dem Lkw nach Westdeutschland gefahren und kam mit Paletten voller WCs zurück, weil in und um Berlin keine WCs mehr zu bekommen waren. Im Hinblick auf Heizgeräte waren wir zu fast jedem Zeitpunkt sehr gut versorgt. Hier in Berlin wurden und werden ja noch viele beheizte Standspeicher und Gas-Durchlauferhitzer eingesetzt.
SBZ: Sie stehen sicherlich hinsichtlich der aktuellen und kommenden Herausforderungen in puncto Wärmeversorgung vor spannenden Aufgaben.
Schmidtchen: Natürlich! Auf Herstellerseite sind wir auf Partner angewiesen, die nicht nur über ein großes Programm, sondern vor allen Dingen auch über einen perfekten Service verfügen. Wir werden zwar immer darauf angesprochen, ob wir nicht dieses oder jenes günstige Produkt im Handel erwerben wollen, sehen aber immer davon ab. Denn was nutzt es uns, wenn wir das jeweilige Produkt selbst nicht umfassend kennen und dann unter Umständen obendrein nicht auf einen schnellen, zuverlässigen Herstellerservice setzen können? Wir arbeiten deswegen auf Heizungsseite schon sehr lange nur mit einem einzigen Hersteller, nämlich mit Vaillant, zusammen. Die haben uns noch nie hängen lassen.
SBZ: Was ist neben dem Service noch wichtig?
Schmidtchen: Genauso wichtig ist die Qualität der Produkte, denn das eine hat ohne das andere keinen Bestand. Was bringt mir ein gutes Produkt, wenn der Hersteller selbst kein Interesse daran hat, eventuelle Probleme schnellstmöglich aus der Welt zu schaffen? Es ist uns wichtig, dass auch der Hersteller glaubwürdig zeigt, dass er sehr viel Wert auf zufriedene Kunden legt. Denn ohne gute Kundenbetreuung kann heute niemand mehr am Markt überleben. Wir verstehen uns nicht nur als Handwerker, sondern auch als Dienstleister, der für seine Kunden da ist.
SBZ: Nutzen Sie in dem Zuge auch den Werkskundendienst von Herstellern bei Ihren Kunden?
Schmidtchen: Ja, in jedem Fall. Wir hatten beispielsweise wegen Personalmangels einmal unser gesamtes Wartungsgeschäft an Vaillant abgegeben. Hier ist dann ein Servicetechniker von Vaillant zu unseren Kunden gefahren und hat alle Wartungen gemacht. Das hat sehr gut geklappt – auch weil es immer der gleiche Techniker war, der quasi für uns abgestellt worden ist. Dadurch konnten wir mit ihm zusammen Termine koordinieren und waren in ständigem Austausch. In dem Moment war er wie ein vollwertiger Mitarbeiter. Das hat super funktioniert.
SBZ: Warum arbeiten Sie in dieser schnelllebigen Zeit schon so lange mit einem Hersteller zusammen? Würde es Ihnen nicht finanzielle Vorteile bringen, hier häufiger zu wechseln?
Ubl: Es ist durchaus möglich, dass ein häufiger Wechsel kurzfristig finanzielle Vorteile bringen würde, beispielsweise aufgrund diverser Einführungsrabatte oder wenn wir die Sonderangebote im Handel nutzen würden. Für einen langfristigen Erfolg wäre dies aber abträglich, denn wir kennen dann weder die Technik der Produkte umfassend, noch können wir die Servicequalität und Betreuung des Herstellers einschätzen. Letztendlich kann das zu Unfrieden in der Beziehung zum Kunden führen, weil etwas nicht so läuft wie gewünscht.
SBZ: Bringt in Ihrem Fall die sehr intensive Bindung an einen Hersteller nicht auch Nachteile?
Ubl: Ja und nein – es ist ein Geben und Nehmen. Wenn wir nicht adäquat betreut würden, würden wir zu einem anderen Hersteller wechseln. Da würde dann irgendwann die Partnerschaft enden – egal, wie lange man sich kennt. In unserem Beispiel mit Vaillant findet eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe statt. Man unterstützt uns, wo es eben geht, auch wenn einmal eher ungewöhnliche Dinge anstehen. So habe ich beispielsweise auch meine Masterarbeit in Kooperation mit Vaillant erstellt. Hier wurde sofort Unterstützung angeboten, was schon außergewöhnlich ist.
SBZ: Das hört sich so an, als wäre die Zusammenarbeit in der Tat sehr intensiv.
Ubl: Ja, wie gesagt: Es ist ein Geben und Nehmen. Wir sind bei Vaillant zertifizierter Kompetenzpartner und nehmen regelmäßig an Partnertreffen teil, bei denen man sich mit Kollegen aus Deutschland austauschen kann. Hierdurch werden wir immer wieder auf neue Themen aufmerksam und es wird niemals langweilig. Gleichzeitig bieten wir dem Unternehmen unsere Erfahrung aus der Praxis mit ihren Produkten an, weisen beispielsweise auf Verbesserungsmöglichkeiten oder fehlende Leistungsgrößen hin. Hier finden wir immer Gehör und das macht Spaß, denn wir sind, in allen Belangen, ein echter Teil der Branche. Vaillant feiert dieses Jahr ja auch sein 150-jähriges Jubiläum. Das kommt nicht von ungefähr.
SBZ: Wie läuft derzeit das Wärmepumpengeschäft bei Ihnen?
Schmidtchen: Unser Einzugsgebiet wird durch viele sehr alte Häuser dominiert, viele davon sogar noch mit alten Gussheizkörpern. Optisch in der Regel ein Traum, aber für den Einsatz einer Wärmepumpe oftmals nicht geeignet. Überall, wo es geht, erstellen wir Konzepte, um die Wärmepumpe einzusetzen. Vielfach handelt es sich dann aber um Hybridanlagen in Verbindung mit einem Gasheizgerät. Die Ausbaustufe der Häuser unserer Kunden liegt durchschnittlich um etwa 1950.
SBZ: Fragen Ihre Kunden denn gezielt nach der Sanierung mit Wärmepumpen?
Schmidtchen: Ja, aber wir als Branche müssen hier generell noch viel mehr Überzeugungsarbeit beim Endkunden leisten und noch viel besser informieren. Oft wird die Wärmepumpe bei einer Heizungssanierung gar nicht in Erwägung gezogen oder sie ist durch die politischen Querelen rund um das Heizungsgesetz sogar negativ behaftet. Dass an der Wärmepumpe mittelfristig kaum noch ein Weg vorbeiführen wird, müssen Haus- und Wohnungseigentümer erst einmal verinnerlichen. Keine Frage: Die Umstellung, dass Wärme ohne Flamme erzeugt wird, ist für viele Kunden gewöhnungsbedürftig.
SBZ: Wie gehen Sie denn im Kundengespräch mit derartigen Problemen und dem Informationsbedarf um?
Ubl: Zum einen mit einfacher Aufklärung und Information. Das ist unabdingbar, auch weil wir bei unseren Kunden ja eine Vertrauensposition einnehmen. Zum anderen nutzen wir in den Gesprächen gerne Tools von Vaillant, mit denen wir sehr schnell eine Bestandsaufnahme beim Kunden machen und dann die passende Lösung für die Wärmeversorgung vorlegen können. Besonders die Wärmepumpen-Schnellauslegung ist da extrem hilfreich: Man kann während des Kundengesprächs im Handumdrehen ein fertiges System vorlegen, über das man diskutieren und das man individuell ergänzen kann. Das überzeugt viele Endkunden direkt im ersten Gespräch vor Ort.
SBZ: Sie verbinden also das Beste aus zwei Welten – Unternehmenshistorie mit modernen Hilfsmitteln.
Ubl: Das bestätigen uns auch immer wieder unsere Mitarbeitenden. Wir sind ein Unternehmen, das darauf Wert legt, konservative Werte mit den bestmöglichen aktuellen und innovativen Hilfsmitteln zu verknüpfen. Das ist gerade für unsere Auszubildenden auch immer wieder eine spannende Erfahrung, wie sie uns bestätigen. Uns ist es immer wichtig, hier die Waage zu halten und so den langfristigen Unternehmenserfolg zu sichern. Deswegen sind wir auch in einem festen Verbund mit Partnern wie Fliesenleger, Elektriker und Maler unterwegs, um unseren Kunden die gewünschte Leistung aus einer Hand bieten zu können.
SBZ: Wie sieht es mit Nachwuchs für Ihren Betrieb aus? Können Sie genügend junge Leute gewinnen?
Schmidtchen: Gerade in einer Stadt wie Berlin sind die Möglichkeiten für junge Leute natürlich extrem vielfältig, wenn es darum geht, sich für einen Beruf zu entscheiden. Unsere Branche ist, als Teil der Energiewende und als Taktgeber für den Klimaschutz, in den letzten Jahren deutlich spannender geworden. Das zieht viele in ihren Bann und sie wollen hier ebenfalls einen aktiven Beitrag leisten. Wenn das dann noch mit ihrem Beruf geht – umso besser. Und darüber hinaus haben wir als sehr solider und gleichzeitig innovativer Arbeitgeber natürlich die besten Trümpfe in der Hand, wenn wir Auszubildende suchen. Gerade digital interessierte junge Erwachsene sind oft überrascht, wie modern wir hier unterwegs sind.
SBZ: Frau Ubl, Herr Schmidtchen, vielen Dank für das Gespräch.