Neulich hat Ihr Chefredakteur mal wieder die Untiefen des SHK-spezifischen Internets ausgelotet. Meine liebsten Anlaufstellen: Online-Kalkulatoren und Plattformen zur Auftragsvermittlung an „Handwerker“ – die Anführungszeichen sind bewusst gesetzt, dazu später mehr. Der digitale Segeltörn führte mich zur Internetseite www.Badezimmer-Portal24.de. Das Konzept von Plattformen dieser Art kennen Sie: Ein weiteres Model, das Onlinenetze auswirft, um Kundenkontakte schwarmweise abzufischen. Also, drei Fragen zum Projekt beantworten, Kontaktdaten abgegeben und schon rauscht das neue Bad ins Haus – so zumindest das Versprechen. Die Realität sieht anders aus, das wissen Sie nur zu gut. Dieser Fall entwickelte sich jedoch auf eine sehr spezielle Art weiter.
Die könnten das auch gut, meinte die Telefonstimme.
Kaum hatte ich alle Eingabemasken ausgefüllt und die Daten abgesendet, da klingelte schon mein Telefon. Berliner Vorwahl. Am Apparat: eine freundliche Telefonstimme vom Badezimmer-Portal24. Sie wollte mit mir die Angaben zur Badmodernisierung durchgehen und mir anschließend einen „Handwerksbetrieb“ aus meiner Umgebung für die Umsetzung vorschlagen. Prima, dachte ich. Der Datencheck war kein Problem, die Handwerkervermittlung schon. Die Dame hatte nämlich nur Obi zur Umsetzung im Angebot. Obi? Richtig, Obi. Die Baumarktkette. Die könnten das auch gut, meinte die Telefonstimme. Wollte ich aber nicht. Ersatzvorschläge gab es jetzt keine, aber vielleicht später, andere SHK-Betriebe hätten aktuell eben keine Kapazitäten frei. Also, Rückruf vereinbart.
Nach zwei Wochen meldete sich das Callcenter erneut. Mit neuen Vorschlägen zur Betriebsvermittlung? Leider nein, nur Obi hätte freie Kapazitäten gemeldet, sagte die Telefonstimme. Neuer Anlauf weitere 14 Tage später. Und Sie ahnen es sicher, liebe Leser: Mir wurde erneut nur Obi als „Handwerksbetrieb“ für meine Badmodernisierung angepriesen. Neugierig, wir Ihr Chefredakteur nun mal ist, wollte ich wissen, welche echten Handwerksbetriebe denn beim Badezimmer-Portal24 gelistet sind. Konnte mir die Telefonstimme nicht sagen. Auf den angekündigten Rückruf von ihrem Teamleiter zu dieser Frage warte ich heute noch. Hinter dem Portal steckt der relativ bekannte Onlinevermittler www.aroundhome.de.
Aus dieser Erfahrungen lassen sich mehrere Kenntnisse ziehen: Online-Schleppnetz-Auswerfer verfügen über eine gute Management-Software, um Kundenkontaktdaten zu händeln. Sie sind hartnäckig im Wettbewerb um Privatkunden-Aufträge. Und: Auch vermeintlich große reale Anbieter scheinen sich kleinerer digitaler Plattformen zu bedienen, um mehr oder weniger gut „maskiert“ beim Verbraucher zu landen. Um Aufträge an Land zu ziehen und sie an willige Abwickler durchzureichen. Sie als echte SHK-Fachunternehmer können da aber prima gegenhalten. Wenn Sie die Kontaktpflege intensiv gestalten und die Fachkompetenz zum Wohle des Kunden ausspielen. Bezüglich des zweiten Punktes lege ich Ihnen das Top-Thema Bad in dieser SBZ-Ausgabe 2-2020 besonders ans Herz. Es geht u.a. um Geräuschklassen bei Badezimmerarmaturen und um die Gestaltung von halböffentlichen Sanitärräumen für Kinder.
