Erstmals steht eine gute Luftqualität ganz oben auf der Tagesordnung.
Seitdem die Corona-Infektionszahlen wieder steigen, bestimmt in Deutschland eine neue Formel unser Zusammenleben: AHA + L. Die bekannten Schutzbausteine Abstand, Hygienemaßnahmen und Alltagsmasken wurden um ein neues Element ergänzt: das Lüften.
Aus der Perspektive unserer Branche ist dies eine positive, wenn nicht gar revolutionäre Entwicklung. Was jahrelange Aufklärung, unzählige Studien und Empfehlungen nicht geschafft haben, hat uns die Corona-Pandemie in nur wenigen Monaten beschert: Erstmals steht eine gute Luftqualität in Innenräumen ganz oben auf der Tagesordnung.
Und ähnlich, wie ganz am Anfang der Pandemie über die Schutzwirkung von Masken diskutiert wurde (selbst die Weltgesundheitsorganisation hat deren Wirksamkeit zunächst bezweifelt), findet hier mittlerweile eine breite Debatte statt. Und zwar darüber, wie sich Aerosole als Übertragungsmedium für das Coronavirus genau in Räumen verbreiten und wie dem am sinnvollsten entgegenzutreten ist.
Dabei zeichnet sich ein Dilemma ab, das exemplarisch in der aktuellen Diskussion um die Schullüftung deutlich wird. Es geht hier um das Machbare und das Notwendige. Und darum, wie diese beiden Aspekte bewertet und gegeneinander abgewogen werden.
So empfiehlt etwa das Umweltbundesamt (UBA) für Klassenräume alle 20 Minuten das Stoßlüften für etwa 5 Minuten als Königsweg. Ob dies im Winter praktikabel ist, sei mal dahingestellt. Weiterhin seien aber Räume, in denen die Fenster nicht weit geöffnet werden können, nicht für den Unterricht geeignet. Das sind laut Deutschem Lehrerverband bundesweit 100 000 Klassenzimmer!
Dort sollte dann aus Sicht des UBA geprüft werden, ob durch den Einbau einfacher ventilatorgestützter Zu- und Abluftsysteme eine ausreichende Außenluftzufuhr erreicht werden kann. Ist dies nicht möglich, kann der Einsatz von mobilen Luftreinigungsgeräten als Ausnahmefall erwogen werden.
Für beide Maßnahmen gibt es im Übrigen keine bundesweite Förderung und die Mehrheit der Bundesländer steht der Anschaffung – wohl aus Kostengründen – ablehnend gegenüber. Immerhin haben Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Bayern mittlerweile eigene Förderprogramme auf den Weg gebracht.
Mein Appell an Sie als Fachunternehmer lautet: Halten Sie sich beim Thema Lüftung in Zeiten von Corona auf dem Laufenden! Und nutzen Sie dieses Wissen, um Ihre Kunden von notwendigen und machbaren Maßnahmen zu überzeugen! Bei der SBZ finden Sie dazu aktuelle und ausführliche Informationen sowohl online als auch im Heft (diesmal mit dem Top-Thema Lüftung + Klima ab Seite 12).
Bleiben Sie also weiter optimistisch!
Ihr
Tim Geßler
SBZ-Redakteur