Das 3. Forum Innenraumhygiene bot in Form einer kombinierten Kongressveranstaltung mit begleitender Fachausstellung in der Messe Essen den Besuchern einen themenübergreifenden Überblick. Es brachte Besucher, Aussteller und Referenten miteinander ins Gespräch. Über 1000 Fachbesucher aus ganz Deutschland nutzten die Plattform für gesundes Bauen und Wohnen, um sich über den neuesten Stand der Kenntnisse im Punkte der Gebäudehygiene zu informieren.
Energie sparen geht nur mit Lüftungsanlagen
Das Forum bot Raum für aktuelle Diskussionen. Im Mittelpunkt standen dabei Zielkonflikte, die sich aus der Erfüllung von Normvorgaben ergeben. Jeder größere Eingriff bei der Sanierung im Bestand hat Konsequenzen für die Gebäudehülle. Die energetischen Anforderungen führen aber zu immer luftdichteren Gebäuden. Auch die Feuchtigkeitsspeicher in Innenräumen nehmen durch den Einsatz von Hartbelägen und Wandputzen ab.
Experten der unterschiedlichsten Fachdisziplinen betonten auf dem Forum diese Kehrseite konsequenter Energieeinsparung. Immer seltener wird der hygienische Mindestluftwechsel über eine Zufallslüftung oder durch Undichtigkeiten erreicht. „Niemand will zurück zu den zugigen Altbauten, aber es besteht die Notwendigkeit, dass bei der Planung von Gebäuden gesundheitliche Aspekte beachtet werden. Der Einsatz von emissionsarmen Materialien, eine Verringerung der Konzentration chemischer Komponenten und die Aufklärung der Nutzer über ein aktiveres Lüften sind hier primär zu nennen“, so Dr. Heinz-Jörn Moriske, Vorsitzender der Innenraumlufthygiene-Kommission des Umweltbundesamtes. So stand das Thema Raumlufthygiene im Zentrum vieler Diskussionen.
„Ohne Lüftung geht es nicht, aber wir müssen uns von der Zufallslüftung verabschieden und konsequent intelligente Lösungen zur Frischluftzufuhr in Gebäuden planen. Die Lösung muss nicht zwangsläufig in der Installation hochtechnischer Anlagen liegen, sondern in individuellen Lösungen mit Blick auf das betroffene Gebäude. Ziel für uns als Veranstalter ist es, dass Bauverantwortliche das Thema Wohngesundheit als neuen Kompetenzbereich wahrnehmen. Unternehmer wichtiger Gewerke, insbesondere der technischen Gebäudeausrüstung sollen branchenübergreifend mit Herstellern, Planern und Wissenschaft kooperieren, um mit einem gesamtheitlichen Ansatz Lösungen für die vielfältigen Probleme bei der Innenraumhygiene zu finden“, so Hans-Peter Sproten, Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes NRW.
Von Mikroorganismen und Schadstoffen
Das Kongressprogramm umfasste 40 Fachvorträge von Wissenschaftlern und Experten, die Handlungsempfehlungen für das Erkennen, Bewerten und Beseitigen von Innenraumbelastungen gaben. Ein Thema, das sehr große Resonanz fand, war die Trinkwasserhygiene. Heute genügt es zur Erfüllung eines Werkvertrages nicht mehr, dass Wasser aus einer Leitung kommt; es muss nachweislich Trinkwasser sein. Die Einhaltung aller Grenzwerte setzt dabei einen hygienisch einwandfreien Umgang mit dem Material und eine saubere Verarbeitung voraus. Mängel, die sich aus Defiziten im Rahmen der Installation ergeben, sind nachträglich nur schwer wieder auszumerzen. Was bei der Sanierung der Trinkwasserinstallation aus hygienischer Sicht zu beachten ist und wie es um die Beständigkeit der Trinkwasserinstallationen steht, waren weitere Aspekte, denen im Forum Trinkwasser nachgegangen wurde.
Das Forum Recht und Baubiologie behandelte versteckte Schadstoffe im Baualltag und befasste sich mit der Fragestellung, wer eigentlich für den Erfolg von Innraumhygiene-Sanierungen haftet. Das Forum Krankenhaushygiene betrachtete Fragestellungen zum Thema Krankenhausinfektionen, stellt Lösungen zur Prävention vor und liefert konkrete Hilfestellung für planende und ausführende Unternehmen mit dem Einsatzort Krankenhaus.
Im Rahmen der Veranstaltung wurden die Preisträger des 1. Europäischen Innenraumhygiene-Preises bekannt gegeben. „Mit der Vergabe des Preises an die FH Gelsenkirchen, die BauX und Forschung- und Beratung GmbH aus Wien und den Fachverband des Tischlerhandwerks NRW haben wir herausragende unternehmerische und technologische Leistungen auf dem Gebiet der Innenraumhygiene ausgezeichnet. Wir müssen hin zu mehr Prävention, denn Gesundheit und Wohlbefinden hängen zum großen Teil von der Qualität der Innenräume ab. Unsere drei Preisträger sind beste Beispiele für diesen Ansatz“, so Hans-Peter Sproten.