Über 50 Aussteller aus Industrie und Handwerk und öffentlichen Einrichtungen haben in Essen praxisgerechte Problemlösungen rund um das Thema Innenraumhygiene vorgestellt. Verbunden mit der Fachausstellung bot der Kongress ein hochkarätiges Vortragsprogramm und kombinierte Theorie und Praxis. Gegliedert in die fünf Themenbereiche Wasser, Luft, Schimmel, Emissionen und Materialien, konnten sich die rund 1000 Besucher ihr persönliches Informationsprogramm aus den 40 Fachvorträgen zusammenstellen. In zahlreichen Diskussionen entwickelte sich ein reger Gedankenaustausch zwischen den Wissenschaftlern, Herstellern und den Handwerkern, von dem alle Seiten Nutzen zogen. Umsetzungsmöglichkeiten konnten auf der Fachausstellung sofort gefunden und entsprechende Kontakte zur Industrie geknüpft werden.
Von Nanopartikeln über Feinstaub bis hin zu Zuckermolekülen
Besteht ein Spannungsfeld zwischen regenerativen Energien und Legionellen, war eine der Fragen, der im Themenzug Wasser nachgegangen wurde. Hausstaub wird im Fall der chemischen Schadstoffe als Gedächtnis eines Gebäudes angesehen, da sich einige Substanzen darin anreichern. Eine Studie der Uni Oldenburg untersucht, ob dies auch für Pilzsporen und Mykotoxine gilt. Ob sichtbarer Pilzbefall Einfluss auf die Konzentrationen im Hausstaub hat, wurde im Themenzug Schimmel behandelt. Der Schwerpunkt Emissionen widmete sich den Themen Feinstaub und Nanopartikeln in Innenräumen und ging u.a. der Frage nach, ob Feinstaub in Schulen nur ein Problem der Reinigung ist. Der Themenzug Luft zeigte Wege zu gesunder Raumluft auf. Planungskriterien für hygienische Luftbefeuchtung wurden ebenso vorgestellt, wie Hygieneanforderungen an Zentrallüftungsgeräte. Im Themenzug Materialien stellte das deutsche Textilforschungszentrum Krefeld neue Möglichkeiten zur Eliminierung von Schadstoffen und Gerüchen vor. Grundlage ist das Zuckermolekül Zyklodextrin, das in der Lage ist, Gerüche einzukapseln. Wie ein Container nimmt es die Substanzen auf und macht sie für den Menschen nicht mehr wahrnehmbar. Soweit nur einige Stichpunkte.
Ganzheitliche Betrachtungen sind nötig
Der nordrheinwestfälische SHK-Fachverband sieht als Veranstalter des Forums gerade darin eine dringende Notwendigkeit. Im Vergleich mit der Auftaktveranstaltung 2007 ist die Anzahl der Aussteller auf dem zweiten Forum gewachsen, was den allgemeinen Wunsch nach Austausch und Zusammenarbeit auf dieser bislang deutschlandweit einzigartigen Veranstaltung verdeutlicht. Zur Eröffnung unterstrich der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Michael Müller, die Erfordernis der Kooperation von Handwerk und Wissenschaft: „Mehr denn je wird von uns ganzheitliches Denken und nachhaltiges Handeln verlangt, um die Probleme der Zukunft zu meistern. Eine gesunde Umwelt gehört dazu. Das Deutsche Forum Innenraumhygiene sehe ich als Schnittstelle zwischen Umwelt- und Gesundheitstechniken.“ Müller weiter: „Wir müssen hin zu mehr Prävention, denn Gesundheit und Wohlbefinden hängen zum großen Teil von einer intakten Umwelt in Innenräumen ab.“ Wohl schon aus diesem Grund hat das Umweltbundesamt zum zweiten Mal in Folge die Schirmherrschaft für die Veranstaltung übernommen. Ziel des Forums ist es, Wissenschaft, Industrie und Handwerk dichter zu verzahnen. Hier werden Angebot und Nachfrage sowie Know-how und Umsetzung zusammengeführt. Denn wenn es um die Bau- und Wohnraumhygiene geht, ist nur eine ganzheitliche Betrachtung und Behandlung des Problems dauerhaft zielführend.
Bauhygiene ist das Zukunftsthema
Die klassischen Funktionen und Aufgaben des Baukörpers und der Technischen Gebäudeausrüstung, wie Standsicherheit sowie Wärme- und Brandschutz, sind weitgehend selbstverständlich geworden und es existieren hierzu entsprechend standardisierte Lösungsansätze. In Sachen Hygiene und Gesundheit hingegen entstehen durch die komplexe Gebäudetechnologie zahlreiche Problem- und Handlungsfelder. Mittlerweile prägen Luft- und Wasserreinhaltung sowie die Wahl der geeigneten Werkstoffe und Materialien die Bewertung und den Wert von Gebäuden. Schlagworte wie Sick-Building-Syndrom, Legionellen, Schimmelpilz, Elektrosmog, krebserregende Stäube, Asbestfasern, Allergien und sogar Radioaktivität werden in den Medien thematisiert. Das wirft bei Verbrauchern und Gebäudebetreibern viele Fragen auf, die Planer, Handwerker aber auch Hersteller oftmals nur unzulänglich beantworten können. Übergreifende Lösungskonzepte bilden die Ausnahme. Angesprochen ist hier ein Zukunftsmarkt, der auch politisch gestützt wird. Die Themen Verbraucherschutz und Schutz der Gesundheit stehen dabei an erster Stelle. Die Thematik betrifft damit sowohl den fachlichen wie auch produktspezifischen Bereich, sowie epidemiologische Sachverhalte und Haftungsrisiken von erheblichem Ausmaß.
Netzwerker für gesundes Bauen
Auch auf dem Forum gab es wieder Beispiele für branchenübergreifende Kooperationen. Die Bochumer Handwerksunternehmen Malerwerkstätten Mohr und der SHK-Betrieb Aldo GmbH präsentierten sich gemeinsam mit der Karl-Neidert-Luftfiltertechnik, dem Sachverständigenbüro für Baubiologie und Umweltanalytik Baltz und dem BMA-Labor, einem biologischen Mess- und Analyselabor. Die Netzwerker betonten, dass sich der gemeinsame Auftritt vor Fachpublikum positiv auf die eigene Beratungskompetenz auswirkt. Auch im Tagesgeschäft fragen Kunden immer häufiger branchenübergreifende Lösungen nach. Umweltanalytiker Rüdiger Baltz: „Mir ist es wichtig, dass ich nach dem Erkennen und Bewerten einer Innenraumbelastung meinem Kunden ein qualifiziertes Unternehmen nennen kann, das sich dann um eine verlässliche Beseitigung der Schadstoffquelle kümmert.“ Gilt es doch für Unternehmer wichtiger Gewerke der technischen Gebäudeausrüstung branchenübergreifend mit Herstellern, Planern und Wissenschaft zu kooperieren, um damit gesamtheitliche Lösungen zur Innenraumhygiene umzusetzen.
Die Themen Hygiene und Wohngesundheit in Innenräumen erhalten durch die rasanten Technologiesprünge sowohl bei der Sanierung von Altbauten wie auch im Neubau eine neue Bedeutung. Die Informationen des zweiten Deutschen Forums Innenraumhygiene liefern einen nicht unerheblichen Beitrag, sich in diesem neuen Handlungsfeld sicher zu bewegen. Hans-Peter Sproten, Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes SHK NRW: Ich bin davon überzeugt, dass das Thema Wohngesundheit ein Zukunftsmarkt ist, der Handwerkern und Planern neue Marktchancen erschließt. Die wachsende Resonanz auf unsere Veranstaltung durch Verbände und Institutionen, die positiven Signale aus der Politik, aber vor allem auch die steigenden Besucherzahlen, bestärken mich darin, das Forum Innenraumhygiene als die Wissensplattform für gesundes Bauen und Wohnen zu etablieren.“
Kongressband gibt es beim Fachverband
Für die Besucher des zweiten Deutschen Forums Innenraumhygiene steht ein digitaler Kongressband zur Verfügung, der alle Fachvorträge beinhaltet. Wer die Veranstaltung nicht besucht hat, kann sich im Internet unter http://www.innenraumhygiene.com einen Überblick über das Kongressprogramm verschaffen und das Kompendium dort auch bestellen. Weitere Infos erhalten Sie beim Fachverband SHK NRW, Telefon (02 11) 6 90 65-0.