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Damit es nicht zum Rosenkrieg kommt

Was Frau braucht und Mann nicht

Inhalt

Die Anforderungen an Badezimmer bei Frauen und Männern könnten wohl unterschiedlicher nicht sein. Besonders in Bezug auf den Waschplatz und sein Stauraumvolumen, denn meist beansprucht die Frau des Hauses zwei Drittel bis drei Viertel des zur Verfügung stehenden individuellen Stauraumes. Das kann schon in der Planungsphase zu Streitigkeiten bei Kundenpaaren führen. Es bleibt die Chance, planerisch darauf zu reagieren – noch besser aber nehmen Sie schon im Vorfeld dem drohenden Sturm den Wind aus den Segeln und steuern Sie mit einer qualifizierten Beratung dagegen. Zufriedene Kunden und Weiterempfehlungen werden der Lohn sein. Bei der Planung von Single- oder Paar-Bädern ist es von Vorteil, folgende Punkte zu beachten.

Kosmetika nach laufendem Meter

Eine Frau möchte oft halb Douglas im Bad unterbringen. Eine Bedarfsanalyse ist hier unabdinglich. Ähnlich wie bei der Planung von Arbeitsstätten (wo Akten nach laufendem Meter aufbewahrt werden) sollte auch hier nach laufenden Metern gefragt werden. Denn bei Frauen können schon mal leicht mehrere Meter zusammenkommen: von Tages- und Nachtcreme über Augencreme, Peeling, Masken bis hin zu Reinigungsmilch und Gesichtswasser. Dazu kommt noch Kosmetika wie Make-up, Rouge, Puder, Wimperntusche. Dazu Lidschatten, Kajal und Lippenstifte sowie Nagellack, natürlich alles in verschiedenen Farben passend zum jeweiligen Outfit. Wer glaubt, die Liste sei hier zu Ende, hat wohl noch nie in einen Spiegelschrank geschaut. Denn um all diese Mittelchen richtig anwenden zu können, bedarf es noch weiterer Utensilien: Wimpernzangen und -bürsten, Kosmetiktücher, Rouge- und Puderpinsel, Ohrstäbchen, Wattepads, Parfüms und Körperlotionen. Dazu kommt dann noch eine weitere Liste von Haarprodukten für Pflege und Styling: Haarspray, Haarwachs, Haargel und das alles am besten noch in verschiedenen Stärkegraden oder in Varianten für den Sommer mit UV-Schutz. Lockenwickler und diverse Haardekorationsartikel nicht zu vergessen. Da Frau sich aber nicht nur die Haare stundenlang stylt, sondern an bestimmten Stellen diese gar nicht erst haben will, kommen oft noch diverse Produkte zur Haarentfernung hinzu. Verteilt sich diese ganze Ansammlung nicht auf mögliche andere Stauraummöglichkeiten, kann so ein Frauen-Waschplatz leicht aus allen Nähten platzen.

Männer eher minimalistisch

Mann dagegen bleibt in der Regel übersichtlich und minimalistisch. Hier finden sich hauptsächlich Produkte für Haarstyling und die Rasur. Dabei muss zwischen Nass- und Trockenrasierer unterschieden werden. Bei Rasierschaum, Pinsel und Aftershave endet meist schon die Produktliste. Bei immer mehr Männern halten aber auch Gesichtspflegeprodukte Einzug und in seltenen Fällen sogar Kosmetika. Wobei sich hier die Zahl der Produkte meist in einem sehr überschaubaren Rahmen hält. Schön, wenn wie im Bild 2 nicht nur alles griffbereit in einem Spiegelschrank untergebracht wird, sondern integrierte Steckdosen und ein Radio den Komfort erhöhen.

Gleichberechtigung nur bei der Zahnpflege

Gleichheit am Waschplatz scheint nur bei der Zahnpflege zu herrschen: Ob elektrisch oder manuell geputzt wird, ist geschlechtsunabhängig. Egal welche Anwendung zurzeit beim Kunden aktuell ist, wer vorausschauend plant, sollte in jedem Fall einen Platz für elektrische Zahnpflegegeräte vorsehen. Optimaler Platz ist im Schub mit Steckdose für das Ladegerät oder im Spiegelschrank. In beiden Fällen muss auf genügend Stehhöhe für das Gerät geachtet werden. Dazu kommen eventuell noch Munddusche und Mundwasser, je nach Benutzergewohnheit. In höherem Alter bevorzugen beide Geschlechter einen Schminkspiegel – die eine für exakten Lidstrich, der andere, um der widerspenstigen Barthaare Herr zu werden.

Kosmetik-Messis aufklären

Leider neigen Frauen allzu oft dazu, den Kosmetikherstellerversprechen zu erliegen und sich jedes neue Produkt zu kaufen, in der Hoffnung, es sei endlich die lang ersehnte Wunderwaffe. Die Folge ist eine Ansammlung von ähnlichen Produkten, die meist ein tristes Nebeneinander führen und langsam einstauben – denn die neue Creme zeigt ja erst nach vier Wochen, was sie kann, und bei den Preisen trennt Frau sich ungern von ihren alten Schönheitsversprechern. So geht die Aufgabe des Badplaners manchmal über das eigentliche Planen hinaus – denn in besonderen Fällen sollte der Kunde erst mal über die Haltbarkeit von Kosmetika aufgeklärt werden, um den Überfluss an Produkten einzudämmen. Alles in allem also im Extremfall eine endlos erscheinende Liste von Produkten, die am Waschplatz unterzubringen sind.

Schon bei der Waschplatzplanung punkten

Bei der Bestandsaufnahme des Badezimmers geht es also nicht nur um ein räumliches Aufmaß und technische Gegebenheiten, sondern auch um die Menge an Pflegeprodukten, ihre Handhabung und örtliche Zuordnung. Dabei sollte der Ist-Zustand ruhig auch mal hinterfragt werden, denn nur weil der Kunde es jahrelang so gewohnt ist, heißt dies nicht, dass es ideal ist. Beispielsweise stapelten sich bisher ­alle Schminkutensilien in einer Schachtel, mit der Folge, dass erst ein Wühlen und Suchen zum richtigen Lippenstift führte. Ein Umstand, der meist bei einer allgemeinen Befragung des Kunden nach Wünschen und/oder Änderungen vergessen wird. Also eine Chance, bei den Kunden zu punkten! Nur bei genauer Analyse kann auch individuell geplant werden. Hilfreich sind hierbei Tabellen oder Fragenkataloge (siehe Extras). So kann schnell im Vorfeld ermittelt werden, wie viel Stauraum wirklich eingeplant werden muss. Ob zum Beispiel ein Spiegelschrank nur optional oder zwingend für die Unterbringung der Produkte vorgesehen wird, kann so begründet werden.

Je nach Budget und Geschmack stehen heutzutage vielfältige Modelle zur Verfügung. Manch ein Kunde zuckt bei dem Wort Spiegelschrank unwillkürlich zusammen und zeigt eine Aversion dagegen. Aber auch für solche Kunden gibt es ansprechende Lösungen in Form von Einbauspiegelschränken, die kaum noch erahnen lassen, dass sich hinter dem Spiegel ein Schrank verbirgt (Bild 3). Aber Vorsicht: Diese benötigen meist eine tiefere Vorwand. Da nicht jedes benötigte Utensil in einem Spiegelschrank Platz findet (z.B. Föhn), können zusätzlich Waschtische mit Schüben oder seitliche Hochschränke angeboten werden – je nachdem, wie viel Platz zur Verfügung steht. Integrierte Ordnungssysteme wie in Bild 4 sorgen in Schüben für Ordnung und halten alles am rechten Platz.

Dank genauer Analyse im Vorfeld kann sich zum Beispiel herausstellen, dass auf ein zweites Waschbecken verzichtet werden kann zugunsten von Stauraum oder eines Schminkplatzes. Bild 5 zeigt, dass es sich dabei nicht unbedingt um einen separierten Schminktisch handeln muss. Wenn die Waschtischplatte Tischhöhe erreicht, ist schminken oder föhnen im Sitzen möglich. Durch die Wahl von entsprechenden Aufsatzbecken kann der Waschtisch so gestaltet werden. Ganz entscheidend ist hier natürlich die Frage Links- oder Rechtshänder, denn danach sollte die Position von Steckdosen und/oder Föhnhaltern geplant werden. Aber auch wer wo steht sollte bei Doppelwaschbecken nicht außer Acht gelassen werden.

Der Waschplatz stellt also die größte Herausforderung an eine gute Planung und Funktionalität dar. Hier wird der Grundstock für ein aufgeräumtes Bad und vor allem eine anhaltende Beziehung der Kunden gelegt. Eine gute, detaillierte Bestandsaufnahme verringert das Risiko vieler Planungsüberarbeitungen und vermittelt den Kunden fachkundige, individuelle Beratung! Aber wie sieht es eigentlich mit den anderen Bereichen im Bad aus?

Auch im Duschbereich dominant

Auch hier herrscht meist ein unausgewogenes Verhältnis von Frauen- und Männer-Produkten und somit vorzusehender Ablageflächen. Während Mann sich meistens mit einem Shampoo begnügt, kommt Frau in der Regel nicht mit einem Shampoo und ohne Pflegespülungen und Haarkuren aus. Bei Vorwand­installationen können gestalterisch ansprechende Lösungen konzipiert werden, ob wie in Bild 6 über die gesamte Länge oder nur kleine, beleuchtete Nischen. Dann ist es ein Glück, wenn beide sich wenigstens die Seife beziehungsweise Waschlotion teilen. Dazu kommen eventuell noch Körperschwämme oder Hornhautraspeln. So erfreut nicht nur Frau ­eine Sitzmöglichkeit in der Dusche (Bild 7), erleichtert sie doch, das eine oder andere Haar am Bein zu beseitigen – vom allgemeinen zusätzlichen Komfort ganz abgesehen. Diese Auflistung lässt sich meist auf den Wannenbereich übertragen. Hier sollte gefragt werden, wie häufig die Wanne genutzt wird, denn oft ist dies eher selten der Fall und dann werden die benötigten Produkte einfach vorher aus dem Duschbereich geholt. Aber es gibt wie immer Ausnahmen, in denen zum Beispiel einer der Partner jeden Morgen badet, während der andere duscht. In solchen Fällen sollte auch an Stellfläche im Wannenbereich gedacht werden.

Haar außerhalb der Dusche ­waschen?

Ein Phänomen, das in der Praxis immer häufiger angetroffen wird: Badewannen oder Waschbecken dienen in vielen Bädern zum Haarewaschen. Für die Wahl der Produkte und die Planung von Einbauhöhen ist dies ein entscheidender Faktor. Wird zum Beispiel die Wanne überwiegend zum Haarewaschen benutzt, ist bei der Planung einiges zu beachten: Meistens kniet die Person vor der Wanne, indem sie sich mit den Knien am Wannenrand abstützt. Bei den heute üblichen niedrigen Einbauhöhen für besseren Einstieg kann das problematisch sein. Also lieber eine Frage über die Wannenutzung mehr gestellt als nach der Fertigstellung unzufriedene Kunden. Denn ein nachträgliches Höhersetzen der Wanne ist zwar möglich, nur passen dann meist die Höhenabstände bei Wandarmaturen nicht mehr. Aber auch die Haarwäsche am Waschbecken scheint immer beliebter zu werden. In diesem Fall sollten Sie auf zu flache Becken verzichten und entsprechende Armaturen aussuchen.

Klolektüre für Männer wichtiger als für Frauen

Selbst beim Bereich um das WC gibt es verschiedene Anforderungen: Was Frau an Hygieneartikeln hier braucht, braucht Mann eindeutig nicht. Meistens wird hier griffbereiter Stauraum vergessen und Frau behilft sich dann mit Schachteln auf der WC-Vorwand. Dass es auch anders geht, zeigt das Bild 8 mit einer individuellen Anfertigung vom Tischler. Hier wurde ein Schrank als Raumteiler zwischen WC und Eingangstür gebaut, der nicht nur in drei Schüben genug Platz für Hygieneartikel und Ersatzklopapier bietet, sondern als Ablageerweiterung des freistehenden Waschplatzes dient. Oberhalb der WC-Vorwand bieten Regalböden dekorative Ablageflächen und können Bücher oder Zeitschriften beherbergen. Denn laut einer neuen Erhebung eines Toilettenpapierherstellers liest jeder zweite Mann eine Zeitschrift auf der Toilette, bei Frauen nur jede vierte. Auch hier empfiehlt es sich, das Nutzerverhalten in die Badplanung einzubeziehen und einen Platz für die Lektüre vorzusehen.

Bonbon für den Mann

Womit kann also nun die männliche Kundschaft beglückt werden, außer das ihnen – dank genügend Stauraum – nicht mehr der Einkaufswahn der Partnerin jeden Tag sichtbar vor Augen geführt wird? Das Stichwort heißt wohl in den meisten Fällen Technik. Raffinierte Steuerungssysteme der Lichttechnik, eine iPod-Station, ein im Spiegelschrank integrierter Fernseher oder vielleicht sogar ein BUS-System lassen Männerherzen höher schlagen. So kann der Planer punkten und bei Paaren für Ausgleich und eine harmonische Stimmung bei der Kundschaft sorgen. Frei nach dem Motto: „Du bekommst deinen Einbauspiegelschrank und ich meine Multimedia-Anlage.“ So verschieden die Menschen sind, so unterschiedlich sind die Gewohnheiten und Bedürfnisse. Wer sich individuell mit seinen Kunden auseinandersetzt und sensibel Gewohnheiten erfragt, vermeidet schon im Vorfeld unnötige Planungsänderungen und mindert das Risiko, dass die Kunden später unzufrieden sind. Je detaillierter die Bedarfsanalyse, desto besser aufgehoben fühlt sich der Kunde.

Checklisten

Was braucht Frau am Waschplatz?

Eine genaue Mengen- und Größenaufnahme hilft bei der Planung des Stauraums.

Aktuelle Kosmetikmenge auflisten

Anzahl der Haarpflegeprodukte?

Haardekorationsartikel?

Föhnhalter erwünscht?

Lockenstab oder ähnliches?

Wie viele Haarbürsten?

Wie viele Cremes?

Wie viel Parfüm und Deodorant?

Elektrische Zahnbürste?

Munddusche?

Nagelpflegeset?

Haare waschen im Waschbecken?

Schminkspiegel?

Links- oder Rechtshänder?

Ausreichend Stauraum auch am WC vorsehen

Wer hier vorausschauend plant, kann beim Kunden punkten.

Werden Zeitschriften oder Bücher ­griffbereit gewünscht?

Wie viele Hygieneartikel müssen ­untergebracht werden?

Mülleimer für benutzte Hygieneartikel einplanen

Ersatzklopapierrollen: griffbereit auf sichtbaren Haltern oder versteckt in ­Einbaumöbeln?

Soll die Klobürste sichtbar oder als UP-Version verfügbar sein?

Bei einem Bidet müssen Seife und ein Handtuch griffbereit sein

Feucht-Toilettenpapier eventuell als UP-Variante vorsehen

Was braucht Mann am Waschplatz?

Eine genaue Mengen- und Größenaufnahme hilft bei der Planung des Stauraums.

Nass- oder Trockenrasierer?

Welche Kosmetika werden genutzt?

Art und Menge der Haarpflegeprodukte

Platz für Stylingprodukte?

Box für Präservative?

Wird ein Föhn genutzt?

Aftershave?

Elektrische Zahnbürste?

Munddusche?

Nagelpflegeset?

Haare waschen im Waschbecken?

Schminkspiegel zum Rasieren?

Links- oder Rechtshänder?

Dusch- und Wannengewohnheiten berücksichtigen

Auch hier gilt es, die Ablageflächen den Bedürfnissen anzupassen.

Anzahl der Pflegeprodukte auflisten

Korb für Reinigungsschwamm?

Haken für Reinigungsbürste?

Handtücher griffbereit

Zähneputzen in der Dusche?

Sitzmöglichkeit erwünscht?

Wird die Wanne nur für ein Entspannungsbad oder täglich benutzt?

Soll die Wanne mit einer Abdeckung versehen werden?

Aufhängung für den Abzieher der Duschabtrennung vorsehen

Sollen besondere Lichtelemente das Duschgefühl unterstützen?

Extras

Nur bei genauer Analyse kann auch ­individuell geplant werden. Hilfreich sind hierbei Tabellen oder Fragenkata­loge, die Badprofis auf der SBZ-Homepage herunterladen können.

https://www.sbz-online.de/tags/extras-zum-heft

Autor

Nicola Stammer, ­Dipl.-Ing. Innenarchitektur, gestaltet Hotels, Büros und Privathäuser. Das Bad aber ist ihr eigentliches Steckenpferd. Schon zweimal konnte sie als Siegerin des SBZ-Bad-Kreativ-Wettbewerbs überzeugen und wurde anschließend in die Jury berufen.

Nicola Stammer
21365 Adendorf
Telefon (0 41 31) 2 20 96 57
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