Vom WC-Unterputzspülkasten zum barrierefreien WC-Element, ausgestattet mit einer berührungslosen Spülbetätigung und einer in der Höhe verstellbaren WC-Keramik: Die Vorwandtechnik hat sich in den letzten Jahren immer mehr zum raumabschließenden Gestaltungselement in der modernen Badarchitektur entwickelt. Nach vielen Verbesserungen, beispielsweise in der Montage, der Wartung und der Betriebssicherheit, stellen sich die Hersteller mit neuen Produkten den Herausforderungen der Zukunft, damit Badezimmer über Generationen hinweg, auch im fortgeschrittenen Alter, ohne Einschränkungen benutzt werden können. Selbst für die bodengleiche Dusche gibt es mittlerweile ein Element, das den Wasserablauf vom Boden in die Wand verlegt.
Raumabschließendes Gestaltungselement
Wie viele Badezimmer, Gästetoiletten oder öffentliche Sanitärräume in Deutschland pro Jahr tatsächlich neu gebaut oder modernisiert werden, darüber gibt es keine genaue Statistik. Aber man kann davon ausgehen, dass auf den meisten Baustellen Vorwandtechnik als raumabschließendes Gestaltungselement zum Einsatz kommt. Grundsätzlich lassen sich die Ausbauverfahren in Nass- und Trockenbau einteilen. Im Trockenbau unterscheidet man zusätzlich in Metallständerwand-Konstruktionen und komplette Trockenbau-Montagesysteme mit Tragwerkkonstruktion. Mit welcher Ausbautechnik der Sanitärbereich dabei aus- oder umgebaut oder neu gebaut wird, ist oft eher eine Überzeugungs- als eine Kostenfrage. Darüber hinaus ist sie in vielen Fällen über die Ausschreibung vorgegeben.
Drei Ausbaumethoden
Obwohl die wichtigsten bautechnischen Vorteile des Trockenbaus – schnelle, einfache und saubere Montage sowie weniger Baufeuchteeintrag und damit kürzere Austrocknungszeiten – bekannt sind, ist der Nassbau regional noch sehr stark vertreten. Das mag im Neubau noch durchaus Sinn machen, aber speziell in der Modernisierung oder bei der Neunutzung von Räumen, kommt die nasse Ausbauvariante schnell an ihre gestalterischen und technischen Grenzen. Barrierefreie Badezimmer lassen sich zudem mit dieser Ausbautechnik so gut wie gar nicht realisieren, da gerade barrierefreie WT-Elemente in der nassen Ausführung bei den meisten Herstellern nicht verfügbar sind.
Der Trockenbau mit Metallständerwänden, der früher fast ausschließlich im öffentlichen Bereich zum Einsatz kam, ist für viele Wohnungsbaugesellschaften immer mehr eine Option, um Badezimmer schnell, auch unter barrierefreien Gesichtspunkten, zu bauen und zu modernisieren. Im öffentlichen Bereich führt an dieser Technik kaum ein Weg vorbei. Speziell in Bürogebäuden oder in Sportarenen haben optimierte Bauabläufe eine fundamentale Rolle. Die Hersteller haben auf diese Entwicklung reagiert und halten ein umfangreiches Sortiment an Elementen im Programm, die variabel in die unterschiedlichen Profile eingebaut werden können. Genauso können die meisten Trockenbau-Elemente auch einzeln vor einer Massivwand verwendet werden, beispielsweise in der Modernisierung von Gäste-WCs. Da wird aus der Inwand- wieder eine Vorwandtechnik.
Für die moderne, individuelle Badarchitektur haben einige Hersteller komplette Trockenbau-Montagesysteme im Programm. Mit diesen Installationssystemen sind selbst halbhohe, freistehende Raumteiler ohne großen Aufwand möglich. Eckbadewannen lassen sich ebenso problemlos integrieren wie in die Ecke gedrängte WCs, eine Dusche kann problemlos in die Dachschräge intergriert werden. Selbst Raum-in-Raum-Lösungen sind möglich. Alle Installationen verschwinden körperschallentkoppelt hinter der Vorwand.
In der Regel besteht das Grundgerüst aus einem profilierten Vierkantstab, der über spezielle Verbindungen fest im Boden, an der Wand oder auch an Holzbalken in der Dachschräge verankert wird. Die Statik der Bausubstanz bleibt dabei unberührt, da die Konstruktion einfach vor die bestehende Wand gestellt wird. Zusammen mit den Gipskartonplatten entsteht so eine stabile Wandkonstruktion.
Optimierte Spültechnik
Gerade hinsichtlich der schnellen und unkomplizierten Montage, die gleichbedeutend ist mit kürzeren Baufertigstellungszeiten, sind viele Detailverbesserungen in die aktuelle Vorwandtechnik eingeflossen. Wenn der Installateur will, kann er den UP-Spülkasten sogar werkzeugfrei montieren. Gut lässt sich der technische Fortschritt an der WC-Spültechnik festmachen. Grundsätzlich gilt: Bei der Auslösung ist die wassersparende Zwei-Mengen-Spülung Standard, optional ist oft Einmengen-Spülung oder Start-Stopp-Funktion erhältlich. Bei den Auslösevarianten für die WC-Spülung gibt es Helfer (elektrisch, pneumatisch, IR), die die Bedienung erleichtern und den Komfort erhöhen. Neben der mechanischen Auslösung über Wipptechnik geht es genauso über Kabeltechnik oder sogar komplett ohne bewegliche Teile mit dem Ringsiphon, der eine verschleißfreie Nutzung verspricht. Gleiches gilt für die Urinalsteuerung. Handauslösung, Radar- oder IR-Steuerung, vernetzt in großen Gebäuden zum effizienten Umgang mit der Ressource Wasser, lässt sich diese Technik auf jede Anforderung abstimmen.
Breites Spektrum an Betätigungsplatten
Die Qual der Wahl stellt sich für den Installateur bei den WC-Betätigungsplatten. Sie sind, als einzig sichtbares Teil der Vorwandinstallation nach der Fertigstellung, das Differenzierungsmerkmal schlechthin. Er hat die Möglichkeit, zusammen mit seinen Kunden, unter einer Vielzahl von Formen und Farben sowie Farbkombinationen und unterschiedlichen Materialien auszuwählen. Es ist sogar möglich, mit einer sogenannten WC-Armatur das Design auf die übrigen Armaturen im Bad abzustimmen. Einfach Platte war mal. Heutzutage kann, zumindest im individuellen Badezimmer, das Design der WC-Betätigungsplatten über den Einsatz des UP-Spülkastens oder des Vorwandsystems entscheiden.
Anforderungen an den Schall- und Brandschutz
Für Geräusche aus Sanitärinstallationen ist im Wohnungsbau nach DIN 4109/A1:2001-01 ein maximaler Schalldruckpegel von 30 dB(A) in schutzbedürftigen Räumen zulässig – wenn kein erhöhter Schallschutz im Werkvertrag vereinbart ist. Ergänzend dazu regelt die VDI 4100 noch weitere Möglichkeiten der Schallschutzoptimierung in Abhängigkeit von Gebäudetypen.
Die Anforderungen an den vorbeugenden Brandschutz sind in den jeweiligen Landesbauordnungen enthalten. In der DIN 4102 „Brandschutzverhalten von Baustoffen und Bauteilen“ ist die Klassifizierung enthalten und die Prüfbedingungen festgelegt. Baustoffe werden in nichtbrennbare (A) und brennbare (B) Materialien eingeteilt. Brandverhalten von Bauteilen werden durch Feuerwiderstandsklassen definiert. Werden an Wänden mit Einbauteilen, zum Beispiel mit vorgefertigten Installationselementen, Brandschutzanforderungen gestellt, so ist die Feuerwiderstandsklasse der Wand einschließlich der Einbauteile nachzuweisen. Ein mögliches Einsatzgebiet einer kompletten Brandschutzwand ist ein Krankenhaus, wenn die Vorwandinstallation an einen Rettungsweg angrenzt.
Fazit
Die moderne Badgestaltung sieht das Bad als Einheit, welche in Funktionsbereiche wie Waschplatz, Bade- und/oder Duschzone sowie Intimpflegebereich gegliedert wird. Mit der Technik der Vorwand-Systeme ist eine solche Badezimmereinteilung problemlos, auch bei kleinen Raumverhältnissen, realisierbar. Der Clou bei der Vorwandtechnik ist, dass Leitungen zeitsparend vor der bestehenden Wand in einer Metallkonstruktion verlegt werden. Wenn zum Schluss verputzt und gefliest wird, ist die „Scheinwand“ perfekt und sorgt sogar für zusätzlichen Schallschutz.
SBZ Spotlight
Vorteile Nassbau
Bei der Vorwandinstallation in Nassbauweise kommen vorwiegend Vorwandblöcke für Wand-WCs zum Einsatz. Die Anschlüsse für andere Sanitärobjekte werden meist konventionell installiert. Nennenswerte Vorteile dieser Installationsart sind:
Image einer soliden Bauweise
Bedingt kostengünstige Baumaßnahme
Optimierte Lösungen von der Industrie
Noch relativ hoher Marktanteil
Nachteile Nassbau
Im Verhältnis zu den Lohnkosten ist der Materialanteil bei der Nassbauweise sehr gering. Es überwiegen eindeutig die Kosten für die Maurerarbeiten. Der Einsatz von Dämmmaterialien ist wegen des Schallschutzes immer nötig. Weitere Nachteile sind:
Beschädigung durch Folgegewerke möglich
Kein kontinuierlicher Baustellenablauf durch zwei Gewerke
Schlechte Erlössituation für ausführenden Sanitärbetrieb
Vorteile Trockenbau
Die Sanitärinstallation im Trockenbau erfolgt mit vorgefertigten Vorwandelementen. Wesentliche Vorteile dieser Installationsart sind:
Ausgereifte Technik
Schnellere Bauweise durch dezimierte Austrocknungszeiten
Großer Marktanteil im Objektgeschäft
Geringer Schmutzanfall
Flexiblere und leichtere Bauweise gegenüber gemauerten Wänden
Kostengünstige Bauausführung
Nachteile Trockenbau
Trotz schnellerer Bauweise durch dezimierte Austrocknungszeiten und der Tatsache, dass je nach Schallschutzziel und -system meist auf die Dämmung der Entwässerungsleitung verzichtet werden kann, hat die Vorwandinstallation in Trockenbauweise auch Nachteile. Hier sind in erster Linie zu nennen:
Gewährleistungsproblematik bedingt durch zwei Gewerke
Kein kontinuierlicher Baustellenablauf
Geringe Wertschöpfung
SBZ-Tipp
Schallschutz beachten
Bauaufsichtlich verbindlich sind die Schallschutzanforderungen der DIN 4109 Teil 4 Haustechnische Anlagen „Schallschutz im Hochbau“. So wird beispielsweise für schutzbedürftige Wohn- und Schlafräume sowie Dielen die Einhaltung eines Installationsschallpegels von 30 dB(A) bei Geräuschen aus Wasserversorgungs- und Abwasseranlagen vorgeschrieben. Bei der Interpretation der DIN 4109 sollte beachtet werden, dass es sich hierbei lediglich um eine Mindestanforderung handelt. Grundsätzlich gilt: Schallschutz ist einklagbar. Zahlreiche Gerichtsurteile haben bestätigt, dass eine mangelhafte Schalldämmung trotz vermeintlicher Erfüllung der DIN-Norm zu einem Werkmangel führen kann, der teure Nachbesserungen oder Schadenersatzansprüche zur Folge haben kann.