Die DIN 1988 „Technische Regeln für Trinkwasser-Installationen“ befasst sich in Teil 300 mit der „Ermittlung der Rohrdurchmesser“. Im Wesentlichen knüpft sie damit zwar an die DIN 1988, Teil 3 an. Es wird aber noch stärker als bisher die bedarfsgerechte Auslegung in den Vordergrund gestellt: Aus hygienischen Gründen soll eine Überdimensionierung der Rohrleitungen verhindert werden. Dazu sind unter anderem Berechnungsdurchflüsse sowie Gleichzeitigkeiten verringert worden. Zu einer bedarfsgerechten Dimensionierung trägt außerdem die Berücksichtigung von herstellerbezogenen Widerstandsbeiwerten bei. Das Ergebnis: Die Nennweite der Rohrleitungen ist so bemessen, dass sie mit möglichst wenig Wasservolumen den gewünschten Versorgungskomfort garantiert. Die Installation ist außerdem wirtschaftlicher, denn durch die bedarfsgerechten Nennweiten mit druckverlustoptimierten Rohrsystemen kann gegebenenfalls auch noch beim Materialeinsatz gespart werden.
Um diese Vorteile zu erzielen, ist das vereinfachte Berechnungsverfahren nach DIN EN 806 allerdings nicht ausreichend. Außerdem darf es für die Auslegung von Trinkwasserinstallationen nur noch bei Objekten mit maximal sechs Wohneinheiten eingesetzt werden – wenn die Höhe des anstehenden Versorgungsdrucks für die Installation als ausreichend eingeschätzt wird und der Erhalt der Trinkwassergüte sichergestellt ist. Zielführender ist also in jedem Fall die bevorzugte Anwendung des differenzierten Berechnungsverfahrens. Das von Hand auszuführen wäre allerdings recht aufwendig. Als Lösung hat Viega speziell für Fachhandwerker die Software Viptool Master entwickelt. Sie bietet den notwendigen Rechenumfang, ist aber gleichzeitig intuitiv einfach zu bedienen.
Strangschema erstellen
Viptool Master ist so konzipiert, dass mit möglichst wenig Eingaben Gebäude mit bis zu zehn Wohneinheiten ausgelegt werden können – also gewissermaßen das Tagesgeschäft der meisten Installateure. Und genau so selbstverständlich wie der Umgang mit Wasserpumpenzange und Presswerkzeug ist für sie nach kurzer Eingewöhnungsphase auch das Handling der Software, um eine Trinkwasserinstallation zu planen: Per Drag-and-drop werden beispielsweise auf dem Bildschirm mit Windows-basierter Oberfläche die Verbrauchersymbole einfach in eine Matrix gezogen, um ein Strangschema aufzubauen (Bild 1).
Da im Geschosswohnungsbau die Anordnung der Verbraucher auf den Etagen häufig identisch ist, lassen sich einmal angelegte Einheiten außerdem kopieren und so einfach vervielfachen. Die Länge der Teilstrecken zwischen den einzelnen Verbrauchern sowie die Anzahl zusätzlicher Bögen wird von Hand eingegeben (Bild 2). Die Eingabe feststehender Nennweiten von Teilstrecken ist ebenfalls möglich, wenn zum Beispiel im Bestand vorhandene Rohrleitungsabschnitte weiter genutzt werden sollen.
Rohrleitungsführung optimieren
Üblicherweise ist die gängige Trinkwasserinstallation in einem Einfamilien- oder kleineren Mehrfamilienhaus immer noch eine T-Stück-Installation mit Stichleitungen. Unter trinkwasserhygienischen Gesichtspunkten sind die aber nicht optimal, da es in solchen Rohrleitungen leichter zu Stagnation mit Verkeimungsgefahr kommt. Mit der Software Viptool Master kann der Fachhandwerker daher aus dem ersten Strangschema heraus mit einem Klick durchgeschleifte Reihen- oder Ringleitungen planen. Er muss dazu lediglich an der passenden Stelle im Strangschema das Symbol für Reihen- oder Ringleitung einfügen. Auch die Festlegung von Nutzungseinheiten ist möglich, um die Installation weiter zu optimieren (Bild 3). Das Ergebnis ist ein qualifiziertes Strangschema mit allen entscheidenden Angaben, vom eingesetzten Rohrmaterial mit entsprechender Nennweite bis hin zum Mindestfließdruck an jeder einzelnen Entnahmestelle (Bild 4). Damit kann der Fachhandwerker gegenüber seinem Kunden nicht nur die Wirtschaftlichkeit und Betriebssicherheit der Trinkwasserinstallation im bestimmungsgemäßen Betrieb dokumentieren, sondern auch die Versorgungssicherheit an den Zapfstellen. Das ist entscheidend, wenn beispielsweise eine Wellnessdusche mit mehreren Seitenbrausen hinreichend mit Warm- und Kaltwasser versorgt werden muss (Bild 5).
Stückliste per Mausklick
Eine deutliche Arbeitserleichterung stellt aber nicht nur die eigentliche Planung mit Viptool Master dar, sondern weitergehend der Brückenschlag in die Umsetzung, der Materialauszug: Nach Beendigung der Planung genügt ein Mausklick, um die zum Projekt gehörende Stückliste zu erstellen, und zwar inklusive aller Formteile (Bild 6). Das vereinfacht Beschaffung und Lagerhaltung und gibt Sicherheit bei der Kalkulation, denn es wird kein einziger Bogen oder Verbinder vergessen.
Übergabe und Anpassung
Mit welchem Rohrleitungssystem geplant wird, kann der Fachhandwerker beim Starten von Viptool Master individuell festlegen: Sowohl für die Rohrnetzplanung wie für den Materialauszug steht die gesamte Bandbreite entsprechender Viega-Rohrleitungssysteme mit den genauen Widerstandsbeiwerten zur Auswahl. Der planende Fachhandwerker kann also frei zwischen den verschiedenen Rohrleitungssystemen und damit Werkstoffen auswählen, die für Trinkwasserinstallationen zugelassen sind, und erhält immer eine wirtschaftliche und hygienisch überzeugende Planung.
Viptool Master wurde von Viega passend für die Anforderungen im Fachhandwerk entwickelt. Gleichzeitig hat der Hersteller aber die Durchlässigkeit zu dem Softwarepaket Viptool Engineering gewährleistet, mit dem viele Planungsbüros arbeiten. Gerade bei den alltäglichen Unwägbarkeiten auf der Baustelle ist das eine entscheidende Arbeitshilfe, um zum Beispiel auch Abweichungen von der Ursprungsplanung auf Machbarkeit zu prüfen oder einfach nur zu dokumentieren. Weitere Infos zur Software gibt es unter
INFO
Die Software im Überblick
Mit Viptool Master lassen sich grafisch per Drag-and-drop oder tabellarisch alle wesentlichen Berechnungen für die haustechnische Planung erledigen. In der Trinkwasser-Rohrnetzberechnung nach DIN 1988-300 wird dabei zum Erhalt der Trinkwassergüte besonders auf die bedarfsgerechte Auslegung geachtet. Deswegen fließen auch die genauen Widerstandsbeiwerte des jeweiligen Rohrleitungssystems in die Planung ein.
Die Gasrohrnetzberechnung, die mit Viptool Master ebenfalls möglich ist, erfolgt einschließlich der Ermittlung der passenden Gasströmungswächter.
In der Heizungs-Rohrnetzberechnung zeichnet sich die Planungssoftware durch Leistungsmerkmale wie die Heizlast-Berechnung nach DIN EN 12831, die Auslegung von Fonterra-Flächenheizungen und die Heizkörper-Auslegung über Datensatz VDI 3805 und BDH II aus. Zudem besteht die Möglichkeit, einen hydraulischen Abgleich durchzuführen.
Für jede Planung steht die Materialausgabe als Windows-Ausdruck zur Verfügung. Als Systemvoraussetzungen werden die Betriebssysteme Windows 7 oder XP SP3 empfohlen. Weitere Details zu den Systemvoraussetzungen gibt es bei der Software-Hotline unter Telefon (01 80) 3 61 60 70. Mit dem Erwerb einer Viptool Master- Lizenz ist auf Wunsch eine kostenlose, eintägige Software-Schulung in einem der Viega-Seminarcenter verbunden.
Autor
Dipl.-Ing. (FH) Jens Röcher ist u.a. Projektleiter Viptool bei Systemanbieter Viega in 57439 Attendorn. Telefon (0 27 22) 61-0, Telefax (0 27 22) 61-14 15, https://www.viega.de/de/homepage.html