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Den Kopf frei halten

Bei neu- und Bestandsbauten gilt das Dachgeschoss als Ausbaureserve. Zu Wohnraum umgebaut erhalten sie durch die Dachschrägen Gemütlichkeit und eine individuelle Note. Gleichzeitig stellt die Gestaltung des Badezimmers eine Herausforderung an Planer. Insbesondere bei der Installation des WCs sind Entwürfe jenseits des Standardvorgehens gefragt. Schließlich gilt es, den oftmals knappen Raum optimal zu nutzen.

Dachwohnungen täuschen vom Grundriss her meist ein üppiges Raumangebot vor. Das wird in der Realität selten vollständig genutzt, da es durch Dachschrägen eingeschränkt ist. In Bädern führt dieser Umstand dazu, dass der WC-Bereich mit hoher Aufmerksamkeit geplant werden sollte. Denn über die Zweckmäßigkeit hinaus erwarten Kunden einen gewissen Komfort. Vor diesem Hintergrund sollten sich Fachhandwerker bei der Gestaltung eines Bades mit Dachschräge nicht nur auf die Maßangaben im Grundriss verlassen, sondern zusätzlich die Gegebenheiten vor Ort inspizieren. Dabei können die Dachneigung im Raum ermittelt, Maße aufgenommen sowie Skizzen oder Fotos erstellt werden, die bei Entwürfen hilfreich sind.

Dachschräge reduziert die Grundfläche

Ein Beispiel: In einem älteren Einfamilienhaus wollen die Besitzer zusätzlichen Wohnraum im Dachgeschoss schaffen. Ein Abstellraum soll als Gästebad umgenutzt werden. Als Grundmaße gibt der Bauherr 170 x 285 cm an. Zusätzlich ragt an einer Innenwand ein Kamin auf 140 cm Länge 24 cm tief in den Raum hinein. Daraus ergibt sich rechnerisch eine Grundfläche von 4,55 m². Nicht gerade viel, aber auf den ersten Blick dürfte Platz für Dusche oder Badewanne, Waschtisch und WC vorhanden sein.

Ein Ortstermin sorgt für Ernüchterung: Der Raum wird fast vollständig von einer Dachschräge dominiert, die fast die gesamte Breite einnimmt. Lediglich ein 46 cm schmaler Streifen, der noch durch den in den Raum ragenden Kamin eingeschränkt wird, bietet auf einer Grundfläche von insgesamt 1 m² noch eine Stehhöhe von 190 cm. Hinzu kommen rund 3 m² Fläche unter der Schräge mit Höhen von 100 bis 190 cm sowie kaum nutzbare 0,6 m² unter 100 cm Höhe. Das bedeutet zu wenig Platz für eine Dusche oder eine Badewanne mit Duschfunktion, nur ein Waschtisch und ein WC können untergebracht werden.

Stehhöhe ist eingeschränkt

Die vorhandene Raumgeometrie lässt es nur zu, die beiden Sanitärobjekte in den Ecken der gegenüberliegenden Stirnwände des Raumes anzuordnen. Nur hier wird in Teilbereichen die nötige Stehhöhe erreicht. Für den Waschtisch bedeutet das: Nur ein Drittel befindet sich im Bereich der Stehhöhe von 190 cm, der Rest unterhalb der Dachschräge ist nur eingeschränkt nutzbar.

So ähnlich verhält es sich auch beim WC. Auf der gesamten Wandbreite wird eine Vorwandinstallation erstellt. Oberhalb des WCs entstehen Ablageflächen. Lediglich ein kleiner Teil befindet sich unterhalb der Schräge, aber hier ist ebenfalls im Bereich der Bewegungsfläche noch eine Höhe von 180 cm und mehr gegeben, sodass für normalgroße Menschen bei der WC-Nutzung kein Risiko besteht, sich den Kopf zu stoßen.

WC mit verkürzter Ausladung

Das Beispiel zeigt, dass es selbst in stark durch Dachschrägen eingeschränkten Räumen möglich ist, ein Bad unterzubringen. Wenn die Dachneigung geringer ist, bieten sich weitere Lösungen rund um das WC an. So kann es beispielsweise an einer separaten Aufmauerung im Raum in Richtung Drempel gerückt werden. In größeren Bädern bietet es sich an, eine Trennwand in der Schräge zu errichten, hinter der das WC verschwindet.

Erhält der Raum Licht durch ein Dachflächenfenster, kann das WC direkt darunter positioniert werden. Erforderlich ist ebenfalls eine Stehhöhe von 190 cm. Durch das Fenster in der Dachhaut werden zusätzlich rund 20 cm gewonnen, manchmal sogar noch mehr. Diese Lösung bietet sich vor allem an, wenn die Bereiche mit ausreichender Stehhöhe bereits wegen anderer Sanitärobjekte wie Badewanne, Dusche oder Waschtisch verplant sind. Manchmal steht Badplanern jedoch keine andere Möglichkeit mehr offen, als das WC im Aufschlagbereich einer Tür zu platzieren. Hersteller bieten für diese Fälle Modelle mit verkürzter Ausladung an, zum Beispiel das Renova Nr. 1 Comprimo von Keramag. Das WC aus dieser Serie bietet als wandhängendes Modell eine verkürzte Ausladung von nur 48 cm. Das erhält mehr Bewegungsfläche vor dem Sanitärobjekt.

Tipp

Licht und Farbe

Bäder unter Dachschrägen sollten hell und freundlich gestaltet werden, um den Raum optisch größer erscheinen zu lassen. Große Dachfenster führen zu einer natürlichen Belichtung, passend platzierte Deckenspots sorgen für eine effektvolle Beleuchtung der unterschiedlichen Bereiche. Ein hinterleuchteter Spiegel oberhalb des Waschtischs setzt einen weiteren Lichtakzent. Bei der farblichen Gestaltung sollte auf zu dunkle Farben möglichst verzichtet werden. Frische Pastelltöne oder ein schlichtes Weiß hingegen erzeugen den Eindruck von Weite. Zudem können einzelne Bauteile, wie ein in den Raum hereinragender Kamin, durch eine unterschiedliche Farbgebung hervorgehoben werden.

Tipp

Stehhöhe unterm Dach

Die Stehhöhe orientiert sich an der durchschnittlichen Größe erwachsener Männer. Diese liegt in Deutschland derzeit bei 180 cm – Tendenz steigend. Hinzu kommt ein Zuschlag für die Kopffreiheit, sodass sich daraus unter Schrägen eine Stehhöhe von mindestens 190 cm ergibt. Dieses Maß sollte vor dem WC sowie vor und über dem Waschtisch gegeben sein. In der Dusche rechnet man über dem Kopf des Nutzers einen zusätzlichen Raum von 20 cm hin zum Brausekopf ein. Daraus ergeben sich Stehhöhen von 210 cm bis 220 cm, gemessen ab dem Boden der Duschwanne. Bei Badewannen mit Duschfunktion sollten diese Maße mindestens im Einstiegsbereich eingehalten werden. Der Rest der Wanne kann unterhalb dieser Höhe im Bereich der Dachschräge liegen.

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