Vorher: Graue Wände und die Dusche in einer engen Nische; eine fensterlose Toilette und alles unter einer Dachschräge gelegen. Nachher: Ein helles, freundliches Badezimmer, das trotz Dachschräge großzügig wirkt. Der Clou: Die Dusche steht frei in der Mitte des Raums.
Vor dem Umbau wirkte das Bad in dem Einfamilienhaus in Böblingen (bei Stuttgart) eher dunkel und unfreundlich. Die Wände des Gebäudes aus den 70er-Jahren waren mit grauen Fliesen ausgekleidet, die Dusche in einer engen Nische untergebracht. Die Badewanne stand diagonal in einer Ecke und nahm so unnötig viel Platz in Anspruch. Die beiden Waschbecken waren an der Wand gegenüber der Dachschräge angebracht. Stauraum bot ein Holzregal an der Stirnseite des Raumes. Die Toilette war in einem angrenzenden, fensterlosen Raum installiert, ebenfalls ganz in der Farbe Grau gehalten.
Das Konzept haben die Badplaner des Stuttgarter Unternehmens Wahl-Livinghouse um den Innenarchitekten Matthias Freimuth im vergangenen Jahr gänzlich aufgebrochen. Mit einem ganzen Bündel an baulichen und gestalterischen Maßnahmen entsprach er dem Wunsch des Bauherrn nach einem hellen, großzügigen Bad. Die wichtigste Maßnahme war eine Korrektur des Grundrisses an entscheidender Stelle. Es wurde einfach die Wand zwischen Toilette und Bad entfernt und so ein neuer Raum mit vergrößerter Grundfläche geschaffen. Stattliche 18 m² standen zur Gestaltung zur Verfügung.
Helligkeit: Viel Glas, weiße Oberflächen
In dem neu eingerichteten Badezimmer beherrscht die Symmetrie das Bild: An den Stirnseiten des rechteckigen Raumes sind Waschtische mit reichlich Ablagefläche angebracht. Die großen Wandspiegel darüber verleihen dem Raum zusätzliche Weite. Die gläserne Dusche ist exakt in der Mitte des Bades platziert. Die ungewohnte Positionierung verwischt räumliche Grenzen. Geschickt nutzt die Badewanne den Raum unter der Dachschräge aus – mit großzügigen Ablagen am Kopf- und Fußende. Toilette und Bidet befinden sich an der Wand gegenüber.
Um den Raum aufzuhellen, setzte der Badplaner vorwiegend helle Materialien und Farben ein, die das Licht der beiden Dachfenster reflektieren. Die atmungsaktiven Wände bestehen aus weißem Kalk-Marmor-Putz in Presstechnik. Hell ist auch der fugenlose, leicht zu reinigende Bodenbelag PUR-Loft, der hauptsächlich aus Kunstharz besteht. Auch die Sanitärkeramiken und Badmöbel sind weiß. Als wirkungsvoller Kontrast dazu stehen die beiden Waschtische aus schwarzem Travertin.
Sechs Lichtszenarien, vier Lautsprecher
Der Wellness-Aspekt wurde im neu gestalteten Bad ebenfalls berücksichtigt. Je nach Tageszeit und Tätigkeit lassen sich sechs verschiedene Lichtstimmungen inszenieren: Morgens beim Rasieren oder Schminken wirkt helles, frisches Licht belebend und motivierend. Beim abendlichen Entspannungsbad kommt hingegen warmes Licht aus indirekter Beleuchtung zum Einsatz. Diesem Zweck dient unter anderem eine 4 m lange LED-Lichtleiste entlang des Badewannenblocks. Ein Bewegungssensor aktiviert das blendfreie Nachtlicht. Die Beleuchtung ist ebenso wie die Heizung zentral über ein Bussystem steuerbar. Die vier unsichtbar in die Wände eingelassenen Lautsprecher lassen sich per App bedienen.
Nachgefragt
Es blieb nur die Flucht in die Symmetrie
Harald Wahl ist Gründer und Geschäftsführer der Planungsfirma Livinghouse und des Stuttgarter Großhandels Wahl. Für das beispielhafte Projekt musste er einige Stolpersteine überwinden.
SBZ: Wie haben Sie den Kunden von dieser Platzierung der Dusche überzeugt?
Harald Wahl: Der Kunde wollte weg von der bisherigen Anordnung, der bisherigen Architektur des Raumes. Zudem sollte die Duschfläche wesentlich größer werden. Somit blieb nur die Mitte des Raumes übrig.
SBZ: Welchen Stellenwert nimmt Transparenz in dieser Planung allgemein ein?
Harald Wahl: Der Raum sollte in seiner Größe optisch nicht gehemmt / verkleinert werden, zudem sollte sich das Tageslicht gleichmäßig verteilen. Schlussendlich wurde sogar auf störende Profile oder Eckhalter der Duschabtrennung verzichtet.
SBZ: Warum haben Sie in diesem Fall auf Symmetrie so großen Wert gelegt?
Harald Wahl: Bei einer schrägen Decke, ungleichen Wänden, einer asymmetrisch angeordneten Eingangstüre bleibt mit den Gegenständen nur die Flucht in die Symmetrie um den Raum einigermaßen zu beruhigen.
SBZ: Und zum Schluss noch eine Frage technischer Natur zur Modernisierung: Was war wegen der außergewöhnlichen Platzierung der Dusche bei der Abwasserführung zu beachten?
Harald Wahl: Eine Abwasserführung waagrecht über den Boden war aufgrund der geringen Aufbauhöhe nicht möglich. Somit blieb nur die Entwässerung durch die Decke in den darunterliegenden Raum. Dort wurde eine abgehängte Decke eingezogen die eine Traversierung der Leitungsführung ermöglicht hat. Der Anschluss an einen Fallstrang war das kleinste Problem.
Tipp
Die SBZ hat auf ihrer Homepage zu Badplanung und Badesign zwei Dossiers zusammengestellt. Die Themen werden aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet.