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Erfolg beginnt mit einem umfassenden Aufmaß

Prozessmanagement für Komplettbadanbieter bedeutet, dass jeder Kundenkontakt gut vorbereitet und organisiert ist. Das schließt auch Kontakt Nr. 2 mit ein: Bestandsaufnahme, Aufmaß, Sammlung technischer Daten und Budgetfreigabe sollten strukturiert angegangen werden. Im Detail beschreibt der Beitrag das Vorgehen beim Aufmaß. Nur anhand der richtigen und ausführlichen Informationen entscheidet sich grundlegend, ob und wie viel an Vorfertigung im Projekt ausgeführt werden kann. Das richtige Aufmaß entscheidet über:

  • Aufwand
  • Auftrag
  • Gewinn

Aber tut es das wirklich? Sind es nicht nur ein paar Striche auf dem Papier und ist es nicht viel wichtiger, ein gutes Gespräch mit dem Kunden zu führen?

Und was hat das Ganze bitte mit Vorfertigung zu tun? Die Zweifel mögen kommen, sind aber nicht angebracht. Denn: Der spätere Erfolg eines Projekts wird wesentlich bereits am Beginn bestimmt. Heißt: Das Aufmaß ist die Grundlage der Kalkulation. Hier entstehen Fehler, welche im Nachhinein viel Geld und (Frei-)Zeit kosten und zu Verdruss führen.

Vergessene „Kleinigkeiten“ werden teuer

Das Aufmaß löst für weitere Arbeitsprozesse aus, welche sehr zeitaufwendig sind. Aber: Leider ist ein Aufmaß nicht gleich ein Aufmaß, genauso wenig wie ein vermeidliches Komplettbad nicht gleich ein Komplettbad ist. Die Folgen von fehlern können sehr vielschichtig sein:

  • Jeder kennt die Situation, dass z. B. nach dem Aufmaß festgestellt wird, es wurde vergessen, den Rollladenabwickler auszumessen. Solche „Kleinigkeiten“ können sehr teuer werden. Besonders, wenn es sich bei bestellten Teilen um eine Sonderanfertigung handelt.
  • Zusätzlich zum Ärger droht auch ein Imageverlust beim Kunden.

Das richtige und genaue Ausmessen muss einfach funktionieren, gerade wenn man als SHK-Unternehmer das Konzept Vorfertigung erfolgreich betreiben möchte. Daher soll das Aufmaß technisch sowie fachlich richtig und schnell ausgefüllt sein.

Aufmaßfehler vermeiden

Ist das nicht der Fall, können Aufmaß-Fehler entstehen:

  • Maße vergessen
  • falsche Maße
  • fehlende Informationen (wie z. B. Übergang Bad/Flur, Türleibung etc.)
  • Fallstrang nicht erfasst
  • keine oder zu wenig Bilder

Daraus können sich folgende Konsequenzen ergeben:

  • technische Umsetzung der Kundenwünsche nicht möglich
  • Zeitplan kann nicht eingehalten werden
  • falsche Kalkulation
  • Es müssen Nachträge gestellt werden, für die man die Zustimmung des Kunden benötigt.

Diese konkreten Beispiele für Planungsfehler sind für die meisten Leser sicher nicht ganz unbekannt:

  • Bad-Möbel passt nicht, da Breite des Bades 5 cm kleiner als Aufmaß ist
  • Tragegestell passt nicht unter das Fenster (Brüstungshöhe 760 mm), das WC ist aber unter das Fenster geplant
  • Abwasserentlüftung ist nicht berücksichtigt worden
  • Fußbodenaufbau reicht nicht für eine bodengleiche Dusche
  • FI-Schutzschalter nicht vorhanden, Elektro-Verteiler sitzt zwei Stockwerke unter dem Bad

Ein Aufmaß sollte folgende Punkte beinhalten bzw. diese Gegebenheiten erfüllen:

 

1. Es sollte immer eine einheitliche, standardisierte Vorgehensweise geben, sodass immer jeder Mitarbeiter die gleiche Menge und Qualität an Informationen erfasst und damit es auch jeder weiterverarbeiten kann.

 

2. Einen Aufmaß-Koffer anlegen, welcher ein professionelles Auftreten symbolisiert. Damit nichts vergessen wird (beispielhafter Inhalt kann sein: Meterstab, digitaler Lasermesser, Lineal zum Einzeichnen in das Aufmaß-Blatt, Aufmaß-Blatt an sich, Fallstrang Schema, Prospekt mit Bauablauf einer Renovierung, Werkvertrag, digitale Fotokamera, Thermometer, Checkliste Wasserhygiene, Checkliste Abwasser).

 

3. Aufmaßblatt vollständig ausfüllen.

 

4. Schema Fallstrang anlegen: Wo ist die Baustelle? Name des Kunden? Stockwerk? Lage im Haus? Lage Heizungskeller? Bestehende Abwasser- und Zu-Wasserleitungen? Wie laufen die Abwasserleitungen? Wie läuft die Lüftung der Rohre? Können die alten Rohre verwendet werden oder werden neue Anschlüsse benötigt? Müssen die Rohre oder Anschlüsse durch die Decke verlegt werden oder nicht?

 

5. Checkliste Bilder

 

6. Checkliste Wasserhygiene

 

7. Checkliste Abwasser

 

8. Hilfreich sind zudem Aufnahmen realisierter Referenzbäder, um das Budget besser zu ermitteln und eine Freigabe zu erhalten.

Ein ganz entscheidender Punkt für die Planung ist das eigentliche Aufmaßblatt. Das Renovierungs-Aufnahmeblatt selbst besteht aus dem Grundrissplan, in den alle wichtigen Gegebenheiten eingezeichnet und bemaßt werden können.

Dieser Plan enthält den tatsächlichen Grundriss, aber ebenso die Wände des Badezimmers, um Dachschrägen, Lage der Fenster usw. genauestens eintragen und angeben zu können.

Keine zu messende Position mehr vergessen

Die Funktion des Grundrissplanes ist offensichtlich. Er zeigt die Grundfläche und die abgeklappten Wände eines „normalen“ Bades. Daneben sind einige Tabellen und Auflistungen vorgesehen. Das vollständige und richtige Ausfüllen des Blattes hilft, dass im Normalfall keine zu messende Position vergessen wird. Damit vermeiden Badplaner Fehlbestellungen und Fehlarbeiten, die sehr teuer werden und den Verdienst der Firma auffressen können.

Damit dieser Prozess in Zukunft leichter und genauer abläuft, hat die Handwerkerkooperation BADnet ein sogenanntes Bad-Profiling entwickelt. Die digitale Vorlage geht zur ISH 2017 live an den Start. Mehr dazu im Spotlight zu diesem Artikel.

Info

SBZ-Serie Komplettbadanbieter

Die SBZ wirft in den kommenden Ausgaben mit Top-Thema Badwelt einen Blick auf die Welt der Komplettbadanbieter. Wer das Vorgehen aus dem Effeff beherrscht, verschafft sich einen Vorsprung gegenüber Mitbewerbern und gegenüber den Anbietern aus dem Internet. Vom Vorgang der Abwicklung eines Komplettbades lässt sich zudem generell viel lernen über den effektiven Einsatz von durchdachten Konzepten im Unternehmen.

Teil 1 ist erschienen in der SBZ 18/2016, Thema: Allgemeine Betrachtung

Teil 2 in der SBZ 21/2018, Thema: Geschäftsfeld strategisch aufbauen

Teil 3 in der SBZ 03/2017, Thema: Kundentypen richtig ansprechen

Der nächste Artikel behandelt das Thema „Arbeitsvorbereitung – Vorfertigung“.

SPOTLIGHT

Profiling: Was hat der Tatort mit dem Bad zu tun?

Damit der Aufmaß-Prozess in Zukunft leichter und genauer abläuft, hat die Handwerkerkooperation BADnet ein sogenanntes Bad-Profiling entwickelt. Die digitale Vorlage dazu geht zur ISH 2017 live an den Start. Profiling ist abgeleitet vom kriminalistischen Tatort. Heißt: Beim Aufmaß geht man wie in der Kriminalistik vor. Die Baustelle Bad wird analysiert, wie das ein sogenannter Profiler im Kriminalfall machen würde. Bausubstanz, Wünsche des Kunden, seine Bedürfnisse, die Raumgeometrie – all das wird akribisch erfasst. Nun wird schnell klar: Ist das Bad zum angegeben Budget realisierbar.

Das „Täter-Profil“ (das neue Bad) bekommt eine Gestalt. Die digitale Vorlage ist so angelegt, es kann nichts vergessen werden, da man Schritt für Schritt zum Ergebnis geführt wird. Dazu erfasst man die Ist-Situation der Raumgeometrie, indem der Anwender anhand von gängigen Grundrissformen seine Situation auswählt. Zudem hat er die Möglichkeit, eine Auswahl an angrenzenden Räumen festzulegen. Eine ausgewählte Wand zum Beispiel kann mit verfügbaren Elementen wie z. B. Tür, Fenster, Heizung etc. versehen werden, per Drag & Drop. Als Hilfestellung gibt es zu jedem Schritt eine Audio-Erklärung, einen Info-Button mit zusätzlichen Hilfen sowie ein kurzes Anwendungsvideo.

In ein Fallstrangschema zum Beispiel werden die Lage des Bades, die benachbarten Räume sowie die Räume über und unter dem Bad eingetragen. Ebenso werden hier die bestehenden Ab- und Zu-Wasserleitungen eingetragen. Am Ende erhält man einen Überblick darüber, ob man auch alles bedacht und ein Mindestmaß an Daten erfasst hat. Durch die Cloud-basierte Lösung sind zudem die Daten des Profilings immer und überall verfügbar. Anschließend kann entschieden werden, ob intern im SHK-Betrieb kalkuliert wird und die Grundrissplanungen dazu erstellt werden. Das Profiling schließt die Bewertung der Bausubstanz ab. Es können Planungsvorschläge zu verschiedenen Budgets erstellt werden.

Tipp

Werkstatt Bad: Vorfertigung zur ISH live erleben

Die Zukunft der Badinstallation und die Vorteile der Vorfertigung für den Badprozess werden auf der ISH 2017 vom 14. bis 18. März mit Unterstützung der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) und der Messe Frankfurt anschaulich und praxisnah präsentiert. Unter dem Motto „Wir zeigen Zukunft“ geht es im Foyer der Halle 4.0 darum, rationelle Montagemethoden praxisnah zu demonstrieren. Im Fokus stehen dabei die Vorteile einer modernen und präzisen Vorfertigung. Auf einer rund 150 m² großen Aktionsfläche wird deshalb pro Messetag ein Bad inklusive Beplankung mit Fliesen und Installation der Sanitärobjekte aufgebaut. Im Detail geht es um:

  • Modulbauweise als Zukunftskonzept für die Bad-Renovierung
  • Eine Lösung im Hinblick auf den Fachkräftemangel
  • Prozessverbesserung durch Vorfertigung
  • Gesundheit der Mitarbeiter schonen

Die komplett mit Markenprodukten umgesetzten prozessorientierten Lösungen dienen dazu, mehr Bäder mit weniger Monteuren in einer noch besseren Qualität zu realisieren. Dadurch kann man einerseits einen Auftragsstau vermeiden und andererseits dem akuten Fachkräftemangel begegnen. Die Sonderschau erhöht ihren Mehrwert für die Besucher aus dem Fachhandwerk noch durch einen Audio-Guide für Smartphones. Er liefert vertiefende Infos für die betriebliche Arbeit.

Das Vorfertigungs-Konzept als ganzheitliches System der Arbeitsvorbereitung einschl. aller notwendigen Leistungen, Leitungen, Abwasser, Zuwasser, Lüftung, Heizung, Elektro und Beplankung einschl. Endbelag hat seinen Ursprung in einem BADnet-Arbeitskreis. Seine Mitglieder beschäftigten sich mit dem Thema Fachkräftemangel und den Folgen für ihren Beruf. Schnell war klar, welche Veränderungen auf Unternehmer zukommen: Weniger Fachkräfte, mehr Lohn- und Gehaltszahlungen, Abwerben von gut ausgebildeten Mitarbeitern, mehr Zeit für die Ausbildung neuer Mitarbeiter, aber auch mehr Aufträge mit besserer Rendite. Es galt, die Firmen so aufzustellen, dass es weiter Spaß macht, ein SHK- Unternehmen zu führen. Ebenso sollte der Betrieb so weiterentwickelt werden, dass potenzielle Nachfolger Lust haben, den Betrieb zu übernehmen.

Der Ansatz: „Wir müssen alle Prozesse sowie Arbeitsleistungen halbieren und dabei die erhöhten Qualitätsansprüche der Kunden erfüllen.“ Das Ziel: in kürzerer Zeit mehr Bäder in höherer Qualität verkaufen und montieren und das mit weniger Mitarbeitern. Die Lösung: das Vorfertigungskonzept bzw. die Abwicklung des Komplettbades in Modulen.

Durch dieses System wird Arbeitszeit von der Baustelle in das Büro bzw. in die Werkstatt verlagert. Das bedeutet, dass man mehr Zeit für die Planung braucht, dafür aber in der Werkstatt vorfertigen kann. Die Mitarbeiter können dadurch im Stehen arbeiten, und die Arbeit erfolgt weniger auf den Knien. Monteure schonen so ihre Gelenke und damit ihre Gesundheit. Dadurch wird für sie die Renovierungsarbeit leichter. Da die Monteure technikaffin sind, fällt es ihnen auch leicht, die notwendigen Schritte zur Vorfertigung zu vollziehen. Bei Interesse und entsprechender Schulung können sie auch die erforderliche Software bedienen. Das qualifiziert die Monteure weiter. Theorie und Praxis werden verbunden. Die Arbeit wird insgesamt deutlich aufgewertet. Vielleicht kann das für manche auch ein Anreiz sein, länger in der Branche zu bleiben und branchenfremde Angebote abzulehnen.

www.wir-zeigen-zukunft.de

Autor

Tobias Pfoh ist Juniorpartner der Handwerkerkooperation BADnet GmbH und tätig als freiberuflicher Dozent, u. a. an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, an der Bad-Akademie der VDS und an der Villeroy & Boch Global-Academy. tp@badnet.de, www.badnet.de www.bergmann-bad.de

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