Ein modernisiertes Kleinbad mit genügend Stauraum und Ablagefläche für die ganze Familie auszustatten ist eine Herausforderung. Noch größer wird die Aufgabe, wenn das Ergebnis dazu noch gut aussehen soll. Anhand der beispielhaften Modernisierung eines Bades lässt sich gut darstellen, welche Möglichkeiten es gibt.
Das Beispielbad in einem Reihenhaus hat eine Fläche von unter 7 m² und soll für eine vierköpfige Familie zum privaten Spa mit vielen Extras umgebaut werden. Gewünscht werden eine Badewanne mit Poolsystem und einer Sitzgelegenheit, eine großzügig geflieste Dusche, ein separiertes WC und ein Waschtisch mit Abstellflächen und ausreichend Platz, wenn zwei Personen ihn gleichzeitig nutzen. Das Ambiente soll einen Ruhe- und Rückzugsort schaffen.
Podest am Duschplatz L-förmig ausgeführt
Wegen des Raumzuschnitts ist die Badewanne unterhalb des Fensters in der Nische platziert. Geringfügige Stemmarbeiten verbreitern die Nische für die Installierung des Whirlpools. Der Waschtisch befindet sich an der rechten Seite des Raumes und zieht den Blick beim Betreten auf sich. Da es sich um ein gemietetes Einfamilienhaus handelt, soll die Tür nicht versetzt werden, um das Raumbild im Flur nicht zu verändern.
Die verflieste Duschebene auf der linken Seite – hinter der Tür – ist aus bautechnischen Gründen nicht bodengleich auszuführen. Der Bauherr möchte aber unter keinen Umständen eine herkömmliche Dusche mit Duschabtrennung. Hier ist nun eine Lösung gefragt, die den Anschein einer begehbaren bodengleichen Dusche vermittelt – ohne wie ein Glaskasten zu wirken. Die aber auch die Funktionalität des Familienbads nicht beeinträchtigt. Die Lösung besteht im Einbau einer durchgängigen Stufe über Eck. L-förmig zieht sich das Podest der Dusche unter dem WC und vor der Badewanne entlang.
Durch diese zweite Ebene wird die Badewanne optisch in den Boden versenkt. Die durchgehende Ablageplatte unter dem Aufsatzwaschtisch erhält so eine perfekte Sitzhöhe neben der Badewanne – behält aber ihre benötigte Ablagehöhe im Waschtischbereich bei. Damit die Oberkanten von Badewanne und Sitztableau übereinstimmen, wird die Wanne etwas höher eingebaut – so entsteht eine dritte Ebene.
Intimsphäre trotz Platzmangel gewahrt
Die Abtrennung des Duschbereichs bildet eine feststehende Glasscheibe mit einer angehängten Pendelglastür, die nach innen und außen geöffnet werden kann. Den Spritzschutz zum WC gewährt der Heizkörper. Als Raumteiler hält er die Handtücher angewärmt an der richtigen Stelle bereit und sorgt auch für Intimsphäre im WC-Bereich.
Die größte Herausforderung dieses Umbaus ist es, die jeweils miteinander korrespondierenden Linien aufeinander abzustimmen. Wenn an einer Ecke etwas geändert wird, dann hat das unmittelbare Auswirkungen auf andere Objekte im Raum. Um das für die zahlreichen Ansprüche doch begrenzte Platzangebot optisch zu vergrößern, wird nur eine Fliesenserie eingesetzt, die ein möglichst klares und reduziertes Fugenbild ermöglicht. Die Feinsteinzeugfliese ist nicht nur in mehreren natürlich wirkenden Farben verfügbar, sondern auch in einer großen Anzahl verschiedener Formate. Auf dem Boden wird das größte Format von 89 cm × 89 cm zentriert verlegt. Die Tiefe der Duschebene und die der Waschtischplatte werden auf dieses Maß abgestimmt, ebenso wie der Fugenschnitt aller drei Ebenen, der identisch verläuft.
Harmonisches Gestaltungskonzept
An der Wand wird die Fliese im Querformat von 120 cm × 30 cm verlegt. Das vermindert den Anteil der Senkrechtfugen auf ein Minimum – manche Wand hat gar keine, z. B. die Dusche. Die Position der notwendigen Senkrechtfuge ist auf allen drei Wänden mit den Armaturen auf Kreuzfuge abgestimmt. So entsteht ein harmonisches Gestaltungskonzept: Die Objekte und Materialien fügen sich lückenlos zu einem Ganzen zusammen – und vermitteln optisch Großzügigkeit. Bei dem gewählten Farbton der Fliesen handelt es sich um ein klares, dunkles Anthrazit. Dieser Farbton fügt sich in das strenge Linienbild des Raumes ein und wird nicht durch das gestrichene Hellgrau der Wand- und Deckenflächen abgemildert. Das Lichtkonzept mit quadratischen LED-Wandeinbauleuchten, Nischen und indirekter Raumbeleuchtung sowie Funktionslicht am Spiegel verhindert, dass der Raum dunkel und dadurch klein wirkt.
Abrunden lässt sich die Ausführung noch mittels eines zusätzlichen Leuchtspiegels. Er soll nicht nur die Waschtischwand in der kompletten Länge verkleiden, sondern auch einen Fernseher beinhalten. Dabei handelt es sich um einen Wunsch des Bauherrn – Fernsehen in der Badewanne. Das ist das i-Tüpfelchen auf dem Umbau: vom herkömmlichen Bad zum familientauglichen Privat-Spa der besonderen Art.
Tipp
Dossier Badplanung
Ob Gäste-WC, Sauna, Bäder im Dachgeschoss, sehr große, sehr kleine, sehr schmale oder barrierefreie Bäder: SBZ-Artikel zum Thema Badplanung haben wir auf unserer Homepage in einem Dossier zusammengestellt. Hier finden Planer nützliche Artikel zu den Themen Raumaufteilung, Farbgestaltung, Einrichtungstrends und -stile und Badplanungssoftware. Zum Thema Licht und Leuchten bietet die Internetseite der SBZ ebenfalls eine ausführliche Zusammenstellung wichtiger Artikel und Planungstipps. Das Dossier „Licht und Leuchten“ greift aktuelle Artikel zu dem Thema auf.
Tipp
Bäder neu gestalten
Das Buch „Bäder neu gestalten“ beinhaltet eine umfangreiche Kollektion an Beispielen aus der Praxis unserer Fachautorin Andrea Stark. Es bietet Anregungen für den Umbau und die Modernisierung von Badezimmern im mittleren Preissegment. Die Neuerscheinung der Verlagsgesellschaft Rudolf Müller (Köln) liefert Gestaltungskonzepte für unterschiedliche Raumsituationen. Alle Beispiele sind Komplettlösungen, die das Zusammenwirken von Raumaufteilung, Wand- und Bodengestaltung, Möblierung, Farbe und Beleuchtung zeigen.
Theoretische Grundlagen zur Raum-, Fliesen-, Farb- und Lichtplanung ergänzen die Beispielsammlung. Einen Schwerpunkt bilden altersgerechte und barrierefreie Bäder. Der vorliegende Beitrag ist dem Buch entnommen.
„Bäder neu gestalten“ verfügt über 248 Seiten mit 428 farbigen Abbildungen. Als Buch kostet es 59 €, das E-Book-PDF gibt es für 47,20 €. Die ISBN lautet 978-3-481-03464-1.
Autor
Die Innenarchitektin Andrea Stark ist seit mehr als 25 Jahren im Bäderbau tätig. Für den sanitären Fachgroßhandel setzt sie ihr Know-how ebenso ein wie im eigenen Unternehmen mit dem Namen „starkberaten“. Sie gibt Seminare und hält Vorträge zur Ausstattung von Badezimmern und ist als Autorin tätig. info@starkberaten.de www.starkberaten.de