Für einen logischen Schritt hält Dirk Lückemann den Zusammenschluss europäischer Armaturenhersteller. Gerade bei Themen wie Ressourcenschutz und Energieeffizienz ist die Zeit nationaler Alleingänge nach Meinung des Schell-Geschäftsführers vorbei. Dem trage die Branche mit EUnited Valves Rechnung. Gründungsmitglieder des Verbandes sind Dornbracht, Geberit, Kemper, Schell und Viega. Bei der Erweiterung des bereits seit 2004 existierenden Maschinenbauverbandes EUnited um die Sektion Valves könne man auf ein funktionierendes Netzwerk zurückgreifen. Es gehe um die gemeinsame Bearbeitung europäischer Richtlinien. Dabei sei die intensive Begleitung der ErP-Richtlinie (Energy relevant Products) als Nachfolger der EuP-Richtlinie von besonderer Relevanz.
EUnited Valves vertritt Armaturenindustrie in Europa
Mit Blick auf die unterschiedlichen Anforderungen gliedert sich der Verband in drei Segmente. In der Sparte Gebäudearmaturen erfolgt die Betreuung der Hersteller von Sanitärarmaturen und von technischen Gebäudearmaturen. Für die Produzenten von Heizungsarmaturen gibt es differenzierte Dienstleistungen, da hier energiepolitische Aspekte Priorität haben. Mit dem Klassifizierungssystem „TELL“ (Thermostatic Efficiency Label), das sich mit der Effizienz von Heizkörperthermostatventilen befasse, sei das erste gemeinsame Projekt schon in einer „konkreten Entwicklungsphase“, so Lückemann. In der dritten Gruppe kümmert man sich speziell um Industriearmaturen, deren Anwendungsvielfalt sich in ganz unterschiedlichen Abnehmerbranchen von der Kraftwerkstechnik bis zur Lebensmittelindustrie niederschlägt. Lückemann betonte, dass EUnited Valves im Gegensatz zu anderen europäischen Organisationen wie dem CEIR kein „Verband der Verbände“ ist, sondern Unternehmen als Mitglieder hat. Das sichere einen unmittelbaren Praxisbezug.“.
Well – das neue Armaturenlabel für Energieeffizienz
„Wir wollen den Wunsch des Verbrauchers nach klaren, verlässlichen Informations- und Orientierungshilfen für eine bewusste Kaufentscheidung erfüllen sowie gleichzeitig unseren eigenen Anspruch unterstreichen, verantwortungsvoll mit Wasser umzugehen.“ So begründete Andreas Dornbracht die Einführung des neuen Klassifizierungssystems WELL. Mit dem neuen „Water Efficiency Label“ setzt die europäische Sanitärarmaturenindustrie internationale Maßstäbe, betonte der Chef des Iserlohner Armaturenherstellers. Das Bewertungssystem mache die tatsächliche Ersparnis beim Einsatz einer höher eingestuften Armatur deutlich und schaffe Transparenz für Verbraucher und Investoren. Es sei zunächst ein freiwilliges Verfahren, solle aber in der zweiten Stufe als europäischer Standard verankert werden.
In die Kategorien Public und Home aufgeteilt
Zur Anwendung kommt WELL bei sanitären Waschtisch- und Küchenauslaufarmaturen, bei Duscharmaturen sowie Duschköpfen und -schläuchen, bei Urinal- und WC-Spülsystemen sowie bei Zubehörteilen. Dabei wird zwischen der Anwendung im öffentlichen bzw. gewerblichen (Public) und im privaten, häuslichen (Home) Bereich unterschieden. Auf der Public-Ebene steht der ökonomische Umgang mit Wasser im Mittelpunkt. Zudem sind hier höhere Hygieneanforderungen zu berücksichtigen. Dagegen müssen Home-Produkte andere Funktionen erfüllen und sollen außerdem – abhängig von der individuellen Nutzer-Entscheidung – Wellnessanwendungen mit Wasser ermöglichen. Daraus resultieren für einzelne Produktgruppen unterschiedliche Bewertungskategorien. Für sanitäre Waschtisch- und Küchenauslaufarmaturen und Duscharmaturen sowie Duschköpfe und -schläuche sind das Menge (Durchfluss), Temperatur und Zeit (nur bei Public). Bei Urinal- und WC-Spülsystemen sind Menge (Spülvolumen), Spülprogramm und Hygiene maßgeblich.
Zwei Sterne pro Kriterium
Pro Kriterium sind maximal zwei Sterne erreichbar. Danach können Public-Armaturen bis zu sechs Sterne und Home-Produkte höchstens vier Sterne erhalten. Ferner sieht das Verfahren eine Upgrade-Möglichkeit vor. In den beiden Kategorien Durchfluss und Temperatur sind zusätzlich jeweils zwei Sterne erreichbar, wenn eine Armatur aus mehreren Einzelkomponenten bestehe oder mit effizienzsteigernden Zubehörteilen ausrüstbar sei. Die online angelegte Klassifizierung gilt für die Laufzeit des Baumusterprüfberichtes und damit für maximal fünf Jahre. Außerdem gibt es eine Option für weitere fünf Jahre. In jedem Fall muss die Erfüllung der relevanten EN-Normen nachgewiesen werden. Weitere Infos sind unter https://www.well-online.eu/ abrufbar. Als „sehr erfreulich“ bezeichnete Dornbracht die schnelle Wirkung des erst vor wenigen Wochen freigeschalteten Systems. Es seien bereits rund 80 Produkte namhafter Unternehmen klassifiziert worden. Dazu gehören Grohe, Hansgrohe, Ideal Standard, Keuco, Sam, Schell, Geberit International, Viega und Dornbracht. Weitere Hersteller wie Roca, Oras, Nobili und Cristina stünden eventuell ebenfalls bald auf der WELL-Liste. Man sei fest davon überzeugt, dass der verbraucher- und investorenfreundliche Fortschritt im wahrsten Sinne des Wortes für klare Verhältnisse sorge. Und das kann dem Handwerk nur recht sein.
Extras
Das konkrete Klassifizierungsschema der EUnited Valves für Sanitärarmaturen finden Sie zum Download auf der SBZ-Homepage.