Bauherr Herbert Meyer-Jacob ist Diplom-Agrar- und Umweltingenieur. Sein neues Haus plante er nach einem ganzheitlichen Konzept, welches sowohl unter energetischen als auch baubiologischen Aspekten die positiven Möglichkeiten modernen Bauens nutzen sollte. „Wir wollten ein Zuhause schaffen, das seinen Beitrag zum Schutz unserer Umwelt für künftige Generationen leistet. Als Vater möchte ich meinen Kindern zeigen, dass man durchaus die Dinge in seiner Umgebung beeinflussen und ökologisch verantwortungsvoll konzipieren kann“, erklärt er seine zentrale Motivation.
Deshalb ist Meyer-Jacob auch Mitglied der Baden-Badener Agenda 21, ein Zusammenschluss von Bürgern, die sich für eine nachhaltige Entwicklung der Kommune engagieren. Nachdem er sein Bauprojekt dort vorstellte und Lösungen diskutierte, entschied er sich, ein Niedrigenergiehaus auf der Basis eines Holzbau-Fertighauses zu errichten. „Die Außenhülle und die Fenster haben wir uns vom Fertighaushersteller liefern lassen, auch Teile des Kellers, den Rest haben wir in Eigenleistung ausgebaut“, so der Bauherr. „Mein Vater ist Maurer und mein Onkel Bauingenieur, da konnten wir viele Maßnahmen selbst durchführen.“ So optimierte Meyer-Jacob auch die Dämmung des Gebäudes zusätzlich. In den Fertigteilen ist bereits eine ökologische Dämmschicht verpresst, die aus Holzspänen besteht, welche aus Gründen des Brandschutzes und der Ungezieferabwehr mit Frischmolke und Soda behandelt wurden. Um sein Haus noch besser zu isolieren, brachte Meyer-Jacob in der Installationsebene eine 3 bis 4 cm dicke Dämmschicht aus Hanffasern an. Zugunsten einer möglichst effizienten und besonders angenehmen Wärmeverteilung im Gebäude installierte er eine Fußbodenheizung.
Entscheidungskriterien bei der Wahl der Heizung
Beim Heizsystem sollten aufgrund der Ausrichtung auf Nachhaltigkeit keine fossilen Energieträger infrage kommen. So standen zunächst die beiden Alternativen Wärmepumpe und Pelletsheizung in Kombination mit thermischer Solaranlage zur Diskussion. Die Entscheidung für die Holzpelletsheizung fiel, um unabhängig vom Strommarkt zu sein: „Wenn ich mir ansehe, dass wir in Deutschland derzeit noch etwa 80 % unseres Stroms aus Verbrennung fossiler Energieträger und Atomenergie erzeugen, empfinde ich eine Wärmepumpe, die sich daraus speist, als nicht sonderlich nachhaltig,“ so Meyer-Jacob. Die Holzpelletsheizung hingegen würde auch an kalten und düsteren Tagen, an welchen die 20 m2 große Solaranlage auf dem Dach den Wärmebedarf des Hauses nicht decken kann, mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz im Prinzip gespeicherte Sonnenenergie nutzen.
In seinem mit 12 m2 vergleichsweise kleinen Heizungskeller konnte der Bauherr ohne Probleme das gesamte Pelletsheizsystem unterbringen. Hier wurde neben einem kompakten Ökofen-Pelletsheizkessel PE 10 mit einer Nennleistung von 3 bis 10 kW, der eine Grundfläche von etwa 1,5 m2 aufweist, auch ein Pufferspeicher mit 2260 l Volumen und ungefähr dem gleichen Platzbedarf wie der Kessel installiert. „Dafür habe ich in den Fertigbauteilen eine größere Öffnung eingeplant. So konnten die Heizungsbauer das Gerät einfach in den Raum schieben“, erklärt Bauherr Meyer-Jacob. Ebenfalls im Heizungskeller befindet sich das Pelletslager. Als Spezialist für Pelletsheizungen lieferte Ökofen hierfür einen Gewebetank mit Sonderabmessung von nur 1,5 x 1,8 m. So blieb in dem kleinen Haustechnikraum sogar noch ausreichend Platz für eine Regenwasseranlage, den Zentralstaubsauger und den Wechselrichter der Photovoltaikanlage.
Im Gewebetank hat ein ganzer Jahresvorrat Platz
Vom Gewebetank gelangen die Pellets über eine Förderschnecke zum Brenner. Einmal im Jahr bringt ein Silo-Lastwagen das Heizmaterial zum Haus der Familie. „Der Verbrauch pro Heizperiode liegt bei etwa 2,5 t Pellets“, erzählt der Besitzer. „Momentan bedeutet das jährlich Heizkosten von etwa 500 Euro. Ich habe mir ausgerechnet, dass ich pro Jahr gegenüber einem schlechter gedämmten Haus mit fossiler Wärmeversorgung so zwischen 800 und 1000 Euro Heizkosten spare.“
Das gesamte Heizsystem inklusive Pelletskessel, Pufferspeicher, Gewebetank und Förderanlage sowie Solarkollektoren kostete die Familie 27000 Euro, wobei sich die Meyer-Jacobs beim damaligen Stand der Förderung für die Nutzung regenerativer Energien über 4000 Euro Unterstützung von staatlicher Seite freuen konnten. Insgesamt geht der Bauherr davon aus, dass sich die Mehrkosten nach acht Jahren Laufzeit amortisiert haben werden. Die Haustechnik arbeitet so effektiv, dass das Gebäude mittlerweile nicht nur von anderen Bauherren aus der Region als Anschauungsobjekt genutzt wird, sondern auch dem Europäischen Institut für Energieforschung (EIFER) zu Messzwecken diente. Lesen Sie hierzu auch das Interview auf der folgenden Seite.
Neun Häuser im Dauertest
Alternativen zur Ölheizung
Das Europäische Institut für Energieforschung (EIFER) am Karlsruher Institut für Technologie beschäftigte sich in einem zweijährigen Untersuchungsprogramm mit Pelletsheizungen. Neben dem Einfamilienhaus der Familie Meyer-Jacob wurden die Daten von acht weiteren Häusern mit unterschiedlichen Standards ausgewertet. Wir fragten Christian Schraube nach den Ergebnissen.
SBZ: Herr Schraube, worin bestanden die Ziele Ihrer Untersuchungen und welche Perspektiven können Sie anhand Ihrer Forschung für die moderne Pelletsheiztechnik sehen?
Schraube: Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Pelletsheizung ein großes Potenzial hat, auf ökologische Weise und mit hohem Komfort Ölheizungen zu ersetzen. Durch die kontinuierliche Überwachung des Betriebsverhaltens über zwei Jahre hinweg versuchten wir auch herauszufinden, wann ein Pelletsheizsystem unter idealen Bedingungen arbeitet. Das Haus der Meyer-Jacobs hat in unserem Vergleich dabei bis jetzt am besten abgeschnitten.
SBZ: Sie haben die unterschiedlichsten Baubestände ausgewertet, auch solche, die weit unter dem Energieeffizienz-Niveau der Meyer-Jacobs lagen. Wie sinnvoll zeigte sich der Betrieb einer Pelletsheizanlage in energetisch schwächer aufgestellten Baubeständen?
Schraube: Im Dauertest haben sich alle Anlagen als sinnvolle Heizalternative erwiesen, auch wenn nicht jeder Bau energetisch so optimiert war wie hier. Es ist ja nicht immer möglich, ein Gebäude so perfekt um ein Heizsystem herum zu planen. Der Austausch eines alten Ölkessels gegen einen neuen Pelletskessel ist praktisch immer sinnvoll. Ein Austausch der Heizkörper, der die Effizienz bei Bestandsanlagen in aller Regel weiter verbessert, kann aber auch getrennt von der Kesselinstallation zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt werden.
SBZ: Können Sie an diesem Beispiel des Idealfalls des Hauses Meyer-Jacob erläutern, was die wichtigsten Kriterien für maximale Energieeffizienz eines Pelletsheizsystems sind?
Schraube: Wir sehen, dass es sinnvoll ist, einen großen Pufferspeicher einzusetzen und diesen im Inneren des Gebäudes – am besten unter beheizten und häufig benutzten Räumen – aufzustellen und nicht beispielsweise in einer unbeheizten Garage. Das vermeidet unnötige Wärmeverluste. In jedem Fall ist eine gute Isolierung des Pufferspeichers essenziell.