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Wege zur positiven Energiebilanz

Technik für das Energie-Plus-Haus

Inhalt

Kann ein mit handelsüblicher Technik ausgestattetes Haus, in dem eine sechsköpfige Familie lebt, ein Jahr ohne Einsatz von fossilen Brennstoffen auskommen? Ein Projekt, das zur Zeit in Kanada läuft, soll diese Frage beantworten: Das Ecoplushome ist ein vorgefertigtes Haus, das unter den Gesichtspunkten Energieeffizienz und Erschwinglichkeit kon­struiert wurde. Zum Einsatz kommen Solarthermie, Photovoltaik sowie eine Wärmepumpe mit Erdkollektor zur Heizung und Kühlung. Zusätzlich zur effizienten Versorgung mit Energie sorgen eine gute Isolation des Gebäudes, die luftdichte Bauweise und Haushaltsgeräte mit hohen Effizienzklassen für einen geringen Energiebedarf. Die Haustechnik stammt komplett von Bosch und wurde in Kooperation mit lokalen Unternehmen installiert.

Das Ecoplushome, das von Familie Kenny bewohnt wird, steht in einer ländlichen Re­gion Kanadas mit extremen Temperaturschwankungen und strengen Wintern, weshalb der Standort für ein solches Experiment prädestiniert ist. Das Projekt läuft seit dem 13. April. Aktuelle Energiegewinne und der Blog des Hausherrn sind unter http://www.ecoplushome.com veröffentlicht.

Wie Architekt Rolf Disch Solararchitektur anwendet

Einen ähnlichen Weg geht der Architekt Rolf Disch, der durch intensiven Einsatz von Photovoltaik und eine energiesparende Bauweise schon über einen längeren Zeitraum Häuser baut, die rechnerisch einen Energiegewinn erzielen. Ein größeres Projekt von ihm ist die Solarsiedlung in Freiburg mit einer Grundfläche von 11000 m2. Die Siedlung besteht aus einem lang gezogenen Gewerbebau, dem „Solarschiff“, und 59 Wohnhäusern, von denen ein Teil auf dem Dach des Solarschiffs als Penthäuser platziert wurde. Die nach den Wünschen der Bewohner modular aufgebauten Solarhäuser haben Wohnflächen von 75 bis 167 m2. Sie sind als Plusenergiehäuser ausgelegt und produzieren somit mehr Energie, als sie verbrauchen. Die Nebeneinnahmen sollen dabei die Nebenkosten, die aufgrund der energiesparenden Bauweise gering sind, übertreffen. Die Häuser sind in Holzbauweise erstellt und verfügen über ein großes Dach aus Photovoltaikmodulen. Die Siedlung erzeugt mit ihren PV-Anlagen etwa 420000 kWh Solarstrom pro Jahr.

Zurzeit entwickelt der Architekt neue Konzepte zur Rationalisierung seiner Solararchitektur. Er will möglichst viele Arbeitsschritte in die Werkhallen verlagern, was zu modularen Konzepten führt, die den Bau eines Hauses innerhalb eines Tages ermöglichen sollen. Zentraler Bestandteil ist dabei die „Plusenergiebox“, in der die komplette Haustechnik untergebracht ist.

Vier Beispiele für eine Energie-Plus-Nachrüstung

Wie das Handwerk Energie-Plus-Konzepte im Baubestand umsetzen kann, darüber referierte Miriam Asbeck, Projektleiterin Energie-Plus-Haus von Bosch Thermotechnik. Grundbedingung ist zunächst ein verhältnismäßig geringer Energieverbrauch der betrachteten Immobilie. Ist der Verbrauch zu hoch, dann lässt er sich nicht durch Maßnahmen wie PV-Anlagen oder BHKW-Nachrüstung überkompensieren. Auf der anderen Seite sind den Einsparungen aber natürliche Grenzen gesetzt. Transmissionsverluste bei der Heizung lassen sich auf ein sehr geringes Maß reduzieren – Lüftungsverluste durch eine effiziente Wärmerückgewinnung ebenfalls. Anders ist das beim Warmwasser, wo der Energiebedarf überwiegend vom Komfortbedürfnis der Bewohner abhängt. Und bei seinem Elektrogerätepark wird sich der Verbraucher kaum einschränken wollen.

Konkret wurden vier Beispiele durchgerechnet. Eine einfache Kostenrechnung, bei der weder eine Verzinsung noch eine Energiekostensteigerung berücksichtigt wurde, ergaben für die Maßnahmenpakete Amortisationszeiten von 10 bis 12 Jahren.

Energie-Turbo für ein saniertes Bestandsgebäude

Das erste Beispiel ist ein 1965 gebautes Einfamilienhaus, dessen Heizwärmebedarf Mitte der 1990er Jahre durch Wanddämmung und Isolierfenster auf 90 kWh/m2a reduziert wurde. Insgesamt liegt der Primärenergiebedarf bei 200 kWh/m2a. Dieser Wert enthält den durchschnittlichen Energiebedarf für die Warmwasserbereitung und sonstige Elektrogeräte. Um zum Energie-Plus-Haus zu werden, wurden folgende Maßnahmen durchkalkuliert:

  • Energiesparende Haushaltsgeräte
  • Photovoltaik-Anlage
  • Kontrollierte Lüftung mit Wärme­rückgewinnung
  • Gas-Brennwert-Solarkombination

Die Maßnahmen, die aus dem Primärenergiebedarf von 200 kWh/m2a einen Primärenergiegewinn von 2 kWh/m2a machen, kosten bei diesem Gebäude insgesamt rund 53000 Euro.

Als zweites Beispiel wurde ein Mehrfamilienhaus mit 28 Wohneinheiten und einem Heizwärmebedarf von 53 kWh/m2a durchgerechnet. Auch hier besteht der Maßnahmenkatalog aus Photovoltaik, kontrollierter Lüftung und energiesparenden Haushaltsgeräten. Hinzu kommt jedoch noch ein BHKW mit 19 kWel und 34 kWth Leistung. Unterm Strich erzeugt das Haus eine elektrische Energie von 8 kWh/m2a und der Investition von 584000 Euro steht eine jährliche Einsparung von 50000 Euro entgegen.

Weitere Beispiele wurden für neue Gebäude berechnet, wobei die Netto-Erträge natürlich wesentlich größer ausfallen. So können bei einem Haus nach aktuellem EnEV-Standard Erträge von 96 kWh/m2a erzielt werden. Ausführliche Darstellungen der Beispielprojekte bieten wir Ihnen bei den SBZ-Extras zum Herunterladen an.

Fakten

Aktuelle Wirtschaftsdaten

Über die wirtschaftliche Lage des Bosch-Geschäftsbereichs Thermotechnik berichteten Uwe Glock, Vorsitzender des Bereichsvorstandes (Bild links), und Bereichsvorstand Klaus Huttelmaier. Demnach ist Bosch Thermotechnik gut in das Jahr 2010 gestartet. Trotz Wirtschaftskrise würden sich konkrete Zeichen einer Belebung zeigen. Mit 2,87 Mrd. Euro lag der Umsatz 2009 um rund 4 % unter dem Spitzenwert des Vorjahres. Es konnte ein positives Ergebnis erzielt werden.

Auch in Deutschland lag der Umsatz leicht über dem Wert des Vorjahres, wobei das Marktanreizprogramm und hier insbesondere der Bonus für Heizungstausch der Bundesregierung die Gesamtnachfrage stabilisierten. Mit Solarthermiesystemen konnten deutliche Zuwächse erzielen werden. Das Geschäft mit regenerativen Energien entspricht 15 % des Gesamtumsatzes. Auch im Krisenjahr 2009 blieben die Zukunftsinvestitionen mit 131 Mio. Euro auf dem Niveau des Vorjahrs. Davon entfielen 94 Mio. Euro auf Forschung & Entwicklung sowie 37 Mio. Euro auf Investitionen in Sachanlagen. Für das Geschäftsjahr 2010 ist Bosch Thermotechnik vorsichtig optimistisch.

Extras

Ausführliche Darstellungen von den vier Beispielprojekten für die Energie-Plus-Häuser mit Zahlen und technischen Daten finden Sie als PDF-Dateien unter https://www.sbz-online.de/tags/extras-zum-heft

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