Eine Einschätzung von Frank Hehl, Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Sanitär Heizung Klima Nordrhein-Westfalen.
„Die Gegenwart stellt unsere Gesellschaft und die gesamte SHK-Branche vor große Herausforderungen. 2025 startet politisch so turbulent, wie es 2024 geendet hat. Wir hoffen auf mehr Verbindlichkeit und Realismus in der politischen Entscheidungsfindung, um gemeinsam die ambitionierten Klimaziele zu erreichen.
Nichtsdestotrotz: Das SHK-Handwerk ist es gewohnt, flexibel zu reagieren und den Markt aktiv und unabhängig zu gestalten. Das ist die große Stärke unserer 5800 unternehmerisch geprägten Innungsfachbetriebe in NRW.
Innovationskraft, Ausbildung und handwerkliche Qualität
Unsere Betriebe setzen weiterhin auf individuelle Lösungen: Sei es die Umsetzung der Klimawende in jedem einzelnen Heizraum, die altersgerechte Sanierung unzähliger Bäder oder die Sicherung der Trinkwasser- und Raumlufthygiene in privaten und öffentlichen Gebäuden. Tag für Tag stehen unsere Handwerkerinnen und Handwerker an der Seite der Kunden und der Gesellschaft. Sie wissen, wo der Schuh drückt, welche Bedarfe bestehen, und erleben hautnah, wo politische Vorgaben auf die Realität der Menschen und die technologische Machbarkeit treffen. Diese Nähe zum Kunden macht unser Handwerk unersetzlich.
Darüber hinaus investieren unsere Betriebe gezielt in die Aus- und Weiterbildung und in die fortlaufende Spezialisierung ihrer Mitarbeitenden, insbesondere im Bereich erneuerbare Energien und dabei speziell der Wärmepumpentechnologie. Der Trend zu sogenannten „Zebra-Betrieben“, die SHK- und Elektrokompetenz kombinieren, wird immer stärker und zeigt die große Wandlungsfähigkeit unserer Branche.
Herausforderungen durch Marktveränderungen und politische Fehlsteuerungen
Doch wir dürfen die Augen nicht vor den realen Herausforderungen verschließen. Der Fachkräftemangel bleibt eines der drängendsten Probleme unserer Zeit. Gleichzeitig erschweren überbordende Bürokratie und komplexe Regularien den Betriebsalltag erheblich. Hinzu kommt die Problematik der Betriebsübergabe, die insbesondere kleinere Unternehmen vor große Herausforderungen stellt. Hier muss dringend gegengesteuert werden, um die Zukunftsfähigkeit unserer Branche zu sichern.
Auch die Digitalisierung ist ein Bereich, der mit Nachdruck vorangetrieben werden muss. Sie bietet enorme Chancen, Prozesse zu optimieren, die Effizienz zu steigern und neue Geschäftsfelder zu erschließen. Unsere Verbandsorganisation unterstützt die Betriebe dabei, diese Potenziale zu nutzen und sich zukunftssicher aufzustellen.
Disruptoren: Wettbewerb, statt Konkurrenz
Eine weitere Herausforderung für das unternehmerisch und nachhaltig agierende Handwerk stellen vermehrt sogenannte „Disruptoren“ dar. Das sind Start-Ups, Clean-Tech-Unternehmen und Co., die digital agieren, werbestark sind und ihr Geschäft stark skalieren. An sich haben sie selbstverständlich ihre Berechtigung. Diese Akteure konzentrieren sich vorrangig auf die einfachen „08/15-Filetstücke“ des Marktes, und bieten aus Kundensicht damit kein ausreichend nachhaltiges Geschäftsmodell.
Sie installieren sehr oft Anlagen in großer Stückzahl, aber häufig, ohne sicherzustellen, dass deren Wartung und der Service auch in zehn Jahren oder später noch gewährleistet sind. Dies birgt langfristig Risiken für Verbraucher und untergräbt die nachhaltigen Strukturen des Handwerks. Das, was wir wiederum von ihnen lernen sollten, ist die konsequente Digitalisierung von Prozessen, die sich dafür anbieten.
Man kann überdies beobachten, dass deren Bereitschaft und die Fähigkeit, neue handwerkliche Fachkräfte auszubilden, eher überschaubar sind. Man bedient sich oft egoistisch bei den Fachkräften der Innungsfachbetriebe. Diese Schieflage werden wir nicht akzeptieren und fordern die Politik auf, die Rahmenbedingungen für die Ausbildung von handwerklichen Fachkräften noch mehr als bisher zu unterstützen. Die Kürzung der Förderung für die überbetriebliche Ausbildung der Grundstufe (ganz am Anfang der Ausbildung) in Nordrhein-Westfalen ist hierbei das falsche Signal.
Wenn Förderung, dann jetzt sichern und nicht vergeblich auf Billigpreise warten
Aktuell ist die Fördersituation für die Endverbraucher so gut wie noch nie. Und wenn man den Wahlkämpfern im Bund gut zuhört, dann wird es in der Zukunft nicht besser, höchstwahrscheinlich sogar deutlich schlechter. Deshalb kann das Fachhandwerk allen Endverbrauchern nur raten, so schnell wie möglich einen Förderantrag zu stellen.
Wird dieser innerhalb von Minuten positiv entschieden, dann ist das Geld hierfür, nach einhelliger Meinung der Förderexperten, auch reserviert. Die Maßnahme muss nicht zwingend „morgen“ begonnen werden. Wir glauben auch nicht, dass sich die Preise für Wärmepumpen, sprich für die „Hardware“, deutlich reduzieren wird. Steigende Nachfrage mit sinkenden Preisen widerspräche allen Marktmechanismen der Vergangenheit seitens der Industrie.
Wir fordern die kommende Bundesregierung auf, die Energie- und Wärmewende nicht mit aktionistischen Förder-Reduzierungen auszubremsen.
Kommunale Wärmeplanung: Morgen kommt kein Bagger, vielleicht auch nie
Ein weiterer zentraler Punkt ist die Kommunale Wärmeplanung, die von Städten mit mehr als 100 000 Einwohnern bis 2026 und von kleineren Kommunen bis 2028 vorgelegt werden muss. Dieses strategisch wichtige Instrument ist auf Ebene der Kommunen eine „Inventur“ der IST-Situation und beschreibt ein mögliches Ziel-Szenario. Sie ist keineswegs eine kommunale Umsetzungsplanung und schon gar keine Wärme-NETZ-Planung. Wer hier auf Verbraucherseite mit der Modernisierung der Heizung künstlich bis 2026 oder 2028 wartet, wird am Ende wahrscheinlich bitter enttäuscht.
Unsere Betriebe spielen auch auf diesem Feld eine wichtige Rolle, indem sie die praktische Umsetzung der Pläne sicherstellen und zugleich die Bedürfnisse der Verbraucher berücksichtigen. Der Fachverband SHK NRW stellt hierzu praxisnahe Informationen und Leitfäden bereit, um die Innungen und Betriebe bestmöglich in ihrer Rolle zu unterstützen.
An die neue Bundesregierung: Hört mehr auf die Menschen und das Handwerk
Wir fordern die Politik auf, ideologische Scheuklappen abzulegen und die Realitäten der Bürgerinnen und Bürger dieses Landes und die des SHK-Handwerks bei der Umsetzung in den Mittelpunkt zu stellen. Es braucht eine gezielte Unterstützung für die Ausbildung im Handwerk, verstärkte Investitionen in die Nachwuchsförderung und eine realistische, technologieoffene Klimapolitik. Nur so können wir gemeinsam die ambitionierten Klimaziele erreichen. Das ist gesellschaftlicher Konsens.
Mein Appell an alle Marktteilnehmer ist klar: Lassen Sie uns die Zusammenarbeit stärken, statt uns gegenseitig zu behindern. Der Klimaschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, bei der das SHK-Handwerk eine wichtige, wenn nicht sogar die zentrale Rolle spielt. Gemeinsam können wir die Wärmewende schaffen und zugleich unsere Gesellschaft in den Bereichen Sanitär und Pflege zukunftssicher aufstellen.
Die SHK-Branche hat bewiesen, dass sie wandlungsfähig, leistungsstark und unverzichtbar ist. Jetzt gilt es, mit vereinten Kräften die Herausforderungen zu meistern. Das SHK-Handwerk wird auch weiterhin das Rückgrat der Energiewende und der sozialen Infrastruktur bleiben – dafür engagieren wir uns, mit Leidenschaft und Weitblick. Unsere Verbandsorganisation setzt dabei auf den Austausch mit unseren Betrieben, um deren Interessen auch in Zukunft mit Nachdruck zu vertreten.“ ■
Quelle: SHK NRW / fl