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Ohne Instandhaltung kein hygienischer Betrieb

SBZ: Herr Luft, Sie treten häufig erst dann auf den Plan, wenn es bereits Probleme mit dem Trinkwasser gibt und wenn Reklamationen anstehen. Um welche Befunde geht es da konkret?

Frank Luft: Meistens werden wir gerufen, wenn nach Probennahmen Legionellen nachgewiesen werden oder wenn aus der Zapfstelle braunes Wasser oder wenig bis gar kein Wasser austritt. Die Ursachen dafür sind vielfältig und in der Regel auf der Installationsseite zu finden. Denn das von den kommunalen Wasserversorgungsunternehmen gelieferte Trinkwasser hat eine hohe Qualität. Es wird intensiv geprüft, aufbereitet, gefiltert und von den Gesundheitsämtern überwacht. Und dann fließt es ins Gebäude und trifft auf verschmutzte, unhygienische Leitungsinstallationen. Dort vergammelt es regelrecht und wenn es dann zum Kochen, Trinken oder Duschen genutzt wird, ist es alles andere als gesundheitlich unbedenklich.

SBZ: Was meinen Sie, wenn Sie von verschmutzten, unhygienischen Leitungen sprechen?

Luft: Die Installationen sind voll von Ablagerungen und Inkrustationen, viele Leitungen sind in ihrem Querschnitt deutlich verkleinert oder weisen Korrosionsschäden auf. Dabei handelt es sich meistens um Anlagen aus den 1960er-, 1970er‑ und 1980er-Jahren. Damals wurden die Leitungen völlig überdimensioniert ausgelegt, damit auch alle überall wirklich Wasser kriegen. Wir finden verdreckte Filter, verkalkte Warmwasserspeicher und Stagnationsbereiche wie z. B. die damals üblichen Wasserverteiler mit langen Entleerleitungen. Rohrdämmung ist ungenügend oder gar nicht vorhanden, vor allem auf der Kaltwasserseite. Zudem verlaufen im Schacht oder in der Zwischendecke warm- und kaltwasserführende Leitungen oft dicht nebeneinander. Wir hatten Beprobungen, bei denen das Kaltwasser Temperaturen von 31 °C aufwies.

SBZ: Das klingt, als wären solche Installationen eher die Regel als die Ausnahme?

Luft: So weit würde ich nicht gehen. Aber Fakt ist, wir kümmern uns überwiegend um Trinkwasser-Installationen in Bestandsgebäuden und sind damit voll ausgelastet. Unsere Hauptklientel sind Hausverwaltungen und Wohnungseigentümergemeinschaften mit problembeladenen Mehrfamilienhäusern und Mietobjekten. Darüber hinaus betreuen wir auch kleinere private Gebäude. Ein typisches Beispiel sind Einfamilienhäuser aus den 1980er-Jahren mit ­Kinderwaschbecken, Bidet, Dusche, Badewanne und nicht selten auch noch einem Schwimmbad und einer Bar auf der unteren Ebene. Das sind unzählige Entnahmestellen, aber im Haus wohnen mittlerweile nur noch zwei ältere Personen.

SBZ: Wie gehen Sie vor, wenn Sie derartige Installationen vorfinden?

Luft: Da die Probleme orts- und anlagenbedingt sehr unterschiedlich sind, müssen auch individuelle Lösungen dafür erarbeitet werden. Deshalb analysieren wir zunächst die Wasser- und Systemart, die Problemursachen wie z. B. Korrosion, Stein- oder Keimbildung sowie eventuelle technische Mängel. Alles anhand einer Checkliste entsprechend den geltenden Regeln und der TrinkwV. Anschließend erstellen wir einen ausführlichen Prüfbericht und empfehlen passende Maßnahmen.

SBZ: Was sind das für Maßnahmen?

Luft: Als Erstes steht häufig eine Reinigung der Trinkwasserleitungen an. Unter dem Einsatz von Luftkomprimierung in Kombination mit einem individuell auf das Anlagenproblem abgestimmten Reinigungsmittel spülen, säubern und desinfizieren wir das gesamte System bis zur letzten Entnahmestelle. Anschließend geht es darum, die Wasserqualität nach der Reinigung zu erhalten. Wir bieten beispielsweise unterschiedliche Steuerungen an, die das System in regelmäßigen Abständen automatisch aktivieren und spülen, um damit die Stagnation des Wassers zu verhindern.

Das Technologiezentrum des Unternehmens dient der Entwicklung und Prüfung von Produktlösungen, der Durchführung von Schulungen sowie der Kundeninformation.

Bild: Otto Kamp / Janine Kyofsky

Das Technologiezentrum des Unternehmens dient der Entwicklung und Prüfung von Produktlösungen, der Durchführung von Schulungen sowie der Kundeninformation.

SBZ: Damit Maßnahmen wie Reinigung und Desinfektion wirksam sein können, sollten gleichzeitig aber auch die technischen Ursachen für die Probleme beseitigt werden.

Luft: Das ist richtig. Deswegen haben wir uns im Laufe der Zeit auch auf die Beseitigung von technischen Mängeln spezialisiert. Und die ­TrinkwV 2011 hat dann noch die Beprobung stärker in den Fokus gerückt. Da wir seit 2007 Mitglied im ­Verband der Immobilienverwalter in Baden-­Württemberg sind, kamen die Hausverwaltungen dann auf uns zu, um die Vorgaben der TrinkwV zu erfüllen. Es galt, die Trinkwasseranlage zu überprüfen und zu dokumentieren, welche technischen Mängel vorhanden sind, aber auch Probennahmeventile einzubauen.

SBZ: Ein Aufgabengebiet, das eine entsprechende Qualifikation, fundiertes Fachwissen und stetiges Fortbilden voraussetzt. Wie halten Sie sich bei diesem komplexen Thema auf dem ­aktuellen Stand der Dinge?

Luft: Wir arbeiten bereits seit vielen Jahren mit den Laboren der SGS zusammen und sind dort als Probennehmer akkreditiert, wie davor schon bei Synlab. Die ersten Trinkwasserproben haben wir im Jahr 2001 in Gebäuden der öffentlichen Hand entnommen. Es handelte sich dabei um Kaltwasserproben und es ging um coliforme Keime, überhöhte Eisenwerte und Ähnliches. Und als dann die Untersuchungspflicht auf Legionellen in die TrinkwV aufgenommen wurde, konnten wir von unserer Erfahrung bei Probennahmen enorm profitieren und hatten damit einen erheblichen Vorteil gegenüber anderen Marktbegleitern. Mittlerweile sind alle unsere Mitarbeiter, mich eingeschlossen, nach VDI 6023, Kategorie A, geschult und ein Mitarbeiter hat zudem eine Weiterbildung zum DVQST-qualifizierten Sachverständigen für Trinkwasserhygiene absolviert.

SBZ: Wo sehen Sie mit Blick auf bestehende Anlagen den dringendsten Handlungsbedarf?

Luft: Wir müssen aufhören, die Trinkwasser-­Installation wie ein Stiefkind zu behandeln. Der größte Fehler liegt meiner Meinung nach in der mangelnden Instandhaltung, also dass sich niemand um die Trinkwasseranlage gekümmert hat. Es wurde – wenn überhaupt – lediglich beprobt. Dadurch haben wir einen wahnsinnigen Instandhaltungsstau, da ist teilweise über 40 Jahre lang nie etwas gemacht worden. Wenn jede Gemeinschaft etwa 2000 Euro im Jahr für die Trinkwasser-Installation ausgegeben hätte und Stück für Stück mal was austauschen lassen würde, nach 20 Jahren dann auch mal die Anlage durchgespült hätte, gäbe es viele der Probleme von heute nicht. Davon bin ich überzeugt.

SBZ: Da stimme ich Ihnen zu und in vielen Objekten wird sich auch um die Trinkwasseranlage gekümmert. In vielen aber eben auch nicht.

Luft: Genau. Und in diesen Gebäuden hat jahrelang keiner die Anlage ordentlich überprüft und auf die vorhandenen Mängel hingewiesen. Die Temperaturen sind falsch eingestellt, es gibt Legionellenschaltungen, die im Endeffekt nur die Leitungen schädigen, weil diese die thermische Belastung auf Dauer nicht aushalten. Und jetzt sind alle geschockt, weil sie einige Tausend Euro in die Sanierung investieren müssen. Was zu vermeiden gewesen wäre, wenn jemand mit entsprechenden fachlichen Kenntnissen die Anlage regelmäßig inspiziert hätte. Der erklären kann, warum z. B. die Warmwasserspeichertemperatur dauerhaft auf 60 °C bleiben sollte.

SBZ: Es muss also mehr und vor allem an der richtigen Stelle beraten werden?

Luft: Ja, denn die Problematik steckt auch darin, dass Hausverwaltungen, Betreiber und Bewohner viel zu wenig oder falsch informiert werden. Ich biete bei jedem Angebot an, das Was, Warum und Wie bei der Eigentümerversammlung oder bei einem Treffen mit den Beiräten zu erklären. Zu verdeutlichen, dass die Maßnahmen im Endeffekt immer die beiden Aspekte Kundenzufriedenheit und Problembeseitigung zum Ziel haben. Das ist unser Anspruch und das kriegen wir eigentlich auch immer hin.

Zu den Kunden der Otto Kamp GmbH zählen hauptsächlich Hausverwaltungen und Wohnungseigentümergemeinschaften mit problembeladenen Mehrfamilienhäusern und Mietobjekten.

Bild: Otto Kamp / Janine Kyofsky

Zu den Kunden der Otto Kamp GmbH zählen hauptsächlich Hausverwaltungen und Wohnungseigentümergemeinschaften mit problembeladenen Mehrfamilienhäusern und Mietobjekten.

SBZ: Und wie gelingt Ihnen das?

Luft: Wir bemühen uns, diese Zusammenhänge und Risiken allen Beteiligten verständlich zu erklären. Ich ziehe dabei gerne einen Vergleich mit dem Auto. Wenn es um Energieeinsparung durch Temperaturreduzierung oder Nachtabsenkung geht, dann mache ich darauf aufmerksam, dass man mit dem Auto doch auch mit Tempomat gleichmäßig mit 80 oder 100 km/h fährt, um Sprit zu sparen. Bei der Temperaturhaltung ist das nicht anders. Und wenn mir gesagt wird, eine Instandhaltung haben wir doch sonst nie gebraucht, dann frage ich danach, wie sie mit ihrem Auto verfahren. Da sind Inspektion und Wartung selbstverständlich. Aber in der Trinkwasser-Installation leuchtet halt kein Warnlämpchen.

SBZ: Die gesundheitlichen Risiken werden oft auch einfach ignoriert, nach dem Motto, es ist ja bis jetzt doch nichts passiert, also sollten alle mal die Kirche bitte im Dorf lassen. Wie entkräften Sie dieses Argument?

Luft: Ja, das ist wirklich problematisch. Um wieder einen Vergleich mit dem Auto zu bemühen: Es wird über die Verkehrstoten kommuniziert, wie viele jährlich auf den Straßen sterben. Aber wie viele Personen durch mangelhafte Trinkwasseranlagen an Legionellose erkranken und wie viele davon daran sterben, das ist den Leuten nicht bekannt. Aber genau darum geht es im Endeffekt, nämlich um die eigene Gesundheit. Und Wasser ist unser wichtigstes Lebensmittel. Deshalb muss es auch so behandelt werden. Die wenigsten wissen, wie lange Wasser haltbar ist. Dass es sich schon nach drei bis vier Stunden verändert. Die ganzen Regelwerke, die TrinkwV, sind doch dafür da, um unsere Gesundheit zu schützen. Wir können froh sein, dass wir heutzutage diesen Wissensstand haben und über all diese Erkenntnisse verfügen.

SBZ: Trägt Ihre Überzeugungsarbeit denn auch Früchte?

Luft: Durchaus. Wir haben mittlerweile rund 1000 Instandhaltungsverträge abschließen können, meistens für Trinkwasser-Installationen in Mehrfamilienhäusern, die wir jetzt regelmäßig inspizieren und warten. Aber mit Blick auf den Zustand der mir bekannten Bestandsanlagen sind das immer noch viel zu wenige.

SBZ: Steht Ihr Unternehmen damit denn nicht in direktem Wettbewerb mit einem klassischen SHK-Betrieb?

Luft: Nein, denn wir machen keine Neuinstallationen und sind auch nicht im Heizungs- und Abwasserbereich tätig. Darin unterscheiden wir uns vom traditionellen SHK-Betrieb. Unser Fokus liegt auf der Sicherung der Trinkwasserqualität, darauf sind wir spezialisiert. Daher sehen wir uns als perfekte Ergänzung zum SHK-Fachhandwerk. Viele fühlen sich auf diesem Gebiet samt der Normen-, Richtlinien- und Arbeitsblättervielfalt nicht so sicher. Wir arbeiten häufig mit Betrieben zusammen, denen im Bereich Trinkwasser das Haftungsrisiko zu groß ist. Diese Betriebe sind in erster Linie für die Heizungsseite zuständig, z. B. wenn der bestehende Wärmeerzeuger durch eine Wärmepumpe ausgetauscht wird. Und wir kümmern uns dann um die Trinkwasserseite, darum, dass die Temperaturen stimmen und alles hygienisch einwandfrei ist. Dafür arbeiten wir Hand in Hand zusammen, da nimmt sich niemand gegenseitig das Geschäft weg. Das ist eine reine Win-win-Situation.

SBZ: Herr Luft, vielen Dank für das interessante Gespräch.

So sieht es in vielen Trinkwasser-Installationen aus: Ablagerungen und Inkrustationen, Leitungen mit deutlich verkleinertem Querschnitt, Korrosionsschäden, verkalkte Armaturen.

SBZ / B. Geßler

So sieht es in vielen Trinkwasser-Installationen aus: Ablagerungen und Inkrustationen, Leitungen mit deutlich verkleinertem Querschnitt, Korrosionsschäden, verkalkte Armaturen.

Otto Kamp GmbH

Das Spezialfachunternehmen für Trinkwasser und Systemerhaltung wurde 1982 von Otto Kamp – dem Schwiegervater von Frank Luft – ­gegründet. Der Firmensitz befindet sich im schwäbischen Rudersberg. Hier ist auch das unternehmenseigene Technologiezentrum beheimatet, in dem u. a. Techniken neu- und weiterentwickelt, Produktprüfungen und Schulungen durchgeführt sowie Informationen an Endverbraucher vermittelt werden. Das Unternehmen hat mittlerweile neun patentierte Techniken entwickelt. Die Produkte kommen in Trinkwasser-Installationen aller Gebäudearten zum Einsatz – vom Einfamilienhaus bis zu großen Wohnanlagen, in kommunalen Gebäuden, Schulen und Kindergärten ­sowie in Büro- und Industrieobjekten.

www.ottokamp.com

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