Bislang dümpelte der Markt für Hausautomation im privaten Bereich mehr oder weniger vor sich hin. Über ein begrenztes Kundensegment von Technik-Freaks hinaus hat sich nicht viel geregt. Kostengünstige Lösungen, in der Regel mit einem Tablet oder dem Smart Phone als zentrales Bedienelement, sorgen aber zunehmend für Bewegung, wodurch sich das Marktpotenzial für das Smart Home stark erweitert. Um dieses zu erschließen, sollten Marktteilnehmer die Wünsche und Erwartungen ihrer potenziellen Kunden kennen und verstehen. Im Juni 2015 wurden über 1000 Endkunden zwischen 19 und 75 Jahren im Auftrag des Beratungsunternehmens Deloitte und der TU München zu ihrer Meinung über Smart-Home-Angbebote befragt. Diese Umfrage ergänzt verschiedene Deloitte-Studien aus den letzten zwei Jahren.
Konkrete Kaufabsichten oder Interesse an Smart-Home-Lösungen zeigen heute viele Endgebraucher. Allerdings verteilt sich das Interesse auf viele unterschiedliche Angebote. Angeführt wird die Wunschliste von Alarmsystemen, für die sich 38 % der Befragten erwärmen können. Die Heizung folgt mit 34 %. Weitere Themen wie Beleuchtung, Unterhaltungselektronik, Assistenzsysteme für Senioren, Jalousien, Schalter und Steckdosen werden jeweils zu etwa 30 % genannt. Auch wenn sich Alarmsysteme und Heiztechnik bei der Umfrage als Spitzenreiter zeigten, folgt das Feld mit den anderen Funktionsmöglichkeiten dichtauf.
Mieter zeigen ebenfalls großes Interesse
Was wenig verwundert: Eigentümer von Wohnimmobilien zeigen sich interessierter an der Vernetzung der eigenen vier Wände als Mieter. Doch auch hier ist der Abstand nicht so groß, dass Mieter für die Bearbeitung des Markts uninteressant wären. Für Alarmsysteme interessieren sich 43 % der Eigentümer, aber auch 36 % der Mieter. Bei der Heizung sind es 41 % der Eigentümer und 30 % der Mieter. Diese Zahlen zeigen die Bedeutung von funkbasierten Nachrüstlösungen, die gleichermaßen Eigentümer und Mieter ansprechen. Und auch die Wohnungswirtschaft kann profitieren, denn Smart-Home-Funktionen dürften sich zumindest bei hochwertigen Bestandsimmobilien als Alleinstellungsmerkmal lohnen. Handwerker, die die Hausautomation vermarkten, können hier also durchaus auch aktiv werden.
Interesse am Produkt oder ein in der nächsten Zeit geplanter Kauf sind eine Seite. Ob dann die Kohle auch tatsächlich fließt, steht wieder auf einem anderen Blatt. Diesen Punkt sollte die Frage nach der Zahlungsbereitschaft für ein Komplettpaket in Sachen Alarmsystem erhellen. Dieses wurde bei der Umfrage wie folgt beschrieben: Monatliche Hardwaremiete und zugehörige Services für ein Alarmsystem an Fenstern und Türen sowie steuerbare Jalousien. Unter 10 Euro wollen 23 % der Befragten dafür springen lassen. Zwischen 10 und 30 Euro wollen 27 % pro Monat hinlegen. Höhere Preise ab 30 bis über 60 Euro würden 22 % der Befragten bezahlen. Etwa 27 % haben keine Preisvorstellungen, was auch für eine weit verbreitete Unsicherheit der Verbraucher spricht. Es bleibt also festzuhalten, dass fast ein Viertel der Befragten mehr als 30 Euro pro Monat für das Komplettpaket hinlegen würden. Es lässt sich also mit einer signifikanten Zahlungsbereitschaft einer relativ großen Kundengruppe rechnen.
Marktstrukturen werden sich erst noch entwickeln
Welche Anbieter sich den größten Teil des Smart-Home-Marktes sichern werden, steht keinesfalls heute schon fest, denn die Deutschen zeigen hier kaum Präferenzen. Auf die Frage, wer der bevorzugte Anbieter beim Kauf von Smart Home-Lösungen sei, antworteten 20 %, dass der Anbieter keine Rolle spiele, und 31 % antworteten mit „weiß nicht“. Anbieter von Consumer Electronic und Telekommunikation werden mit 15 bzw. 10 % leicht bevorzugt. Die Hersteller von Hauselektrik werden von 9 % der Befragten als bevorzugte Anbieter genannt, Smart-Home-Spezialanbieter mit 8 % und Energieversorger mit 5 %. Abgeschlagen mit 2 % werden Internetunternehmen genannt. Offensichtlich genießen Google & Co. kein großes Vertrauen – und das aufgrund der Datensammelwut sicher nicht ganz zu Unrecht.
Das Stichwort Datenkrake führt zu einer weiteren Frage, nämlich ob Nutzer bereit wären, ihre Nutzungsdaten anderen zur Verfügung zu stellen. Es geht um Daten wie den Stromverbrauch oder das Heizverhalten. Nur 12 % würden altersübergreifend ihre Nutzerdaten grundsätzlich teilen. Die Mehrheit würde ihre Daten nur ganz bestimmten Anbietern zur Verfügung stellen wollen. Das Misstrauen steigt dabei mit dem Alter deutlich an. Wer künftig als Anbieter wahrgenommen wird, der besonders vertrauenswürdig mit Daten umgeht, könnte also deutliche Marktvorteile erzielen.
Insgesamt zeigt die Studie, dass ein Markt vorhanden ist und dass sich dieser in nächster Zukunft wohl auch strukturieren wird. Das heißt für unsere Branche – also Handwerker, Handel und Industrie gleichermaßen – dass Gas geben jetzt das Mittel der Wahl ist. Es wird sich bald entscheiden, wer sich als erster oder einer der ersten Ansprechpartner in Sachen Smart Home profiliert.UB
SBZ Extras
Die ausführliche Präsentation der Umfrageergebnisse finden Sie auf der deutschen Homepage von Deloitte (www.deloitte.de) unter dem Stichwort „Smart Home aus Konsumentensicht“. Wahlweise können Sie die Präsentation als PDF-Datei bei den SBZ Extras herunterladen: