SBZ: Herr Braun, im Bereich Wohnungslüftung rückt Zehnder das Thema Wohngesundheit seit einiger Zeit stark in Vordergrund. Hat die Coronapandemie hier ihre Spuren hinterlassen?
Heiko Braun: Der Gesundheitsaspekt war schon immer ein zentraler Pluspunkt der Wohnungslüftung. Nur würde ich behaupten, dass Corona und die Erlebnisse und Erfahrungen in der Pandemiezeit uns allen noch mal ganz drastisch vor Augen geführt haben, wie wichtig die Gesundheit im Allgemeinen und eine gesunde Raumluft im Speziellen ist.
Das ist jetzt keine bahnbrechende neue Erkenntnis, aber das Thema Gesundheit ist nun auf einer ganz anderen emotionalen Betroffenheitsebene angekommen. Zudem hat der Anspruch an eine gesunde Raumluft in den eigenen vier Wänden durch Corona noch mal eine besondere Relevanz bekommen. Denken wir hier nur mal an das Homeoffice, das uns auch künftig erhalten bleiben wird.
Die Wohnungslüftung kann beispielsweise die CO2-Belastung im Raum erheblich reduzieren und dadurch die Konzentrationsfähigkeit um bis zu 15 % steigern. Das belegen diverse aktuelle Gesundheitsstudien. Daher verfügen unsere neuen Lüftungsgeräte auch alle über CO2-Sensoren, um bedarfsgerecht den Luftaustausch zu regeln und so für ein gesundes Raumklima zu sorgen.
SBZ: Das sind gute Argumente für die Wohnungslüftung. Macht es angesichts der aktuellen Situation bei der Energieversorgung aber nicht auch Sinn, die Auswirkungen auf die Energieeffizienz stärker in den Fokus stellen?
Braun: Wir müssen jetzt eigentlich nichts neu erfinden oder stärker in den Fokus stellen, da die Vorteilsargumentation zur Energieeffizienz bei uns nie von der Agenda verschwunden ist. Vor dem Hintergrund der aktuellen globalen Energiekrise hat dieses Argument für unsere Kunden und auch in unserem Tagesgeschäft wieder einen erheblich größeren Raum eingenommen als noch vor einem Jahr.
Wobei ich an dieser Stelle ganz klar betonen möchte, dass uns bei Zehnder beide Argumentationen immer gleichermaßen am Herzen liegen und es nicht darum geht, ein Bedeutungsranking zwischen diesen beiden zentralen Vorteilen der Wohnungslüftung aufzustellen.
SBZ: Vor gut zwei Jahren ist Zehnder eine Kooperation mit dem Sentinel Haus Institut eingegangen. Dabei handelt es sich um eine Wissensplattform für gesundes Wohnen. Was verspricht sich Zehnder von dieser Partnerschaft?
Braun: Es geht uns dabei in erster Linie darum, das Bewusstsein der Menschen für gesünderes Wohnen zu schärfen. Und zwar durch eine wissenschaftlich fundierte und glaubwürdige Aufklärung und Information aller relevanten Interessensgruppen – vom Endkunden respektive privaten Bauherrn bis hin zu Fachhandwerkern, Planern und Architekten.
Unser Anspruch ist es, allen Kunden nach bestem Wissen und Gewissen Lüftungsgeräte anzubieten, die den höchsten Hygienestandards gerecht werden. Diese Zielsetzung erreichen wir seriös und transparent durch die Zusammenarbeit mit dem Sentinel Haus Institut.
SBZ: Wie sieht die Zusammenarbeit denn konkret aus? Haben sie in den ersten zwei Jahren bereits gemeinsame Projekte realisiert?
Braun: Der eindeutige Fokus in der Kooperation mit dem Sentinel Haus Institut liegt für uns in dem wissenschaftlich abgesicherten Einfluss der Zehnder-Wohnungslüftung auf die Wohngesundheit sowie der klaren öffentlichen Kennzeichnung dieses Einflusses. Aus diesem Grund haben wir in den letzten Jahren unsere gängigsten Lüftungsgeräte und Luftverteilkomponenten auf die eventuelle Abgabe von schädlichen Stoffen bzw. auf mögliche Produktemissionen testen lassen. Alle Untersuchungen wurden dabei im Einklang mit aktuellen europäischen Prüfnormen in einer entsprechend ausgestatteten Prüfkammer des
Eco-Instituts in Köln durchgeführt.
Und die Ergebnisse können sich wirklich sehen lassen, denn unsere Lüftungssysteme können nicht nur als schadstoffarm bezeichnet werden, sondern unterschreiten sogar die Empfehlungen des Umweltbundesamtes für Schadstoffe um den Faktor 100. Diesen hervorragenden Hygienestandard kommunizieren wir dem Verbraucher über das Label „Geprüft gesündere Produkte“ des
Sentinel Haus Instituts.
SBZ: Welche Rolle spielen denn im Kontext der raumlufttechnischen Prüfungen flüchtige organische Verbindungen (VOC) aus häuslichen Einrichtungsgegenständen und Baumaterialien?
Braun: VOC-Emissionen in Wohnräumen sind heute als echtes Gesundheitsproblem erkannt. Die Ursache sind häufig Lösemittel, welche aus den unterschiedlichsten Quellen stammen können. Sie können sich aus Möbeln oder Teppichen, aus Wandtapeten oder Laminatböden lösen und in der Raumluft verteilen. Auch bauchemische Produkte, Dämmstoffe oder Beschichtungen von Oberflächen wie Lacke, Farben oder Öle zählen zu den Quellen.
Daher wollten wir ganz genau wissen, ob unsere Lüftungssysteme in der Lage sind, diese und andere Belastungen der Raumluft abzutransportieren. Deshalb wird auch eine Liste von knapp 400 möglichen Schadstoffquellen überprüft, mit der alle denkbaren VOC-Ausdünstungen erfasst sind.
Unsere Referenzmessungen im Eco-Institut in Köln belegen, dass vorhandene Schadstoffe aus den Räumen mit einem Zehnder-Lüftungssystem innerhalb von einer Woche auf unter 10 % der ursprünglichen Belastung reduziert werden und damit deutlich unter den strengen Vorsorgewerten des Umweltbundesamtes liegen.
Das sind beeindruckende Zahlen. Wir konnten hier als erstes Lüftungsunternehmen den beschleunigten und zuverlässigen Abbau von Wohngiften jeglicher Art wissenschaftlich nachweisen.
SBZ: Über welche besonderen technischen Eigenschaften sollte ein Lüftungsgerät verfügen, um effizient für eine bestmögliche Raumluftqualität zu sorgen?
Braun: Unser Anspruch an Nachhaltigkeit und Schadstoffarmut beginnt bereits beim Produktionsprozess. So verwenden wir ausschließlich Materialien, die belegbar arm an Schadstoffen sind. Damit schließen wir aus, dass unsere Geräte später selbst die Raumluftqualität negativ beeinflussen könnten. Das haben auch die Ergebnisse der Tests mit dem Sentinel Haus Institut nun bewiesen.
Darüber hinaus haben reine Abluft- oder Umluftanlagen keinen Platz in unserem Produktportfolio. Wir setzen ausschließlich auf kontrollierte Be- und Entlüftung als das System mit der höchsten Hygienegarantie. Außerdem tragen auch diverse technische Komponenten zu einer hohen Raumluftqualität bei. Dazu gehören nach strengen Normen geprüfte Staub- und Pollenfilter, die sehr glatte, antistatische Innenhaut unserer Luftleitungen und nicht zuletzt der einfach zu reinigende Wärmetauscher.
SBZ: Gegenwärtig kann man am Markt eine Weiterentwicklung des Nutzungsspektrums in der Wohnungslüftung beobachten. Werden wir zukünftig vermehrt Komplettsysteme zum Lüften, Kühlen und Entfeuchten sehen?
Braun: Die Entwicklung wird meiner Meinung nach absolut in diese Richtung gehen. Die Pandemie hat den Stellenwert für eine gesunde Raumluft noch mal erheblich erhöht. Gesunde, gute Raumluft hat inzwischen die gleiche Relevanz wie die übrigen klimatechnischen Einflussgrößen wie Heizen, Kühlen und Be- und Entfeuchten. Und je professioneller Produkte bzw. Systeme diesen erhöhten Kundenanspruch an die sogenannte
„Indoor Air Quality“ erfüllen können, umso erfolgreicher werden diese Systeme am Markt sein.
Da wir gerade beim Thema Markttrends sind: Eine besonders wichtige Rolle wird in Zukunft die Raumkühlung spielen. Denken wir nur an den voranschreitenden Klimawandel mit zunehmend extremeren Außentemperaturen. Oder an die luftdichten Gebäudehüllen und großen Fensterfronten moderner Wohnhäuser. Für diese Bauweisen braucht man effiziente Lösungen, die einer Überhitzung bei spontanen Wetterumschwüngen vorbeugen.
Deshalb haben wir vergangenes Jahr die Kühleinheit Zehnder ComfoClime Cool auf den Markt gebracht. Diese wird als Ergänzung zu dem zentralen Komfortlüftungsgerät Zehnder ComfoAir Q 600 angeboten. Und die positiven Kundenreaktionen bestärken uns darin, diese Option im Laufe des Jahres auch für weitere zentrale Zehnder-Lüftungsgeräte einzuführen.
SBZ: Herr Braun, vielen Dank für das interessante Gespräch.